DIE GESTÜTE DES IN-toAUSLANÜES VON CARL BRAUER f \ im^ tfl** (-J OSCHÖNFELDS VERLAGSBUCHKANDLUNC IN DRESDEN ^ '^. '' o CS [It*^ yrtfnFi^^4.wi/iHA^ Die Gestüte des In- und Auslandes. Eine Beschreibung der bekanntesten Pferdezuchtanstalten (der Haupt-, Land- und Privatgestüte) nebst Angabe ihrer Ziele und Erfolge. Für Thierärzte, Pferdezüchter, Landwirthe und Freunde des Sports. Nach den zuverlässigsten Quellen und auf Grund direkt eingezogener Erkundigungen bearbeitet von CARL Bräuer, K. S. Kommissionsrath, vorm. Kgl. Bezirkstliierarzt. Mit vielen Abbildungen von Gestüts - Brandzeichen. DRESDEN 1901. G. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung. Alle Rechte behält sich die yerlaofshandluns vor. Vorwort. Uas vorliegende Werk ist die Frucht einer vieljährigen, mit Liebe "und Ausdauer o-etriebenen Beschäftigung; es verfolgt den Zweck, den- jenigen, die sich für Einrichtung und Betrieb von Gestüten interessiren, in übersichtlicher Form alles zu bieten, was darüber z. Z. bekannt ist. Der Verfasser hat sich nicht damit begnügt, nur das in Büchern und Zeitschriften zerstreute Material zu sammeln und zu verarbeiten, er hat auch durch ausgeschickte Fragebogen direkte Erkundigungen einzuziehen versucht und ausserdem sich bemüht, die Eindrücke, die er aus persön- licher Anschauung und Beobachtung auf seinen mannigfachen Reisen gewonnen hat, mit einzufiechten. Wenn trotz der aufgewendeten Sorg- falt das Buch nicht ohne Lücken und Fehler geblieben ist, so ist dies angesichts der Schwierigkeit mit der das erstmalige Zustandebringen einer derartigen Arbeit verbunden zu sein pflegt, begreiflich; man wolle aber Mittheilungen betreffs etwaiger Irrthümer gütigst an den Verfasser gelangen lassen, behufs Benutzung für einen beabsichtigten Nachtrag. Einzelne Länder, wie z. B. Belgien und Holland, haben über- gangen werden müssen, weil in diesen Staaten weder Staats- noch grössere Privatgestüte bestehen und die Pferdezucht dort unter Beob- achtung gesetzlicher Bestimmungen nur in den Händen der kleineren Grundbesitzer ruht. Die mit grossem Fleiss bearbeiteten Sach- und Namenregister werden den Werth und die Brauchbarkeit des Werkes namentlich als Nachschlagebuch wesentlich erhöhen. Schliesslich sei allen Gestütsanstalten und Thierärzten, die den Verfasser durch reiche Materiallieferung freundlichst unterstützten, be- sonders aber auch Herrn k, k. Bezirksthierarzt Alois Koch in Baden bei Wien, der die Güte hatte, die s. Zt. nach Ungarn ausgeschickten Fragebogen in die dortige Landessprache zu übersetzen, auf diesem Wege herzlichst gedankt. Annaberg in Sachsen im Ausfust 1901. -^ s »^ ■■ Carl Brauer. IV Inhaltsverzeichniss. Seite Vorwort . . . III Verzeichniss der benutzten Litteratur VI DruckfeUer-Berichti^uno'en VIII Königreich Preussen: Provinz Brandenburg .... 1 ^ Pcmmern 7 . Schlesien 10 , Sachsen 19 Westfalen 25 Rheinprovinz 26 , Ostpreussen . 30 Westpreussen 78 ^ Posen 79 Hessen - Nassau 83 , Schleswig -Holstein 86 , Hannover 87 Königreich Sachsen 93 Grossherzogthum Sachsen- Weimar 98 Herzogthum Sachsen- Meiningen 99 Sachsen -Coburg -Gotha lOO Anhalt 101 „ Braunschweig 102 Fürstenthum Lippe 105 Grossherzogthum Mecklenburg -Schwerin 108 , Mecklenburg -Strelitz .121 Königreich Bayern 126 Württemberg ; . 136 Grossherzogthum Baden 140 Hessen 141 Elsass- Lothringen 143 Kaiserthum Oesterreich : Niederösterreich 144 Oberösterreich 148 Steiermark 150 Kärnthen 154 Krain. Küstenland 157 Böhmen 159 Mähren 173 Oesterr. - Schlesien 180 Galizien 182 Bukowina 226 Inlialtsvcrzeichniss. V Seite Königreich Ungarn 235 Siebenbürgen 299 Ki-oatien und Slavonien 325 Königreich Italien 329 Republik Frankreich 333 Grossbritannisches Reich . 341 Königreich Dänemark ........ 350 „ Schweden und Norwegen 35I Kaiserthum Russland 354 Königreich Rumänien 373 Afrika -Aegypten . . 374 Afrika -Berberei 375 Amerika. Vereinigte Staaten 376 Register A: Alphabetisches Namen -Verzeichniss der Gestütsinhaber .... 377 , fr: , Verzeichniss der Gestütsorte . 383 , C: ^ Verzeichniss der in diesem Buche erwähnten Zuchtthiere (Beschäler, Deckhengste, Mutterstuten etc.) . . 388 „ Da: Alphabetisches Verzeichniss der Gestüte, welche zu Gebrauchs- zwecken züchten 400 b: welche Farbenschläge züchten 400 VI Verzeichniss der benutzten Literatur. Adam, Theod., Wochenschrift f. Thierlieilkunde u. Viehzucht. Augsburg. Notizen über die k. k. Gestüte: Babolna, Kisber in Ungarn und Kladrub i. Böhmen. Bossert, Zeitschrift f. Pferdekunde u. Pferdezucht. Erlangen 1896. 1897. 1898. 1899. Brückner, Geschichte des k. ungarischen Staatsgestüts Kisber. Wien 1844. Brey, Das Gestüt Särvar in Ungarn. München 1897. Bruckmüller, Versuch über die histor. Entstehung u. Verbreitung der Pferde- rassen. Vierteljahrschr. v. Müller u. Roll. Band 15. Wien 1860. Bräu er, Sammlung von Gestütsbrandzeichen etc. Dresden 1877. Dünckelberg, Die Zuchtwahl des Pferdes (Englisch - arab. Vollblut). Braun- schweig 1898. V. Drathen, Das schwere Arbeitspferd in England und Schottland. Bericht einer Studienreise. Berlin 1898. Egan, Das ungarische Pferd, seine Zucht u. Leistung. Berlin. Frey tag, Die Hausthierrassen. (1. Band: Pferderassen.) Halle 1874. — , Russlands Pferde-Rassen. Halle 1881. Gassebner, Die Pferdezucht in der österr.-ungar. Monarchie. Wien 1894. Graf u. Müller, Bericht über eine Bereisung der vorzüglichsten ungarischen Gestüte und Schäfereien 1848. Wien 1849. Hahn, Vier Wochen in Mezöhegyes, Mittheilung über das k. ungarische Staats- gestüt. Stuttgart 1873. P. A. H., Reiseerinnerung. P]in Besuch in Trakehnen. Stuttgart 1885. Johne, Geschichte der sächsischen Pferdezucht auf aktenmässigen Grundlagen unter Mitwirkung von Oberstlieutenant Schlaberg. Leipzig 1888. Jacoby, Die französischen und belgischen Pferderassen. Erfurt 1892. Koch, Encyclopädie der ges. Thierheilkunde u. Thierzucht, Bände 1—11. (Grass- mann, Freytag). Wien 1894. Moerder, v.. Die Organisation der Gestüte Russlands. Adam's Wochenschrift. Augsburg 1869. Mottloch, Geschichte und Zucht des englischen Pferdes zu Kladrub. Manu- script. 1890. — , Geschichte und Zucht der Kladruber Rasse. Wien 1886. Mayr, Die Gestüte des österreichischen Kaiserstaates. Wien 1860. Meyendorff, Die Pferdezucht Russlands. Berlin 1863. Militär- Wochenblatt: Französische Pferdezucht 1892. Berlin 1894. Müller-Parey, Deutsche Landw. Presse. 1878—1898. Berlin. Nörner, Brandzeichen der Staats- und Hofgestüte Oesterreich - Ungarns. Leipzig 1885. Nägele, Der Pferdefreund. 1897. 1898. Berlin. Oberstmarstallamt Wien: Das k. k. Hofgestüt Lippiza 1580 — 1880. Wien 1880. (Dedication.) Verzeichniss der benutzten Literatur. VII Puscli, Das Gestütswesen Deutschlands. Berlin. 1891. Ramschak, Oesterreiehische Zeitschrift für Hippologie und Pferdezucht. 1882. 1884. 1886. Wien. Schönbeck u. Schäfer, Deutsche hippologische Presse. 1896. 1897. Berlin. V. Schwartz, Das k. preuss. Hauptgestüt Graditz. Berlin 1870. V. Schwartz u. Krocker, Deutsches Gestütsbuch. Stoeckel, Die k. preuss. Gestütsverwaltung und die preuss. Landespferdezucht. Berlin 1890. ,,Sporn'', Das herzoglich braunschweigische Vollblutgestüt Harzburg. Berlin 1893. Simon off, und v. Moerder, Die Russischen Pferderassen. Berlin 1896. V. Tennecker, Jahrbuch der Pferdezucht. 1838—1843. Weimar. Teige 's Landwirthschaftliche Thierzucht, und illustrirte landwirthschaftl. Zeitung: 1892—1899. Schöneberg-Berlin. Unterberger, Mittheilungen aus dem Innern von Russland. Bericht von 1851. Dorpat 1858. Wachtier, „Der Pferdezüchter". Landespferdezucht in Steiermark. 1881 -1886. VIII Druckfehler-Verzeichniss. E 3 wird gebeten, nachstehende Fehler vor der Benutzung des Buch e berichtigen zu wollen Seite 1 Zeile 18 von unten statt Savemake lies Savernake. 4 , , 3 „ oben )? Bayan , O'Bajan. 7 , , 10 „ oben „ Lyrus , Cyrus. 8 , 1 3 „ unten )> Rabin , Robin. 12 , , 15 „ oben ,j Orlanda , , Orlando. 13 , , 21 „ oben )) Rebeller , , Reveller. 16 , 3 „ oben )i Shamant , , Chamant. 17 , 6 „ oben .j Ismail Pacha , , Ismail Pascha. 17 , , 7 ,, oben ,, Liason , Liaison. 18 , 1 „ unten )) Flibuster , F 1 i b u s t i e r. 22 , , 17 „ oben ,j Watherglass , Weatherglass. 22 , 6 „ oben )) Cbament , Chamant. 24 , , 19 ,, unten )j Flyinbuck „ Flyingbuck. 26 , Ö ,, unten )» Hynienaus , Hymenaeus. 27 , 1 ,. unten ,, Blinkoole , Blinkhoolie. 41 , 9 ,, unten 5> The Pigne , The Pique, 53 , 16 ,, unten )) Caladonia , Caledonia. 66 , 4 ,, unten „ Silberking , Silverking. 86 , 9 ,, unten ,, Cremarne , Cremorne. 95 , 10 ,, oben )> Tulpa Magyar , Telpra Magyar. 112 , , 19 ., oben 5! Seat Horse , Sea Horse. 130 , , 14 „ oben )J Dantin , , D and in. 140 , 5 ,, unten >5 Sweep Yakes , , Sweepstakes. 145 , 23 „ unten ,j Samban , Samhan. 151 , 17 ,. unten >> Stutalpe , Stubalpe. 158 , 23 „ unten 5) Coversano , Conversano. 165 3 ,, oben j, Privatur , P r i V a t e e r. 168 , 10 ., unten ,, Pessadoro , Passadoro. 177 5 „ unten 5> Talpa Magyar , Telpra Magyar. 185 , 15 „ unten ,, Osteger , 0 s t r e g e r. 219 2 ,, unten )» SHJdan , Saydan. 230 7 ., unten )) Obojan , O'ßayan. 280 2 ,, unten ?J Saglavy Siglavy. 245 , 18 „ unten ,, Saklavy , , Siglavy. 270 2 ,, oben )! Volois , , Valois. 282 , 24 „ unten )) Farbidden , , Forbidden. 286 , 11 ,, oben ,, Conj'nham , , Conyngham. 291 , 20 ., unten ,j Nord-Star , North-Star. 301 4 .. unten >) Cartor , C a s 1 0 r. 313 , 11 .. üben ,, Zsibö , Zsidö. 341 8 ,, unten Claunronald , C 1 a n r 0 n a 1 d Königreich Preussen. Provinz Brandenburg. Reg.-Bez. Frankfurt a. 0. Krei« Lebus. Name des Gestüts: Alt-GoltTI. Besitzer: früherer: J. Süloschifl. gegenwärtiger: PviflZ Anbevt VOU Anhalt. Topographisches: Alt-Golm liegt ca. 6 km von Fürstenwalde, Stadt an der Spree, entfernt und an der märkischen Eisenbahn, 472 Meilen westlich von Frankfurt. Das Grestüt Alt-Golm wurde nach dem Tode des bis- herigen Besitzers Saloschin an den Prinzen Aribert von Anhalt verkauft, und soll dasselbe von jetzt ab: „Herzoglich Anhaltsches G-estüt Alt-Golm" genannt werden. Geschichtliches: Der vorhergehende Besitzer G. W. Büxenstein gründete liier 1890 ein kleines Vollblutgestüt — 1 Hengst, Bandit von Savemake^ und 6 Mutterstuten; dasselbe wurde nach und nach auf 10 Stuten vergrössert. Daneben wurde auch etwas Traberzucht betrieben. 1895 wurde das Gestüt mit sammt dem Gute an den genannten Besitzer verkauft, der ersteres darauf forterhielt. Der Bestand war 10 Mutterstuten und 6 Absatzfohlen und einige Traber. — Hierzu wurden aus England 1895 käuflich erworben: Vollbluthengst Galliard, sowie 2 Stuten. 1896 war der Bestand des Gestüts: 1 Beschäler und 20 Mutter- stuten, von denen 18 englische Vollblutstuten und 2 Traberstuten. Züchtung: Die Nachzucht wird auf der Rennbahn ausgenutzt. Provinz Brandenburg. Reg. -Bez. Potsdam. Kreis Uckermark. Name des Gestüts: BärGnkläU (Remontedepöt). Besitzer: Staats -FiscMS, Topographisches: Bärenklau liegt im Norden der Provinz Brandenburg, von der Ucker durchströmt, die in Pommern in das kleine Haff mündet. Geschichtliches: Als Remontedepöt wurde dasselbe 1832 errichtet und mit 515 Remonten belegt. IS r ä u e r , Gestüte. 1 2 Provinz Brandenburg. Reg.-Bez. Potsdam. Kreis Neu-Ruppin. Name des Gestüts: LlndendU (Landgestüt), Neustadt a.O. (bezw. Brandenburgisches Landgestüt). Besitzer: Staats - Fiscus. Topographisches: Lindenau liegt am westlichen Ende von Neustadt a. D. von der gleichnamigen Eisenbahnstation der Berlin — Hamburger Staatsbahn ca. 2 km entfernt. Geschichtliches: Hier wurde 1789 das sogenannte kurmärkische Landgestüt errichtet. 1802 war der Bestand an Beschälern auf über 140 Stück gebracht. Von 1795 an wurden die den Beschälern zugeführten Stuten mit beigefügtem Gestütszeichen versehen ; zu Anfang des gegenwärtigen Jahr- hunderts (1802) wurden auf 30 Stationen lOG Hengste aufgestellt; später nahm die Zahl der Stationen und der Hengste wegen Futterverhältnissen und Unruhen um etwas ab. Der Abstammung nach waren die Hengste zumeist Preussen, Mecklenburger, mehrere Friedrich -Wilhelmstädter, Ans- bacher, Zweibrücker, einige Holsteiner und mehrere Kurmärker. — Nach der Schlacht bei Auerstädt flüchtete das Gestüt durch Mecklenburg nach Dänemark. Hier abgewiesen, mussten die Hengste umkehren; infolge dör Anstrengungen gingen viele davon zu Grunde und fielen mehrere den Franzosen in die Hände. Züchtung: Das Landgestüt Lindenau wui'de 1815 als das gegenwärtige , brandenburgische " mit einigen 40 Beschälern neu eingerichtet; die Brandzeichen * ^ Zahl erhöhte sich kurz auf einige 80 O I Hengste ; später wurde die Zahl eine noch höhere. Bestand: 1900 = 217 Hengste, 1901 desgleichen. J Provinz Brandenburg. Reg.-Bez. Frankfurt a. 0. Kreis Friedeberg in der Neumark, Name des Gestüts: SchÖlirade. Besitzer: Max von Wedemeyer. Topographisches: Schönrade ist ein Kittergut mit einem Areal von 1300 ha mit sandigem Lehmboden. Geschichtliches: Während der 1850er Jahre wurde von dem Vater des gegenwärtigen Besitzers das hier unterhaltene Gestüt gegründet. Die ersten hier eingeführten Zuchtpferde gehörten dem kaltblütigen Schlage an. Ursprünglich wurde mit Percheron-Hengsten und dänischen Stuten gezüchtet. Stammvater des Gestüts ist ein aus der Normandie eingeführtei- Hengst General; für einige ,Zeit fand aber auch ein Clydesdaler Hengst ■ Verwendung. Später kamen aber einige englische Vollblutpferde zur Auf- stellung, die neben dem schweren Zugpferd fortgeführt- wurden. Provinz Brandenburg. Reg.-Bez. Frankfurt a. 0. Kreis Friedeberg i. d. Neumarkt. S Züchtung: Das Gestüt hält immer einen Bestand von ca. 90 Pferden und dabei einen solchen von einigen 20 Mutterstuten und ca. 4 Hengsten; von letzteren ist einer „Vollblut" (Kaleb., ein Fuchs), ein Compromiss aus der Leu V. Buccaneer; die anderen ein Ardenner, ein Holsteiner und ein Kreuzungsprodukt eines Shire- Hengstes und einer Percheron- Stute. Mitte der 1890er Jahre setzte sich die Zuchtheerde zusammen aus 7 Voll- blut-, 4 Halbblut- und 10 Kaltblutstuten. Von den Vollblutfohlen werden durchschnittlich jährlich als Jährlinge ca. 10 — 12 für hohe Preise verkauft. Provinz Brandenburg. Reg.-Bez. Potsdam. Kreis Luckau (Niederlausitz). Name des Gestüts: ZÜtzen. Besitzer: Graf Kleist Topographisches: Auf einem Rittergut wird von gen, Besitzer ein Gestüt unterhalten. Geschichtliches: Seit 1868 wurde hier in geringem Umfange „Vollblut- zucht" betrieben. Die erste Vollblutstute : St. Agnes von West- Australien (in 10 Jahren 7 Fohlen gehabt); von diesen Fohlen war das nach Blue Gown gefallene der Unionsieger von 1877, der um bezeichnete Zeit in das Gestüt des Grafen v, Krasinski zu Moczydlo als Beschäler kam, und diesem die Erfolge zuzuschreiben sind. Weitere Stuten waren: Listless von Marsyas, Midnight von King Tom und Laure von Knight of the Garter. Weitere Pferdezucht wird hier mit einigen angekauften Gebrauchsstuten „Halbblutzucht" betrieben und werden dazu die Königl, Landesbeschäler benutzt, Sämmtliche Stuten und Fohlen, ausser den Vollblutthieren, gehen während der günstigen Jahreszeiten über Tag in getrennten Koppeln, Provinz Brandenburg. Reg.-Bez. Potsdam. Kreis Ruppin. Name des Gestüts: Friedrich Wilhelm-Gestüt zu Neustadt a. D. Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: Bezeichnetes Gestüt liegt am Bahnhof Neustadt a. d. Dosse^ der Berlin — Hamburger Staatsbahn ; es gehören hierzu über 600 ha Areal ; die Wässerung der Wiesen erfolgt durch das Wasser der Dosse, welche gleichzeitig auch durch die Koppelflächen fliesst, die Koppeln sind vou lebenden Hecken umfriedigt. Geschichtliches: Die Gründung des Gestüts erfolgte zu Anfang des 18, Jahr- hunderts, welches von da ab bis zum Jahre 1780 besonders der Maul- thierzucht diente. Letztere wurde 1787 aufgehoben und 1788 das Gestüt eigentlich gegründet. Hierzu wurden 120 Stuten und 5 Hengste eingestellt, von letzteren waren 2 Vollblut- und 3 Halbblut-Hengste, vou ersteren waren es 4 englische und 5 anglo - arabische Vollblutstuten, die übrigen gehörten dem Halbblut an. Mit diesem Bestand und dem Zuchtziel „edles Reitpferd" zu erzeugen^ wurde das oben bezeichnete Hauptgestüt, unter Neubau des Gestütshofs ^ 1* 4 Provinz Brandenburg. Reg.-Bez. Potsdam. Kreis Ruppin. errichtet. — 1789 wurden Hengste aus Spanien, Frankreich und der Berberei herbeigeholt und gleichzeitig 12 englische Stuten mit eingeführt. 1791 wurden 11 syrische Hengste zugebracht, von welchen Bayan, Mokraby und Neschty berühmt sind für das Gestüt. Gleichzeitig kamen aber noch in das Gestüt die bedeutenden Hengste Persianer und Turk mayti Atty, welche letzteren von 1791 — 1801 im Friedrich Wilhelm - Gestüt benutzt wurde; dieser kam aus dem fürstlich Kaunitz'- schen Marstall, wohin er von der Kaiserin Katharina von Russland ge- schenkt worden war. Infolge Kriegswirren wurden 1806 60 der edelsten Vater- und Mutterthiere nach Trakehnen bezw. nach russisch Litthauen gerettet und blieb daher das Gestüt bis 1810 aufgelöst. Von den zurück- gebliebenen Pferden fand man nur wenige wieder. 1810 im Herbst wurde das Gestüt mit ca. 70 Stuten wieder errichtet und in früherer Weise mit Erfolg fortgeführt. 1845 endlich wurde die Zuchtrichtung der Rennbahn angepasst und von da an englisch-arabische Halbblutzucht betrieben, auch wurde der Bestand von da ab auf ca. 120 Mutterstuten bis zum Jahre 1877 erhöht, deren Produkte möglichst starke, edle Halbblut -Reit- und Jagdpferde waren. Als Beschäler fanden hierzu meist 2 Vollblut- und 3 Halbbluthengste Verwendung. 1876 wurde der Bestand des Friedrich Wilhelm-Gestüts zum grössten Tbeil nach Beberbeck verlegt, der kleinere nach Graditz, eben dorthin auch die Trainiranstalt. Das Haupt- gestüt Neustadt a./D. ging somit als solches ein und wurde dafür das bisher in Linden au aufgestellte „ brandenburgische " Landgestüt nach Neustadt verlegt (s. Lindenau). Auf Wunsch des Kaisers Wilhelm IL wurde 1895 jedoch das früher verlorene, nach Beberbeck (1876) verlegte „Neustädter" Gestüt wieder eingerichtet und dazu „Neustadt" wie ehedem ausersehen. Züchtung: Das Zuchtziel bestand in Erziehung eines kräftigen, starken Halbblutpferdes, dem früheren Neustädter Pferde ähnlich, es wurde daher eine Kreuzung mit englisch-arabischem Vollblute versuchsweise aus- geführt, hierzu wählte Graf Lehndorff-Graditz den in Bäbolna gezüchteten Araber Young O'Bajan. — Die Mutter dieses Hengstes, eine Araber- Vollblutstute (stichelhaariger Lichtfuchs mit Abzeichen und Namen „No. 10 Amurath-Bratactar") wurde 1880 geboren. Diese ergab in Bäbolna vor- zügliche Produkte. — Young O'Bajan zeigte Schönheit der Formen, Adel und vorzüglichen Bau, der Körper ungewöhnliche Tiefe und Breite, starke Knochen und scharf begrenzte Muskelpartieen. Bestand 1895 etwa 20 Stuten, englisch - arabisches Halbblut bez. Vollblut, soll gegenwärtig (1899) auf 40 Mutterstuten erhöht werden, der Nachwuchs jedoch auf 80 Köpfe. 1900: zwei Vollbluter: Botschafter und Kirkconnel, berühmte Hengste, 40 Mutterstuten, Nachzucht ca. 80. Brändzeichen: Das frühere Brandzeichen für „Neustadt" war nebenstehendes (Pfeil mit Schlange auf rechter Hinterbacke, den Jährlingsfohlen ^ !? aufgebrannt). Dasselbe Zeichen wurde nach Beberbeck über- #) führt. Pfeil und Schlange: Sinnbild der Schnelligkeit und > Klugheit. Hengst Young O'Bajan trägt auf der linken Rücken- ) Seite (unter der Sattelfläche) ein römisches B mit der ungarischen T Krone darüber, rechts die Anfangsbuchstaben des Vaters 0. B. und die Fohlennummer 12 darunter. Weiteres s. Bäbolna. Provinz Brandenburg. Reg.-Bez. Potsdam. Kreis Teltow. 5 Name des Gestüts: Düppel. Besitzer: Prinz Friedrich Carl von Preussen. Topographisches: Düppel ist ein 1865 zum Rittergut erhobenes Gut, es liegt an der Berlin — Potsdam — Magdeburger Eisenbahn und ist vom Bahn- hof Zehlendorf genannter Eisenbahn leicht zu erreichen. Areal 5 ha. Während der ersten 6 Monate der Tragezeit werden die Mutterstuten zu leichter Ackerarbeit benutzt, später aber in Padocks gebracht. Geschichtliches: Das Gestüt wurde 1860 gegründet, um hier englisches Voll- und Halbblut bezw. Reit- und Wagenpferde für den Mar stall zu erzielen und wurde darauf geachtet, die Wagenpferde nur in der Fuchsfarbe zu erlangen. Um einen geeigneten Mutterstutenstamm heranzubilden, wurden zunächst in Hannover Absetzfohlen von bewährten Vollblutvaterpferden und veredelten Landstuten stammend, angekauft. Anfangs wurden die Hengste des Hauptge- stüts Neustadt a./D. — Friedrich Wilhelm-Gestüt — zum Decken der Mutter- stuten benutzt, aber auch die Mutterstuten nach Hannover zum Belegen gesendet. Bestand 1872: 2 Voll-, 1 Halbblutbeschäler, 4 Voll- und 13 Halb- blutstuten, ca, 8 Vollblutfohlen und gegen 30 Halbblutfohlen. Züchtung: Die bisherige (Voll- und Halbblut-) Zucht hat in Düppel auf- gehört. Heute ist daselbst ein Pferde - Pensionat eingerichtet, es werden marode Pferde behufs Erholung dort untergebracht. Provinz Brandenburg. Reg.-Bez. Potsdam. Kreis Prenzlau. Name des Gestüts: Klcltl - LUCkOW. Besitzer: Oekonomierath Keibel. Topographisches: Die Besitzung ist ein Rittergut und hält über 800 ha Areal. Die Gegend ist hügelig, der Boden fruchtbar, ca. 10 ha Weiden, die jedoch nach nicht zu langer Benutzung mangelhaft wurden. Geschichtliches: Vorstehendes Gestüt ist 1845 gegründet; das erste Material darin zeigte sich ungenügend. Es wurden Stutfohlen aus Mecklenburg- Strelitz und zwar aus Schönhausen bezogen. 1857 wurde das Gestüt von Influenza heimgesucht und dasselbe dadurch bis auf den geringsten Satz zerstört. Eine noch gerettete Mutterstute verblieb dem Gestüt. Von jetzt ab wurden Trakehner Stuten, auch andere ostpreussische Pferde gehalten und von dem Schönhauser Hengst Niclat und dem Ivenaker Hengst Herodot gedeckt. Es erholte sich nun das Gestüt, sodass sich dasselbe nach Grassmann's Angaben während der siebenziger Jahre auf einen Bestand von gegen 80 Pferden erhöht hatte, davon wurden durch- schnittlich für die Zuzucht ca. 14 Mutterstuten unterhalten, wozu jähr- lich ca. 10 Fohlen als Erfolg der Zucht kamen, die dann später mit älteren Jahrgängen in Koppeln sich bewegten. Züchtung: Zuchtzweck: Erzeugung von Militärpferden, sowie guten Reit- und Wagenpferden. 6 Provinz Brandenburg. Reg.-Bez. Potsdam. Kreis Angermünde. Name des Gestüts: GÖrlsdOPf. Besitzer: Graf W. Redern. Topographisches: Görlsdorf liegt in der Nähe von Angermünde und ist per Eisenbahn von Berlin sowohl, als von Stettin, Frankfurt a. 0., Schwedt a. 0. und Stralsund über Angermünde (Station) leicht zu erreichen. Geschichtliches: Von obigem Besitzer wurde 1884 das Gestüt gegründet und nur für Vollblutzucht bestimmt. Der in diesem Gestüte thätige Vollbluthengst Fulmen ist nach Bossert, Zeitschrift f. Pferdekunde und Pferdezucht, 1900, Nr. 6, der bei weitem erfolgreichste Beschäler eines deutschen Privatgeslütes. In den Jahren 1893 — 1899 haben nach der „Sportwelt" 172 seiner Kinder 284 Rennen und im Ganzen 1 616 563 Mk. gewonnen. ,. Züchtung: Die Züchtung wii'd mit 15 englischen Vollblutstuten (6 waren kurz nach der Gründung, 5 direkt aus England eingeführt worden) be- trieben, wozu nur die berühmtesten Hengste zur Verwendung kommen. Zuchtrichtung für Rennpferde. Provinz Brandenburg. Reg.-Bezirk Potsdam. Kreis Westpriegnitz. Name des Gestüts: GsdOW. Besitzer: Graf von Wilaniowitz-Möllendorff. Topographisches: Das Gestüt liegt am rechten Eibufer, ca. 2Y2 Meilen von der Kreisstadt Perleberg. Eisenbahnstation Gadow der Lüneburg — Witten- bergeschen Bahn. Die Besitzung besteht aus 7 Rittergütern mit einem Areal von 2680 ha. Boden feuchter Sand. Geschichtliches: In Gadow wurden 1829 Halbblutstuten behufs Aufzucht von Jagdpferden eingeführt. Diese Zucht wurde jedoch bald in Vollblut- zucht umgewandelt. 1830 wurden deshalb Vollblutpferde angekauft und dazu der Vollbluthengst The Caller mit 10 Vollblutstuten eingeführt. Mitte der 40er Jahre wurde Trainiranstalt errichtet, die aber wieder einging; auch wurde der Rennstall während der 70er Jahre geschlossen. Die gegenwärtige Zucht beschränkt sich auf Beschaffung von Pferden für den eigenen Guts- bez. Wirthschaftsbedarf. Züchtung: Von den Beschälern, welche in Gadow standen, sind The Caller, Lara, Künftig, Scherz und Thor zu nennen; dazu gehörten ca. 12 Voll- blutstuten. Provinz Brandenburg. Reg.-Bez. ■Potsdam. Kreis Prenzlaii. t' Name des Gestüts: NeUenSUnd. Besitzer: Rittmeister a. D. von Arnim. Topographisches: Gestüt Neuensund ist in einem Rittergut untergebracht; letzteres liegt ca. 9 km von Strassburg und nordwestlich von Prenzlau, an der von Pasewalk nach Neu — Brandenburg führenden Eisenbahn. Hierzu gehören 3 Vorwerke. Im Sommer weiden sämmtliche Fohlen. Geschichtliches: Am Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgte die Gründung des Gestüts durch die Vorfahren des Besitzers. Der- Zweck bestand darin, edles, starkes Halbblut zu züchten. Es fanden hier z. B. die Hengste Hector, Lyrus, Godolphin, Aniboldo, Augustus etc. Verwendung und wurde hierdurch das gesteckte Ziel erreicht. Es erfolgte dann aber 1873 die Einstellung dänischer Hengste, um dadurch eine Reinzucht nebenbei für Landwirthschaftszwecke einzurichten. Züchtung: Zuchtziel besteht darin, kräftige Halbblutthiere für starken Reit- und Wagendienst zu gewinnen und durch einen dänischen Hengst und reinblütige dänische 8 Mutterstuten Oekonomiepferde zu erzielen. Ausnützung: Deckung des eigenen Bedarfs; dann Abgabe von Reit- und Wagenpferden an Militär und Civil. Provinz Pommern. Reg.-Bez. Stettin. Kreis Regenwalde. Name des Gestüts: LclOGS (Pommersches Landgestüt). Besitzer: Staats-Fiscus. Topographisches: Labes, Stadt, nordöstlich und 60 km von Stettin, an der Rega, welche hier die Lössnitz aufnimmt, und an der von Stargard nach Colberg führenden Eisenbahn, mit den Trümmern einer alten Burg. Das hier unterhaltene pommersche Landgestüt liegt eine halbe Stunde südlich von der Stadt, an der Strasse nach Wangerin. Areal über 25 ha. Ge- bäude: Ziegel-Rohbau, 8 Wohnhäuser, 2 grosse Ställe. Geschichtliches: 1876 wurde das Landgestüt gegründet. Der erste Be- stand des Gestüts waren 120 Hengste, die aus bestehenden Landgestüten stammten. Von 1855 ab trat eine Vermehrung des Bestandes (207) ein mit 2 Vollblutpferden; ferner: 1 Trakehner, 13 Graditzer, 4 aus Beb erb eck, 6 aus dem früheren Friedrich Wilhelm-Gestüt, 1 aus Zirke, 3 Belgier und 179 Hengste anderer Zuchtabstammungen. Davon gehören dem Gebrauche nach 42 Hengste dem leichten, 88 dem schweren Reitschlage und 77 dem Wagen- und Arbeitsschlage an. Diese Hengste waren früher über 81, in neuerer Zeit über 73 Stationen vertheilt. Hengstbestand 1900: 162, 1901: 162. 8 Provinz Pommern. Reg.-Bez. Stettin. Kreis Uckermünde. Name des Gestüts: FerdlnandsIlOf (Remontedepöt). Besitzer : Staats - Fiscus, Topographisches: F er dinandshof liegt nordwestlich von Stettin, an der Berlin — Pasewalk — Stralsunder Eisenbahn. Geschichtliches: 1862 wurde hier ein königl. Eemontedepot errichtet, worin 571 Remonten Aufnahme finden. Es werden hier 2 — 3jährige Pferde ein- gestellt und 4jährig an die Regimenter — Cavallerie und Artillerie — abgegeben. Dem Kriegsministeriura unterstellt. Provinz Pommern. Reg.-Bez. Stettin. Kreis Greifenberg. Name des Gestüts: NeU-TrGptOW a. d. Rega (Remontedepöt), Besitzer: Staats - Fiscus (Königlich Pretissisches Kriegsministerium). Topographisches: Treptow, Stadt an der Rega, ca. 1 Meile von deren Einmündung in die Ostsee ostnordöstlich. In Neuhof Sitz der Ad- ministration. Nebenvorwerke sind: Grumminshof und Suckowshof; Gesammtareal : 1700 ha.' Wiesen in der Nähe des Deeper-Sees. Geschichtliches: Dieses Depot wurde 1821 gegründet und gehört dazu noch ein Hauptvorwerk Namens Neuhof; dasselbe liegt ca. 2 km von Treptow. Das ganze Depot bringt 6 — 700 Remonten unter, diese stammen meist aus Hinterpommern und Westpreussen und zu einem Theil aus dem Brandenburgischen, und werden von der Remonte-Ankaufskommission drei- jährig angekauft. Provinz Pommern. Reg.-Bez. Stettin. Kreis Demmin. Name des Gestüts: BrOOCk. Besitzer: Freiherr von Seckendorff. Topographisches: Broock liegt zwischen den Städten Demmin, Treptow a. T.^ Anklam und Greifswald an den Ufern eines Flüsschens, Tollen se, und ist von der Eisenbahnstation Sternfeld mit der Nordbahn leicht zu erreichen. Die Herrschaft hält ein Areal von ca. 250 — 260 ha mit humusreichem Sandboden. Mehrere Vorwerke, Gras- und Weide-Koppeln. Geschichtliches: Das Gestüt wurde 1810 von den Vorfahren des Besitzers gegründet. Zuerst begnügte man sich mit der Aufzucht gewöhnlicher Pferde für den Oekonomiebetrieb , von hier ab bis gegen 1820 wurde mit eingeführtem Mecklenburger Blut gekreuzt, dazu kamen noch mehrere edle, mit arabischem Blut gezüchtete Stuten. Hiermit war ein konstantes Stutenmaterial geschaffen. 1837 und weiter vmrden bereits gegen 50 Stuten von selbstgezogenen Hengsten: Hercules, Rabin, Ganymed^ Clemens und Othello gedeckt. Dadurch kam Broock in guten Ruf^ es wurde das Interesse mehr der englischen Vollblutzucht zugewendet. Provinz Pommern. Reg.-Bez. Stettin. Kreis Demmin. 9 Durch genannte Hengste wurden bis hierher mit den genannten Stuten Landesbeschäler, Militär-Remonten und Arbeitsthiere gezüchtet. Züchtung: Das Interesse für das englische Vollblut stieg beim Besitzer, es wurde demzufolge Mitte der 1830 er Jahre der englische Vollbluthengst Liberator eingeführt, mit dem Zuchtziel, schnelle und gewandte Pferde für schweres Gewicht zu züchten und Halbblut-Jagdpferde zu schaffen. Unter diesem Prinzip wurde ca. 10 Jahre gezüchtet; es wurde aber dieses nicht erreicht, deshalb wurden die bisherigen Zuchtthiere abgeschafft und solche durch Vollblut- und Halbblutstuten ersetzt, die letzteren waren als Jagdpferde geprüft. 1841 zählte das Gestüt 3 Vollblut-, 1 Halbblut- Beschäler, ferner 10 Vollblut-, 36 Halbblut -Mutterstuten und 33 Halb- blut-Mutterstute q eigener Zucht. Nach Ablauf von ca. 25 Jahren, gegen Mitte der 1860er Jahre, war man von der Züchtung leichter Pferde zurückgekommen und ging zur Kreuzung holsteiner Stuten mit einem Suffolk- Hengst über, man erzielte dadurch ein starkknochiges Pferd. Nebenbei jedoch bestand auch noch eine Zucht kleiner litthauischer Stuten mit Halbbluthengsten, deren Produkte als Arbeitspferde Ver- wendung finden. Provinz Pommern. Reg.-Bez. Stettin. Kreis Randow. Name des Gestüts: Wartltl. Besitzer: Ernst Wiede. Topographisches: Das Gestüt wurde in einem Rittergut mit obigem Namen betrieben. Geschichtliches: 1860 wurde betr. Gestüt gegründet; zu diesem Behufe wurde in Ostpreussen ein arabischer Hengst Cohinor angekauft; die Stuten kamen aus dem Hauptgestüt Trakehnen. Jährlich wnrden dann gegen 8 Fohlen angekauft; 1861 befand sich unter diesen ein schönes Hengst- fohlen arabischer Abstammung (Brillant), welches später in die Zucht gebracht wurde. Dieser Brillant lieferte sehr schöne Fohlen, ohne Aus- nahme in der Schimmelfarbe. Der erst gekaufte arabische Hengst Cohinor erkrankte an periodischer Augenentzündung, die jedoch nicht zur Ver- erbung gekommen war. Später wurden aus dem Hauptgestüt Trakehnen zwei arabische Vollblutstuten — Safra und Elnit von Zariff — erworben; ferner anderweit wieder solche von da, sowie aus Graditz. Es wnrden immer gegen 20 — 30 Stuten belegt. Züchtung: Alle im Gestüt gezogenen Pferde waren sehr edel, ausdauernd und gaben sehr gute Reit- und Wagenpferde ab. Verheerende Krankheiten, die öfter sich wiederholten, gaben dem Besitzer Veranlassung zur Auflösung des Gestüts gegen Mitte der 1880 er Jahre. Brandzeichen: rO Provinz Pommern. Reg.-Bez. Sti-alsund. Kreis Greifswald. Name des Gestüts: RänZin. Besitzer: von Homeyer. Topographisches: Eanzin ist Rittergut, der Boden befindet sich in holier Kultur; das Gestüt wird vom Besitzer, als bewährter Thierzüchter be- kannt, selbst geleitet. Dasselbe ist von der Eisenbahnstation Züssow aus, der Berlin — Stralsunder Bahn, bald zu erreichen. Geschichtliches: Das Gestüt wurde 1850 gegründet, von 1883 ab wurde demselben mehr Aufmerksamkeit zugewendet. Von 1883 bis 1890 war der Stutenstand für die Zucht langsam steigend von 10 — 14, die gegen 80 Fohlen nach und nach lieferten. Züchtung: Der gegenwärtige Zuchtzweck ist der, hauptsächlich schwere Arbeitspferde zu erlangen; es wurden daher von 1883 an dazu 26 Stuten verwendet, wovon 6 dergl. Clydesdaler eingeführt wurden, welche sammt ihrer Nachzucht in dem Clydesdaler Stud-Book aufgeführt sind, als 6 Clydesdaler Halbblutstuten, 4 Norische, 4 Ardenner und 2 Wilstermarschstuten. Alle Stuten sind von brauner Farbe, Die halb- blütigen Clydesdaler sind aus Müttern der schweren, kaltblütigen Schläge gezogen, Höhe bis 1,60 m. — Die aus Salzburg eingeführten Stuten sind sogenannte Pinzgauer, die Ardenner stammen aus dem Bezirke Condroz und sind Original thiere. Hengste für diese Stuten sind Clydesdaler desgl. Ausser diesen 22 Stuten sind noch 4 anglo- normannischer Ab- kunft im Gestüt, die von englischen Vollbluthengsten bedeckt werden. Die Ranziner Pferde haben besondere Berühmtheit erlangt. Sämmt- liche Mutterstuten werden zu landwirthschaftlichen Arbeiten benutzt. Provinz Schlesien. Reg.-Bez. Oppeln. Kreis Cosel (Kosel). Name des Gestüts: U0S6l. Kgl. preuss. oberschiesisches Landgestüt. Besitzer: Staats -Fisctts. Topographisches: Cosel ist Station der Kandrzin — Neisser Eisenbahn und vom Bahnhof Kandrzin ca. 5 km entfernt. Die Lage geschützt infolge tiefer Lage. Cosel ist geschleifte Festung, liegt an der Oder und an der oberschlesischen Eisenbahn Oppeln — Ratibor. Das Etablissement liegt auf einer durch den Oderstrom gebildeten Insel an der nach Gleiwitz führenden Strasse. Geschichtliches: Der Gestütshof ist gegen Mitte der 1870er Jahre neu erbaut und entsprechend eingerichtet. Mitte der 1880 er Jahre war hier der Bestand an Deckhengsten 115 und wurden diese über 42 Stationen ver- theilt. Die Zahl der Hengste sowohl, als die der Stationen wurde bis gegen Ende der 1890 er Jahre bedeutend erhöht (150). Es deckten bisher 4 Vollbluter (englische) gegen 100 Halbbluthengste; ferner Percherons, Clydesdaler, Belgier und Ardenner. Der Bezirk des Landgestüts erstreckt sich über den Reg,- Bezirk Oppeln. Bestand 1901: 175 Hengste. Provinz Schlesien. Reg.-Bez. Oppeln. Kreis Cosel (Kosel). 11 Brandzeichen: Von Beschälern des oberschlesischen Landgestüts Cosel gefallene Fohlen werden mit dem Brandzeichen: Krone mit Kreuz, dar- JL A unter 0 S, wie nebenstehend, ver- _A_? . » . ^' H sehen. Neben diesem Zeichen ist noch ein solches im Gebi-auch, wel- ches nur bei den Fohlen in An- wendung kommt, die im Kreise ^^^^^ ■ / ■ Leobschütz, von auf 5 Stationen be- M /^r wL. I findlichen 20 Beschälern, aus Cosel ¥/» y Im. I i stammen. Provinz Schlesien. Reg.-Bez. Breslau. Kreis Wohlau. Name des Gestüts: LGUUIIS (niederschles. Landgestüt). Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: Leubus liegt am rechten Ufer der Oder und 9 km von der Eisenbahnstation Maltsch der niederschlesisch- märkischen Eisenbahn (Strecke Breslau — Liegnitz). Gelände ist hügelig. Das G-estüt sebst be- findet sich im ehemaligen Kloster Leubus. Der Gestütshof war bis 1810 im Besitz des damaligen Klosters, der jetzigen Pro vinzial - Irrenanstalt. Derselbe liegt mitten in alten Eichenwaldungen. Geschichtliches: Das Landgestüt wurde 1818 gegründet mit 30 Hengsten, die anderen Haupt- und Landgestüten entstammten. Der Bestand stieg von Jahr zu Jahr, 1870 waren 163 Beschäler vorhanden, 1888 sank der Bestand jedoch auf 141 Hengste, weil von hier aus das „ oberschlesische Landgestüt Cosel" um 82 Hengste verstärkt worden war. Züchtung: Nach der Abstammung hat Leubus Hengste aufzuweisen: 1 aus Pommern, 5 „ Schlesien, 15 Belgier, 3 Schotten, 10 Clydesdaler, 7 Percherons. gegen 7 Vollblut, 4 Trakehner, 16 Graditzer, 5 a. d. Friedr. Wilh.-Gestüt, 38 Ost- und Westpreussen, ca. 30 Hannoveraner, Olden- burger, Mecklenburger, Bezüglich der Gebrauchszwecke vertheilen sich die Hengste wie folgt: ca. 30 dem leichten Reitschlag, schweren „ leichten Wagenpferdeschlag und schweren „ Dieser Hengstbestand wird jähr- lich am 1. Februar über 51 Beschäl- stationen vertheilt. Bestand 1900 und 1901: 162 Hengste. Brandzeichen: 45 ca. 32 « 35 81 12 Provinz Schlesien. Reg.-Bez. Breslau (Niederschlesien). Kreis WoMau. Name des Gestüts: WGnrSG (Remontedepöt). Besitzer: Staats -Fisciis. Topographisches: Wehrse liegt nördlich von Leubus und Wohlau. Provinz Schlesien. Reg.-Bez. Breslau. Kreis Militsch. Name des Gestüts: TrachenberQ. Besitzer: Fürst Hatzfeld-Trachenberg. Topographisches: Trachenberg (Standesherrschaft) ist von der Station Militsch der Breslau — Posener Eisenbahn leicht zn eiTeichen. Geschichtliches: Die Pferdezucht Trachenbergs wird auf einem Beigut Schmiegrode in nur minderem Grade betrieben. Es stehen in letzterem Orte eine Vollbhit- und eine Haiblutstute, die gewöhnlich, wenn rossig, nach Bielau zu dem Vollbluthengst Trachenberg (Puchshengst) zum Decken gebracht wurden. 1879 wurde bez. Hengst im Ge.stüt , Trachen- berg" gezogen von Flibustier, dessen bester Sohn er ist, aus dem Dirt Cheap von Orlanda. Als Renner ist er berühmt geworden. Seit dem Jahre 1884 ist Trachenberg als Beschäler im Gestüt des Freiherm von Falkenhausen in Bielau thätig, wo er sehr gute Pferde als Nach- kommen hat. Ausserdem wurden alljährlich noch 6 — 8 Fohlen aus Arbeitsstuten gezogen, die von Kgl. Landesbeschälem gedeckt werden und in Schmieg- rode stehen. Züchtung: Zuchtzweck: Den fürstlichen Marstall vollzählig zu erhalten sowie die Oekonomiepferde zu ergänzen. Etwa noch vorhandene Voll- blutthiere werden als Jährlinge verkauft. Provinz Schlesien. Reg.-Bezirk Oppeln (Oberschlesien). Kreis Pless. Name des Gestüts: LOUiSGnllOf. Besitzer: Fürst von Pless. Topographisches: Das Gestüt Louisenhof liegt von der Kreisstadt Pless ca. 1 km entfernt. Die Fideikommiss-Herrschaft Pless grenzt gegen Galizien und Oesterriiichisch - Schlesien und ist von Breslau aus von der Station der rechten Oderufer -Eisenbahn, sowie von Oesterreich, von der Kaiser Ferdinands-Nordbahn aus zu erreichen. Louisenhof umfasst ein Areal von über 255 ha incl. Koppeln und- Weiden und liegt in einer Höhe von 238 m über dem Wasserspiegel der Weichsel. Der Winter ist kalt und rauh. Dazu gehören kleine Fohlen- höfe: Stenzelhof, Miserau, Poremba, Kempa. Geschichtliches: Chronikalischer Ueberlieferungen zufolge bestand auf der- selben Herrschaft seit dem Jahre 1740 in einem an der Weichsel ge- legenen Vorwerke Deutsch-Weichsel das sogenannte „alte Gestüt" bis zum Jahre 1845, also über 100 Jahre. Während dieser langen Zeit Provinz Schlesien. Reg.-Bez. Oppeln (Oberschlesien). Kreis Pless. 13 hatte sich hier eine konstante Rasse gebildet, die hervorgegangen war aus der Paarung von besseren Landstuten mit arabischen und spanischen Hengsten, die durch besondere Ausdauer sich auszeichneten. Da der Besitzer aus diesem Pferdebestand weder Luxuspferde, noch solche für Eeit- und Jagdzwecke erlangen konnte, fühlte er sich bewogen, das „alte" Plesser Gestüt eingehen zu lassen. Bei der Uebersiedelung des Vaters des Fürsten von Pless, Standes- herrn Grafen von Hochberg-Fürstenstein nach Pless, wurde von 1845 an ausschliesslich nur englisches Voll- und Halbblut eingeführt. Dieses neue Zuchtmaterial verblieb vorläufig in dem „alten Gestüt" (Deutsch- Weichsel) bis 1851, zu welcher Zeit dieses nach Louisenhof überführt wurde. Seit der Neuerrichtung werden in Louisenhof sämmtliche junge Hengste und die für den Marstall bestimmten Eemonten, welche später wieder als Mutterstuten in das Gestüt kommen, aufgezogen. Die in Louisenhof befindlichen ca. 40 Mutterstuten werden, mit Ausnahme der VoUblut- und sehr edlen Stuten, welche frei gehen, als Ackerpferde verwendet und mit den im Vorwerk Kempa vorhandenen ca. 20 Mutterstuten mit zu Wirthschaftsarbeiten herangezogen. Die Fohlen kommen als Absetzfohlen nach Kempa. Nach 1845 sind als im Louisenhof thätig gewesene englische Voll- bluthengste zu bezeichnen: Y. Rebeller, D'Krille^ Flambeau, Black Prhicej Napoleo7i, Rhadatnooth, Mzello, Xi, Flame (Sohn des Flambeau)^ Prince Camille (Sohn des Black Frince), Blue Rock, desgl. als englische Halb- bluthengste: Regulator, Reactionaer, Esfartero (Kgl. Landesbeschäler), Deficit, Telegraf^ Young Starke, Stahl (Bruder vom Youfig Starke), Secundant, desgl. Kgl. Landesbeschäler. Dui'chschnittlicher Bestand des betr. Gestüts erhöht sich auf ca. 200 — 240 Zuchtthiere incl. der Fohlen, ferner werden gewöhnlich 2 eng- lische Vollbluthengste und ca. 5 Vollblutstuten, neben einigen Haiblut- Landesbeschälern ca. 100 Halbblutstuten gehalten. Durchschnittlich werden ca. 4 VoUblut- und 100 Halbblutfohlen geboren. Züchtung: Zuchtzweck: die Zucht von Can'ossiers und edlen, aber starken Eeitpferden für schweres Gewicht. Die besten männlichen Thiere werden von der Kgl. Gestütsverwaltung alljährlich ausgesucht und mit der Be- stimmung zu Landesbeschälern aufgezogen ; di'eijährig verkauft gehen solche in die Landesgestüte. Die in der Farbe nicht passenden Wallachen — die fürstlichen Herrschaften lieben nur Braune — und die leichteren, edlen Stuten, werden dreijährig an die Kgl. Eemonte- Ankaufs -Commission ab- gegeben, die übrigen Stuten kommen als Mutterstuten in Louisenhof, Miserau und Kempa in Pflege. 1872 zählte das Gestüt einen Bestand von: 3 Vollblutbeschälern, , 7 englischen Vollblut -Stuten, 28 „ Halbblut- „ 1 Suffolk- Mutterstute. Später wurde das Gestüt etwas vergrössert. 1897 zählte dasselbe 1 Vollbluthengst und 4 Vollblutstuten. Die Halbblutstuten sind grosse, breite, edle Pferde, jährlich werden davon ca. 30 Fohlen geboren, die dreijährigen zur Zucht tauglichen werden belebt. 14 Provinz Schlesien. Reg.-Bez. Oppeln (Oberschlesien). Kreis Ratibor. Name des Gestüts: TWOrkaU. Besitzer: Graf Carl Saurma-Jelisch. Topographisches: Eine Herrschaft mit über 1500 ha Areal; Tworkau liegt IY2 km von der gleichnamigen Station der preussischen Staatseisenbahn Breslau — Oderberg, zwischen Eatibor und Oderberg, ca. 15 km von der mährischen Grenze. Geschichtliches: Im Jahre 1850 wurde das Gestüt von einem venvandten Vorgänger des gegenwärtigen Inhabers gegründet; es wurden zu jener Zeit Landstuten eingeführt und dazu einige englische Vollbluthengste gebracht. Von 1852 an wurde regelrechter mit englischem Vollblut verfahren. Dasselbe Verfahren bestand bis 1890 fort. Die Mutterstutenheerde zählt über 20 Thiere, die aus der eigenen Zucht hervorgegangen. Der grössere Theil dieser sind Haiblutstuten, die von englischen Vollbluthengsten erzeugt werden. Die Uebrigen sind Kreuzungsprodukte, die aus der Paarung solcher Halbblutstuten mit Percheron- oder belgischen Hengsten hervorgegangen sind. Jährlich werden ca. 10 Fohlen geboren und gezogen. Züchtung: Zuchtziel: Kutsch- und Ackerpferde mit leichtem Gang. Provinz Schlesien. Reg.-Bez. Oppeln. Kreis Gross-Strehlitz. Name des Gestüts: OlSChOWa. Besitzer: Graf v. Tschirschky-Renard. Topographisches: Bezeichnetes Gestüt liegt ca. 7 km südlich von Gross- Strehlitz und befindet sich dasselbe auf einem Rittergut mit Schloss. Der Gestütsort ist von Gross-Strehlitz aus auf Strasse, aber auch durch Eisen- bahn von der Station Gogolin der preussischen Staatsbahn Beuthen — Oppeln zu erreichen. Areal über 20 ha. — Lehmboden, Wald und Teiche in der Nähej 9 ha von Mauern und Lattenzäunen umschlossenen bezw. getrennten Koppeln. Geschichtliches: Das Gestüt wurde 1825 von Graf Andreas Renard gegi'ündet und zwar mit Stutenmaterial unbekannter Abstammung. 1827 wurde Vollblutmaterial eingeführt. Seit 1861 begann der Zuchtzweck, nur Rennpferde zu erzeugen, dabei war aber auch nicht aus dem Auge ge- lassen worden. Reit- und Wagenpferde für den eigenen Bedarf zu züchten. Es gelangten durch Vermittelung des schlesischen Aktien -Vereins, durch diesen bezogene Vollblutpferde, zur Einstellung die Stuten Bobadilla^ Caprice von Reveller, Blücher -Stute; es wurden hierzu anfangs eigene Hengste benutzt: King-Forgus, Malvolio, Rush, 'Sinbad; später neue desgleichen eingestellt. Auch wurden Halbbluthengste von hier ausgezeichnete Rennpferde. Züchtung: Vollblutmutterstuten sind durchschnittlich 26 vorhanden und werden jährlich ca. 12 Vollblutfohlen geboren. Letztere werden, soweit erforderlich, als Jährlinge verkauft. Das Gestüt besteht als Renngestüt fort. — Provinz Oberschlesien. Reg.-Bez. Oppeln. Kreis Tost-Gleiwitz. 15 Name des Gestüts: LSlbcind. Besitzer: Freiherr von Welczeck. Topographisches: Laband ist Majoratsherrscbaft, gleichzeitig Station der oberschlesiscben Eisenbahn, in nordwestlicher Lage von Gleiwitz und liegt am Koldnitzfluss. Zur Herrschaft gehören noch 3 Vorwerke: Schechowltz, Niepaschütz und Alt-Gleiwitz. Sand- und Lehmboden. 6 km von Gleivdtz entfernt. Geschichtliches: Die Gründung des Gestüts datirt zurück in die 1850er Jahre. Hiermit wurde von dem Vorgänger des gegenwärtigen Besitzers einige englische, edle Halbblutstuten und 2 Vollbluthengsten: Blacklock und Young Morisco begonnen. Später folgten hierzu noch Gross-Strehlitzer- * und andere Hengste. Bis zu letzterer Zeit wurden in Laband bis %&% Fohlen zum Verkauf, dreijährig der preussischen Kemonte -Ankaufs- kommission vorgestellt. Die übrigen Pferde werden angeritten und hier- nach veräussert. Eine eigene Reit- bahn ist vorhanden. Provinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Königsberg. Kreis Gerdauen. Name des Gestüts: Laggarben. Besitzer: von Jungschulz - Roebern. Topographisches: Dieser Grundbesitz (Rittergut) liegt unweit der Station Skandaa der Insterburg — Thorner Eisenbahn. Das Areal beträgt über 800 ha. Geschichtliches: Hier wurde seit Anfang des 19. Jahrhunderts die Zucht ost- preussischer Pferde in umfänglichem Maasse betrieben. Das Gestüt kam dadurch in besonderes Ansehen und erhielt sich bis gegen Anfang der 1830 er Jahre in derselben Weise fort. Hiernach wurde infolge besonderer Umstände das Gestüt auf- Brandzeichen: gehoben, dafür aber nur Fohlenauf- zucht getrieben durch jährlichen An- kauf von 16-20 Absetzfohlen aus der Umgegend. Dreijährig werden die auf- gezogenen Thiere der Remonte -An- kaufskommission vorgestellt. 68 Provinz Ostpreussen. Reg. -Bez. Königsberg. Kreis Rastenburg. Name des Gestüts: SchrengCn. Besitzer: Commerzienrath JVilh. Ziemer, Königsberg. Topographisches: Schrengen ist von Rastenburg auf der ostpreussischen Südbahn von der Station Tolksdorf aus, nach Zurücklegung eines Weges von 4 km, zu erreichen. Geschichtliches: Das hier bestehende Gestüt wurde 1836 vom Oberamtmann Schlick gegründet. Dieser führte von seiner früheren in Lithauen inne- gehabten Pachtung ausser über 100 Fohlen und jüngeren Pferden, eine Heerde von 62 Mutterstuten arabischen Vollbluts ein. Die Stuten — sämmtlich Schimmel — waren theils direkt aus dem Orient eingeführt, theils nach den Trakehner Hauptbeschälern Nedjed und Bagdadly ge- fallen. Später wurden auch andere Hengste Trakehner Bluts, wie Clitus, Rustan, Caledonius etc. benutzt. Am einflussreichsten für die Zucht wurden aber die beiden Hengste Zariff und Baspra. Dies sind jeden- falls die orientalischen Vollbluter, die 1844 in den gemeinsamen Besitz der Gestüte Althof, Tarputschen und Angerapp kamen. Die Pferde Schrengens zeichneten sich durch schnittige Körperformen und Gängig- keit aus, die beim Traben eine ungewöhnliche Schulterfreiheit zu er- kennen gab. Schrengen brachte hauptsächlich Schimmel hervor und enthielt die schönsten arabischen Vollbluter. Das Gestüt wurde gegen 1870 etwas zu umfänglich, deshalb wurde die Mutterstutenzahl etwas verringert und auf 20 herabgesetzt. Diese Stuten (Schimmel und Rappen) sind noch Nachkommen der früheren arabischen Zucht, sie sind Kreuzungsprodukte arabischer Vollblut- stuten und englischer Vollblut- sowie Trakehner Halbbluthengste. Züchtung: Zuchtzweck: Die Zahl der jährlich im Gestüt geborenen Fohlen Brandzeichen: ^\ lg beträgt 8 — 10 Stück, zu diesen werden ca. 10 Absetzfohlen zuge- kauft (aus Lithauen) und aufgezogen, bis sie dreijährig der Remonte- An- kaufskommission vorgestellt werden können. Provinz Ostpreussen. Reg. -Bez. Königsberg. Kreis Friedland. Name des Gestüts: Lamgarbetl. Besitzer: ^mo Krause. Topographisches: Das Rittergut liegt ca. 4 km von Tolksdorf, einer Station der ostpreussischen Südbahn und der Insterburg — .Deutsch-Eylau — Thorner Eisenbahn, zwischen Rastenburg und Korschen. Das Areal beläuft sich auf ungefähr 400 ha. Geschichtliches: Vom Leutnant a. D. Conrad von Redecker wurde hier Ende der 1840 er Jahre ein kleines aber gutes Gestüt gegründet. Hierzu wurden aus dem Gestüt Schrengen 8 arabische Vollblutstuten als Mutter- Provinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Königsberg. Kreis Friedland. 69 Stuten angekauft. Unter Benutzung der arabischen Vollbluthengste in Sehr engen wurde hier weitergezüchtet. Die Nachkommen waren Schimmel, die Zahl der Stuten blieb die gleiche wie bisher, jährlich wurden durchschnittlich 5 — 6 Fohlen produzirt und dreijährig der Re- monte-Ankaufskommission vorgestellt bezw. verkauft. Das Gestüt wurde später verkauft, doch in bisheriger Weise fort- geführt, darnach aber englische und dann Trakehner Hengste benutzt. Nach dem Jahre 1870 ging infolge Ablebens des Besitzers das Gestüt ein. Brandzeichen: Provinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Gumbinnen. Kreis Insterburg. Name des Gestüts: InSterburg (I. Lithauisches Landgestüt). Besitzer: Staats- Fiscfis. Topographisches: Insterburg liegt an der Angerapp bezw. Inster, die sich hier vereinigen und den Pregel bilden; Insterburg ist Kreuzungspunkt der Eisenbahn Memel — Thorn, Königsberg — Eydtkuhnen und Insterburg — Lyck. Das hier befindliche Landgestüt liegt nördlich von der Stadt am linken Ufer der Angerapp. Das Gestüt besteht aus Direktionshaus, 5 Ställen, Reitbahn und Remise. Geschichtliches: Insterburg war schon frühzeitig ein Gestütsplatz. Zur Ritterzeit befand sich auf dem zum Schlosse Insterburg gehörigen Gute — jetzt Besitz des Herrn Dr. Brandes Alt-Insterburg — ein Zuchtgestüt (s. Alt-Insterburg) in welchem in alter Zeit Pferde für den Bedarf der Ritter gezüchtet wurden. Das bereits zu Anfang des 18. Jahrhunderts dort unterhaltene Staatsgestüt wurde bei Einrichtung des Stutamtes Trakehnen dorthin überführt. Später (1779) wurde in Insterburg das lithauische Landgestüt eingerichtet. Gründung des Landgestütsmarstalles. Der Bestellungsbezirk ist ein sehr grosser. Bestand an Be- schälern 1890: 168 Stück; 1900: 188 Stück; 1901: 200 Stück. Dem Blute nach sind vertreten: diese rangiren: . . ,.,„-,-,, , I 22 zu I. leichter Reitschlag; .Ji^^'^'u? !, .^ ^""^ '' 61 - IL starker Reit- u. leichter Wagenschlag; 157 Halbbluthengste, j ^^ ^ jjj_ ^^^^^^^ Wagenschlag. Nach der Herkunft: 98 Trakehner; 2 Graditzer; 68 Ankaufshengste. Brandzeichen: Nebenstehendes Gestütsbrandzeicheu für hier ist dasselbe auch für die übrigen lithauischen Gestüte; es erbalten dies all- jährlich die jüngsten Fohlen (Juli-August) aufgebrannt. 70 Provinz Ostijreussen. Reg.-Bez. Königsberg. Kreis Rastenbiirg. Name des Gestüts: RaStenburQ (2. Lithauisches Landgestüt.) Besitzer: Staats-Fisciis. Topographisches: Nach Stöckel ist das Gestüts-Etablissement 1876 und 1877 neu erbaut und im letztgenannten Jahre noch bezogen worden. Dasselbe liegt in nächster Nähe der Stadt Rastenburg, die Eisenbahnstation der ostpreussischen Südbahn. Geschichtliches: Das hier befindliche Etablissement bildet nach Stöokel mit dem an der Bartener Chaussee belegenen Direktorialgebäude ein recht- eckiges Viereck. Sämmtliche Gebäude sind aus gelben Mauerziegeln unter Schieferdach hergestellt. Der Beschälerstall, urspi'ünglich für 132 Hengste eingerichtet, wurde 1885 durch einen Erweiterungsbau für 30 Hengste vergrössert. Bestand an Beschälern 1890: 172 Stück; 1900: 158 Stück; 1901: 160 Stück. — Dem Blute nach sind vertreten: diese rangiren: I 25 zu I. leichter Reitschlag; .n"r. ;oy^luth engste, r-r^ jj_ starker Reit- u. leichter Wagenschlag; 170 Halbbluthengste, | 73 ^ j^j, ^^^^^^^, Wagenschlag. Nach der Herkunft: 99 Trakehner; 2 Graditzer; 71 Ankaufshengste. Die Einrichtung des Landgestüts Rastenburg geschah im Frühjahr 1877 unter Aufhebung des Landgestütsstalles zu Trakehnen. Brandzeichen: _ Das Gestütsbrandzeichen, welches für die nach Rastenburger Landesbeschälern ge- fallenen Fohlen in Anwendung kommt, ist gleich dem in Gudwallen und Inster- burg gebräuchlichen, wie nebenstehend. Pi-ovinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Königsberg. Kreis Wehlau. Name des Gestüts: SandittCn. Besitzer: G^'^^f von Schlieben. Topographisches: Sanditten liegt ca. 5 km nordwestlich von Wehlau und ist Majoratsherrschaft. Die Gegend ist sehr futterreich und in der Nähe ein Fluss, der Pregel. Geschichtliches: Genanntes Gestüt besteht sehr lange; während der 1820er Jahre hat man hier bereits mit Vorsicht und Bedacht gezüchtet. Hier belief sich der Pferdebestand stets über 170 — 180 Köpfe, davon waren immer gegen 20 Stück zu Mutterstuten bestimmt, die sämmtlich dem ostpreussischen Reit- und leichten Wagenpferdeschlage anzugehören hatten. Brandzeichen: Zum Belegen wurden Hengste des lithauischen Landgestüts Insterburg verwendet. Durchschnittlich werden jährlich ca. 15 Fohlen dreijährig der Remonte - Ankaufskommission vorge- stellt. Zuchtziel: kräftiges und gäng- iges Militärpferd. Provinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Königsberg. Kreis Wehlau. 71 Name des Gestüts: Schwansfcld. Besitzer: Graf von der Groeben. Topographisches: Schwansfeld, auch Grossschwanst'eld genannt, liegt ca. 7 km von Wöterkeim, einer Station der ostpreuss. Südbahn (Königsberg — Korschen — Prostken) und ist von genannter Station aus leicht zu erreichen. Besitzung über 12 000 ha Areal. Geschichtliches: Ein muthmasslich Verwandter — ■ von der Groeben — von dem gegenwärtigen Besitzer, welcher die Herrschaft ('1783 — 1850) besass, legte hier etwa zwischen den Jahren 1815 — 1820 ein Gestüt an mit 4 englischen Vollblutstuten, die direkt aus England eingeführt waren. Weiteres über die spätere Zucht blieb im Dunkeln. Gänzlich aufgelöst soll das betreffende Gestüt jedoch nicht sein, dasselbe soll stets gegen 10 Halbblutpferde zur Verfügung gehabt haben, wozu die Kgl. Landesbeschäler stets in Anspruch genommen worden seien. Die jungen Thiere sollen stets für Militärzwecke im Alter von drei Brandzeichen: ^ Jahren an die Remonte - Ankaufskom- mission abgegeben worden sein. Provinz Ostpi'cussen. Reg.-Bez. Gumbinnen. Kreis Gumbinnen. Name des Gestüts: StannaitSChetl. Besitzer: Staats -FiscMS. Topographisches: Stannaitschen, über 400 ha Areal, längs der Pissa ge- gelegen, liegt '4 km nordwestlich von Gumbinnen; sandiger Lehmboden. Geschichtliches: Gegen 1850 wurde hier ein umfänglicher Pferdezuchtbetrieb durch den damaligen Domänenpachter von Schön ins Leben gerufen. Die Stutenheerde hatte v- Schön auf ca. 40 Stück gebracht, diese Pferde gehörten zum grössten Theil der Trakehner Halbblutrasse an, der andere kleinere Theil waren englische Vollblutpferde. Das Gestüt kam nach und nach in hohe Blüthe. Es sollen hieraus Hengste für das Landgestüt verwendet worden sein. v. Schön soll mit seinen Pferden auch Erfolge bei Rennen erfahren haben. Nachfolger des Gestüts war ein Pachter Weymann, der in gleichem Sinne wie sein Vor- gänger Pferdezucht betrieben, dieser löste jedoch Mitte der 1860er Jahre das Gestüt auf. Ein weiterer Nachfolger, Pachter Gerlach, zog es vor, gegen Ende der 1860 er Jahre die Pferdezucht mit nur einigen Stuten, Trakehner Abkunft, fortzuführen, um dadurch mit Zukauf von Absetz- fohlen jährlich an die Remonte -Ankaufskommission ca. 10 Jährlinge für je 800 — 1000 Mark das Stück verkaufen zu können. Brandzeichen: t ^^^^ 72 Provinz Ostpreussen. Reg.-ßez. Königsberg. Kreis Friedland. Name des Gestüts: SchÖnbrUCtl. Besitzer: von Bölschwing. Topographisches: Schönbruch ist ein Rittergut mit einem Ai-eal von ca. 600 ha und verschiedenen Bodenarten, dasselbe ist durch eine Strasse von Domnau nach Schippenbeil, 10 km von ersterem Orte, aus zu erreichen. Geschichtliches: Während der 1870er Jahre gehörte das Gut einem Baron von Korff. Dieser betrieb hier umfänglichere Pferdezucht, die Pferde züchtete er hauptsächlich für das Militär. Der Bestand blieb immer auf 60 — 70 Köpfe, Mutterstuten wurden bisher nicht gehalten, es sollen Brandzeichen: dergleichen aber aufgestellt werden. Zur Aufzucht wurden bisher Fohlen in Lithauen angekauft, die dann drei- jährig an die Remonte- Ankaufskom- mission abgingen. Provinz Ostjjreussen. Reg.-Bez. Gnmbinnen. Kreis Angerburg. Name des Gestüts: SteinOPt. Besitzer: Graf Lehndorff. Topographisches: Das Gestüt liegt ca. 20 km nordwestlich von Rastenburg, einer Station der ostpreussischen Südbahn. Das Terrain ist hügelig und an drei Seiten von Seen umschlossen. Der Boden besteht aus schwerem Lehm, die Wiesen sind zum Theil sumpfig. Geschichtliches: Die Gründung des Gestüts soll Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgt sein, bis 1808 lassen sich Abstammungsnachweise zurückführen. Der damalige Mutterstutenstamm belief sich auf ungefähr 30 Stück. Drei Stuten waren englischen Halbbluts, sechs arabischen Bluts, zehn Moldauer Stuten und die übrigen Landstuten. Beschäler standen um jene Zeit dort: ein kleiner Ivenacker Hengst, ein schwerer Halbbluter und ein englischer Halbbluthengst. Ausser diesen wurden bis 1814 ver- schiedene fremde Hengste benutzt, z B. Vollbluthengst Y'Buzzard, Ci- pripor und Huofi^ letztere beiden von Turk-Main-Atty. Durch die Turk- Mam- /lUy-Söhne wurde das Gestüt wesentlich in der Richtung des orien- talischen Blutes veredelt. Da sich der Besitzer jedoch mehr für das englische Blut interessirte , so wurden während der 1820er Jahre mehr die Vollbluthengste des v. Fahrenheit'schen Gestüts in Angerapp sowie auch Trakehnerhengste : Garrick, Escogido und andere benutzt, letztere Hengste deckten bis gegen 1839- Auch Graditzer Hengste: Snap, v. Ri- naldo aus der Stute v. YChariat etc. wurden benutzt. Letztere Hengste erzeugten vorzügliche Mutterstuten für das Gestüt. Später deckten ähn- liche Vollbluter, bis 1854 das Gestüt selbst dergleichen einstellte, die sich sehr gut bewährten. Von 1816-1818 wurden 10 edle englische Stuten eingeführt, dann erfolgte eine ähnliche Einstellung Ende der 1830 er Jahre neben einigen Stuten aus Trakehnen. Provinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Gumbinnen. Kreis Angerburg. 73 Nach der bisher hier betriebenen Halbblutzucht ging der Besitzer nach und nach zur Vollblutzucht über, hierzu kamen als erste Voll- blutstuten im Jahre 1840 eine Tarare- und eine Battledore - Stute ins Gestüt, später kamen noch mehr dergleichen. Es wurde von hier ab eine ausgedehnte Vollblutzucht betrieben, die allerdings nicht von langem Bestand war. Bereits 1869 wurde das meiste Vollblutmaterial veräussert, sodass Steinort zu Anfang der 1870er Jahre nur noch einen Gesammt- bestand von einigen zwanzig Köpfen hatte (ca. 3 Vollblut, 16 Halbblut und 3 Pony's). Neben Seahorse fand noch ein Trakehner Verwendung. In dieser Weise wurde betreifendes Gestüt bis Ende der 1880 er Jahre fortgeführt, wobei sich ergab, dass die Mutterstutenzahl auf 25 erhöht worden war. Vollblutstuten waren um diese Zeit: Aura von Massi- nissa, Beryl von Andred und Guillerette von Boiard. Unter dem gegenwärtigen Züchter, Grafen Carl Lehndorff, begann Ende der 1880 er Jahre eine Vermehrung der Vollblutzucht, sodass jähr- lich gegen 20 Fohlen geboren wurden. Züchtung: Ausnützung des Gestüts: Deckung des eigenen Bedarfs (Renn- pferde) sowie Angebot an die Remonte-Ankaufskommission und Jährlings- verkauf. Bestand: Das alte renommirte Steinort'sche Gestüt besass 1896 den bedeutenden Bestand von 7 Beschälern und 58 Mutterstuten. Von den Beschälern gehören 4 dem Vollblut und 3 dem Halbblut an. Von den Mutterstuten zählen 20 zum Voll- und 38 zum Halbblut. Die Halb- blutpferde sind edel aber starkknochig und ihre Nachzucht wird sehr gesucht. Brandzeichen: — ^^ Kommt seit 1850 nicht mehr in An- wendung. Provinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Gumbinnen. Kreis Ragnit. Name des Gestüts: Neilhof - Ragnit (Remontedepöt). Besitzer: Staats -Fiscus. (Königlich Preiissisches Kriegsministerimn.) Topographisches: Genanntes Gestüt liegt nahe der Kreisstadt Ragnit, letztere, Stadt an der Memel, 1 Meile von Tilsit, in einer der reizendsten Gegenden der Provinz, mit einem alten, 1288 erbautem Schlosse. Geschichtliches: Das Remontedepöt wurde 1823 errichtet. Darin werden die von der Remonte-Ankaufskommission auf Remontemärkten im Alter von 3 Jahren angekauften Pferde verpflegt und bis zur Brauchbarkeit bez. bis zur Einstellung in die verschiedenen Regimenter erzogen. 74 Provinz Ostpreussen. Reg. -Bez. Gumbinnen. Kreis Ragnit. Name des Gestüts: JurgaJtSChen (Remontedepöt). Besitzer: Staafs-Fiscus. Topographisches: Jurgaitscheu liegt 9 km nordwestlicli von Szillen, Station der Insterburg — Tilsiter Eisenbahn. Geschichtliches: Das Depot wurde 1822 gegründet und zur Aufnahme von ca. 800 Remonten eingerichtet. Die hier aufgestellten Pferde sind meist Sjährig beim Ankauf; v^^enn selbige das erforderliche Alter (4 — 5 Jahre) erreicht haben, werden sie den betr. Truppentheilen übergeben. Provinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Gumbinnen. Kreis Darkehmen. Name des Gestüts: Weedern mit Szirgupönen. Besitzer: früher: Loiiis von Neumanfi s Witiwe, jetzt: von Ziizewitz. Topographisches: Weedem ist das Hauptgut und der Wohnort des Besitzers. Das Gestüt wird auf den Gütern Weedern und Szirgupönen, gleichzeitig mit auf deren A^orwerken betrieben. Das Ai-eal von Weedern beträgt 1276 ha, dasjenige von Szirgupönen 1072 ha. Ersterer Ort liegt 2 km nördlich vom Bahnhof Darkehmen, einer Station der Insterburg — Lycker Eisenbahn, letzterer liegt an der Ostbahn, ist ungefähr 30 km von Weedern entfernt und grenzt an Trakehnen. Geschichtliches: Szirgupönen (deutsch , Stutenmilch") soll bereits während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu Pferdezuchtzwecken gedient haben, bestimmtere Nachrichten fehlen jedoch. Es steht aber fest, dass mindestens im Jahre 1800 die Gründung stattgefunden hat, weil um diese Zeit orientalisches Blut in Szirgupönen vorgefunden wurde. Es kam um jene Zeit der Stammvater des Gestüts, der Fuchshengst Bze- wuski zum Vorschein, der bis 1813 fast immer benutzt wurde, sowie die arabische Fuchsstute Tirza, die Mutter des genannten Hengstes, und dann noch die arabische Vollblutstute Selma hinzu, welche letztere als die Stammmutter des neuen Gestüts anerkannt wurde. Während des Jahres 1826 kamen Szirgupönen und Weedern in per- sönlichen Besitz des Alex, von Neumann. Nach dessen Tode kam die ganze Herrschaft 1851 in den Besitz seines Sohnes. Dieser leitete das Gestüt bis 1883, wo auch er starb. Die gegenwärtige Leitung befindet sich bis jetzt in den Händen der Wittwe, durch Administratoren etc. unterstützt. Bestand: Eine Mutterheerde von 100 Köpfen, welche im Gestüt selbst erzeugt und durch Trakehner ergänzt wurde, sowie Vollblut- und Halbbluthengste Trakehner bezw. englischer Abkunft. Gesammtbestand 1893: 660 Köpfe. Jährlich werden gegen 80 Fohlen geboren. Züchtung: Zuchtziel: Erzeugung eines makellosen Pferdes mit Adel, Stärke und Gängigkeit. In Werdern wurde bisher nur Halbblutzucht betrieben und bestand daher der Zuchtzweck in der Produktion junger Pferde zur Zucht sowie dreijährig für Militärzwecke, ferner junge Hengste an die preussischen sowie an Privat-Gestütsverwaltungen, als auch zur Kom- Provinz Ostpreussen Reg.-Bez. Gumbinnen. Kreis Darkelimen. pletirung von Mai'Ställen abzugeben. Neben dieser Zucht jedoch wird sich der neue Besitzer (von Zitzevvitz) mit einem kleinen Stamm von ca. 10 Yollblutstuten ausserdem noch der Vollblutzucht zuwenden. Bei dem jüngst in Ostpreussen stattgehabten Ankauf junger Hengste durch die preussische Staats-Gestütsverwaltung hatte das Gestüt des Herrn von Zitzewdtz in Weedern den besten Erfolg zu verzeichnen, denn 1 Hengst wurde für 10 000 Mk. gekauft, es ist dies Bannerträger, ein Sohn des Weltmann. Brandzeichen: Für Weedern mit Szirgupönen wurde nachstehendes Brand- zeichen (Anker mit Schlange), wobei der o st- preussische Stutbuchbrand mit in An- wendung kommt, verwendet. Für Weedern bestand vor langer Zeit das Brandzeichen: Ein Greif. Provinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Gumbinnen. Kreis Darkelimen. Name des Gestüts: Besitzer: Gudwallen (3. Uthauisches Landgestüt). Staats -Fiscus. Topographisches: Nach Stöckel liegt gen. Landgestüt dicht an der Chaussee von Darkehmen nach Angei'burg; ca. 5 km vom Bahnhof Darkehmen, der Strecke der Ostbahn Insterburg — Lyck. Gudwallen gehört zu einem Dorfe gleichen Namens. Geschichtliches: Das Landgestüt wurde 1824 von Oletzke nach Gudwallen verlegt. Zur Einrichtung desselben wurde nach Stöckel 1823 das Erb- pachtgut Gudwallen mit dem Vorwerk Astakei'sberg angekauft. 3 Ställe geben Raum für 180 Beschäler. Der Bezirk des Landgestüts umfasst 5 Kreise mit 42 Stationen, auf welchen ca. 170 Beschäler untergebracht sind. Gudwallen bildet den kleinsten Bezirk von allen preussischen Landgestüten, gleichzeitig aber denjenigen, in welchem der Schwerpunkt der edelsten ostpreussischen Pferdezucht konzentrirt ist. Der Bestand betrug 1890 wäe erwähnt, und zwar: 19 Vollblut- hengste, darunter 13 Inländer, 5 Ausländer, 1 orientalischer Vollbluthengst; 151 Halbbluthengste: 1. leichter Reitschlag, 2. starker Reit- und leichter Wagenschlag, 3. starker Wagenschlag. Herkunft dieser Hengste: 87 aus Trakehnen, 8 aus Graditz, 74 An- kaufshengste (einschliesslich 10 englische Vollbluthengste). Bestand an Hengsten 1900: 191 Stück; 1901: 200 Stück. Brandzeichen: Der in Anwendung kommende Gestüts- brand (lithauischer) wird den Fohlen, von Landesbeschälern stammend, während der Monate Juli und August aufgebrannt. 76 Provinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Königsberg. Kreis Braunsberg. Name des Gestüts: BraUHSberg (4. Lithauisches Landgestüt). Besitzer: Staats -Fiscus, Topographisches: Braunsberg, Stadt an der Passarge, die sich ca. 8 km weiter in das Frische Half ergiesst und an der preussischen Ostbahn, südwestlich von Königsberg und nordöstlich von Elbing gelegen. Geschichtliches: Im Jahre 1890 wurde in Braunsberg noch ein 4. Stall für das lithauische Landgestüt eingerichtet und 1891 bezw. 1892 ins Leben getreten. Bestand an Beschälern 1890: 126—130 Stück; 1900: 128 Stück; 1901 125 Stück. Abstammung: meist Trakehner (Halbblut). Züchtung: Die Pferdezucht Ostpreussens dient in der Hauptsache der Pro- duktion von Remontepferden. Jeder Züchter dort darf Fohlen an die Remonte-Ankaufskommission abgeben. Provinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Gumbinnen. Kreis Stallupönen. Name des Gestüts: KatlGnaiJ (Kemontedepöt). Besitzer: Staats-Fiscus. Topographisches: Dasselbe besteht aus den Höfen: Alt- und Neu-Kattenau, (Alt- und Neubudupönen); Staats-Domäne. Areal gegen 1900 ha. Lehm- und Sandboden. Geschichtliches: Nachdem die landwirthschaftliche Verpachtung ihr Ende erreicht hatte, wurde hier 1826 ein Kgl. Remontedepöt eingerichtet. In demselben kamen von jener Zeit an und nach und nach mehr, bis gegen- wärtig zu 7 — 800 Sjähi'ige Pferde zur Einstellung, bis diese für ver- schiedene Regimenter diensttüchtig sich erwiesen. Die unmittelbare Leitung dieses Depots ist dem Kriegsministerium zugetheilt. Provinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Königsberg. Kreis Rastenburg. Name des Gestüts: ScHakenhof. Besitzer: von Gittstedt. Topographisches: Das hier betriebene Gestüt, welches auf einem Rittergut sich befindet, liegt in der Gegend von Rastenburg. Geschichtliches: Die hier zur Zucht benutzten Mutterstuten — gegen 20 an der Zahl — gehören sämmtlich der ostpreussischen Zucht an, theils schweren, theils mittleren, theils leichten Schlages. Als Beschäler werden die in der Nähe auf der preussisch-lithauischen (Rastenburg) Station sich befindlichen Beschäler benutzt, deren 3 von den Trakehner Hauptbeschälern abstammen. Absetzfohlen werden aus der Umgegend zugekauft, um die Zahl der alljährlich gefallenen Fohlen auf mindestens 20 Köpfe zu bringen. Züchtung: Gestütszweck: Deckung des eigenen Bedarfs und Vorstellung an die Remonte-Ankaufskommission. Provinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Königsberg. Kreis Friedland. 77 Name des Gestüts: LlGSKOn (Remontedepöt). Besitzer: Staats- Fiscus. Topographisches: Liesken liegt bei Bartenstein und ist eine grössere Domäne; Areal gegen 1300 ha. Von Königsberg aus durch die Eisenbahn leicht zu erreichen. Geschichtliches: Nachdem der Pacht dieser Staatsdomäne zu Ende gegangen war, erwarb sich der Militär- Fiscus diese 1876 pachtweise, behufs Er- richtung eines Remontedepöts. Dieses wurde mit 546 Remonten belegt. Provinz Ostpreussen. Reg.-Bez. Gumbinnen. Kreis Stallupönen. Name des Gestüts: BrakupÖnetl (Remontedepöt). Besitzer: Staats- Fiscus. Topographisches: Brakupönen liegt wenige km nördlich von Kattenau entfernt. Geschichtliches: 1836 wurde hier ein Kgl. Remontedepöt errichtet, worin 520 Remonten untergebracht werden. Provinz Ostpreussen. Reg -Bez. Königsberg. Kreis Welilau. Name des Gestüts: TaplaU. Besitzer: Amtsrath von Schön. Topographisches: Tapiau ist Stadt am Pregel, mit einem 1351 von dem Deutschorden erbauten Schlosse, das gegenwärtig anderen Zwecken dient. Geschichtliches: Die frühere Domäne Tapiau mit 3 Vorwerken enthielt über 2000 ha Areal. 1829 wurde diese dem Amtsrath Petersen in Pacht gegeben, der hier umfängliche Pferdezucht trieb. 1865 übernahm diese Pachtung ein Amtsrath von Schön. In dessen Händen gelangte die hier betriebene Pferdezucht zu einer gewissen Berühmtheit. Der Bestand an Mutterstuten betrug ca. 30 Stück, diese führten arabisches Blut. Die Zucht hier hob besonders ein Araberhengst AI Raschid. Nach dem Tode des von Schön wurde das Vorwerk, worauf Pferdezucht bisher betrieben wurde, von dem Hauptgute abgezweigt und selbständig ver- pachtet. Bestand 135 Pferde, 23 Jährlinge und 24 bez. 30 zwei- und dreijährige Fohlen- Züchtung: Ausnützung: Decken des eigenen Bedarfs für Zucht und Zug, Verkauf an die Remonte -Ankaufskommission etc. Später ging das Ge- stüt ein. Brandzeichen: 78 Provinz Ostpreussen. Reg-Bez. Gumbinnen. Kreis Stallupönen. Name des Gestüts: Perkallen. Besitzer: C. Reich. Topographisches: Betreffendes Gestüt ist in einem Rittergut untergebracht; es lässt sich dasselbe leicht von Gumbinnen aus, nach Zurücklegung eines kurzen Weges von ca. 6 km, erreichen. Geschichtliches: Anfang der 1860er Jahre wurde das Gestüt von dem Vor- besitzer gegründet. Dasselbe bezieht sich auf Trakehner Blut, damit erwarb der gegenwärtige Besitzer das betreffende Gestüt. Bestand: 1890 ca. 150 Köpfe, von denen 20 Mutterstuten (Trakehner) sind, sie gehören dem starken Reit- und leichten Wagenpferdeschlag an. Zu ihrer Bedeckung werden Kgl. Landesbeschäler (Voll- und Halbblutbeschäler) des Hauptgestüts Trakehnen ausserdem benutzt. Jährlich werden ca. 12 — 15 Fohlen geboren. Behufs Erhöhung des Pferdebestandes werden ausser den vorstehenden jährlich Fohlen angekauft, um insgesammt der Renaonte-Ankaufskommission jährlich gegen 60 dreiundeinhalbjährige Pferde vorstellen und abgeben zu können. Ausserdem werden jährlich auch noch gegen 20 Luxuspferde, ausser Beschälern, käuflich abgegeben. Provinz Westpreussen. Reg.-Bez. Marienwerder. Kreis Marienwerder. Name des Gestüts: MarJenWerder (Westpr. Landgestüt.) Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: Marienwerder liegt am rechten Ufer der Weichsel in einer fruchtbaren Ebene, südöstlich 13 Meilen von Danzig, südwestlich 20 Meilen von Königsberg und südlich 5 Meilen von Marienburg. Geschichtliches: Das Landgestüt wurde 1788 unter König Friedrich Wil- helm IL gegründet, es hatte damals den Zweck, Dragoner- und Husaren- pferde zu ziehen und die damals sehr klein gebliebenen Pferde nach und nach grösser und stärker zu reproduciren. Ferner wurden für die Provinz Westpreussen 4 Marställe (Marienwerder, Bromberg, Schneide- mühl und Münsterwalde) eingerichtet und diese mit 270 Hengsten be- setzt, die aus Holstein, Mecklenburg, Preussen und Dänemark beschafft worden waren. Der Marstall Schneidemühl wurde 1788 und der zu Bromberg 1803 wieder aufgelöst. Im .Jahre 1806 flüchteten wegen Kriegsgefahr die beiden übrigen Marställe (170 Hengste) nach Memel und Heydekrug und wurden dort, an Züchter vertheilt, in Pension ge- geben. 1816 wurde das westpreussische Landgestüt wieder eingerichtet, doch auf einen Stall (Marienwerder) beschränkt. Der Bestand ist bis über 120 — 130 Hengste gestiegen, die an 50 Beschälstationen zur Ver- theilung kamen. 1901 betrug der Bestand 125 Hengste. Züchtung: Das Material besteht aus Ostpreussen und edleren Gestütspferden, zum Theil aus Ostfriesen, Oldenburgern, Mecklenburgern etc. Brandzeichen: A ^^'^ Brandzeichen, mit dem die von den Hengsten des Landgestüts abstammenden Fohlen bezeichnet werden, ist eine mit ge- rader Linie abschliessende Krone, während die ostpreussische Krone nach unten abgerundet ist. 5 Ostfriesen, 0 Provinz Posen. Reg. -Bez. Posen. Kreis Ostrowo. 79 Name des Gestüts: PiotpROWice. Besitzer: von Delhaes sehe Erben. Topographisches: Herrschaft • mit Hauptsitz und 6 Vorwerken. Areal gegen 3000 ha. Geschichtliches: Die Zeit der Begründung des Gestüts ist nicht bekannt. Die Gesammtzahl der Gestüts- und Wirthschaftspferde ist 250 Stück; hier- von kommen 80 Mutterstuten in Abzug, die grösstentheils Trakehner Ab- stammung sind. Ausser den Landesbeschälern werden noch zum grössten Theil Trakehner Hengste, auch ein Oldenburger dergleichen benutzt. Das Zuchtziel erstreckt sich auf Erzeugung eines starken, nicht zu grossen Reit- und Wagenpferdes. Jährlich werden hier ca. 30 Fohlen geboren. Ausnützung: 3V2J3'hrig werden die Fohlen hauptsächlich an die Remonte-Ankanfskommission abgegeben; auch finden Verkäufe an Private statt. Provinz Posen. Reg.-Bez. Posen. Kreis Birnbaum. Name des Gestüts: ZirKB (Posen'sches Landgestüt). Besitzer: Staats -Fiscits. Topographisches: Zirke liegt ca. 20 km südwestlich von Wronke, Station der Posen — Stargarder Eisenbahn; 14 km nordöstlich von Birnbaum, Station der Strecke Rokietnice — Meseritz, am linken Ufer der Warthe. Geschichtliches: Das Landgestüt wurde 1829 gegründet; Hengste erhielt dasselbe zuerst von den Gestüten Brandenburgs, Westpreussens und Sachsens. Anfangs waren 60 Hengste vorhanden, die Zahl erhöhte sich auf ca. 100. ISIach und nach wurde die Zahl auf 140 Köpfe verstärkt. 1874 stieg die Zahl der Hengste auf 165 und 1885 auf 257. Von da ab ging dieselbe wieder zui-ück bis 1893 auf 168, von denen 7 Voll- und 161 Halbbluter sind. Diese Hengste werden jährlich auf 51 Stationen zum Decken gebracht Die Deckresultate sind gut. Bestand an Hengsten 1900—1901: 184 Stück. Seit 1897 besteht zum Zwecke der Förderung des edlen Halb- blutes eine Züchtervereinigung, die sich die „Posener Stutbuchgesell- schaft" nennt. Die in das Stutbuch eingetragenen Pferde erhalten einen Adlerflügel als Schenkelbrand. Brandzeichen: Kommt seit Jahren nicht mehr zur An- wendung. 80 Provinz Posen. Reg. -Bez. Bromberg. Kreis Gnesen. Name des Gestüts: GneSBII (Posen'sches Landgestüt). Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: Das Landgestüt Gnesen liegt von der Kreisstadt Gnesen ca. 1 Viertelstunde entfernt; Gnesen ist Eisenbahnknotenpunkt. Behufs Erbauung des Gestüts hat die Stadt Gnesen das Areal hierzu gestiftet. Geschichtliches: Das Landgestüt wurde 1885 mit 130 Hengsten gegründet, die vom Posen'schen Landgestüt Zirke übernommen wurden; der Hengst- bestand wurde bis 1897 auf ca. 180 Stück erhöht. Davon sind die meisten Halbbluter, einige Kaltbluter und ca. 6 Vollbluter. Diese ver- theilen sich über 55 Bescliälstationen in 13 Kreisen. Der Bestand wurde 1900 auf 188 Stück erhöht und blieb sich 1901 gleich. Seit 1897 besteht zum Zwecke der Förderung des edlen Halb- blutes eine Zuchtvereinigung, die sich „Posener Stutbuchgesellschaft" nennt Die in das Stutbuch eingetragenen Pferde erhalten einen „ Adler- flügel" als Schenkelbrand. Von Seiten des Staates wird die Förderung der Pferdezucht durch die Landgestüte Gnesen und Zirke unterstützt, die einen Bestand von 318 warmblütigen Hengsten (Ostpreussen, Hannoveraner, Oldenburger, arabisches und englisches Vollblut) aufweisen. Provinz Posen. Reg. -Bez. Posen. Kreis Krotoschin. Name des Gestüts: TheresJenstein. Besitzer: Q^ Scholz. Topographisches: Das hier gehaltene Gestüt ist in einem Gut untergebracht. Diese Besitzung befindet sich ca. 2 km von der Stadt Krotoschin entfernt und ist daher leicht zu erreichen. Erwähnenswerth dürfte hier noch sein, dass dem Fürsten Thurn und Taxis 1819 vom König von Preussen als Thron -Manneslehen das Fürstenthum Krotoszyn verliehen wurde. Geschichtliches: Die Einrichtungen zum Pferdezuchten in vorstehend be- zeichnetem Gute mögen sehr lange getroffen sein. Hier Pferde zu züchten ist als landwirthschaftlicher Betriebszweig anzusehen, dadurch wird leichte Ergänzung der Wirthschaftspferde ermöglicht und Ueberschuss der Pro- dukte dreijährig der Remonte -Ankaufskommission vorzustellen, Gelegen- heit geboten. Bestand insgesammt an Pferden gegen 100 Stück, davon dienen 25 als Mutterstuteu, diese sind Landstuten eines kräftigen Arbeits- schlages. Königl. Landesbeschäler wurden zum Decken benutzt. Züchtung: Zuchtzweck: Erzeugung eines kräftigen Arbeitsschlages für land- wirth schaftliche und Militärzwecke. Die in dortiger Gegend aufgestellten Kgl. Landgestütshengste haben besonders in letzter Zeit auf die Hebung des Gestüts mit eingewirkt. Provinz Posen. Reg.-Bez. Bromberg. Kreis Wirsitz. 81 Name des Gestüts: WlrSltZ (Remontedepöt). Besitzer: Preussischer Militär- Fisc^is. Topographisches: Wirsitz, Stadt an der Lobsonka, liegt zwischen Schneide-- mühl und Bromberg; 5 km nördlich der Ostbahnstation Netzthal. Das Depot ist eine Abtheilung für Eemontewesen des Kgl. preussischen Kriegs- ministeriums. Die Verwaltung führt ein Oekonomiebeamter. Geschichtliches: Die Einrichtung eines Remontedepöts erfolgte hier 1860. Dasselbe hat einen durchschnittlichen Bestand von über 700 Pferden, die meist Sjährig auf den Remontemärkten gekauft werden. Ein solcher Markt findet alljährlich auch in Wirsitz statt, wohin mehr als 100 Pferde gebracht werden. Provinz Posen. Reg.-Bez. Posen. Kreis Birnbaum. Name des Gestüts: ZirKG (Ehemaliges Zuchtgestüt). Besitzer: Staats- FiscMS, Topographisches: Zirke liegt ca. 20 km südwestlich von Wronke, Station der Posen — Stargarder Eisenbahn und 14 km nordöstlich von Birnbaum, Station der Strecke Rokietnice — Meseritz, am linken Ufer der Warthe. Geschichtliches: Die Unterbringung des Gestütes erfolgte in den Räumlich- keiten, welche zu einem von dem ehemaligen sächsischen Minister Grafen Brühl erbauten Schlosse gehörten. Die Gründung erfolgte im Jahre 1829 mit gleichzeitiger Uebernahme der Herrschaft Zirke. Den Stamm des Zuchtgestüts bildeten 6 Stuten aus dem Fried- rich Wilhelm -Gestüt, 1830 wurden dergleichen von Graditz gebracht sowie später noch einige ebendaher. 1839, 1842, 1848, 1849 und 1850 wurden Staten stärkeren Schlages Trakehnens dem Gestüt zugetheilt, ferner noch 6 Percheron- Stuten, in Summa 20 Stuten. Später wurden Suffolk-Stuten dem Gestüt zugetheilt und die Percheron-Stuten der Zucht enthoben. Zur Bedeckung dieser Stuten wurden vorerst Landesbeschäler ver- wendet, bis 1835 der in England gezogene Vollbluthengst Young Bigot von Bigot aus der Queen Coil von Sweetwilliam von Graditz nach Zirke abgegeben wurde. 1839 folgte der Vollbluthengst Sheriff bis 1844 als Hauptbeschäler. Züchtung: Ungefähr 10 Jahre unterhielt das Gestüt die angeordnete Zucht- richtung, nun wurde aber die Meinung laut, schwerere Pferde zu züchten. Brandzeichen: Z diesem Wunsche wurde Rechnung ge- tragen, es wurden wieder Percheron- Stuten eingestellt bezw. zur Zucht ver- wendet. 1862 wurde das Zuchtgestüt beschränkt, 1881 wurde die Percheron- Zucht abermals aufgehoben und das Gestüt 1882 sogar aufgelöst. Bräuer, Gestüte. 82 Provinz Posen. Reg.-Bez. Posen. Kreis Birnbaum. Name des Gestüts: ROZbltek. Besitzer: Ernst von Reiche. Topographisches: Rosbitek ist Fideikommiss-Herrschaft mit einem Areal von 2350 lia und liegt 15 km von der Kreishauptstadt Birnbaum, 2 km von Kwiltsch, Station der preussischen Staatsbahn Meseritz — Rokietnice — Posen, und ca. 10 km südlich vom preussischen Landgestüt Zirke. Das Gelände ist wellig; es sind verschiedene Seen vorhanden; Bäche, die sich in die Warthe ergiessen. Die Mutterstuten sind in schön gewölbten Ställen in Rozbitek untergebracht, die Fohlen stehen in Pruschim (Rittergut) in Ställen, im Sommer in 2, je 2Y2 ^^ grossen Koppeln. Geschichtliches: Von dem Vater des gegenwärtigen Besitzers wurde das Gestüt auf einem zur Herrschaft gehörigen Rittergute 1832 gegründet. Der nächste Zuchtzweck war der, leichte Reitpferde zu züchten. 1843 wurde von dem Gestüt ein in England gezogener Vollbluthengst Cockboat an- gekauft und in demselben verwendet; derselbe zeichnete siph durch be- sonders starken Knochenbau aus, ebenso die englische Vollblutstute Kerry. Diese beiden bildeten den ersten Stamm des Gestüts. Die Pferde fielen aber klein und leicht aus und wurden daher wenig begehrt. Es wurde versucht die Zucht lohnender zu machen, indem gesucht wurde, massigere Pferde zu ziehen. Zu diesem Behufe wurden, nach Aufgabe der Vollblut- zucht, Stuten aus Trakehnen, dem starken Reitschlage angehörend, und einige mecklenburgische Stuten angekauft; letztere stammten aus dem Gestüt Lenschow in Mecklenburg, welche vom Vollbluthengst Belus von Emilius aus der Babel und aus Stuten des Jvenacker Gestüts stammten. Zum Belegen werden die Landgestütbeschäler in Zirke benutzt. Gegen Mitte der 1890er Jahre war der Gesammtbestand 36 Köpfe; die Zahl der Mutterstuten ist auf 12 Stück zurückgegangen. Züchtung: Zuchtzweck: Die Stuten werden zur Weiterzucht und die Hengste als Beschäler aufgezogen und an die Gestüts Verwaltung verkauft; die übrigen Pferde an Private und hauptsächlich an die preussische Remonte- Ankaufskommission abgegeben. Provinz Posen. Reg.-Bez. Posen. Kreis Obornik. Name des Gestüts: NitlinO. Besitzer: Freiherr von Lüttwitz. Topographisches: Das Gestüt liegt auf einem grösseren Gut mit einem Areal von über 700 ha und hat besten Boden. Geschichtliches: Das Gestüt wurde 1875 von genanntem Besitzer gegründet und dabei einige Voll- und edle Halbblutpferde eingeführt. Im Jahre 1889 hatte sich bereits ein Mutterstutenstamm von gegen 14 Stück ergeben. Hierbei verfolgt man als Zucht ziel: ein Pferd mit hohem Blutgehalt und gutem Gehvermögen bei viel Körpermasse zu erzeugen. Jährlich fallen durchschnittlich 9 — 10 Fohlen. Als Hengste dienen dieKgl. Landesbeschäler. Züchtung: Zuchtzweck: Deckung des Eigenbedarfs und Verkauf der jungen Thiere als Reit- und Wagenpferde. ■h Provinz Posen. Reg.-Bez. Posen. Kreis Birnbaum. 83 Name des Gestüts: LubOSCh. Besitzer: . Prau Anna Bar dt Topographisches: Die Besitzung ist eine Domäne mit einem Areal von gegen 1800 ha und liegt ca. 10 — 12 km von Birnbaum nordöstlich. Geschichtliches: Hier ist die Pferdezucht innig mit dem Wirthschaftsbetrieb verbunden. Es sind zur Zucht 1 Deckhengst Trakehner Abstammung und 10—12 Mutterstuten aufgestellt. Letztere werden bis zum Ende der Tragezeit zum Wirthschaftsbetrieb verwendet. Jährlich werden 8 — 12 Fohlen geboren. Der Pferdebestand für die Oekonomie beträgt gegen 100 Stück. Dreijährig werden die Pferde der Remonte-Ankaufskommission vorgestellt. Züchtung: Zuchtziel: Erzeugung eines kräftigen, edlen Gebrauchspferdes. Früher in dem Gestüt aufgestellte Hengste waren: Trepido, Atlas etc. Provinz Hessen-Nassau. Reg.-Bez. Kassel. Kreis Hofgeismar. Name des Gestüts: BebcrbeCk (Preuss. Hauptgestüt). Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: Das früher kurfürstlich-hessische ^Hofgestüt", gegenwärtig „preussisches Hauptgestüt" Beberbeck ist von Hofgeismar aus leicht auf angenehmem Weg, durch schattigen Eichenwald, in 1 Y2 — 2 Stunden zu erreichen. Hierzu gehört das frühere kurfürstliche Jagdschloss , Sababurg". Das Gesammtareal beläuft sich auf gegen 900 ha und liegt mitten im ^Reinhardtswald". — Die Weiden sind mitttelmässig beschaffen; Wasser hinreichend; ein Bach fliesst durch die Weidekoppeln. Das Klima in Beberbeck ist sehr rauh; die vielen herrlichen Eichenwaldungen bieten aber Schutz und gute Luft zum Athmen. Trotz des rauhen Klimas bleiben die Pferde vom ersten Frühling bis spät in den Herbst im Freien. Geschichtliches: Beb erb eck entstammt einer alten Zucht, die von den Erz- bischöfen von Mainz im Reinhardtswald eingeführt wurde, als diese noch die Landschaften an der Weser beherrschten. Ursprünglich war die Zucht wild, später versuchte man die Hengste von den Stuten dadurch zu trennen, dass man sie an der anderen Seite der Weser in den Solling brachte; die Hengste schwammen aber immer wieder nach den Stuten zurück. Nun entschloss man sich, es war zur Zeit des Landgrafen von Hessen, bei der Zapfenbui'g, der späteren Sababurg, etwa 600 Morgen Wald mit einer Mauer zu umgeben und diesen sogenannten Mauerpark den Hengsten einzuräumen. Allmählich wurden die Gestütsverhältnisse mehr und mehr geregelt und es entstand schliesslich in Sababurg ein Gestüt von solcher Berühmtheit, dass viele fremde Höfe, so England, Pferde aus Sababurg bezogen. Später verlegte man das Gestüt von dort nach dem nahegelegenen Beberbeck, von alters her auch Preverbeck genannt. — Seit Ende des 15. Jahrhunderts bestand ein Gestüt nur auf Sababurg, einem Jagdschloss auf hohem Berg (Basaltkegel). 1728 wurde von hier das Gestüt nach Beberbeck verlegt und Sababurg als Jagdschloss wieder eingerichtet. Das Gestüt hatte den Zweck, von nun an zum kurfürstlichen Marstall die erforderlichen Remonten zu beschaffen 6* 84 Provinz Hessen-Nassau. Reg.-Bez. Kassel. Kreis Hofgeismar. und diente ferner dazu, eine Stanomzucht von 45 Mutterstuten vom Reit- und Wagenschlag stets zu unterhalten. Der Reitschlag stammte von arabischer und englischer Vollblutrasse, der Wagenschlag von englischer und hannoverscher Abkunft. Zu jener Zeit standen im Gestüt: 3 Original-Araber- hengste, 1 englisches Vollblut, und ferner mehrere aus der Nachzucht dieser Rassen. Die Produkte waren edel, wohlgefällig und gedrungen gebaut. 1827 wurde der Gestütshof zu Beberbeck nach dem Muster des preussischen Friedrich -Wilhelm -Gestüts zu Neustadt a. d. Dosse umgebaut und ein- gerichtet und bildet dieses massive Gebäude ein Rechteck von 800 Fuss Länge und 600 Fuss Breite. Beb erb eck war bis 1866, dem üebertritt an Preussen, im Besitz einer grossen Isabellenzucht, es wurden davon gängige Kutschpferde gezogen, die nach und nach allerdings mangelhafte Körperformen zeigten. In späterer Zeit wurden hauptsächlich mecklen- burgische Hengste als Beschäler verwendet, wodurch eine Verbesse- rung der Zucht herbeigeführt wurde. Von 1876 an wurden anderweit für das Gestüt 5 Beschäler und ca. 100 Mutterstuten, meist englisches Halbblut, gehalten. Zu jener Zeit wurden 77 Mutterstuten vom Friedrich- Wilhelm-Gestüt zu Neustadt a. d. Dosse nach Beberbeck überführt. Unter den Beschälern zeichnete sich im Gestüt Beberbeck der eng- lische Vollbluthengst und in Frankreich erzogene Chamant bezüglich der sehr leistungsfähigen Nachzucht aus; weitere Vollbluthengste nach ersterem bis auf die neue Zeit waren: Bachus, Gabardine, Adonis^ The Prifice etc., sowie die Halbbluthengste Bazame, Lebus^ Odoardo, Cystimus etc. 1897 waren Hauptbeschäler die Vollbluthengste Birkhahn, Frejeville, Le Butard und Saint Tropes. Die Beberbecker Pferde sind sämmtlich sehr edlen Halbblutes, von kräftigem, starkknochigem Körperbau. Das Gestüt zählte 1897 durch- schnittlich mit denWirthschaftspf erden insgesammt 350 — 400 Pferde, darunter, Chamant für sich besonders gerechnet, 6 Hauptbeschäler, 1 Probirhengst, 100 Mutterstuten, Fohlen gegen 70 Stück, 35 Stück Reit-, Wagen- und Ackerpferde. Züchtung: Zuchtziel und Zuchtzweck: Ergänzung von Landgestüts-Hengsten und Beschaffung von Reit- und Wagenpferden für Marställe und Privat- unternehmungen. 1900 hatte das Gestüt 306 junge Hengste und Stuten. Beberbeck ist, mit Ausnahme des erst vor mehreren Jahren wieder ins Leben zurückgerufene Zuchtgestüt Neustadt a. d. Dosse, das kleinste der preussischen Hauptgestüte. Nach weiteren Berichten aus dem Königl. Hau^Dtgestüt Beberbeck besitzt dasselbe Anfang 1901 einen Stamm von 100 Mutterstuten, dieselben sind sämmtlich in dem 1876 neu entstandenen Gestüt gezogen. Von ihnen stammen 63 von den s. Zt. aus dem Friedrich- Wilhelm - Gestüt übersetzten Stuten ab, die übrigen Stuten, ungefähr je die Hälfte, stammen von früheren Beberbecker oder von angekauften Senner-Stuten ab. 67 Stuten wurden von Vollbluthengsten erzeugt. Brandzeichen: '^^ Ei^^ schräg abwärts gerichteter Pfeil, um den sich eine Schlange windet; auf rechtem Hinter- schenkel aufgebrannt (Pfeil und Schlange das Sinn- bild der Schnelligkeit und Klugheit). Das Zeichen ist vom Friedrich-Wilhelm- Gestüt in Neustadt a. d. Dosse übernommen bez. nach dorthin wieder mit zurückgegeben. r>r» ;; Provinz Hessen-Nassau. Reg.-Bez. Wiesbaden. Kreis Dillkreis. 85 Name des Gestüts: DÜlenburg (Hessen-NaSS. Landgestüt). Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: Dillenburg liegt an der von Wetzlar nach Köln führenden Eisenbahn. Bis 1739 Residenz des Fürsten von Nassau-Dillenburg. Das hier befindliche Etablissement befindet sich in 2 Höfen und besteht aus Wohngebäude und Stallungen sowie 1 gedeckten und 1 offenen Reitbahn. Den Bezirk des Landgestüts bilden die Provinzen Hessen und Nassau, Kreis Wetzlar (Reg.-Bez. Coblenz) und das Fürstenthum Waldeck. GeSChichthches: Das in Dillenburg sich befindliche Landgestüt wurde von Kassel im Jahre 1870 als , Hessisches" nach hier verlegt und das ehedem in Corbach befindliche dergleichen als , Waldecker Hengstdepot" mit ersterem vereinigt und nun mit der Bezeichnung „Hessen -Nassauisches Landgestüt " belegt, welches seit 1866 sich in Warendorf befand. Es sind im Gestüt ca. 80 Halbblutpferde und ca. 60 kalt- blütige Hengste aufgestellt. Von letzteren hauptsächlich Belgier und Franzosen, vereinzelt auch einige Clydesdaler. In Summa 142 Hengste für einige 40 Beschälstationen. Züchtung: Die Pohlenaufzucht liegt in den Händen der Bauern; es werden auch edle Fohlen gezüchtet. Die Remonte-Ankaufskommission kauft die Fohlen der dortigen Kreise sehr gern. Provinz Hessen-Nassau. Reg.-Bez. Hanau. Kreis Frankfurt a. M. Name des Gestüts: MaHahall. Besitzer: PF. Mössinger zu Sprendlingen bei Frankfurt a. M. Topographisches: Das genannte Gestüt liegt ungefähr 12 — 14 km von Frank- furt entfernt, gehört zu dem Orte Sprendlingen und ist von da aus nach einer Wegstrecke von 20 Minuten zu erreichen Station der Main — Neckarbahn. Areal über 25 ha Landweiden. Geschichtliches: Obiger Besitzer gründete 1885 hier ein Trabergestüt, welches 3 Jahi'e später einen Bestand von ca. 50 Pferden hatte. Hierunter waren zunächst 4 amerikanische Traberhengste mit Namen France- Alexander, Trouble, Tourist Boy und Young Amber als Beschäler eingeführt; weitere dergleichen wurden später eingestellt. Mutterstuten waren 14, theils amerikanische Traber, theils Voll- und Halbblutpferde vorhanden, die sämmtlich zur Erzielung von Traberpferden dienten und deren Produkte entweder auf der Rennbahn ausgenützt werden, oder als Reit- und Wagenpferde Verwendung finden. Züchtung: 1896 deckten die Traberhengste Lump und Emigrant; letzterer braun von Electtoneer aus der Theora, ist der einzige in Europa befind- liche Sohn der für die amerikanische Traberzucht von hoher Bedeutung gewordenen Electioneer. Lump ist ein Rappe von Lump aus der Nelly Parker. 86 Provinz Schleswig-Holstein. Kreis Sonderburg. Name des Gestüts: AugUStenburg. Besitzer: Herzog Chris fimi von Augusfenburg. Topographisches: Augustenburg ist Marktflecken und liegt an einer Bucbt, 1 Meile von Sonderburg, mit Amtssitz für den Kreis Sonderburg, Gestüt, Hafen, einem schönen 1770 — 1776 erbauten Schloss. Hier residirte vormals der Herzog von Holstein-Sonderburg-Augustenburg; hiei'zu ehe- dem bedeutende Güterkomplexe gehörend. Geschichtliches: Bis 1849 bestand hier auf der Insel Alsen ein Gestüt des Herzogs Christian von Augustenburg, welches zu Gunsten des sehr edlen Marstalles unterhalten wurde. Während der Mitte der 1830 er Jahre, bis gegen 1848 waren darin 10 Vollbluthengste und über 20 Vollblut- stuten untergebracht Augustenburg war früher als Gestüt sehr be- rühmt, ist aber eingegangen. Provinz Schleswig-Holstein. Kreis Segeberg. Name des Gestüts: TraVGnthctl (SchleSW.- Holst. Landgestüt). Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: Traventhal liegt an der Trave. Segeberg (Kreisstadt). Eisenbahnstation der Staatsbahn Buchen — Neuraünster. Traventhal, Schloss mit grossem Garten, ehedem Lustschloss der Herzöge von Holstein-Plön. Geschichtliches: 1866 fand die Gründung obigen Landgestüts statt; die erforderlichen Gebäude im früheren Amtshof waren vorhanden, um ca. 130 Hengste vorschriftsmässig unterzubringen. Die Errichtung des Landgestüts reicht zurück bis zum Jahre 1863, um diese Zeit wm-den von Seiten des Herzogthums 10 Hengste für Aus- übung der Landespferdezucht gestellt. 1867 wurden diese Hengste in Glücksburg, 1868 in Plön aufgestellt, bis dasselbe 1874 nach Traventhal überführt wurde. In Traventhal werden ungefähr gegen 120 Hengste, die dem starken massigen Halblutschlage angehören und geeignet sind ein schweres, edles Wagenpferd zu erzeugen, unterhalten. Zu Anfang der 1890 er Jahre standen dort die Vollbluthengste Theoretiker, von Theurisk, Felham von Cremarne und Pardeutos von Chatnant, von denen ähnliche heute noch eingestellt werden. Es werden hier allerdings auch kaltblütige Pferde (dänische Hengste) zum kleinen Theil mit in Gebrauch genommen. Diese Hengste werden jährlich über 42 Stationen vertheilt. Züchtung: Der Schwerpunkt der Schleswig-Holsteinischen Pferdezucht liegt, nach Stöckel, in den Marschgegenden, in denen in den letzten Jahren grosse, mit sehr schönen Erfolgen gekrönte Anstrengungen von Privaten gemacht worden sind, um die Zucht des edlen Halbblutpferdes zu lieben. Provinz Schleswig-Holstein. Reg.-Bez. Holstein. Kreis Kiel. 87 Name des Gestüts: WenSltl. Besitzer: J, Schwer difegev. Topographisches: Wen sin liegt unweit Kiel. Geschichtliches: Von 1857 ab wurde auf Wensin stets Pferdezucht, aber nur in kleinem Maasstabe, betrieben. Seit der üebernahme der Besitzung durch obigen Besitzer (1880) wurde diese vergrössert und der damalige Stand auf ca. 50 Köpfe erhöht. Die Stuten waren meistens englische Halbblutpferde sowie Hannoveraner und edle aber starkknochige Pferde der holstein'schen Marschen. Der Bestand setzte sich in der Hauptsache aus Pferden der holstein'schen Zuchtrichtung zusammen. Als Hengste wurden die Beschäler des Kgl. preussisch- holstein'schen Landgestüts Traventhal benutzt, nebenbei aber eigene aus Irland 1885 eingeführte Hengste: Dowro von West-Australian etc. eingeführt. Züchtung: Die Ausnützung des Gestüts war in der Weise eingerichtet, dass ein Theil dreijährig als Militärremonten verkauft und ein anderer Theil für die Oekonomien benutzt wurde, auch wurde Aufzucht von Hengsten für Zuchtzwecke betrieben, die von hier aus sehr gern nach Amerika angekauft wurden. 1892 gab der Besitzer die Bewirthschaftung des Gutes auf, infolge dessen ging das Gestüt ein. Prov. Hannover. Landdrostei Hildesheim. Fürstenth. Grubenhagen. Kreis Einbeck. Name des Gestüts: HunneSrÜCk (Remontedepöt). Besitzer: Preussischer Fiscus. Topographisches: ^Hunnesrück liegt am Nordabhang des Solling mit ver- fallenem Bergschloss und Domäne, unweit der Stadt Dassel und gehörte vor Zeiten den Grafen und Raugrafen von Dassel, die ihre Besitzungen im SoUinger Walde hatten. Dassel ist die Kreis- und Hauptstadt des Fürsten- thums an der Hme, A^j^ Meilen nördlich von Göttingen. Geschichtliches: Hunnesrück und Neuhaus, in der Provinz Hannover am Nordabhang des Solling, waren ehedem die Hauptpunkte eines im Sol- linger Walde betriebenen halbwilden Gestütes, das aber nie rechten Fort- gang gehabt zu haben schien. Wann die Auflösung des Gestüts erfolgte, ist nicht bekannt. Während der 1830 er Jahre wurde das Privat- Gestüt Memsen nach Neuhaus verlegt, letzteres diente s. Zt. ausschliesslich dazu, den hannoverschen Hof mit den für denselben erforderlichen Pferden ab- sonderlicher Farbe, wie die Weissgeborenen, Perlfarbenen, Isabellen, Gelben mit Aalstrich, zu versehen. Im Jahre 1866 wurde das Gestüt aufgehoben und ging ein Theil in das s. Zt. zu Herrenhausen bestehende Gestüt über. Züchtung: 1867 und 1868 wurden die Stallungen von Neuhaus aber wieder bezogen und dienen diese seitdem den Zwecken des Kgl. Preussischen Remontedepöts zu Hunnesrück, 1867 war das Depot hier mit 539 Re- monten belegt. 88 Provinz Hannover. Landdrostei Lüneburg. Kreis Celle. Name des Gestüts: CgIIG (Hannover'sches Landgestüt). Besitzer: Staats- Fiscus. Topographisches: Celle, selbständige Stadt am Einfluss der Fuse in die Aller, an der Lehrte — Harburger Eisenbahn und über 40 km nord- westlich von Hannover, war ehedem der Sitz bezw. die Residenz der lüneburgischen Herzöge (1369 — 1705). Die Fuse theilt das Etablisse- ment in 2 Hälften. Diese sind durch eine eiserne Brücke verbunden. Ausserdem ist noch eine offene Reitbahn, eine sogenannte Gestütswiese vorhanden. Das Areal beträgt ca. 6 ha. Den Bezirk des hannover'schen Landgestüts bildet die Provinz Hannover. Geschichtliches: Kurfürst von Hannover, König von England Georg IL errichtete hier einen Beschälerbestand, der zu jener Zeit 12 hol- stein'sche Hengste betrug. 1748 war die Zahl auf 40 Hengste, 1764 auf 90 gestiegen. Das inzwischen etwas zurückgegangene Landgestüt wurde durch Ankauf mecklenburgischer Hengste von 1790 an wieder gehoben, denen auch englische Vollbluthengste mit zugesellt wurden. Während der Kriegs wirren zu Beginn des 19. Jahrhundeiis hörte das Gestüt auf zu bestehen, die Hengste wurden nach Mecklenburg geflüchtet. 1814 begann wieder neues Leben in Celle, der Hengstbestand erhöhte sich auf weit über 100 Stück. Ende der 1830 er Jahre erhöhte sich der Normal- bestand auf über 200 Hengste. Die Kriegsfälle von 1866 brachten Hannover und damit das Landgestüt an Preussen, sodass Celle seitdem ein preussisches Landgestüt gewox'den ist. 1885 standen 187 Hengste daselbst incl. 25 Voll- bluthengste. Etatmässig waren 1897—1898 235 Hengste incl. 16 Vollblut- thieren aufgestellt, die auf 70 Stationen zur Vertheilung kamen. Der Bestand betrag 1900 260 Hengste. Nach Schlägen vertheilt sich der Bestand: 1. in leichten Reitschlag, 2. in leichten Wagenschlag, 3. in starken Reitschlag und 4. in starken Wagen- und Arbeitsschlag. Der Hengst Nordlicht des Celler Landgestütes. Dieser Hengst wurde von dem Hofbesitzer Herrn Spöring in Otersen bei Verden a. d. Aller gezogen und im Gestüt Heri'enhausen aufgezogen. Er stammt ab von dem in Mecklenburg gezogenen Halbbluthengst Norfolk (Enkel des Vollbluthengstes Saymour), und seine Mutter ist eine Tochter des Vollbluthengstes F. Confederate , welcher wieder auf den Vollbluthengst Sampson und die sehr edlen Halbbluthengste Hazard, Unique und Carekss zurückgeht. Die Abstammung von Nordlicht ist also eine sehr edle und dementsprechend auch seine Vererbung. Am besten vererbte er sich jedoch (wie dies ja öfters der Fall ist) in der weiblichen Linie und zwar lieferten wieder die Töchter des 16 Jahre in Nordholz stationirt ge- wesenen, edel gezogenen und ungemein starken Sebras-'&ohnes Alhambra mit Nordlicht die besten Produkte. Mit den von Nordlicht und Alhambra abstammenden Stuten vererbt sich nun der seit 1887 in Nordholz auf- gestellte sehr starkknochige Halbbluthengst Schlucker ganz vortrefflich, während der 1895 auf genannte Station gesandte edle ostpreussische Hengst Anselni wieder mit den Stuten der vorhin genannten Hengste vorzügliche Produkte liefert. Provinz Hannover. Landdrostei Lüneburg. Kreis Celle. 89 Bei einer so glücklichen Aufeinanderfolge vorzüglich sich vererbender Hengste, welche sehr lange und sehr viel benutzt wurden, ist es nicht auffallend, dass die Pferdezucht genannter Gegend aussergewöhnliche Fort- schritte gemacht hat. Aber nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ sind grosse Fortschritte zu verzeichnen. Für die Qualität der Zucht spricht die grosse Nachfrage nach Zuchtmaterial aus dieser Gegend und für die Quantität der Umstand, dass im Jahre 1900 in Nordholz von 8 Hengsten 494 Stuten gedeckt wurden. Da nun Nordlicht an diesen Fortschritten ganz besonders betheiligt ist, dürfte es interessiren zu hören, dass er von 1876 bis einschliesslich 1899 in Nordholz 1644 Stuten gedeckt und 1219, also mehr als 74 "^/q befruchtet hat Ausserdem hat er 1900 wieder 47 Stuten gedeckt, sodass ihm also in Summa 1691 Stuten zugeführt worden sind. Vermuthlich sind von den im Jahre 1900 ge- deckten 47 Stuten ca. 39 tragend. Nach den Rapporten des vergangenen Jahres wurden in Hannover 103 Töchter und 92 Enkelinnen des Nord- licht zur Weiterzucht benutzt. Diese Zahlen dürften beweisen, welch' hohen Zuchtwerth dieser Hengst hat und es auch erklären, warum die Gestütsverwaltung den alten Beschäler nicht nur bis jetzt konservirt hat, sondern sich auch noch bemüht, ihn im Jahre 1901 als 29jährigen wieder auf die Station zu schicken. Das hannover'sche Landgestüt ist nach Stöckel das älteste in der Reihe der preussischen Landgestüte und man muss in demselben und in seiner l^/o hundertjährigen Thätigkeit den Grundpfeiler der heutigen blühenden haunover'schen Pferdezucht erblicken. Provinz Hannover. Landdrosteibezirk Hannover. Fürstenthum Calenberg. Name des Gestüts: HePrenhailSen (HannOY. Hofgestüt). Besitzer: Herzog von Cumberland. Topographisches: In Herrenhausen wurde sehr früh schon ein Privatgestüt unterhalten mit der Bezeichnung „Hannover'sches Hofgestüt". Dasselbe hat seine Lage ca. 2 km von Hannover entfernt und umfasst ein Areal von über 100 ha. Dieser Privatbesitz datirt aus alten Zeiten bis 1866. Nach dem Tode des Königs Georg V. kaai Schloss mit Zubehör durch Erbgang an den Herzog von Cumberland. Geschichtliches: Unter den Königen von Hannover wurde dieses fürstliche Privatgestüt mit der Bestimmung geleitet, dass daselbst die Zucht weiss- geborener Pferde mit rothen Augen — die Erzeugung von Kaker- laken — betrieben werde. Behufs Erreichung dieser Zucht wurden englische Vollbluthengste und während der 1830 er Jahre auch arabische Vollbluter (Malcolm) benutzt. Gleichzeitig bestand hier aber auch eine Isabellenzucht. Der Bestand an Pferden hatte die Höhe von gegen 80 Stück incl. der Fohlen erreicht. Es war Vorschrift, dass im Gestüt 12 weissgeborene Schimmel und 10 Isabellen vorhanden sein und bleiben sollten. Die Zucht der Isabellen und Weissgeborenen hat fortbestanden bis 1895. Der letzte Rest des berühmten „Hannoverschen Hofgestüts " bestand noch in einem weissgeborenen Schimmel, der im November 1895 getötet wurde und in einem 19jährigen Isabellenhengst, der im Juni 1896 dem Vorhergegangenen ähnlich folgte. Weiteres s. Memsen. / 90 Provinz Hannovei-. Landdrosteibezirk Hildesheim. Fürstenthum Göttingen. Name des Gestüts: NeuhaUS (Zucht- bez.halbwild. Gestüt). in dem Sollinger Wald. '^"'^ ^°'* ^^' berühmte Besitzer: Staats- Fi seit s. althannoversches „Landgestüt Xeuhaus im Solling" bezeichnet.) Topographisches: Neuhaus liegt am Nordabhang des Sollinger Waldes, in der Nähe des Städtchens Dassel. Die Gegend liegt westlich vom Harz, ein fast durchgehends von Laubholz bedecktes Sandsteingebirge, eingetheilt in den südlichen Strich (kleiner Solling), hannoversche Provinz Göttingen und grosser Solling, der theils hannoverisch, theils braunschweigisch ist. Im Allgemeinen ist der Boden trocken, die Gegend öde; später wurde verbessernd eingewirkt; Wiesen im Walde. Gute Gebäude bilden 2 Höfe, einer: Häuser mit Wohnung für Beamte, der andere für Stallungen etc. Geschichtliches: Die Zeit der Gründung des Gestüts „Neuhaus am Sollinger Wald" ist nicht mehr genau bekannt; allem Vermuthen nach hat dasselbe vorher über 100 Jahre, als Hannover dem Königreich Westfalen an- gehörte, demselben Zweck gedient. Während des laufenden Jahrhunderts wurde während der Jahre 1839 — 1840 im Sollinger Walde ein halb- wildes Gestüt bei Neuhaus betrieben. Die Mutterstuten bildeten die Abstammung in zweiter Linie von Arabern, Persern und Engländern. Die Thiere waren äusserst selten krank. Mit 3 72 Jahren wählte man die besten Stutfohlen und bestimmte sie zu künftigen Zuchtstuten; die übrigen gingen in den Marstall Hannover. Die zu künftigen Beschälern geeignet befundenen Hengstfohlen wurden je nach Bedürfniss in ver- schiedene Remontedepöts vertheilt. Das halbwilde Gestüt wurde während der 1860er Jahre an Memsen wieder zurückgebracht und das zu Neu- stadt aufgehoben, die Ueberreste gingen nach Herrenhausen. 1867 und 1868 wurden die Stallungen zu Zwecken des neuerrichteten König- lich preussischen Remontedepöts Hunnesrück, Neustadt als Vorwerk, zugetheilt. Das einst berühmte althannoversche Landgestüt, „Neuhaus im Solling" genannt, eines der ältesten Gestüte Deutschlands, soll einer Notiz der Deutschen Landw.- Presse 1899, Nr. 79, Seite 907 zufolge in Kürze auf- gehoben und zu anderen staatlichen Zwecken nutzbar gemacht werden. Es wird bemerkt, Neustadt habe während der letzten Jahre an Bedeutung ständig verloren, da dasselbe nur noch als Zweigstelle der Remontedepöt- Administration in Hunnesrück diente. Von den ca. 1200 Morgen Viehweiden wird ein bedeutender Theil aufgeforstet, ein anderer Theil zu Viehweiden verpachtet und der Rest soll zu Dienstländereien für die Oberföi'sterei Verwendung finden, welche die ganze Anlage verwalten wird. Der Obeiförster wird das Jagdschloss „Neuhaus" beziehen. In dem Jagd- schlosse haben die Könige Ernst August und Georg V. von Hannover Brandzeichen * »?« ' ^^^^ häufig gewohnt, wenn sie zur Hirschjagd sowie zur Saujagd weilten; auch andere deutsche Fürsten, die Kurfürsten von Hessen, der Herzog von Braunschweig u. a. m., waren wiederholt in dem kleinen Schloss anwesend. 4^ii Provinz Hannover. Landdrosteibezirk Hannover. Kreis Hoya. 91 Name des Gestüts: MemSGII (Kgl. Privat-Zuchtgestüt). Besitzer: Staats- Fiscus. Topographisches: Memsen ist ein Dorf mit Vorwerk und ehemaligem Gestüt, Hegt in der Nähe von Hoyershagen (Kreis Hoya) mit einem alten, 1200 erbauten Schlosse. Memsen v^^ar bis zur Auflösung ein Privat-Zucht- gestüt der Krone Hannovers. Letzteres war im Vorwerk untergebracht. Geschichtliches: Im 17. Jahrhundert wurde im Eadebrucher Walde zu Memsen unter Herzog Georg Wilhelm ein Kgl. Hannoversches Gestüt mit 4 Vater- und 70 Mutterthieren gegründet; erstere waren englisches Vollblut, letztere Halbblutthiere englischer und orientalischer Abkunft. — Unter Kurfürst Georg H. (1730) wurde Memsen durch den bisher gezüchteten, kräftigen Reitschlag, sowie durch Erzielung weissgeborener Pferde berühmt. Später wurde auf Produktion grosser Wagenpferde, theils Falben, theils Rappen gewirkt; auch wurde nebenbei Maulthier- zucht betrieben. Die weissgeborenen Memsener Pferde, die als Wagenpferde im fürstlichen Marstall der Weifen dienten, wurden erzielt durch Paarung des Schimmelhengstes Augustus V. und des silbergrauen englischen Hengstes Le Barbeblanc^ mit dänischen Milchschimmelstuten. Später (1746) wurden die Nachkommen von einem, in Dänemark ge- kauften, jungen Milchschimmelhengst Le Blanc gedeckt, wodurch diese weissgeborenen Thiere gegen 30 — 40 Jahre rasseecht sich forterhielten. Es sei gestattet, hieran die inzwischen vom Oberst z. D. von Schla- berg im „ Pferdefreund ". 1900, 16. Jahrgang, Nr. 15 abgedruckten „Frag- mente aus der Geschichte hannoverscher Gestüte" dem Wortlaut nach anzufügen: Nach den, auf diesem Gebiete gemachten Forschungen waren schon im 14. Jahrhundert Privatgestüte vorhanden, welche es sich zur Aufgabe machten, die Marställe durch Zuzucht zu versorgen. Im 15. und 16. Jahrhundert unterhielten die reichsunmittelbaren Grafen von Hoya ein Gestüt in Bücken und züchteten, wie sie ihre Züehtungs- produkte nannten, Haushaltspferde. Sie suchten geeignete Mutterthiere aus und Hessen sie hauptsächlich durch spanische Hengste decken. Die Haushaltspferde waren gross, starkknochig, gängig, aber mit stark ab- fallender Kruppe. Dieses Gestüt scheint aber nur bis 1582 im Betrieb gewesen zu sein, denn als die Grafschaft Hoya an die Herzöge von Celle und Braunschweig fiel, hörte mit einem Male jede Nachricht über das Gestüt Bücken auf. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat die Theilung des Pferdebestandes unter den Herzögen stattgefunden. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts errichteten die Herzöge von Celle in Memsen ein Gestüt, auf welchem der Reitschlag vorherrschend war, aber auch die Existenz dieses Gestüts reichte nur bis 1665. Gleichzeitig mit dem Gestüt Memsen war ein solches in Radbruch, auf welchem dem Wagenschlage ziemliche Sorgfalt zugewendet und nebenbei die Maulthierzucht betrieben wurde. Die Maulthierzucht wurde nach kurzer Zeit von hier nach einem Vorwerk „In der Behre" bei Celle verlegt. Man suchte passendes Stutenmaterial, vorzugsweise esel farbiges, aus und Hess dieses durch Malteser- und Neapolitaner -Eselhengste decken. Für die Eselhengste wurden im Lande auch Beschälstationen errichtet, damit ihnen Stuten zugeführt würden, so 92 Provinz Hannover. Landdrosteibezirk Hannover. Kreis Hoya. in Ahlden a. d. Aller und in Northeim im Göttingschen. Waren die Maulthierfüllen abgesetzt, so wurden sie wieder angekauft und „In der Behre" weiter aufgezogen. In Kadbruch traten zuerst die Mausefarbe mit Aalstrich und die Isabelle auf, die man dann fortzüchtete und zu Galazügen verwendete. Fast zu gleicher Zeit war auch in Neuhaus und Solling ein Gestüt für Wagenpferde und ein Fohlenhof für Rapphengstfüllen der Kutschrasse errichtet. Bei der Vereinigung der beiden Linien Hannover und Celle wurde das Sollinger Gestüt dem von ßadbruch einverleibt und 1776 beide vereinigten Gestüte mit dem in Memsen verschmolzen. Neu- haus wurde später aber wieder Gestüt und zwar als ein Gestüt des Herzogs Georg Wilhelm in Nienover, ebenfalls am Solling, woselbst Reit- pferde gezüchtet wurden. In Neuhaus wurden die Baulichkeiten wesent- lich verändert und Stallungen für 40 Mutterpferde, theils Reitschlag in verschiedenem Haar, theils in Mausefarben und Isabellen Kutschrasse, eingerichtet. In Memsen widmete man sich mit gi'ossem Eifer der weissgeborenen Zucht, die anfangs nicht glücken wollte. Erst nach und nach wurde dieses Naturspiel zur konstanten Rasse. 1798 wurden in Memsen 100 und in Neuhaus 40 Zuchtstuten aufgestellt und zwar: 48 für Reitschlag, 10 weissgeborene Kutschrasse, 20 mausefarbige, 48 schwarze, 14 isabellfarbige, in Summa 140 Stück. Als 1803 die Franzosen ins kurhessische Land kamen, wurden die Gestütspferde, so viel von ihnen zu retten waren, nach Mecklenburg transportirt, hier ein Theil verkauft und ein Theil nach England eingeschifft. Nach Errichtung des Königreichs Westfalen, zufolge des Tilsiter Friedens 1807, wurde Neuhaus wieder mit sehr brauchbai'en und leistungsfähigen Zuchtpferden besetzt und die Weiden ganz erheblich verbessert. Als 1813 sich die westfälische Herrschaft ihrem Ende näherte, wurden von Neuhaus 28 Pferde nach Memsen gesandt und in Neuhaus der Bestand bis auf 100 verringert. Importirte englische Hengste und Zuchtstuten frischten das Blut in beiden Gestüten in vorzüglichster Weise wieder auf. 1817 war der Bestand in beiden Gestüten ein derartig hoher, dass sich die Marställe an ihnen vollständig remontii-en konnten. In Memsen waren 863 Stuten der Reitrasse, von denen 578 Fohlen geboren wurden, und 813 Stuten der Kutschrasse, von denen 428 Fohlen geboren wurden. In Neuhaus waren 775 der Reitrasse, von denen 563 Fohlen geboren wurden. 1883 wurden die Gestüte Memsen und „In der Behre" eingezogen, Neuhaus zum Hauptgestüt erhoben und der Etat auf 3 Hengste und 66 Zuchtstuten festgesetzt. Neuhaus musste alljährlich 23 — 25 Remonten abliefern. Die erste Ablieferung an die Marställe fand im Herbst 1843 statt. Diese Remonte blieb jedoch zu klein. Angestellte Untersuchungen ei-gaben das Resultat, dass das rauhe Klima und die Bergweiden in Neuhaus für den Reitschlag wohl geeignet, für den Kutsch- schlag aber nachtheilig seien. Aus diesem Grunde wurden die Füllen der Kutschrasse auf der Domäne Drübber bei Memsen aufgezogen. Finanzieller Ansprüche selten des Domänepächters halber wurde im Herbst 1844 der Neuhauser Wagenschlag nach Herrenhausen verlegt, 200 Morgen Weideland zugepachtet und die Stallungen neu eingerichtet. Nach und nach wurde das Gestüt Herrenhausen vergrössert und es liefert bis auf den heutigen Tag vorzügliches Material. Königreich Sachsen. Kreishauptmannschaft Dresden. Amtsliauptmannschaft Dresden-Neustadt. Name des Gestüts: Moritzburg (Kgl.Sächs.Landgestüt). Besitzer: Staat s-Fiscus. Topographisches: Moritzburg liegt ca. 14 km von Dresden entfernt und ist Eisenbahnstation der Dresden — Elsterwerda — Berliner Bahnlinie. Nadel- holz-(Kiefern-) Wal düngen. Berühmt durch das 1542 von dem Herzoo- (später Kurfürst) Moritz erbaute Kgl. Jagdschloss mit 4 runden Thürmen, 7 grossen Sälen und an 220 Zimmern, wo alle inneren Verzierungen und Gemälde auf die Jagd Bezug haben. Das Schloss mit Landgestüt liegt auf der rechten Seite der Elbe. Geschichtliches: Die ersten für das Landgestüt bestimmten Gebäude wurden 1733 vom Kurfürst Friedrich August IL errichtet, zunächst für die hier zusammengestellten Jagdpferde. Hiernach dienten diese Stallungen zur Aufnahme des Annaberger Landfohlen-Erziehungs-Tnstituts (1802 — 12). Nach der Abtretung des Herzogthums Sachsen an Preussen (1815) waren Sachsen nur 10 Deckstationen verblieben, und wurden die Hengste im Marstall zu Dresden untergebracht. Eine Reorganisation bewirkte die Verlegung des gesammten Land- gestüts nach Moritzburg (1829). Nach der Uebersiedelung des Land- gestüts wurden ausschliesslich mecklenburger Hengste eingestellt. Ende der 1850 er Jahre wurden Hengste aus dem noi'dwestlichen Frankreich (Normandie, Touraine), gleichzeitig aber auch versuchsweise Percherons mit eingeführt, ferner aber auch dazu noch englische Halbbluthengste, schwere oldenburger und ostfriesische Hengste bis zur Höhe von 88 Stück. Der Ankauf der meisten dieser Hengste erfolgte im Alter von 2^0 — 3 Jahren. Der Bestand beläuft sich auf 85 — 90 Hengste für 26 Deckstationen. Brandzeichen: Nach Errichtung des Landgestüts wurde das Gestütsbrand- zeichen No. 1 eingeführt, dasselbe wurde jedoch später ausser Gebrauch gesetzt (1837). Hiernach kam von 1847 an das mit No. 2 bezeichnete Brandzeichen in Anwendung, welches etwas kleiner als das erste war, No. 1. No. 2. No. 3. No. 4. bis von 1877 ab das noch kleinere No. 3 benutzt wurde, damit werden die von Landesbeschälern stammenden Fohlen versehen. Ausser diesen Zeichen führte das Landgestüt noch ein Brandzeichen, welches die sogen. Stammstuten kennzeichnen soll, d. h. diejenigen Stuten, welche in das Stamm- zuchtregister, das neben den Zuchtregistern geführt wird, einofetragen sind. 94 Kreishauptmannschaft Dresden. Amtshauptmannschaft Grossenhain. Name des Gestüts: KalkrGUth (K.SächS.Remontedepöt). Besitzer: Staats -Fiscus, Topographisches: Kaikreuth ist mit der Leipzig — Dresdner Eisenbahn über Grossenhain in kurzer Zeit zu erreichen. Es ist ein Staatsgut, in welchem in alten Zeiten schon länger Pferdezucht neben Landwirthschaft mit be- trieben wurde. Geschichtliches: Kurfürst Christian I. errichtete 1588 in Kaikreuth eine Pferdezuchtanstalt, die bis gegen 1652 in Betrieb war, aber später zurückging, ja sogar aufgelöst wurde. (Johne, „Geschichte der säch- sischen Pferdezucht".) Genanntes Staatsgut diente dann nur dem Be- triebe der Landwirthschaft. Anfang der 1890 er Jahre übernahm das Kgl. Kriegs-Ministerium Kaikreuth behufs Gründung eines Kgl. Sachs. Remontedepöts, wozu später nach und nach mehrere Ritterguts- bez. andere Guts-Komiolexe erworben wurden, um das Depot den in anderen Staaten befindlichen ebenbürtig zu machen. Soweit Zeitungsberichte ergeben, sind in Kaikreuth Stallungen und Laufgärten für die Remonten hergestellt. Das Vorwerk Reiherhof, welches zunächst erworben wurde, ist für Weidezwecke eingerichtet. Es erfolgte darauf anderweit der Ankauf des Vorwerks Bieberach, dasselbe wurde für die Unterbringung der Fohlen sächsischer Zucht bestimmt. Im Rittergut Mühlbach erfolgten Einrichtungen von Sommerstallungen, ferner von Hocks und die Herstellung eines Krankenstalles. Hiernach wurde das Rittergut Adelsdorf erworben, welches am 1. April 1896 in die Bewirthschaftung der Militärverwaltung überging, ebenso ging aber 1898 auch noch das Rittergut Scossa an dieselbe Verwaltung über, wo- selbst gleichzeitig, der günstigen Umstände halber, eine Rindermast- Anstalt mit errichtet wurde. Kreishauptmannschaft Dresden. Amtshauptmannschaft Grossenhain. Name des Gestüts: ZSChOma. Besitzer: Major a, D. von Boxberg. Topographisches: Zschorna ist Rittergut und liegt 6 km von Radeburg, Station der Dresden — Radebeul — Radeburger Eisenbahn. Das Areal be- trägt 700 ha und ist sandiger Lehmboden, gegen 3 — 4 ha sind zu Weiden eingerichtet, die gleichzeitig als Laufplätze dienen. Während des Winters werden die Pferde in Ställen untergebracht. Geschichtliches: Die Gründung des Gestüts erfolgte 1879 durch obigen Be- sitzer. Von Anfang an befleissigte man sich, den Bedarf an Pferden für die Oekonomie im eigenen Gute zu decken, und verwendete um jene Zeit nur Halbblutstuten. Von 1891 an wurde ein Theil Halbblutstuten durch Vollblutstuten ersetzt, es waren dann vorhanden 5 Vollblutstuten und 2 Halbblutstuten. Die Bedeckung geschieht meist durch Beschäler des Hauptgestüts Graditz. Durchschnittlich werden jährlich 4 Fohlen geboren. Kreisliauptmannschaft Dresden. Amtshauptmannschaft Grossenhain. 95 Züchtung: Das Zuchtziel besteht darin, starkknochige, ausdauernde Voli- bezw. Halbblutpferde zu gewinnen. Zuchtzweck: Jährlich werden mehrere Voll- bezw. Halbblutfohlen im Alter von einem Jahr öffentlich versteigert. Der Bestand beläuft sich durchschnittlich auf 17 — 20 Pferde incl. der Fohlen. Die Produkte vorstehenden Vollblutgestüts vom Jahre 1898: 2 Hengste und 4 Stuten, sind am 12. September 1899 in Hoppegarten zur Auktion gekommen. Die äusserst gut gezogenen Thiere haben Fulmen, Aspirant, Kirkonnel, St. Gatten und Tulpa Magyar zum Vater. Letzt- genannter Hengst wurde 1899 gegen ein Deckgeld von 1000 Mark den Züchtern zur Verfügung gestellt. Dieser Hengst ist ein Buccaneer-'$>o\m aus der berühmten Kincsem, bedeutendste englische Vollblutstute der Neuzeit. Kreishauptmannschaft Chemnitz. Amtshauptmannschaft Chemnitz. Name des Gestüts: OBISnitZ (Fohlenauf zuchtanstalt). Besitzer: Fohlenaufz -Verein f. d. Königr. Sachsen. Topographisches: Oelsnitz ist Rittergut des Fürsten von Schönburg -Wai- denburg. Dasselbe liegt an der Strasse von Stollberg nach Lichtenstein. Der jeweilige Landstallmeister zu Moritzburg ist Leiter bezw. Vorsitzender des Vereins. Die Station Oelsnitz liegt südwestlich ca. 20 km von Chemnitz und ca. 6 — 7 km von Stollberg, westlich in einem Thale. Geschichtliches: Ein Theil bezeichneten Rittergutes (über 200 Acker) wurde 1883 von obigem Besitzer gegen einen Pachtzins zunächst auf 12 Jahre von dem Verein übernommen. Es wurde damit Raum und Weide geschaffen für Unterbringung von 30 — 40 Fohlen. Letztere wurden von jener Zeit an während der Sommerszeit im Alter von je 1 — 3 Jahren in Pension genommen für je 15 Mark pro Monat. Bedingungen zur Aufnahme in den Fohlengarten sind zunächst die, dass die Fohlen von je einem Kgl. Landesbeschäler stammea und darüber für solche eine Zu- lassungsbescheinigung vom Kgl. Landstallamt ertheilt wird, die zur Auf- nahme in den Fohlengarten berechtigt. Die Fohlen weiden täglich in den Koppeln. Ausser dieser Fohlenaufzuchtanstalt bestehen im Lande noch 4 und zwar in Tannenberg, Leulitz, Eppendorf und Heu- scheune, obigem Verein gehörig und unter denselben Prinzipien wie Oelsnitz stehend. Kreishauptmannschaft Leipzig. Amtshauptmannschaft Rochlitz. Name des Gestüts: KÖnigSfeld (Arabisches Zuchtgestüt). Besitzer: Emil von Nif 2 schwitz, Rittergutsbesitzer. Topographisches: Königs feld erreicht man von Chsmnitz aus per Eisenbahn über Glauchau — 'Leipzig, oder andererseits über Penig — Waldheim. G-e- nanntes Gestüt befindet sich im Rittergut. Geschichtliches: Im Dezember 1860 reiste der Gründer des Gestütes, Heinrich V. Nitzschwitz, gesundheitshalber nach Kairo und traf schon auf dem Schiffe / 96 Kreishauptmannschaft Leipzig. Amtshauptmannschaft Rochlitz. und später mit Beauftragten verschiedener Staaten zusammen, welche die Versteigerung des Gestüts Abbassie zur Erwerbung von Zuchtmaterial zu benutzen gedachten. Hatte schon früher der Besuch von Weil und Scharn- hausen bei Stuttgart Herrn von Nitzschwitz die Ueberzeugung bestätigt, dass das arabische Pferd das vollkommenste sei, so wurde die Ansicht durch die Bekanntschaft mit obigem Wüsteugebiet nur befestigt und er entschloss sich, die voraussichtlichen Opfer nicht zu scheuen und einen Versuch zu machen, Zuchtmaterial in arabischem Vollblut zu ziehen. Von den beiden damals importirten Stuten ist leider keine Nachkommenschaft vorhanden, beide Stuten erwiesen sich als güst, später ging die Saglavia ein, während Same zur Erzeugung von Zuchtmaterial zu klein war. Als sicherste Quelle arabischen Vollblutes in möglichster Nähe blieb demselben nur das Gestüt bei Stuttgart und ist das Gestüt bei Königsfold eigentlich als Tochtergestüt desselben zu bezeichnen. Vom Jahre 1865 — 1870 wurden für Königsfeld in den jährlichen Stuttgarter Auktionen nach und nach 9 Hengste und 8 Stuten angekauft, von denen sämmtliche Stuten, mit Ausnahme einer, welche nicht aufnahm, zur Zucht verwendet wurden, gleichfalls diejenigen Hengste, welche nach ihrer vollen Entwickelung — sie wurden meist 4 jährig angekauft — als die geeignetsten erschienen. Der Ankauf der Pferde in Stuttgart wurde dadurch wesentlich er- leichtert, dass in diese Zeit die Reduktion des dortigen arabischen Gestüts fiel, dadurch war es möglich, für verhältnissmässi'gen Preis starkes und korrektes Zuchtmaterial zu erwerben, von Nitzschwitz Hess eine andere Gelegenheit auch nicht unbenutzt vorübergehen, er erwarb eine Fuchsstute aus Bäbolna, eine solche aus Galizien auf der Wiener Weltausstellung und eine von Achmed stammende Schimmelstute aus dem Gestüte Rohrenfeld, Um die Vorzüge des arabischen Pferdes: Gelehrigkeit, überhaupt Intelligenz, Genügsamkeit, gute Constitution, Sanftmuth, Schönheit und Ausdauer, auch für Reiter von schwerem Gewicht, zugänglich zu machen, wurden versuchsweise arabische Hengste mit starken Halbblutstuten, von nachgewiesener Abstammung, aus dem Hannoverschen Gestüt Herrenhausen gepaart. Das Resultat war kein günstiges. Die Produkte waren auch schön und leisteten bei anfangs schonender Behandlung Jahrzehnte lang vortreffliche Dienste, doch blieben sie im Verhältniss zur Mutter zu klein, denn der Hengst schlug durch, sein Blut war zu intensiv. Züchtung: Nach besonderen Notizen war das Gestüt 1884 von nachstehend verzeichneten Beschälhengsten besetzt: Said, geb. 1866 in Weil von Tajar a. d. Saida (braun); Padischa, geb. 1871 (Atlasschimmel); Tartar, geb. 1879 von Said a. d. Fara (braun); Schagya, geb. 1880 von Padischa a. d. Dyra (Schimmel); und ferner von 13 Mutterstuten: sämmtliche „Schimmel" bis auf eine Fuchsstute. Die Nachzucht be- stand 1884 aus 12 Hengsten (7 Schimmeln und 5 Braunen) und aus 13 Stuten (8 Schimmeln, 4 Braunen und 1 Fuchs). Bestand: 1900 bis 1901 wechselnd zwischen 60 — 80 Pferden. Das Gestüt besteht weiter unter den bisherigen Prinzipien fort; die Vererbung soll, wie bisher, eine gute sein. Zuchtziel: Beschaffung von Zuchtmateiial für das Gestüt; ferner Her- stellung von Gebrauchspferden, sowie Reit- und Wagenpferde zum Verkauf. Kreishauptmannschaft Leipzig. Amtshauptmannschaft Döbeln. 97 Name des Gestüts: PaudrltZSCh. Besitzer: Staats- Fiscus. Topographisches: Paudritzsch ist ein Vorwerk des Kloster- bezw. Kammer- guts Zella bei Nossen, dasselbe liegt ca. Y2 Stunde östlich von Leisnig. Geschichtliches: Auf Anordnung des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen ist 1694 hier ein Gestüt gegründet woi'den, woselbst bis 1722 Pferde gezüchtet und um diese Zeit dann Stuten und Fohlen nach dem Torgauer Gestüt (dem heutigen Graditz) überführt wurden. Es verblieben hier nur noch 24 Stuten und 48 Fohlen; ob diese Thiere weiter verblieben sind, ist nicht bekannt geworden. 1744 kam ein Theil des in Bleesern unterhaltenen Maulthiergestüts , welches dort aufgelöst wurde, nach Pau- dritzsch, ein anderer Theil, die jüngere Nachzucht, nach Zella. 1764 wurde dieses Gestüt aufgelöst. Später wurde hier eine Landbescbäl- station errichtet. B r ä u e r , Gestüte. 98 Grrossherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach, ^,' Fürstenthum Weimar. Kreis Weimar. Name des Gestüts: Allstedt (Hofgestüt). Besitzer: Grosshersog von Sachsen- Weimar, Topographisches: Allstedt, Stadt an der Rohne; 10 km südöstlich von Sangerhausen, nördlich von Weimar. Das Gestüt ist von genannten- Städten aus leicht zu erreichen; es liegt auf einem hohen Berge in gross- herzoglichem Schloss, ein Theil davon aber in der Stadt. Das Gestüt besitzt 165 ha Land und Wiesen; welches Areal theilweise zur Weide benutzt wird. Stuterei befindet sich in der Stadt, der Hengst- fohlenhof im Schlosse. Geschichtliches: Allstedt ist eines der ältesten fürstlichen Gestüte Deutsch- lands, von dem bereits 1134 Erwähnung gethan wird; nach weiteren. Nachrichten war dasselbe lange vor 1738 gegründet; während der 1740er Jahre war es mit ca. 40 Zuchtstuten besetzt. Sehr alten Nachrichten zu Folge wurden darin von Begiun „Isabelle n" aus Spanien (Andalusien^ sowie „Rappen" aus Preussen (Trakehnen) eingeführt und gezüchtet, ursprünglich sollen die Allstedter Rappen eine Kreuzung von Original- arabern mit eigenen und von auswärts bezogenen Stuten gewesen sein. Die „Isabellen ", die nachweislich in der ersten Hälfte des 18. Jahr- hunderts schon gezüchtet und wovon die fürstlichen Gestüte in Beber- beck und in Herrenhausen remontirt wurden, sind trotz der Nöthigung zur Verwandtschaftszucht, hinsichtlich der Farben, Form und Leistung — da konstante Isabellenbeschäler überhaupt nicht gut mehr zu beschaffen waren — ziemlich gut erhalten. 1748 zählte das Gestüt gegen 150 Köpfe; 1761 bezeichnete man die Stutenheerde mit der Zahl von 25, wovon zum Theil die Isabellen der heutigen Zucht sich noch hervorthun sollen. Unter Herzog Karl August soll sich das Gestüt in besonderer Blüthe befunden haben, als dieser zu Anfang des 19. Jahrhunderts aus der Berberei Hengste habe kommen lassen. Um diese Zeit wurde auch das Gestüt umgebaut. Gesammtbestand ca. 100 Köpfe. Isabellen-Stamm: 1 Hengst, 7 Stuten. Rappen-Stamm: 3 Hengste, gegen 25 Stuten. Zur Blutauffrischung dienen in neuerer Zeit Hannoversche Isa- bellenstuten und Trakehner Rapphengste. Züchtung: Zweck: Remontiren des Marstalles zu Weimar mit Reit- und mittel schweren Wagenpferden. Brandzeichen: M' ■99 Herzogthum Sachsen -Meiningen. Provinz Meining'sches Unterland. Kreis Salzungen. Name des Gestüts: AltetlSteln. Besitzer: Herzog von Sachsen- Meiningen. Topographisches: Altenstein liegt bei dem Bad Liebensteiu und war das' daselbst bestandene „Hofgestüt" in dem Klosterhof eingerichtet. Alten - stein, Herzogliches Lustschloss und Sommerresidenz auf einem Felsenberg mit schönen Parkanlagen, die sich über 3 Berge ausbreiten. Das Schloss wurde 1736 vom Herzog Anton Ulrich erbaut. Geschichtliches: Nach einer offiziellen Notiz war im Herzogthum Sachsen- Meiningen-Hildburghausen der Pferdeschlag ein sehr verschiedener, selbst da, wo schon längere Zeit Pferdezucht getrieben, da bei den französischen, russischen und österreichischen Durchmärschen alle Pferde mitgenommen worden waren. Seit 1827 bestand ein Herzogliches „Privat- Hofgestüt " zu Altenstein. Das Gestüt zu Altenstein bezweckte vorzugsweise die Aufzucht geeigneter Landesbeschäler, nächstdem aber die Zucht von Reit- und Wagenpferden. Eine Commission des Herzoglichen Marstallamtes musterte jedes Frühjahr die zur Pferdezucht bestimmten Stuten und be- zeichnete die passenden Hengste; Mutterstuten mit Erbfehlern wurden nicht zugelassen. Im Herzoglichen Unterland wurde früher Sprunggeld erhoben; 1824 wurde dieses für alle Inländer aufgehoben. Diejenigen, welche nicht zur Musterung erschienen, mussten ihre Stuten vom Kreisthierarzt prüfen lassen und für den Sprung zahlen. Im Amt Römhild wurde bei Errichtung von Beschälstationen Sprunggeld festgesetzt. Sprung- und Geburtsregister wurden rücksichtlich der Veredelung geführt. Von 1832 ab war das Streben der Behörde im Landgestüt vorzugsweise auf Wagenpferde gerichtet. Züchtung: Seit 1832 wurde in Altenstein nur englisches und arabisches Voll- und Halbblut zur Züchtung verwendet. Laut einer direkten Mittheilung wurde das Gestüt 1848 aufgehoben. 100 Herzogthum Sachsen- Coburg- Gotha. Herzogthuni Coburg. Name des Gestüts: Callenberg (Hofgestüt.) Besitzer: Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha, Topographisches: Etwa eine stunde nordwestlich von Coburg liegt das her- zogliche Schloss Callenberg, welches 1857 erneuert wurde, umgeben von einem schönen Park mit grossem Thiergarten, zugleich Musterfarm und Hofgestüt. Geschichtliches: Callenberg ist ein kleines Gestüt; dasselbe besteht aus einigen 20 Pferden. Ein Halbbluthengst als Beschäler von 5 Stuten (Halbblut- und oldenburger Schlag) ist vorhanden. Züchtung: Zuchterfolge sind nicht bekannt geworden. In neuerer Zeit wurde die Zuchtrichtung umgestaltet. Die dort neu eingeführten Pferde gehören den schweren Schlägen an (Flandei-n, Brabant, Steiermark, Perche). Die steierischen Pferde sollen schöne Repräsentanten der Pinzgauer Rasse sein. Fürstenthum Gotha. Landrathsamt Gotha. Name des Gestüts: Sachsen-Coburg-Gotha'sches Landgestüt. Besitzer: Staais-Fiscus. Topographisches: Gotha liegt zwischen Erfurt und Eisenach an der Thü- ringer Eisenbahn und ist Winter- Residenz des Herzogs. Geschichtliches: Herzog Ernst H. gründete 1845 in Gotha ein Landgestüt mit 3 Beschälern, bald musste aber die Zahl bis auf 10 Beschäler er- höht werden. Als Beschäler waren um jene Zeit 1 Vollbluter und 5 Mecklenburger vorhanden. Anfang 1891 war der Bestand der Hengste theils Oldenburger, theils Percherons und Anglo -Normannen (kalte Schläge). 101 Herzogthum Anhalt. Kreis Dessau. Kreisgerichtsbezirk Dessau. Name des Gestüts: AnhalfsctiGS LandgestUt. Besitzer: Staats -Ftscus. Topographisches: Dessau, regelmässig gebaute Haupt- und Kesidenzstadt des Herzogs von Anhalt-Dessau. Hier befindet sich der Sitz der Direktion des Landgestüts. Geschichtliches: Bereits vor dem Jahre 1843 bestand in Anhalt ein Land- gestüt für damals nur 3 Stationen: Dessau, Zerbst und Wörlitz, durch deren Hengste ca. 500 Stuten belegt und davon ca. 300 Fohlen geboren "wurden. Zu damaliger Zeit gehörte der Stutenstamm der alten Mecklenburger Rasse an. Die Hengste waren englischer oder preussischer Abkunft. Wenn die Fohlen abgesetzt waren, wurden diese mit ihren Müttern in der betreffenden Station, meistens während des Monats August, zusammengebracht, wo sie ins Gestütsregister, welches mit grösster Genauigkeit geführt wurde, eingetragen und mit dem Land- gestütszeichen versehen wurden. Hierbei hatte der Landesherr das Recht, Hengstfohlen, die dem Marstallhof gefielen, für den Preis von 24 Reichs- thaler zu nehmen, jedoch aus der ganzen Masse nicht mehr als 6 — 8 Stück. Nach und nach wurde dies aber anders. Das Anhalt'sche Landgestüt wurde neu organisirt und der Etat (1897) auf 18 Hengste erhöht und Brandzeichen: diese über 8 Stationen vertheilt. Von den 18 Hengsten gehören 7 dem Ar- beits-, 7 dem Wagen- und 4 dem Reit- und Wagenschlag an. Sie sind neben Lincoln undYorkshires, holsteiner, han- noverscher, oldenburger, ostfriesischer und belsfischer Abstammung. Kreis Köthen. Kreisgerichtsbezirk Köthen. Name des Gestüts: KotllGn (Laüdgestüt). Besitzer: Staats -Ftscus. Topographisches: Köthen, Haupt- und vormalige Residenzstadt des Herzogs von Anhalt -Köthen, an der Ziethe, beinahe in der Mitte zwischen den Städten Dessau und Bernburg, an der Leipzig— Magdeburger Eisenbahn gelegen, die hier einen grossartigen Bahnhof hat. Geschichtliches: Das hier unterhaltene Landgestüt besteht aus 12 — 16 Heng- sten, die den kalten Schlägen angehören und auf 5 Stationen zum Decken vertheilt werden. 102 Herzogthum Braunschweig. Fürstenthum Wolfenbüttel. Kreis Wolfenbüttel. Name des Gestüts: Htirzblirg (Herzogl. braunschw. Hauptgestüt). Besitzer: Der regierende Herzog von Braunschweig- Li'meburg- Oels. Topographisches: Das Gestüt liegt an der Eisenbahn Bi'aunschweig — HarzlDurg — Bündheim, am nördlichen Abhänge des Harzgebirges, 7,5 km östlich von Goslar, auf einem das Land überschauenden Bergkegel (Burgberg), gegenwärtig mit elegantem Gasthof bei Neustadt und Bünd- heim; letzterer Ort, Dorf im Radauthale, mit Schloss und dem berühmten Harzburger Gestüt. Das zum Gestüt gehörige Areal umfasst 165 ha und liegt 850 m über der Nordsee; Kalk-, Mergel-, Lehm- und Thon- boden. Die Fohlenweide heisst Lindenbruch, durch welche mehrere Bäche fliessen. Die Gestütsgebäude bilden einen viereckigen Hof, an der Westseite liegt der Mutterstutenstall, nördlich die Ställe für Fohlen und Arbeitspferde, letzteren gegenüber der Hengststall, dann folgen die Meiereigebäude. Geschichtliches: Ueber die Gründung des Gestüts fehlen Nachrichten, man nimmt aber an, dass selbige in die Zeit Herzog August's, 1634 bis 1666, fällt. Das an der Nordseite des Schlossgartens, östlich vom Haupt- komplex gelegene sogenannte Alte Schloss mit Pförtnerhaus stammt nach Berichten aus jener Zeit; es sei dies ein Denkmal der Tage Herzogs August und seines Vorfahren Julius (1573). Mit Bestimmtheit ist aber anzunehmen, dass das Gestüt Harzburg das älteste derartige Institut im Herzogthum Braunschweig sei, während die beiden anderen, längst eingegangenen Gestüte Lange (Jagdscbloss und Domäne) und Langeleben am Elm späteren Ursprungs sind. Der französischen Invasion ist auch das herzogliche Gestüt zum Opfer gefallen; es wurde deshalb aufgelöst und die vorhandenen 108 Gestütspferde nach Neuhaus im SoUing überführt. Das Gestüt wurde aber neugebildet, nachdem der helden- müthige Herzog von Braunschweig, Friedrich Wilhelm, 1813 wieder in Besitz seines Landes gekommen war, so dass es bis heute noch unge- •schwächt fortbesteht. Ueber die im Gestüt gezüchteten Rassen, von der Zeit der Einrich- • tung an bis zu der Zeit infolge der französischen Invasion erfolgten Auflösung (1808) ist wenig bekannt. Bei der Neubildung des Gestüts (1813) setzten sich die Mutterstuten aus verschiedenen Rassen zusammen. W^ährend der Jahre 1817 — 1824 wurde der Ankauf von gegen 30 eng- lischen Halbblutstuten bewirkt; dadurch gelang es, die neue Zucht zu . heben und das alte, frühere Material zu beseitigen. Von 1817 — 1830 zeichnete von den Vaterpferden sich besonders Hamilton aus. Dessen Nachkommen wurden gross und stark; dieser Stamm starb 1838 aus. — Fürstenthum Wolfenbüttel. Kreis Wolfenbüttel. 103 1821 erhielt das Gestüt den arabischen Schimmelhengst Mirza, dieser zeichnete sich durch schwärzliche Mähne und Schweif aus, die Haut war ganz schwarz, das Haar mit röthlichen Fliegen, besonders am Halse, auf der linken Schulter ein rother Blutfleck, von dem durch Kreuzung mit den im Gestüte befindlichen englischen Halbblutstuten sehr gute und namentlich schöne Füllen gezogen wurden. 25 Töchter von ihm wurden als Zuchtstuten eingestellt und vorherrschend den in den Jahren 1824 Lis 1831 angekauften Vollbluthengsten Young Bigot, Astonishment, Pelican, Laurestinus und Piston zugeführt. Um für die Rennbahn zu züchten, wurden 1835 — 1842 zwanzig englische Vollblutstuten angekauft, die Vollbluthengste Sheet- Anchor, Basedow, Phosphorus bis Ende der 1840 er Jahre. 1847 wurde die Betheiligung an den Rennen aufgehoben und das Zuchtprinzip auf Lieferung von guten, schönen Gebrauchs- (Halbblut) pferden für den herzoglichen Marstall in Braunschweig (1 Hengst und 14 Mutterstuten) gerichtet. Während dieser Periode wurde der englische Vollbluthengst The Duke of York (1851 — 1872) benutzt. Nach 1869 hat man es sich wieder zur Aufgabe gemacht, neben dem bereits ange- gebenen Zweck auch wieder für die Rennbahn zu züchten. Es erfolgte der Ankauf der englischen Vollbluthengste Gabardine, Apollyon, Savernake, Hymenaeus, Emilius und Kisber, sowie vieler Mutterstuten aus den besten Stämmen Englands, welche eine grosse Anzahl berühmter Rennpferde geliefert haben. Züchtung: Die Zahl der Vollblutstuten betrug gegen Ende der 1890er Jahre 33 Stück; die letzteren Vollbluthengste, Nickel vcn^ Gouverneur^ sind Thiere besten Bluts. Diese Hengste existirten 1900 gleichfalls noch. Der Hengst Calveley ist neu angekauft. Brandzeichen: a t^ u t, • tt ^ Das in Harz bürg m Verwendung ge- brachte Gestütsbrandzeichen bestand aus dop- peltem C mit darüber angebrachter herzog- licher Krone; dasselbe wurde am linken Hinterschenkel aufgedrückt. Mitte der 1840 er Jahre kam dieses Zeichen jedoch ganz in Wegfall. Fürstentlium Wolfenbüttel. Kreis Braunschweig. Name des Gestüts: Oelber. Besitzer: Freiherr E. von Gramm, Topographisches: Oelber ist ein Gut mit 434 ha Areal; dasselbe liegt bei Baddeckenstedt. «Geschichtliches: Das hier bezeichnete Gestüt wurde von obigem Besitzer während der 1840er Jahre gegründet, und hat derselbe dabei im Auge behalten, nur ein edles Halbblutpferd zu züchten. Neben dieser Zucht hat sich der Besitzer von 1882 an auch zur Vollblutzucht hingezogen gefühlt und zu diesem Behufe die beiden Stuten: Liebesgabe von Saunier er aus der Lady Grace und Ellen Douglas von Scottish Chief aus der Scarf eingestellt. 104 Fürstenthum Wolfenbüttel. Kreis Braunschweig. 1889 zählte das Gestüt einschliesslich der in Arbeit stehenden Pferde im Ganzen 44 Köpfe. Hiervon sind 9 Mutterstuten, von denen 6 eng- lisches Vollblut, die übrigen edelgezogene braune, hannoversche Halb- blutstuten sind. Die Stuten sind edelsten Blutes, und da sie auch den besten Beschälern, wie dem Flageolet in Graditz, Chamant in Beberbeck, Kisber und Emilius in Harzburg zum Bedecken zugeführt werden, so werden ihre Produkte auf der Rennbahn ausgenutzt. Die aufgezogenen halbblütigen Pferde werden ihrem Zucht- ziel entsprechend verwendet. Die Hengste werden als Beschäler ver- kauft. 1898 wurde aus England der Vollblut- Deckhengst Alconbury an- gekauft und in das Gestüt gebracht. Dieser Hengst war hervorragend gezogen und ein sehr beachtenswerther Beschäler. Alconbury ist von Paradox- Wheatsheaf. Fürstenthum Wolfenbüttel. Kreis Braunschweig. Name des Gestüts: BraUnSChwelg (Landgestüt). Besitzer: Staats- Fisctis, Topographisches: Braunschweig ist Landes - Hauptstadt und herzogliche Residenz, liegt an der Ocker und an der Berlin — Kölner Eisenbahn, 10 Meilen westlich von Magdeburg und 8 Meilen östlich von Hannover. Geschichtliches: Das Landgestüt in Braunschweig ist seit langer Zeit im Betrieb und durchschnittlich mit 30 — 40 Hengsten besetzt, von denen gewöhnlich einer dem englischen, gegen 20 dem hannoverschen und gegen 5 dem oldenburger Schlage und die übrigen den schweren englischen Schlägen angehören. Züchtung: Das Hauptgewicht wird hier auf die Züchtung der schweren Schläge gelegt 105 Fürstenthum Lippe. L Amtsliauptort Detmold. Name des Gestüts: SennergGStüt zu Lopshorn (Fürstlich Lippesches Hofgestüt in der Senne). Besitzer: Der jeweilige regier. Fürst z. Lippe-Detmold. Topographisches: Lopshorn ist von Detmold aus ca. 7 km entfernt, da- selbst befindet sich das fürstliche Jagdschloss. Die Senne ist ein Haidelandstrich, der den Gestütspferden als Weide zugedacht war. Diese liegt mit ihrem grossen Areal am südwestlichen Abhänge des Teuto- burger Waldgebirges als flachgeneigte Bergebene bis zu 250 m über dem Meeresspiegel. Der' Boden ist kalkhaltig, der Graswuchs reichlich, die Gräser sind nahrhaft, die übrigen freien Flächen sind mit Haide be- wachsen, welche im Winter den Pferden als Nahrung dient. Das Ge- stüt wurde von dem jeweiligen regierenden Fürsten in der von altersher eingeführten Weise zu Lopshorn betrieben. Geschichtliches: Die Gründung des , Sennergestüts " soll zu Anfang des 15. Jahrhunderts, nach eingezogenen direkten Mittheilungen jedoch schon Anfang des 12. Jahrhunderts vor sieh gegangen sein. Einer Sage nach sollen die „Senner", welche sich um jene Zeit schon durch ihre Zähig- keit und Ausdauer auszeichneten, die Nachkommen von nach einer Schlacht übrig gebliebenen Pferde sein. Während des 30jährigen Krieges sind die speziellen Nachnchten über das Gestüt verloren gegangen. Nach Preuss und Falkmann, lippesche Regesten betr., wird Erwähnung gethan von einem Verzeichniss und von wilden Pferden im Jahre 1493 gesprochen, deren Gesammtbestand 60 im Ganzen ausmachte und von welchen 28 Mutterstuten waren. Eine andere Urkunde hierüber bestehe nach den angeführten Regesten aus dem Jahre 1500. Durch die Kriegswirren hatte auch dieses Gestüt, trotzdem es ein wildes bez. halbwildes war, gelitten. Ausserdem hatten aber auch die Unbilden der Winter sowie der stete Mangel an Wasser un- günstig auf das Gestütsmaterial eingewirkt, sodass viele Verluste daher nicht ausblieben. Der damalige Besitzer Graf Heinrich Hess deshalb in Lopshorn ausser im Jagdschloss noch andere Stallgebäude für das Gestüt herrichten und solches 1680 dorthin überführen. Dieses Gestüt wurde von dieser Zeit ab in halbwilder Form fortgeführt sowie auch mütter- licherseits bis 1880 hin kein fremdes Blut in die Zucht gebracht. Das alte Senner bez. Lopshorner Pferd war von Grund aus als ein Misch- produkt verschiedener dort im Lande vorgefundener Rassen anzusehen, welche den Urstamm bildeten. Von 1713 an wurden in Lopshorn laufende Gestütsregister,' aber erst von 1748 an sichere Nachweise geführt. Die bis dahin eingeführten Hengste waren arabische und englische Vollbluthengste, deren fortwährend 106 Amtshauptort Detmold. noch einige bis in die neueste Zeit eingeführt werden. Dadurch war und ist heute noch zu beklagen, dass dem englischen Blute vollster Ein- lass in das Gestüt gewährt wurde und in letzter Zeit das Senne rpferd von altem Schrot und Korn mehr und mehr verloren gegangen ist. Der Typus der vormaligen „ Sennerrasse " war schöner Hals und Rücken, tiefe, breite Brust, starke Beine mit kräftigen Gelenken und berühmt durch schöne Gänge und zähe Ausdauei'. Die Körperschönheit kam meistens nach dem Abzahnen der Thiere zur Geltung und erreichten diese bei beständiger fester Gesundheit ein hohes Alter. Zu Anfang der 1880er Jahre enthielt Lopshorn 1 Vollblut- und 2 Halbblut-Deckhengste englischen Blutes sowie 18 Halbblut- Mutterstuten und über 40 Fohlen verschiedener Jahrgänge. .• . Züchtung: Der Zuchtzweck des Gestüts ist unverändert noch wie früher Vollzähligerhaltung des fürstlichen Marstallbestandes und gegenwärtig Produktion englischen Halbblutes. Der übrige Bestand wird ver- auktionirt. 1895 wurden im Sennei'gestüt die alten Verhältnisse wieder hergestellt, indem man die Stuten in Freiheit setzte (38 Pferde überhaupt). Brandzeichen: Die Senner-Füllen erhielten je 1 Jahrfilt einen Brand des lippe- schen Hofgestüts auf die linke Lende (Hinterbacke). Es gab zwei Brände: 1. Den Sennergestütsbrand oder Kronensenner- brand, d. h. die lippesche Kose mit der Füi'stenkrone, in welcher die Initialen der Taufnaraen des jeweiligen regierenden Fürsten zur Lippe enthalten sind. Dieser Brand konnte allen Pferden und Füllen gegeben werden, welche von Sennerstuten und fürst- lichen Beschälern abstammten und zu Lopshoi'n ge- boren waren. 2. Den sogenannten Mittelbrand, welcher im ver- schlungenen Namenszug des jeweiligen Fürsten zur Lippe, darüber die Fürstenkrone, bestand. Dieser gebührte allen fehlerfreien Pferden und Füllen, dei-en Abstammung in mütterlicherseits aufsteigenden Linien von einer Sennerstute und väterlicherseits durch- /'PyfyS gehends von fürstlichen Beschälern nachgewiesen wird, \jyi-^U (j^gg deren Mutter also auch schon den „ Mittelbrand " oder A^ , Sennergestütsbrand " hatte. Amt Detmold. Name des Gestüts: Uppesches Landgestüt. Besitzer: Staats- Fiscus. Topographisches: Dieses Landgestüt bestand früher auf den Meierhöfen zu Detmold, Varenholz, Hörn und Göttendorf. Geschichtliches: Die Einrichtungen des lippeschen Landgestüts standen von jeher mit dem eher gegründeten „Sommerzuchtgestüt" zu Lopshorn in engstem Zusammenhange. Nach einer Verordnung vom Oktober 1699 wurden gute Beschäler, Lopshorner Rasse, zum Decken von Landstuten Amt Detmold. 107 aufgestellt. Nach Ad. Collmann's Geschichte der Landespferdezucht im Fürstenthum Lippe hob sich 17 10 das Interesse unter den Stutenbesitzern mehr und mehr. Auch wurde 1735 durch Aufstellung eines Eselhengstes, behufs Einführung der Maulthierzucht im Landgestüt, anderweit das Inter- esse vermehrt. 1738 wurde dem Institut die Bezeichnung „Landgestüt" verliehen und gleichzeitig ein „Stallmeister" Namens Prizelius angestellt. Von dieser Zeit ab wurden Beschäli-egister eingeführt. Von 1768 — 1773 wich man von der Sennerzucht als Landesbeschäler ab und schob zu den benutzten Hengsten 3 englische, 1 jütländer, 3 holsteiner, 1 olden- burger, 1 mecklenburger, 1 preussischen und 1 normannischen (schwer) Hengst ein, die übrigen waren noch „Senner". Nach und nach kamen schwere Hengste (Percherons) in das Landgestüt (1855). Die Regierung war späterhin nicht mehr geneigt ein Landgestüt weiter fort zu erhalten und kam es daher zu dem Beschluss, das „lippesche Landgestüt" als solches 1862 aufzulösen. Brandzeichen: Von 1735 ab war ein Brandzeichen eingeführt und dazu be- stimmt, den Fohlen von „lipper" Bauern, die von fürst- lichen Hengsten stammten, den Brand auf die linke Lende (Hinterbacke) aufzudrücken. Das Brandzeichen bestand aus einer Krone und darunter befindlichen nebenein- ander stehenden Buchstaben: L. G. (Land- gestüt); vorher war jedoch das Brandzeichen mit verschlungenem L. G. und darüber die Krone in Gebrauch. 108 Grossherzogthum Mecklenburg - Schwerin. Herzogthum Schwerin. Ritterschaftliches Amt Schwerin. Name des Gestüts: Rabensteinfeld. Besitzer: Grossherzog Friedrich Franz IL Topographisches: Die bezeichnete Besitzung ist ein grossherzogliches Haus- gut mit über 330 ha Areal und neuerbautem Schloss und liegt am süd- lichen Ufer des Schweriner Sees, ca. 10 km von Schwerin entfernt. Die Wiesen liegen hoch, am kleinen Fluss Stör, und mit guten Gräsern be- stellt. Die zwei grossen Stallgebäude sind massiv gebaut und mit um- friedigten Ausläufen und Laufhöfen eingerichtet. Geschichtliches: In Rabensteinfeld bestand in früheren Zeiten ein gross- herzogliches Privatgestüt für Vollblutzucht. Die neuere Gründung erfolgte 1847 und fällt mit der Aufhebung des Hauptgestüts zu Redefin zu- sammen; der dort entbehrlich werdende Stutenstamm von 36 Köpfen ging nach Rabensteinfeld über und bildete da den ersten Mutterstutenstamm. Davon sind zu nennen: Betty von Y. Muley a. d. Lezinka; Meta von Glieder a. d. Terraemare etc. Die Leitung des Gestüts war mit der- jenigen des grossherzoglichen Marstalls in Schwerin vereinigt. Züchtung: Die Zucht bestand für den grossherzoglichen Marstall; es wurden daraus die erforderlichen Pferde rekrutirt. Als Hengste wurden Landes- beschäler benutzt. Es wux'den von 1857 ab nicht mehr Pferde für den Marstall, sondei'n für die Rennbahn erzeugt, daher wurden die bisherigen verkauft und dafür 3 Halbblutstuten und 7 Vollblutstuten eingestellt: Berry, Coticula, Dark Lady, Ozema, Red Rose^ Sicily von Touchsione. Diese wurden jung einem Privattrainier in Friedrichsthal (7 km von Schwerin) überwiesen und nach beendeter Rennlaufbahn vierjährig meist- bietend verkauft. 1867 wurde unter neuer Leitung der Rennbetrieb wieder eingestellt; zehn vorhandene Mutterstuten wurden behufs Bedeckung den besten Beschälern zugeführt. Mit dem Tode des Grossherzogs wurde das Gestüt 1883 aufgelöst. Herzogthum Güstrow. Name des Gestüts: KleCgeStUt. Besitzer: Staats -FiscMS. Geschichtliches: Vom Herzog Gustav Adolf von Mecklenburg-Güsti-ow wui'de 1666 ein Gestüt unter dem Namen ^Kleegestüt" gegründet, um darin Kutschpferde zu ziehen. 1695 wurde dieses aber wieder aufgelöst, und die damals vorhandenen Pferde bezw. Stuten auf Domänenhöfe vertheilt. Züchtung: Zuchtrichtung ist nicht bekannt geworden; jedenfalls hat man Landrasse-Stuten von edleren Hengsten decken lassen. Herzogthum Güstrow. Amt Güstrow. 109 Name des Gestüts: Hotienfelde. Besitzer: Leonhard Wien. Topographisches: Der Flächenraum der Herrschaft Hohenfelde ist ein bedeutender (über 1000 ha), wobei neben der Landwirthschaft Pferde- zucht mit betrieben wird. Das Gestüt liegt nördlich von der mecklen- burgischen Friedrich-Franz-Eisenbahn von Güstrow aus. Seit 1832 befindet sich bezeichnetes Gestüt im Besitz des Herrn Wien. Geschichtliches: In dem Gestüt werden durchschnittlich jährlich gegen 100 Pferde gehalten und jedes Jahr 10 — 13 Stuten durch eigenen Hengst gedeckt. Wenn ein Ausfall in der Zahl der Geburten eintreten sollte, werden Wilstermarsch - Saugfohlen angeschafft und die bestimmte Zahl gemeinschaftlich aufgezogen. Züchtung: Zuchtzweck: Die Mehrzahl der Fohlen werden bis vierjährig als Luxuspferde gut verkauft oder dreijährig auf den Remontemarkt gebracht, und die stärksten als Arbeitspferde eingestellt. Das Zucht- material bestand früher aus edlen mecklenbui'gischen Stuten vom Thucy- dides und Y. Herodot; darnach wurde Trakehner Blut verwendet, sodass ähnliches Material, wie früher, fortbesteht. Wilstermarschstuten lehnen sich der bisherigen Rasse an. Seit ca. 20 Jahren wurden Trakehner Vollbluthengste verwendet, wie Othello und dessen Nachfolger (Othellos Vater: Fortschritt, Mutter: Nigra). Provinz Herzogthum Güstrow. Ritterschaftliches Amt Gnoien. Name des Gestüts: PrebberedC. Besitzer: Erben d. Grafen Ad, BernJi. Phil. Vid. v. Bassewitz. Topographisches: Genannte Besitzung ist ein Rittergut mit einem Areal von über 744 ha. Geschichtliches: Von den Vorfahren dieses Grundbesitzers wurde während des ersten Dritttheils des vorigen Jahrhunderts hier ein ganz bedeu- tendes Gestüt unterhalten, wobei die vortreffliche Beschaffenheit der Zuchtthiere eine ganz aussergewöhnliche war. Die Mutterstuten wurden meist von Hengsten in Neustadt a. d. Dosse gedeckt. Pferde, welche mit Fehlern behaftet waren, wurden trotz aller anderen Vorzüge von der Nachzucht ausgeschlossen. Der Korrektheit des Gestüts halber wurden nicht allein Hengste von hier in das grossherzogliche Landgestüt Redefin (Perideus, Quinze, Landsknecht) aufgenommen, sondern auch viele Privat- besitzer ergänzten hieraus ihre Zuchtpferde. Auch nach Georgenburg (Ostpreussen) wurden Zuchtthiere erworben. Züchtung: Von den Besitzern des Gestüts wird dasselbe in neuerer und neuester Zeit in geringerem Massstabe und zwar nur zur Erzeugung von Guts-Spannpfei'den betrieben. 110 Herzogthum Güstrow. Herrschaft Rostock. Name des Gestüts: PoggelOW. Besitzer: Dv. Schroeder, Topographisches: Genanntes Gestüt liegt ca. 5 Meilen südlich von Rostock und ist von der Eisenbahnlinie Berlin — Neubrandenburg — Malchin — Teterow — Rostock, von Station Teterow aus, in ca. 3 Minuten zu erreichen. Poggelow liegt in fruchtbarem Theile Mecklenburgs; daselbst befindet sich kalkhaltiger Boden für Kleebau und Kleeweiden, welche letztere jedes Jahr von den dort befindlichen Pferden begangen und dadurch bei diesen starke Knochen und absolut feste Gesundheit erzielt werden. Geschichtliches: Die Gründung besagten Gestüts erfolgte von obigem Besitzer in Mitte der 1890er Jahre in der Absicht, ein starkes, aber edles Halbblutpferd zu ziehen, wie es früher in Mecklenburg bestand. Letzteres wurde nun erreicht durch das Holsteiner Marschpferd, und glaubt der Besitzer von Poggelow annehmen zu können, dass er dort ein ebenso gutes Pferd ziehen kann wie im besten Theile Irlands. Dr. Schroeder ist z Zt. Pi'äsident des Pferdezuchtvereins Mecklenburgs und hat die Verpflich- tung, jedes Jahr aus seinem Gestüt 2 Be Schälhengste im Lande aufzustellen. Züchtung: Zur Zeit (1898) befinden sich im Gestüt ca. 20 Zuchtstuten ge- nannter Rasse und soll die Zahl dieser auf ca. 30 dergleichen erhöht werden. In Poggelow wird Hengstaufzucht mit betrieben und sind z. Zt. 6 — 8 ältere und 10 jüngere Hengste daselbst aufgestellt. Die Pferde- zucht war während der letzten 25 Jahre hinsichtlich der Qualität er- heblich zurückgegangen. Hierüber war sich Dr. Schroeder am meisten klar, daher legte dieser sich geeignet ins Zeug und trug zunächst zur Begründung des obigen Halbblutgestüts in Poggelow mit Holsteiner Pferden bei. (Weiteres hierüber siehe Deutsche landw. Presse 1898, Nr 9.) Laut einer an die Redaktion der Deutschen landw. Presse, Nr. 59, Seite 611, vom Besitzer obigen Gestüts abgegebenen Notiz hat dieser mit der Zucht von arabischem Vollblut begonnen. Herzogthum Güstrow. Kreis Stavenhagen. Name des Gestüts: BaSCdOW. Besitzer: Graf von Hahn. Topographisches: Das Gestüt Basedow liegt ca. 8—10 km von der Station Malchin der mecklenburgischen Friedrich-Franz-Eisenbahn entfernt; das- selbe befindet sich im raajoratsherrlichen Besitz. Das Gestüt wird auch als das „Hahn-Basedower Gestüt" bezeichnet. Geschichtliches: Die Ahnen des gegenwäi'tigen Majoratsherrn trieben hier neben der Landwirthschaft auch noch Pferdezucht und zwar seit dem ■15. Jahrhundert. Während der 20 er Jahre vorigen Jahrhunderts begann man mit englischer Vollblutzucht; es wurden sehr werthvoUe Hengste und Stuten direkt aus England bezogen und womit man durch die Hengste Godolphin, Gulliver und hauptsächlich durch den Figaro das Gestüt sehr zur Geltung brachte. Im Jahre 1885 fand eine Verkleinerung des Gestüts statt; es wurden 5 Vollblutstuten und darnach der Vollbluthengst Dalham Herzogthum Güstrow. Kreis Stavenhagen. 111 verkauft. Hiernach enthielt das Gestüt noch 10 englische Vollblutstuten und 2 Vollblutbeschäler. Züchtung: Die hier betriebene englische Vollblutzucht hat den Zweck, hauptsäch- lich Jährlinge zum Verkauf an andere Züchter gelangen zu lassen, um daraus weitere Zuchtpferde zu erzielen, die von Landesbeschälern gedeckt werden. Herzogthum Güstrow. Amt Güstrow. Name des Gestüts: DälWJtZ. Besitzer: Graf von Bassewitz. Topographisches: Der unweit Teterow, Stadt in der Nähe des gleichnamigen Sees, zwischen Güstrow und Malchin gelegene Güterkomplex dehnt sich über weitere Güter dortiger Umgebung aus, welche Verwandten obigen Besitzers gehören. Das Areal dieser Güter beträgt gegen 5000 ha, worunter viele Wiesen von verschiedener Bodenbeschaffenheit sind. Geschichtliches: Das Gestüt wurde um 1850 gegründet, der erste Mutter- stutenstamm bestand in edlen Halbblutstuten mecklenburgischer Rasse, welche zum grössten Theil von Hengsten des gräflich Hahn'schen Gestüts gedeckt wurden. Seit dem Jahre 1860 züchtet man in Dalwitz das massigere Pferd, welches durch Pinzgauer und Percheron-Material ver- mittelt wird. Mit Vollblut gezüchtet, liefern jene praktische Reit- und gute Wagenpferde. Der Bestand des Gestüts belief sich Mitte der 1880 er Jahre auf über 300 Pferde incl. Fohlen. Im Jahre 1870 wurde dem Dalwitzer Gestüt durch Ankauf aus dem um diese Zeit infolge Verkaufs aufgelösten Gestüt Matgendorf (Amt Güstrow) der grösste Theil des Bestandes desselben einverleibt. Um 1885 befanden sich unter 5 Beschälern 1 Percheron und 1 Pinzgauer. Die Hengste stehen in Dalwitz, die Stuten auf den einzelnen Gütern. Herzogthum und die alte Grafschaft Schwerin. Ritterschaftliches Amt Neukaien. Name des Gestüts: KIGHZ. Besitzer: Karl von Treuenfels. Topographisches: Klenz ist Rittergut und liegt ca. 7 km von Thürkow, einer Station der Gnoien — Teterower Eisenbahn. Teterow ist eine Von Klenz ca. 12 km entfernt gelegene Stadt. Das Gestüt Klenz umfasst ein Areal gegen 1100 ha incl. eines dazu gehörigen Guts Klein - Markow. Der Boden ist kalkhaltig, meistentheils Weizenboden. Den Pferden ist in 2 grossen, langen Koppeln freier Auslauf geboten; in diesen Koppeln ist je ein rundgebauter Unterkunftsschuppen hergerichtet. Geschichtliches: Ende der 1820er Jahre wurde in Klenz von dem damaligen Besitzer Josef Jacobson Pferdezucht eifrig betrieben, und zwar so, dass um jene Zeit die damals gezüchteten Pferde sich im eigenen Lande sowohl, als auch nach Auswärts einen günstigen Ruf erworben hatten, sodass diese von Pommern, Baden und für das eigene Land als Zucht- pferde gesucht wurden. In Klenz dienten damals 16 — 20 Mütterstuten und einige Hengste zur Zucht. Behufs Auffrischung des Blutes wurden gegen die 1840 er Jahre stets einige Vollblutstuten eingestellt, ebenso 112 Herzogthum und die alte Grafschaft Schwerin. Ritterschaftl. Amt Neukaien. auch 2 — 3 Vollbluthengste, unter letzteren: Paganini, Spohr, Canning, besonders auch Protecior, ein Schimmel, übte bedeutenden Einfluss auf das Gestüt aus; auch Figaro aus dem Basedow -Gestüt. Das Gestüt wurde in ähnlichem Prinzip forterhalten, dann aber Ende der 1850 er Jahre von dem Begründer Jacobson durch Auktion aufgelöst. 1872 er- kaufte der Vater des gegenwärtigen Besitzers das Eittergut Klenz, darauf wurde Anfangs auch Pferdezucht in kleinem Massstab betrieben. 1886 übernahm der gegenwärtige Besitzer das Rittergut, der sich für Pferde- zucht sehr interessirte. Das gesteckte Ziel bestand in der Produktion eines Halbblutpferdes mit gefälligen schönen Formen. Für Zwecke dieser Zucht wurden 1889 beste Absetzfohlen aus der Gegend von Kehdingen und Hadeln, hannoverschen Schlags, heimgebracht. Diese machten den ersten Bestand des neuen Gestüts aus. Züchtung: 1895 bestand der Mutterstutenstamm aus 15 eigenen Stuten, wozu dann mehrere folgten und der Bestand auf 20 stieg. Die Zahl der Fohlen betrug jährlich 12—15. Als Beschäler sind bisher meistens eigene benutzt worden: Herold, 1873 in Trakehnen gezogen, Brauner, von Lahire a. d Hedaby\ Noble, 1888 in Hannover gezogen, Dunkelfuchs, von Juli a. d. St. v. Flock-, Princip, 1894 in Steinort gezogen, von Principal^ d. Corunna v. Seat Horse; Goläschau/n, 1891 in Graditz gezogen, Vollblut- Fuchshengst von Flageolet a. d Geheimmss von Chamant. Bestand: 18 Mutterstuten, 8 dreijährige Stuten, 4 einjährige Stuten, 5 dreijährige Hengste, 6 zweijährige Stuten, 7 zweijährige Hengste, 10 ein- jährige Hengste und 9 Absetzfohlen. 1897 gegen 70 Köpfe im Ganzen. Herzogthum Güstrow. Amt Güstrow. Name des Gestüts: MierendOPf. Besitzer: Max Breem. Topographisches: Das genannte Gestüt wird auf einem Rittergut betrieben; dasselbe umfasst ein Areal von über 600 ha nebst Weidewiesen. Mieren - dorf ist zu erreichen von der Eisenbahnstation Plaaz der Berlin — Warnemünder Staatsbahn, sowie von der Güstrow — Flauer Eisenbahn. 1898 hat der Besitzer einen Stutenstall gebaut, um den Stuten, die tragend sind, möglichst viel Raum zu gewähren. Geschichtliches: Der Vater des gegenwärtigen Besitzers trieb Pferdezucht bereits einige 20 Jahre; dieser kam dadurch in die glückliche Lage, einen sehr guten Deckhengst sich heranzuziehen, Namens Protecior. Das Gestüt hat einen Gesammtbestand von 80 — 90 Pferden incl. ca. 40 Fohlen, und hat sich die Mutterstutenzahl auf ca. 15 vermehrt. Ein Theil der Stuten stammen vom Protecior. während die übrigen hannoverscher Abstammung sind. Jährlich werden auch einige hannoversche Hengstfohlen zugekauft, um diese mit den gleichalterigen Fohlen des Gestüts aufzuziehen. Züchtung: Zuchtzweck: Die Pferde werden angeritten und als Luxuspferde nach Neubrandenbui-g zum Pferderaarkt gebracht, sowie auch vom Gestüt aus verkauft. Die Abgabe von hannoverschen Hengsten als Beschäler kommt an Private und Gestütsverwaltungen oder an die Remonte - Ankaufskom- mission. 1899 beabsichtigte der Besitzer in seinem Halbblutgestüt 24 Stuten belegen zu lassen. Herzogthum Güstrow. Amt Güstrow. 113 Name des Gestüts: n66Z. Besitzer: Majoratsherr von Plessen. Topographisches: Zu genanntem Rittergut gehören noch die Rittergüter Gross-Biegeln und Klein-Biegeln; Reez ist das Hauptgut und Wohnort des Besitzers. Gesammtareal über 1200 ha. Der Boden befindet sich in hoher Kultur. Die Wiesen liegen am Zarnow-Bach und sind sehr ertragreich; viele gute Weiden. Reez liegt zwischen den Eisenbahnlinien Berlin — -Laiendorf— Rostock und Schwerin — Bützow — Rostock, 3 km von der Eisenbahnstation Kavelstorf. Die nächste Stadt von Reez ist Schwaan an der Warnow, südlich und 2 Meilen von Rostock gelegen. Geschichtliches: Die Gründung des Gestüts erfolgte Anfang der 1890er Jahre, dasselbe besitzt ca. 70 Pferde (1 — 4jährige Thiere) mit einem Hengst. Die Mutterheerde soll vergrössert werden, gegenwärtiger Bestand derselben 7 Köpfe; sie ist hannoverscher Abstammung, d. h. edelgezogene Halb- blutpferde, von denen die meisten in das „Mecklenburgische Gestütsbuch" eingetragen sind. Farbe: Füchse und Braune. Typus: schweres Reit- und Artilleriepferd. Der gegenwärtige Beschäler „Mambrino''^ (Rappe), 1896 geboren, stammt von Mandat; letzterer, in Hannover geboren, war Landesbeschäler in Celle, aus einer Magnet-Stute, einer Mecklenburgerin. Züchtung: Die jährliche Nachzucht in Reez beläuft sich auf 6 — 8 Fohlen, hierzu werden alljährlich 15 — 18 Fohlen für hohe Preise zugekauft. Die sämmtlichen Fohlen werden gut genährt und viel an die Luft bezw. in Bewegung gebracht (Laufplätze mit Weiden). Zuchtzweck: Verkauf der Pferde 3Y2 jährig als Militär-Remonten ; die Hengstfohlen, welche hei'- vorragend gut zu werden versprechen, werden zu Zuchtzwecken aufgezogen und dreijährig als Beschäler verkauft. Herzogthum Güstrow. Amt Güstrow. Name des Gestüts: MatgCndorf. Besitzer: Freiherr von der Kette7iburg. Topographisches: Der Grundbesitz ist ein Rittergut und enthält ein Areal von über 600 ha. Die Wiesen sind spärlich und erzeugen theilweise saure Gräser. Das Gestüt Matgendorf ist von Güstrow aus in nicht zu langer Zeit zu erreichen. Geschichtliches: Das vor 1870 hier lange schon bestandene Gestüt, welches um jene Zeit verschiedene Anzahl Mutterstuten enthielt und darin der Vollbluthengst Seahorse sich mit befand, wurde aufgelöst, wovon der grösste Theil des Zuchtmaterials nach dem Gestüt Dalwitz (siehe Dalwitz) käuflich abgetreten wurde. Behufs Deckung des Bedarfs an Ackerpferden hielt hiernach der Besitzer es für angezeigt, geeignete Fohlen anzukaufen und mit diesen solche zu züchten. 1882 erfolgte der Ankauf von Halb- blutstuten und eines aus dem Hauptgestüt Graditz angekauften, dort^ gezogenen Vollbluthengstes Namens Diedenlwfeti von Savernake aus der Dolores, woraus nun das heutige Gestüt gegründet wurde. Bräu er, Gestüte. 8 114 Herzogthum Güstrow. Amt Güstrow. Bestand: gegen 140 — 150 Köpfe, 14 — 16 Mutterstuten, von denen ungefähr die Hälfte englischen Halbblutes sind, die übngen gehören dem Ackerschlag an. Ausser dem bereits genannten Vollbluthengst, der zum Decken für die Halbblutstuten bestimmt ist, werden die Stuten des Arbeitspferdeschlages von einem Pinzgauer Hengst gedeckt. Die Fohlen werden in Laufgärten und in Ställen geeignet untei-gebracht, wie es die Aufzucht erheischt. Herzogthum Güstrow. Ritterschaftliches Amt Ivenack. Ivenack. Besitzer: Freiherr von Maltzalin. Graf von Plessen-Ivenaek. Topographisches: Ivenack, ein Marktflecken, liegt unweit der .pommer- schen Grenze in der Nähe von Stavenhagen, Eisenbahnstation der mecklen- burgischen Friedrich-Franz-Eisenbahn, mit gräflich von Plessen'schem Schloss nebst grossem Thiergarten und Fasanerie, Ehemals hier ein 1252 ge- stiftetes und 1555 säcularisirtes Cisterzienser-Nonnenkloster. Areal 7400 ha. Geschichtliches: Nach speziellen Berichten ist Ivenack bereits gegen .300 Jahre Gestütsplatz, in dem dort um jene Zeit mit 14 Pferden Züchtung ausgeführt wurde. 1666 erfolgte infolge einer Verordnung eine bessere Organisation im Gestütswesen. Graf von Plessen ei'fasste hierauf vor Mitte des vorigen Jahrhunderts die Initiative zur regelrechten Einrichtung des Gestüts und legte den Grund dazu, dass es eine stete Berühmtheit erlangte. Den ersten Stamm des Ivenacker Gestüts bildeten einige morgenländische Pferde, die der Graf zum Geschenk erhielt; hiermit ver- grösserte sich das Gestüt nach einigen Jahren wesentlich. Die bedeutend- sten Beschäler waren um diese Zeit der Türke Taylor, Alhade etc.; 1785 kam der Hengst Morivick-Ball ins Gestüt. Um diese Zeit waren im Gestüt gegen 150 Mutterstuten. Von Morwick-Ball stammte der so berühmte Hengst Herodot her. Diese beiden letztgenannten Hengste brachten das Gestüt bis auf die höchste Stufe und w^aren daher für dieses von grösster Wichtigkeit. Bis in die dreissiger Jahre vorigen Jahr- hunderts trieb Ivenack seine zielbewusste „ Halbblutzucht " fort, jedoch nach dem Vorantritt anderer Gestüte und wie auch allerwärts wurde hier „Vollblutzucht", wie sich herausstellte mit Erfolg, eingeführt und deshalb das alte Ivenacker Gestütsmaterial verkauft. Nach Einführung des Vollblutes wurde das alte berühmte Gestüt 1849 aufgelöst, jedoch im Jahre 1862 in ähnlicher Weise, wie früher, wieder gegründet. Brandzeichen: Herzogthum Schwerin. 115 Name des Gestüts: KlGin-BelltZ. Besitzer: Bar ort von Langen, Topographisches: Die Besitzung, ein Rittergut, liegt ca. 15 km von Bützow, einer Station der mecklenburgischen Friedrich-FranzEisenbabn. Geschichtliches: Hier wurde stets Pferdezucht getrieben, jedoch schränkte man diese ab und zu ein. Der Gesammtbestand an Pferden erhob sich während der letzten Jahrzehnte auf gegen 100 Stück, incl der Hengste. Alljährlich werden gegen 50 und mehr Stuten mecklenburger und han- noverschen Schlages mit Vollbluthengsten bezw. mit Halbbluthengsten belegt. Zuchtziel: Deckung des eigenen Bedarfs sowie Verkauf von Hengsten zur Zucht. Herzogthum Schwerin. Amt Schwerin. Name des Gestüts: Kleefeld. Besitzer: von Henkersches Rittergut. Topographisches: Das Gestüt Kleefeld liegt ca. 10 km von Schwerin ent- fernt und umfasst ein Areal von 1000 ha. Geschichtliches: Während der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde hier ein Gestüt unterhalten, in dem nur arabisches Blut gezüchtet werden sollte, mit Material, welches aus ostpreussischen Gestüten bezogen war. Man beabsichtigte aus den Nachkommen für den Cirkus gelehrige Pferde zu erzielen. Später kam man davon etwas ab und versuchte mit Tra- kehner Hengsten weiter zu züchten, es wurden dadurch auch leistungs- fähige Nachkommen geschaffen, aber dann und wann Farbenveränderungen (Tiger- und Scheckenfarben) herbeigeführt. Später wurde mit hannover- schen Stuten gezüchtet, deren Nachkommen zur Zucht bestimmt, und dann mit Vollblutbeschälern Redefin's belegt. 1888 wurde das Gestüt aufgelöst. Herzogthum Schwerin. Kreis Grevesmühlen. Name des Gestüts: Vorder-Bollhagen. Besitzer: Fatnilie Biinneister, Topographisches: Genannter Ort, Grundbesitz und Dorf an der Ostsee, liegt .3 Meilen von Wismar und 3 Meilen von Lübeck. 1845 wurde hier ein Seebad mit eleganten Einrichtungen errichtet. Geschichtliches: In früheren Zeiten wurde hier unter der Regierung des Herzogs Johann Albrecht (1547 — 1576) bereits Pferdezucht betrieben. Seit gegen 100 Jahren befindet sich diese Besitzung in den Händen ge- nannter Familie und wurde von dieser hier stets Pferdezucht betrieben. 1866 waren im Gestüt 12 Mutterstuten (stramme, tüchtige Halbblutpferde) vorhanden; Beschäler: Hengste eigner Zucht. Jährlich werden 30 — 40 Stuten mit benutzt. Von den gezogenen Fohlen sind dreijährig 30 bLs 35 Stück jährlich zur Abnahme bereit. 116 Herzogthum Schwerin. Dominialamt Crivitz. Name des Gestüts: oGltin. Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: Settin ist eine gegenwärtig verpachtete Domäne und liegt 3 km von Crivitz, einer Stadt, und ungefähr 15 km südöstlich von Schwerin entfernt. Areal ca. 620 ha; Torflager und sandiger Boden. Geschichtliches: Herzog Johann Albrecht (1547 — 1576) Hess auf Vorschlag des Käthes zu jener Zeit (1560) hier ein Gestüt einrichten. Settin wurde bald darnach zum Hauptlandesgestüt erhoben. Es wurden die ver- schiedenartigsten Pferde eingestellt, zunächst zwei dem Herzog vom Kaiser Ferdinand 1. von Oesterreich geschenkte türkische Hengste. Hierzu wurden ungarische Stuten beschafft, die in Kreuzung von spanischen und italienischen gezogen waren. Das Gestüt vergrösserte sich bis zu einigen 70 Pferden, nach vorstehender Abstammung gegen 40 Stuten. Dieses Gestüt übte günstigen Einfluss auf die Landespferdezucht aus. Sämmt- liche vom Herzog errichteten Gestüte (Settin und Dömitz) zählten gegen 250 Pferde. Viele Pferde davon wurden eingeritten und eingefahren und dadurch zur Verwerthung gebracht. Berichte über den gegenwärtigen Stand des Gestüts sind nicht eingegangen. Herzogthum Güstrow. Ritterschaftliches Amt Stavenhagen. Name des Gestüts: HbIIB, Klein-Helle (Tiabergestüt). Besitzer: C. Schwanitz. Topographisches: Helle, eigentlich Klein-Helle, liegt unweit Mölln, einer Station der mecklenburgischen Friedrich-Franz-Eisenbahn. Helle ist wohl- bekannte Zuchtstätte. Areal gegen 700 ha. Geschichtliches: Der frühere Besitzer, von Ferber, übernahm Helle aus dem Erbe 1835. Unter dem Bestand fanden sich einige gute Ivenacker Stuten vor, welche nach Adi'ast gefallen waren. Diese wurden zur Zucht verwendet und bildeten daher den ersten Stamm des später bedeutend gewordenen Ge- stüts. Der Besitzer hatte sich aus besonderer Liebhaberei für sein Gestüt das Ziel gesetzt, darin eine edle, konstante Halbblutrasse zu züchten, besonders die Zucht von Hengsten im Auge zu behalten, denen die bekannten Eigen- schaften der berühmten Ivenacker Pferde anhafte wobei Stärke und Aus- dauer damit verbunden und Ebenmass des Körpers, sowie Leichtigkeit der Bewegung vorherrsche, ohne dabei Rückschlag auf die Nachkommen zu vererben. Dieses Ziel hat der Besitzer bis 1870, seinem Ableben, unbeirrt jeglicher Geschmacksrichtung oder sonstiger Einflüsse verfolgt- So lange das Ivenacker Gestüt noch in Blüthe stand, wurden dessen Hengste zum Belegen der , Heller" Stuten und zwar vorzüglich die un- mittelbaren Nachkommen des berühmten Herodot benützt. So fand z B. der Imperator von Herodotes von Herodot vielfache Verwendung, wie auch dem Rubello von Y. Dick Andretvs und Roundzvaist von Whalebone zahlreiche Stuten zugeführt wurden Von der nach und nach aufgegebenen Pferdezucht zu Ivenack erwarb sich der Besitzer für Helle ein einjähriges Hengstfohlen: Y. Herodot von Prince Liewellyn von Waxy-Pope aus der Herzogthum Güstrow. Ritterschaftliches Amt Stavenhagen. 117 Princess royal, u. A. den Cosarara von Herodot aus der Narina von Knowsley, als ein später für das Gestüt äusserst wichtiger Beschäler, er- worben. Dieser vereinigte in sich alle die Eigenschaften, durch welche sich die Ivenacker Pferde auszeichneten, in vollstem Umfange. Nicht minder wohnte ihm die jenen Pferden nachgerühmte Zähigkeit inne, sodass er bis in sein dreissigstes Lebensjahr immer noch leistungs- fähig war, mit vorzüglicher Vererbungsfähigkeit. Nach dem Tode des Besitzers (1870) wurde das Gestüt verkauft durch öffentliche Versteigerung. Es waren damals vorhanden: 5 Beschäler, 20 Mutterstuten, 9 ein-, 7 zwei-, 10 drei-, 8 vierjährige Fohlen und 4 volljährige Pferde. Von den Beschälern ist Attila zu erwähnen, gelb von Farbe und von Y. Herodot stammend. Derselbe war von solcher Schönheit, dass er seinem Besitzer nicht unter 20 000 Louisd'or feil war. Bei der Auflösung des Gestüts ging er in das Gestüt Klockow über. Seit mehreren Jahren ist jedoch Helle bezw. Klein-Helle als Gestüt wieder aufgenommen worden, und zwar als „ Trabergestüt ", als das einzige in Mecklenbui'g-Schwerin bestehende Hierfür wurde kürzlich wieder ein neuer Beschäler aus Amerika erworben: Kansas Wilkes von George Wilkes- Puntana von Almond, ein Hengst, der sich nach verschiedenen Richtungen hin emen hervorragenden Namen machte. Züchtung: In Klein-Helle wurden 1899 10 Traber-Fohlen (4 Hengste und 6 Stuten) gezogen, die zum Theil den Henrico^ zum Theil den Dr. Austiti und Lutscht zum Vater haben. Ein neuer Traberhengst Namens Kansas Wilkes von George Wilkes Puntana vom Hengst Almond wurde 1900 in Amerika erworben. Seit nicht zu langer Zeit ist das Trabergestüt Helle (bezw. Klein-Helle) in den Besitz des Herrn C. Schwanitz übergegangen und decken darin z. Zt. 3 amerikanische Traber: Eledioneer (CambelVs) von Electioneer- Edith Carr^ Henrico von Patschen Wilkes -Jennie West und Du Austin von William M Peepo Day. Herzogthum und die alte Grafschaft Schwerin. Kreis Hagenow. Name des Gestüts: Redefin. (Grossherzoglich Mecklenburg-Schwerin'sches Landgestüt). Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: Redefin liegt ca. 10 km von Hagenow entfernt. An letzterer Stadt kreuzen mehrere Eisenbahnen: Berlin — Hamburg und die mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn: Schwerin — Wismar. Gesammt- areal früher 182 ha. Es werden durch die durch das Areal fliessende „Sude" ca. 70 ha Rieselwiesen, die zweischürig, erfolgreich erhalten. Grosser, viereckiger Gestütshof (Wohn- und Wirthschaftsgebäude bezw. Stallgebäude). 1821 wurde der Gestütshof neu erbaut. Geschichtliches: Aelteren Nachrichten nach hat Redefin eine weitgehende Vergangenheit; es soll in alter Zeit eine berüchtigte Raubburg gewesen sein, die 1354 von Herzog Albrecht zerstört wurde. Das hier betriebene Gestüt ist sehr alt und gehörte von jeher zum herzoglichen Marstall. 118 Herzoofthum und die alte Grafschaft Schwerin. Kreis Hagenow, Es wurde 1795 aufgehoben und 1810 erst wieder errichtet. Wegen fehlender, guter Weiden wurde ßedefin 1824 der Domäne Paetow, für Mutterstuten und Fohlen, über 300 ha haltend, zugetheilt. Das bis 1847 bestandene Zuchtgestüt (Hauptgestüt) enthielt englische Voll- und Halbblutstuten und einige arabische Hengste. 1849 wurde letzteres in ein Landgestüt umgewandelt mit einem Hengstbestand von 130 bis 150 Köpfen, von denen 20 Vollblut, 30 Halbblut, 40 Halb- und weniger Blut und 30 für landwirthschaftliche Zwecke (Schotten, SuflFolk und Clydesdaler) zu dienen hatten Diese Hengste wurden auf einige 30 Stationen vertheilt. Ausserdem wurden in Redefin jüngere Hengste als Absetzfohlen angekauft in der Absicht, später als Beschäler zu dienen; deren Zahl stieg auf gegen 140, ausser einigen Vollbluthengsten; die übrigen sind mehr oder weniger hannoverscher Abstammung. Alle diese sind kräftige, massige Thiere. Von den Hengsten des Hauptgestüts sind besonders Oracle^ Wildfire, Morisko, Y. Umley zu nennen, deren Blut in der Stutenherde hervorleuchtete. Auch unter den Hengsten des Landgestüts fanden sich viele Nachkommen dieser Beschäler, wie auch solche aus Ivenack und anderen guten Privatgestüten. Im Ganzen war das englische Blut vorwiegend, sodass wohl eine Veredelung des mecklen- burgischen Pferdes durch die Beschäler stattfand, aber der alte, bewährte mecklenburgische Schlag dagegen verloren ging. 1900 gingen 145 Landes- besehäler auf 30 Stationen, 8 Hengste verblieben in Redefin. Der 1883 in Redefin geborene Vollbluthengst The Sun von Bemcclere wurde 1899 ausgemustert. Die meisten Hengste des Landgestütes sind hannoverscher Abstammung, auch besitzt ein Theil oldenburger Blut. 1901 hatte Redefin 3 Vollbluthengste: Marcus von Fulmen, Programme von Escogriffe und Werther von Weltmann. 1901 sendete das Landgestüt 142 Beschäler auf 37 Stationen; davon ist die Station Bützow, mit 8 Hengsten besetzt, diegrösste, Brandzeichen: Die Fohlen werden jetzt nicht mehr gebrannt. Das früher gebräuchlich gewesene Gestütsbrandzeichen für die von Vollbluthengsten stammenden Fohlen war eine einfache Krone, während die Fohlen von Landesbeschälern mit MG gezeichnet wurden. Für das frühere Hauptgestüt kam als Brandzeichen ein R mit Krone in Anwendung; vorher aber wurde auch das Brandzeichen mit verschlungenen FF und darüber angebrachter Krone verwendet. Die vei'schlungenen FF bedeuten Friedrich Franz; das im anderen Zeichen angebrachte R Redefin. Herzogthum Güstrow. Amt Stavenhagen. 119 Name des Gestüts: GrOSS-GlevItZ. Besitzer: Graf von Voss. Topographisches: Gross-Gievitz ist Rittergut mit einem Vorwerk (Minen- hof) und sind 65 ha für Gestütszwecke disponibel. Geschichtliches: Das bezeichnete Gestüt wurde zu Anfang der 1830er Jahre behufs Erhaltung des alten mecklenburgischen Pferdes gegründet, wozu einige Mutterstuten von Ivenacker Abstammung (vom Herodot ) nebst einigen Vollblutstuten (2 — 4) vom Jahre 1838 in dasselbe eingebracht wurden. Bis zum Jahre 1843 wurden die Stuten zum Decken in die benachbarten Gestüte Ihlenfeldt, Basedow etc. gebracht. Vom Jahre 1843 ab hatte das Gestüt einen Beschäler, Namens Cophagos (1840 geboren), als ersten eigenen Vollbluthengst gezogen. Infolge der dann folgenden Verpachtung der Güter hörte das Gestüt als solches auf zu bestehen. Herzogthum Güstrow. Kreis Neukaien. Name des Gestüts: GrOSS-MarkOW, Besitzer: Domherr Ludwig von Levetzow. Topographisches: Behufs Errichtung obigen Gestüts war dazu das nahe- liegende Ludwigsdorf, im Ganzen mit gegen 900 ha Areal, mit zugezogen. Geschichtliches: Das Gestüt Gross-Markow wurde zu Anfang der 1830er Jahre von obigem Besitzer gegründet in der Voraussetzung, das Mecklen- burger Pferd unter Benutzung vornehmen Blutes zu veredeln. Unter den Vollblatbeschälern, die um diese Zeit im Gestüt standen, ist der Feld- marschall, der gegen 10 Jahre benützt wurde, besonders hervorzuheben; ebenso auch Edgar, der mütterlicherseits mit Turk-Main-Atti verwandt war. Das Gestüt befand sich in sehr guter Entwickelung Im Jahre 1842, nach dem Ableben des Besitzers, wurde das Gestüt durch dessen Bruder aufgelöst. Herzogthum Güstrow. Amt Güstrow. Name des Gestüts: SchliefTeilberg. Besitzer: Graf von Schlieffen. Topographisches: Schlieffenberg ist von Laiendorf, einer Bahn -Kreuzungs- Station der mecklenburgischen Friedrich -Franz -Eisenbahn Bützow — Neu- brandenburg und der Eisenbahn Neustrelitz — Warnemünde, in nördlicher Richtung nach Zurücklegung von ca. 6 — 7 km Weges zu erreichen. Schlieflenberg ist Rittergut mit über 2000 ha Areal, incl. mehrerer Nebengüter. Geschichtliches: In früherer Zeit wurde hier die Pferdezucht in erhöhtem Maasse und zwar mit arabischem Blut betrieben. In neuerer Zeit züchtete man nur mehr für den eigenen Bedarf und wurden hierzu gleichzeitig mehrere edle Hengste gehalten. Auch wurde ein spanischer Hengst mit gehalten, der besonders für M a u 1 1 h i e r z u c h t in Verwendung kam. 120 Herzogthum und die alte Grafschaft Schwerin. Ritterschaftliches Amt. Name des Gestüts: BlÜChOr. Besitzer: W. von Thiele-Winckler, Topographisches: Genannter Ort ist ein Rittergut, zwischen dem Fleesen- und Kölpin-See gelegen. Geschichtliches: Der Besitzer hat das hier bestehende Gestüt 1870 gegründet. Es werden hier Vollbluthengste und Halbblutstuten als Zuchtmaterial benutzt. 1883 kamen in das Gestüt die ersten Vollblutstuten. Hiernach theilte sich die Zucht in Voll- und Halbblutzucht, erstere für Kennzwecke, letztere für den eigenen Bedarf als Reit- und Wagenpferde, oder als Militär -Remonten. Aus angekauften dänischen Fohlen ist eine kleine Zucht schwerer Arbeitspferde entstanden. Züchtung: Das Vollblutgestüt, welches unter Zuziehung bester fremder Hengste betrieben wird, zählt ca. 8 grösstentheils hervorragende Stuten. Seit 1899 ist im Gestüt der 1895 geborene Hengst Stusohr aufgestellt;^ dieser soll nach jeder Richtung hin vorzüglich sein. Dieser Hengst ist auf einem Auge erblindet, trotzdem aber deckt dieser eine grössere Zahl Stuten; derselbe ist Sieger von vielen Preisen auf den Rennbahnen. Herzogthum Güstrow. Ritterschaftliches Amt Neustadt. Name des Gestüts: opBCK. Besitzer: Kamnierherr C, von Haugwitz, Topographisches: Speck ist ein grösseres Gut; dasselbe liegt bei Waren^ Stadt am Müritzsee, ostnordöstlich und 2^2 Meilen von Malchow. Ge- sammtareal über 3000 ha. Geschichtliches: Das Gestüt besteht seit den 1830er Jahren und war der Betrieb desselben bis zu den 1850 er Jahren ein massiger in Halbblut- zucht. Von letzterer Zeit an erhob sich das Gestüt und wurde dessen Ansehen durch Einführung eines Ivenacker Hengstes, Namens Moses, ein grösseres, mehr Vertrauen erweckenderes, als man durch genannten Be- schäler Herodot-V>\\xi in die Zuchtheerde eingebracht wusste. Züchtung: Das Gestüt ergab vor wenigen Jahren einen Gesammtbestand von ca. 50 — 60 Pferden, incl. 8 — 12 Halbblutmutterstuten. Letztere Stuten sind sehr edel und gehören zum Theil der Alt-Ivenacker Abstammung an. Für diese Mutterstuten werden ein bis zwei Hengste edlen Blutes gehalten. Zweck der Aufzucht ist Deckung des eigenen Materials; die Ueberzahl wird verkauft. 121 Grossherzogthum Mecklen bürg- Strelitz. Herzogthum Strelitz. Kreis Neustrelitz. Name des Gestüts: NeUSfrelitZ (Grossherz. Landgestüt). Besitzer: Grossherzoglicher Fisciis. Topographisches: Neustrelitz, ehemals zum Herzogthum Mecklenburg- Güstrow gehörig, ist Haupt- und Residenzstadt am Zierkersee. Geschichtliches: 1825 gründete Grossherzog Georg das Landgestüt mit 9 Hengsten: Jupiter, Bolivar, Nerestan, Strelitz, Scrybbator, Tantalos, Trompeter, Diodor und Achmet (erste Landesbeschäler), die auf 3 Stationen vertheilt wurden. Die Hengste stammten aus Neustadt a. d. Dosse. 1827 wurde, da Bedarf ersichtlich, eine weitere Station mit vier weiteren Hengsten besetzt. Bis 1831 erhöhte sich die Zahl der Beschäler auf 18; Oberon wurde später nach Frankreich verkauft. Es folgte dann Darlington, der sich sehr gut und vortheilhaft vererbte, er stammte von dem be- rühmten Ivenacker Hengst Herodot. Es wurde den Züchtern hiernach zur Veredelung der Pferde mehr Vollblut geboten, und demzufolge von dem damaligen Oberstallmeister Graf Moltke (1840) 4 Vollbluthengste zugetheilt. 1841 betrug die Zahl der Beschäler 28. 1845 wurde jedoch „Halbblut" eingeführt und das Vollblut verlassen. Nach Koch, Hand- wörterbuch, hatte 1890 die Zahl des Beschälerstandes auf 32 sich erhöht. 1900 wurden 25 Landesbeschäler auf 7 Stationen aufgestellt, die gegen Mitte Februar dahin abgingen. Herzogthum Strelitz. Name des Gestüts: GUStaVShof (Trabergestüt). Besitzer: G. Schleicher, Commerzienrath Litdicke, Topographisches: Gustavshof befindet sich zu Düsterförde unweit Fürsten- berg; letztere Stadt liegt an der hier schiffbar werdenden Havel. Geschichtliches: Von obigem Besitzer wurde genanntes Gestüt 1890 ge- gründet. Der Gesammtbestand war 70 Pferde. Zur Zucht wurden 12 Mutterstuten (6 amerikanische, 5 russische und 1 österreichische), sowie 4 Beschäler benutzt. Das Zuchtmaterial war insgesammt bester Rasse. 1893 ging das Gestüt in den Besitz des Commerzienraths Lüdicke über; 1894 zählte dasselbe 5 Beschäler: Lysander, Wilkes, General Garfield, Bischof und die beiden Irländer Arminius und Alarich. Die Bedeutung des Gestüts hatte wesentlich abgenommen. 1899 sollte dasselbe durch Verkauf bezw. weitere Auseinandersetzung mit der vorhergegangenen Besitzerin in andere Hände übergehen. 122 Herzogthum Strelitz. Name des Gestüts: SchÖnhaUSetl. Besitzer: Major atslierr A. von Michael, Topographisches: Schönhausen liegt 6 km vom Bahnhof Strassburg — Uckermark, dicht an der preussischen Grenze; mit gutem Weg verbunden ist es schön gelegen am See, welchen üppige Koppeln einschliessen. Alter Buchenwald im Hintergrund. Wohnsitz des Besitzers. Dieser Sitz, ein Eittergut, wird hauptsächlich zu Pferdezuchtzwecken benützt und umfasst ein Areal von 1100 ha. Kalkhaltiger Höhenboden; wenig Wiesen. Geschichtliches: Das Gestüt wurde 1796 in Ihlenfeld gegründet (siehe Thlenfeld). Alle Mutterstuten stammen von damals angekauften besten Blutstuten; diese haben daher einen über 100jährigen Stammbaum auf- zuweisen. Der Stammvater des Gestüts ist ein brauner Anglo - Araber, Namens Grosvenor, welcher s. Zt. im Mutterleibe aus England kam und 1799 für das Gestüt gekauft wurde. Als guter Stammvater ist ferner- weit der englische Vollblut- Goldfuchshengst Guy - Mannering anzusehen, welcher 1817 für hier angekauft wurde Von den Deckhengsten zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurden in Schönhausen benutzt: Nicht und Wellington, letzterer, 1821 geboren, stammt von Grosvenor a. d. Rosamund. Wellington war vorher in Ihlenfeld und wurde später in das Gestüt des Grafen Schwerin zu Mildenitz verkauft. Während der Jahre 1835 — 1836 deckte Borowin, 1831 ein von Wellington a. d. Bella Donna von Guy Mannering a. d. Pompadour von Grosvenor erzeugter Hengst, und mit diesem zu- gleich der Fuchs Paladin (1828) von Guy-Manfiering a. d. Marietta von Grosvenor. Paladin deckte sehr lange. Für die Güte der damals hier gezogenen Pferde spricht z. B. der Umstand, dass nach der Reorganisation des Königlich Sächsischen Land- gestüts Moritzburg von hier Beschäler entnommen wurden. Unter den Stuten befanden sich viel Vollblutthiere und sind hiervon Bella Donna, Meliloma, Veronica und Pamella wegen ihrer guten Verei-bung und Frucht- barkeit zu nennen. Jede dieser Stuten brachte je 9 Fohlen zur Welt. Von 1837 an ging die Zahl der Vollblutstuten allmählich zurück, dahin- gegen vermehrte sich aber der Stand der Halbblutpferde. Es wurde gesucht, das Blut des Grosvenor möglichst zu erhalten. Die vorzüglichste Stute Schönhausens war die 1885 getötete Sadowa von Conservativ, einer Urenkelin der Pompadour von Grosvenor a. d. Adulta. Die Sadowa stammte auch väterlicherseits aus dem Grosvenor -^\Mi. Diese lieferte unter ihren Töchtern allein 8 Mutterstuten und aus ihren 8 Söhnen ist einer Beschäler im Landgestüt Traventhal geworden. Eine andere vor- zügliche Stute ist Allinor, von einem in Trakehnen gezogenen Anglo - Araber a. d. Bellona; diese lieferte 19 Fohlen, darunter mehrere Mutter- stuten, und hat, obgleich edel und etwas leicht, gegen 20 Jahre hindurch gearbeitet. Das ist ein Zeichen von der Dauerhaftigkeit der hier gezogenen Pferde. Im Jahre 1828 wurde das Gestüt Ihlenfeld getheilt, ein Theil kam nach Schönhausen, der andere nach Ganzkow. In beiden Gestüten wurde bis 1895 getrennt gezüchtet. Das ganze Gestüt hat 40 Mutter- stuten, 4 Hengste und gegen 100 Fohlen. Diese sind zu gleichen Theilen auf die beiden Güter vertheilt. Um Inzucht zu vermeiden, werden die Beschäler angekauft, und zwar nur solche, welche das beste Blut aufzu- Herzogthum Strelitz. 123 weisen haben. Das Stutennaaterial stammt von Voll- und edlen Halb- bluthengsten ab. Da eine grosse Auswahl vorhanden ist, werden nur solche mit bestem Blut und schönstem Körper ausgewählt. Als Hauptbeschäler wird in Schönhausen (1900) der Hengst Ingo benutzt, er ist 1894 in Ganzkow vom Trakehnerhengst Alaun a. d. Ismene geboren. Dieser Hengst vereint in seinem Aeusseren das Bild eines vornehmen Reit- und Wagenpferdes, und seine leichten Bewegungen lassen auf grosse Ausdauer schliessen. Daneben deckt noch ein ebenfalls brauner Halbbluthengst Ingraban. In Ganzkow deckt als Hauptbeschäler der in Beberbeck gezogene Sohn des Chamant: Starost und als Nebenbeschäler Magnus vom Trakehnerhengst Deveroux vom Vollbluthengst Gondolier. Züchtung: Auf jedem Gut werden jährlich durchschnittlich 14 Füllen geboren. Die Aufzucht dieser wird vom Besitzer selbst und streng geleitet. Die Ausnützung des Gestüts besteht im Verkauf von 3 Y2 jährigen Remonten; doch werden auch dergleichen passend zusammengestellt und als Wagen- pferde behandelt, und an Private und Händler abgegeben. Herzogthum Strelitz. Ritterschaftliches Amt Stargard. Name des Gestüts: Ihlenfeld. Besitzer: Fr. von Michael. Topographisches: Die Lage Thlenfelds ist nordöstlich von Neu-Branden- burg, in der Nähe des Kreuzungspunktes der mecklenburgischen Friedrich- Franz-Eisenbahn, der mecklenburgischen Südbahn und der Berliner Nord- bahn. Das Gestüt ist auf einem Rittergutsareal von ca. 600 ha untergebracht. Geschichtliches: Die Gründung des Gestüts erfolgte nach Ende des 18. Jahr- hunderts. Hierbei bildeten gute mecklenburgische Stuten und einige englische Halbblutstuten den ersten Mutterstutenstamm. Letztere wurden allerdings, da der Erfolg kein entsprechender war, wieder abgeschafft und dafür englische Vollblutstuten eingeführt, wo von diesen Honeysuckle be- sonders zu erwähnen ist, als deren Enkelin Poiirpadour als Stamm - mutter von Iblefeld, Ganzkow und Schönhausen anzusehen ist. Der erste Hauptbeschäler Grosvenor, von einem arabischen Fuchs- hengst abstammend, besass grosse Vererbungsfähigkeit. Hiex'durch kam das Gestüt von 1808 ab in grossen Ruf. Um 1824 hatte der Bestand sich auf ca. 40 Mutterstuten erhöht. Familienverhältnisse erforderten eine Theilung des Gestüts; daraus entstanden ausser Ihlenfeld noch die Gestüte Bassow, Ganzkow und Schönhausen. Bassow ging später ein. 1848 war Ihlenfeld zum Voll- blutzuchtbetrieb übergegangen; später wurde hier nur Material benutzt, welches auf die Abstammung des Grosvenor oder des Herodot des Ivenacker Gestüts zurückführte und dazu berechtigte. Auf diese Weise ist im heutigen Gestüt (1898) in 12 Mutterstuten das Ivenacker Blut forterhalten geblieben. Züchtung: Der Gesammtbestand des Gestüts beziffert sich auf 100 Pferde, darunter 40 Fohlen. Zuchtziel: Edles Reitpferd. 124 Herzogthum Strelitz. Name des Gestüts: RamelOW. Besitzer: Otto Hoth. Topographisches: Das Gestüt wird auf einem Rittergute von bedeutender Grösse mitbetrieben ; dasselbe liegt bei Friedland, einer Stadt, 3 Meilen nordöstlich von Neu-Brandenburg. Friedland ist mit Wällen umgeben und hat eine Wasserkunst. Geschichtliches: Der Grossvater des gegenwärtigen Besitzers übernahm Anfang der 1820 er Jahre obige Besitzung in der Absicht dabei die Zucht edler Pferde mit zu betreiben. Die Zucht begann demnächst und erfreute diese sich nach und nach eines guten Rufes. Durch Ankauf wurde während der 1840er Jahre das Zuchtmaterial des Preiherrn von Seckendorf 'sehen Gestüt zu Brook vergrössert und durch Benützung vorzüglicher Hengste — Cevallus, Boradit, Portland — sowie noch anderer guten Hengste in Ansehen bedeutend gehoben. 1875 übernahm der gegenwärtige Besitzer das Gut mit dem Gestüt; dasselbe wurde in ähnlicher Weise wie bisher fortbetrieben, nur aber besonders darauf gesehen, ein starkknochiges, dabei elegantes und gängiges Pferd zu erzielen. Züchtung: Der Bestand war immer incl. der Arbeitspferde gegen 70 Pferde, sowie mehrerer eigener Hengste, die dem leichten un^ schweren Reitschlage angehören. In letzterer Zeit befand sich ein Traber, Namens Lad, von Revisor als Beschäler im Ramelower Gestüt (ein Originalrusse). Fohlen von Ramelower Hengsten fallen jährlich gegen 8 — 10 Stück. Aus- nutzung des Gestüts: Deckung des Eigenbedarfs, Verkauf als Militär- Remonten und als Luxuspferde. Herzogthum Strelitz. Name des Gestüts: MJItZOW. Besitzer: früher: vofi Dewitz. Topographisches: Das Rittergut, in dem das genannte Gestüt seiner Zeit bestand, heisst eigentlich Gross -Miltzow; dasselbe liegt in der Nähe von Oertzenhof, Station der mecklenburgischen Friedrich-Franz-Eisenbahn. Geschichtliches: Durch einen damaligen Herrn von Dewitz wurde vom Ende des 18. Jahrhunderts ab ein Gestüt errichtet und unterhalten, in dem für die Mutterstuten altmecklenburger Blutes als zuerst eingeführter Beschäler ein englischer Hengst, Namens Falkner, ferner dessen Sohn Delight und Kalash von Turk-Main-Atty des Kgl. Preuss. Friedrich Wilhelm-Gestüts benutzt wurden. Brandzeichen: Herzogthum Strelitz. Ritterschaftliches Amt Stargard. 125 Name des Gestüts: Matzdorf. Besitzer: von Rieben. Topographisches: Matzdorf liegt in der Nähe von Friedland. Geschichtliches: Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurde von dem oben bezeichneten Besitzer in Matzdorf ein aus ca. 20—30 Mutterstuten bestehendes Gestüt betrieben. Die Stuten waren mecklen- burgische Pferde, die später mit englischem Blute in Berühiung kamen. Der Hengst Unique — wahrscheinlich ein Zweibrückener Rassepferd — fand nach, seiner Erbeutung Verwendung in obigem Gestüt. Züchtung: Zuchtziel: Verkauf von Jährlingsfohlen, sowie Heranziehung zur eigenen Zucht von besseren sowie Ackerbedarfspferden. Brandzeichen: Dasselbe bestand in einem R, welches allen Pferden auf die linke Halsseite, unter der Mähne aufgebrannt wurde. Herzogthum Strelitz. RitterschaftHches Amt Stargard. Name des Gestüts: GanzkOW. Besitzer: Carl von Michael. Topographisches: Vorgenanntes Gestüt ist eins der bedeutendsten Mecklen- burgs und lamfasst ein Areal von 600 ha. Die Einrichtungen sind schön und zweckentsprechend. Ganzkow liegt nördlich von Neubrandenburg, von Neustrelitz aus mit Rostock und Schwerin in Eisenbahnverbindung. Dieses Gestüt kam durch Erbschaft 1895 an den gegenwärtigen Besitzer A. von Michael-Schönhausen. (Siehe Schönhausen.) Geschichtliches: Das betreffende Gestüt wurde 1827 bezw. 1829 aus Ihlen- felder Zuchtmaterial (1. Erbtheil 1 Beschäler: Vollbluthengst Gity Manne- ring und 10 edle Stuten als erster Stamm) gegründet. 1837 kam aus England der Vollbluthengst Ariele 1841 der Sohn desselben, Smoker^ als Beschäler ins Gestüt. Damals erhielt dasselbe dann wieder 7 Vollblut- stuten. 1885 hatte das Gestüt einen Gesammtbestand von 115 Pferden. Neueste Nachrichten gingen trotz Anfragen nicht ein. (Siehe auch Schön- hausen und Ihlenfeld.) Züchtung: Im Gestüt wird vor Allem darauf gesehen, dass veredelnd auf die Nachkommen eingewirkt wird, weshalb stets Vollblut unter den Beschälern oder wenigstens Hengste mit vielem Blute zum Decken bestimmt werden. Das Zuchtziel des Gestüts ist wie früher das edle Reit- und Wagenpferd. 126 Königreich Bayern. Provinz Oberbayern. Bezirksamt Landsberg am Lech. Name des Gestüts: AchSelSChwang (Kgl. Stammgestüt). Besitzer: ' Staats -FiscMS. Topographisches: Achselsehwang ist Ortstheil des Dorfes Hechelwang; hierzu gehören noch die Vorwerke Engenried, Hübschenried und Westerschondorf, liegt am Ammersee und ist Station der Eisenbahnlinie München — Lindau. Geschichtliches: Nach Pusch „Das Gestütswesen Deutschlands" erwarb die Militärverwaltung Achselschwang, um während der Jahre 1815 und 1816 daselbst einen Fohlenhof einzurichten. 1840 legte die Militärverwaltung zu , Schwaiganger " ein Militäi'gestüt an, um darin Militärpferde zu züchten. 1864 siedelte dasselbe Gestüt nach Achselschwang über, während Schwaiganger , Militäi-fohlenhof " wurde. 1877 wurde Achselschwang vom Militär an die Gestütsverwaltung abgetreten. (Siehe Schwaiganger.) Von der Civil- Gestütsverwaltung aus werden gegenwärtig nur starke, reingezogene, englische Halbbluthengste im Gestüt verwendet und mit Mutterstuten, welche je zur Hälfte dem oldenburger und hannover- schen Blute angehören, gepaart. Züchtung: Der Zuchtzweck wird durch Ankäufe von Fohlen vermehrt und dadurch hauptsächlich durch Heranziehung ausgewählter Hengste die Re- montirung der Laudgestüte ermöglicht. Provinz Oberbayern. Bezirksamt München, links der Isar. Name des Gestüts: SchleiSSheJm (Kemontedepöt). Besitzer : Staats- Fiscus. Topographisches: Schieissheim liegt auf der bayrischen Hochebene in der Nähe von München. Schieissheim, auch Oberschleissheim genannt, liegt an der Ostbahn. Herzog Wilhelm V. baute hier 1599 ein Schloss zu seinem Wohnorte, Kurfürst Max Emanuel gründete 1701 das neue Schloss , dazu gehören schöne Anlagen , Gärten etc. Das Areal beträgt über 1000 ha. ' Geschichtliches: Ehedem wurde hier für die nächste Umgebung ein kleines Landgestüt (1754 — 1762) unterhalten. Ob mit diesem ein Zuchtgestüt verbunden war, ist nicht bekannt geworden, doch kann angenommen werden , dass hier ein fürstliches Gestüt bestand , worin für den Marstall gezüchtet wurde. — • Gegenwärtig ist in Schieissheim ein Kgl. Bayer. Remontedepöt errichtet. Bestand: 130 junge Pferde, die dem Reit- schlage angehören. Ausserdem wird noch Oekonomie betrieben sowie nebenbei Rinder- und Schafzucht. Provinz Oberbayern. Bezirksamt München, rechts der Isar. 127 Name des Gestüts: FÜrSteilfeld (Remontedepöt). Besitzer: Staats-Fisciis. Topographisches: Fürstenfeld ist ein Marktflecken, liegt an der Amper, auf der bayrischen Hochebene und 3 Meilen westlich von München, nahe an der Eisenbahn nach Augsburg. Hierzu gehören 2 Vorwerke. Das Areal beläuft sich auf ungefähr 1200 ha. Geschichtliches: Pürstenfeld war ehemals Cisterzienserkloster , welches 1266 von Ludwig dem Strengen gestiftet wurde und besitzt eine grosse Kirche (1718 — 1741 erbaut). Hier bestand seit langer Zeit ein Fohlen- hof, der später in ein Remontedepöt umgewandelt wurde. Hier kommen jährlich gegen 1000 Pferde zur Aufstellung, die 4jährig an Cavallerieregimenter und an die Artillerie abgegeben werden. Die Pferde gehören hauptsächlich den bayrischen Schlägen an. Provinz Oberbayern. Bezirksamt München. Name des Gestüts: MÜllChen (Landgestüt). Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: München ist Haupt- und Residenzstadt des Königreichs und liegt in einer weiten Ebene zu beiden Seiten der Isar. Geschicht'iches: Das hier aufgestellte Landgestüt ist mit 100 — 120 Hengsten belegt. Diese Beschäler gehören dem deutschen und ungarischen Halb- blut sowie dem englischen Vollblut an, auch sind hier englische und belgische Kaltblüter vertreten. Provinz Oberbayern. Bezirksamt Werdenfels im Hochgebirge. Name des Gestüts: ScHwaigaiiger (RemoDtedepöt). Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: Schwaiganger liegt bei Oberau, Dorf an der Loisach, von hier aus führt eine steile Strasse nach Eltal, Pfarrdorf mit schöner Kirche, welche ein Alabaster -Marienbild enthält. Areal, einschliesslich 3 Voi'werke, gQ§&[i 900 ha. Staats-Domäne. Geschichtliches: Nach Pusch legte man 1840 unterhalb des Herzogin- Standes ein Militärgestüt an, mit der Bezeichnung , Militärfohlenhof " zu Schwaiganger; um dieselbe Zeit wurde neben diesem Fohlenhof auch ein Remontedepöt mit eingerichtet und solches nebst Fohlenhof militärisch verwaltet. Das Depot ist stets mit gegen 1000 Pferden, bezw. Fohlen besetzt. Fast alle hier aufgestellten Pferde gehören dem Reitschlage an und stammen aus dem nördlichen Deutschland. Pferde für Cavallerie. 1864 wurde das bisher mit in Betrieb gekommene Gestüt aufgehoben und nach Achselschwang verlegt. 128 Provinz Oberbayern. Bezirksamt Tölz. Name des Gestüts: BeneCÜktbeUren (Remoatedepöt). Besitzer: Staats- Fiscus. Topographisches: Das grösste bayrische Eemoatedepöt, dem Flächeninhalt nach, im bayrischen Hochgebirge gelegen, Staatsdomäne. Areal über 2500 ha. Benediktbeuren war seit 740 Benedektinerkloster; aufgehoben 1803. Gegenwärtig Invalidenhaus und Militärfohlenhof. Geschichtliches: Von jeher wurde das Depot mit 160 — 200 jungen Pferden belegt. Die Domäne ist von der Militärverwaltung in Pacht genommen, daher steht auch mit dieser das Depot Schwaiganger in näherer Verbindung. Kreis Oberbayern. Bezirksamt Laufen. Name des Gestüts: Kanzlcrhof. Besitzer: Max Graf Drechsei. Topographisches: Das Gestüt ist von München aus per Eisenbahn leicht und bequem zu erreichen. Kanzlerhof liegt auf einem Plateau zwischen Schaftlach und Gmünd in der Nähe des Pfarrdorfes Tegernsee am Tegern- see, ca. 50 km südöstlich von München entfernt, sowie gegen Rettach am südöstlichen Ende des Sees. Auf dem Plateau befindet sich gewünschter trockener Weideboden. Bis 1891 wurden darauf zweckentsprechende Stallungen aufgeführt. Geschichtliches: Anlässlich der Wiener Pferdeausstellung und infolge der damit verbundenen Wettdistanzfahrt Pressburg — Wien gründete Graf Drechsei 1890 das Gestüt Kanzlerhof, bei welcher Gelegenheit dieser den Entschluss fasste, ungarische Pferde zu züchten, und zwar unter Zugrundelegung einiger Stuten des Herrn Joseph von Döry-Dombowär (Talnaer Comitat), dessen Pferde sich durch sehr gute Kondition und Ausdauer besonders hervorgethan hatten. Nach Herstellung der Gestütsgebäude wurden von Herrn Joseph von Döry 6 Stuten zur Zucht übernommen; vier davon waren in Ungarn am Wagen und zwei unter dem Reiter gegangen. Alle 6 Stuten Hess der bisheiüge Besitzer nach dem Verkauf von dem in Kisber gemietheten Vollblutbengst Cambusier von Cambuscan a. d. Krisis decken. Alle 6 Stuten wurden tragend, überstanden die Reise gut und brachten 1892 sechs gesunde Fohlen. Der Gestütsbesitzer ging dann abermals nach Ungarn, kaufte von demselben Verkäufer weitere 3 belegte Stuten (1892), desgleichen aber auch im Jahre 1893 noch 2 weitere Stuten, von sehr guter Mutter und von Cambusier abstammend. 1894, 1895 und 1896 erfolgten von demselben Verkäufer weitere Ankäufe von Stuten. Züchtung: 1898 zählte das Gestüt 14 Mutterstuten, 4 dreijährige, 8 zwei- jährige, 5 Jährlinge und 5 1898 geborene Fohlen. 5 und 4jährige waren verkauft. Alle diese Stuten aus dem Gestüte des Herrn v. Döry sind ungarisch-englische Kreuzungsthiere; in einigen von ihnen ist arabisches Blut stark vertreten. Zuchtziel ist: möglichst edle, aus- dauernde Pferde ungarisch-englischer Rasse zu ziehen, und zwar des grösseren Schlages (D. L. P. 1898, Nr. 1). Herzogthum Bayern. Reg.-Bez. Oberbayern. Bezirksamt München links d. Isar. 129 Name des Gestüts: Schwabitig (Landgestüt). Besitzer: Staats- Fiscus. Topographisches: Schwabing liegt dicht am englischen Garten, 2 km nörd- lich von München entfernt, mit 3 kleinen Schlössern und vielen Landhäusern. Hier befindet sich das von der Königl. Bezirks-Gestütsinspektion zu München unterhaltene Landgestüt. Der Gestütshof besteht aus 4 Stallgebäuden und einem Wohngebäude. Der Landstallmeister ist der Königl. Bezirks- Gestütsinspektion unterstellt (Ministerium des Innern). Geschichtliches: Der Bestand an Beschälern ist ca. 120; darunter befinden sich ca. 4 englische Vollbluthengste, ferner bayerische, norddeutsche, Belgier, Pinzgauer, Ungarn (Radautzer) und englische Halbbluthengste. Diese Hengste kommen im Reg.-Bez. Oberbayern auf 24 Deckstationen zur Vertheilunof. Reg.-Bez. Niederbayern. Kreis Landshut. Name des Gestüts: Ldndshut (Landgestüt). Besitzer: Staats -FiscMS. Topographisches: Landshut ist eine unmittelbare Stadt am rechten Ufer der Isar, an der München — Regensburger Eisenbahn gelegen. Geschichtliches: Das hier aufgestellte Landgestüt ist mit 136 — 140 Beschälern besetzt, die dem grossen, starken aber auch dem mittleren Reit- und Wagenschlag angehören und vom Halbblut abstammen. Diese Hengste besetzen die Deckstationen Nieder bayerns. Kreis Niederbayern. Bezirksamt Passau. Name des Gestüts: Vombacll. Besitzer: Freiherr von Schätzler. Topographisches: Vombach ist ein Dorf am Inn und von Passau bezw. von Pfarrkirchen aus leicht zu erreichen. Geschichtliches: Während der letzten 15 — 20 Jahre wurde hier ein kleines Gestüt errichtet. Dasselbe zählte gegen 3 Vollblutstuten, deren Produkte auf die Rennbahn kommen. Während der 1890er Jahre hat man sich der „ Traberzucht " zugeneigt. Brauer, Gestüte. 130 Provinz Niederbayern. Kreis Straubing. Name des Gestüts: Puchhof. Besitzer: Reichsrath von Lang- Puchhof. Topographisches: Puchhof ist ein Gut mit 2 Nebengütern und einem Areal von 850 ha; dasselbe liegt von Radidorf bei Straubing ca. 8 km entfernt. Höhe über Nordsee: 340 m. Hier besteht ein Vollblut- und ein Arbeitsgestüt. Geschichtliches: Bezeichneter Besitzer gründete das Vollblutgestüt 1887. Erste Mutterstuten waren Nellie Blair von Blair Athol aus der Nellie Moor und Milchstrasse von Flibustier aus der Stella; später wurden noch mehrere gleichen Blutes eingestellt. 1890 zählte das Gestüt 11 Voll blut-Mutterstuten. Nach , Grassmann " war kein edlerer Mutterstutenstamm^ als dieser hier, denkbar. Einen eigenen Hengst zum Belegen dieser Stuten hält das Gestüt nicht, es benutzt aber stets die edelsten Hengste von. eben solchen edlen deutschen Gestüten. Beandessert, Peter durch Picklock, Kisber, Chamant, Dantin, Weltmatm etc. 1899 sind im Vollblutgestüt 12 Fohlen, 7 Hengste, 5 Stuten, gezogen worden; von den Hengsten sind 2 nach Fulnien^ je einer nach Meistersinger, Childwick^ Royal, Hattipton, Trenta?i und Talpra. Meister- singer I, brauner Hengst aus der Mocassin, gezogen 1890 von obigem Besitzer. Der durch seine Leistung hervorragende Hengst ist 170 cm hoch; die Königl. bayerische Landgestütsverwaltung hat durch die Erwerbung des Hengstes einen guten Griff gethan. Gloire de Dijon, eine sehr hervorragende Stute wurde vom Besitzer 1 jährig, von Mr. Swanwick gezogen, 1892 in Puchhof eingeführt. Diese Stute stammt von Galgim aus der Rose Garden von Knigkcraft aus der Eglentine von Hermit. 1897 errang diese Stute viele Ehrenpi-eise, sie wurde lahm und daher bedingungsweise dem Gestüt überwiesen. Dieselbe vornehme Stute wurde nach England in das Colcham-Gestüt gebracht und daselbst mit einem aus Australien eingeführten Hengste gepaart. Die ausgezeichnete G^a/it?//«- Tochter: Gloire de Dijon, welche dem Gestüt mehrere Jahre schon angehörte, bisher aber verfohlte und güst blieb, hat wieder gefohlt und ein Fohlen von Aspirant gezeugt; diese wird demnächst von Telpra Magyar in Zschorna gedeckt werden. Der nach Puchhof gebrachte Hengst Telpra Magyar, der sich als Beschäler sehr gut erwies, wurde 1894 in das Gestüt Zschorna (Sachsen) als solcher verkauft. Telpra Magyar heisst zu deutsch: Gelungener Ungar und wurde 1885 im Gestüt des Ernst von Blaskovits zu Tapio Szent-Marton in Ungarn gezogen; dieser stammte von Buccaneer aus der Kincsem, der zu jener Zeit unbesiegten Wunderstute. Ferner ging die Vollblutstute Hyeres, die in dem Gestüte der Herzogin von Montrose (England) 1889 geboren war und aus der Marguirite stammte und den Hengst Hert7nt a. d. Devtion zum Vater hatte, mit ihrem Stutfohlen Hanchen von Macheath durch Vermittelung des Deutschen Zuchtvereins in den Besitz des Herrn von Lang-Puchhof über. Die gegenwärtig in Puchhof befindliche Vollblutheerde zählt ca. 23 Köpfe. — Neben dem Vollblutgestüt besteht hier noch eine grössere Zahl Juckerstuten, welche letztere mit einem Traberhengst gepaart werden, um dadurch leistungsfähige, schnelle Wagenpferde zu erzielen. Im Arbeits - gestüt stehen durchschnittlich 6 — 10 Mutterstuten, die dem mittelschweren Wagenschlage angehören, wozu ein belgischer Hengst gehalten wird. Provinz Niederbayern. Kreis Straubing. 131 Züchtung: Zuchtziel: Vollbluter - Jährlinge für die Rennbahn werden verkauft, bezw. dergleichen nach den Prinzipien im Hauptgestüt Graditz vorbereitet. Die Produkte des Arbeitsgestüts — ca. 30 — 40 Stück — sind für eigenen Landwirthschaftsbetrieb berechnet. Reg.-Bez. Niederbayern. Kreis Regen. Name des Gestüts: FraUenaU. Besitzer: Ritter von Pose hinger. Topographisches: Gut Frauenau liegt in nicht zu weiter Entfernung von Regen, einem Marktflecken im Bayerischen Wald. Geschichtliches: Obiger Besitzer gründete hier Anfang der 1890 er Jahre ein Gestüt. Dasselbe hatte im Jahre 1895 einen Bestand von 3 edlen Hengsten und 21 ebensolchen Stuten. Den Zuchtzweck hat man nicht erfahren können. Kreis Schwaben und Neuburg. Name des Gestüts: BergStetten (Kgl. Hof- Gestüt). mit Neuiiof und Rohrenfeld. Besitzer: Se. Majestät der König von Bayern. Topographisches: Bergstetten wurde mit Neuhof für Gestütszwecke 1816 angekauft und hiernach sogleich mit dem seit 1571 bereits bestandenen Gestüt Rohrenfeld, mit zusammen einem Areal von nahezu 1000 ha, vereinigt und nun als Kgl. Hof- Gestüt Bergstetten mit Neuhof und Rohrenfeld für die Civilliste Sr. Majestät des Königs von Bayern in Be- trieb gesetzt. Sämmtliche Gestütskomplexe befinden sich in einer Höhen- lage von 460—470 m über dem Meeresspiegel. Geschichtliches: Seit der Begründung war Rohrenfeld ein kleines landes- herrliches Gestüt. Es wurden darin Pferde deutscher und neapolitanischer Abkunft gezüchtet, selbst auch eine türkische Stute zur Zucht mit ver- wendet. Durch die Kriegswirren wurde das Gestüt geschädigt und in seiner . Entwickelung zurückgehalten. Ende des 18. Jahrhunderts wurden Weidegrundstücke zugekauft. 1796 entführte die französische Armee dem Gestüt die besten Pferde. Nach dem Ankauf von Bergstetten mit Neuhof und der Vereinigung mit Rohrenfeld wurden von 1816 an im letztgenannten Gestüt zunächst die 2 bis 4jährigen Fohlen untergebracht. Von 1845 ab wurde, um stärkere als die bisherigen Pferde zum Reit- und Wagendienst zu erzeugen, in Rohrenfeld wieder ein Zuchtgestüt von gegen 50 — 60 Stuten aufgestellt, dasselbe hatte sich unter Ver- wendung des arabischen Blutes vorzüglich entwickelt und fanden die Produkte Verwendung für den Kgl. Marstall. Das Muttergestüt zu Berg- stetten hatte die schweren Pferde zu liefern. Bis über die Mitte der 1850 er Jahre hinaus war der Bestand gegen 400 Köpfe. 1890 zählte das Gestüt 7 Hengste : 1 Probirer, 2 englische Vollblut- und 4 englische Halbbluthengste; 10 englische Vollblut-, 11 englische Halbblutstuten und 31 Stuten aus der eigenen Zucht hervorgegangen, während der Rest 24 Stuten 9* 132 Kreis Schwaben und Neuburg. hannoverscher Abstammung war. 1899 war Bergstetten im Besitz von 98 Mutterstuten, 5 Beschälern (3 Voll- und 2 Halbbluter) und 9 Jährlingen. Für die Deckzeit 1901 werden die beiden Vollbluthengste Meistersinger J und Vasistas als Beschäler thätig sein. Meistersinger I ist ein in Puchhof gezogener Chamant-'Sio\\n aus der Mocassin von Wenlock. Vasistas von Idus-Veranda (ein französischer Sieger). Die Vollblutstuten Bergstettens sind gegenwärtig: Baladava, braun, geb. 1891 von Weltmann-Brandung von The Fahner, Da/rosa, Fuchs, geb. 1896 von Aspirant- Dahlia von Faganini, Ina, Fuchs, geb. 1893 von Blue Rock- Inga II. von Brown Tommy, hies, Fuchs, geb. 1890 von Blue Rock-Indienne von Gabier. Inga II., Fuchs, geb. 1884 von Brown Tojnviy-Inga, von The Miner, Frofil, Fuchs, geb. 1892 von Nevteleti-Frofitrole von Mortemer, Frofitrole IL, dunkelbr., geb. 1887 von Microphone-Frofitrole von Mortemer, Frofitrole III, schwarzbr., geb. 1889 von Dalham-Frofitrole von Mortemer, Ttlby, Fuchs, geb. 1890 von Blue Rock-Tilby von Lord Lyon, Veronique, braun, geb. 1884 von Narcisse-Virtue von Stockwell. Sacharin, Fuchs, geb. 1890 von Strotizian-Sorcery von Wenlock. Brandzeichen: Nachstehendes Brand- zeichen kommt bei den Pferden dieses Gestüts zur M\ 4l' Anwendung, dai*- Mit Ausnahme der Sacharin und Veronique entstammten sämmtliche Stuten der eigenen Zucht. Der Stutenheerde Bergstettens unter die Nummer i ist von Görlsdorf auch noch eine desFohlenregisters, und wird auf der linken Seite des Pferdes unter dem Sattel eingebrannt. 1897 geborene braune Stute Opal von Fulmen aus der Coffitesse Caroline von Buccaneer-Mariolan von Cambuscan durch Ankauf hinzugefüoft worden. Reg.-Bez. Schwaben und Neuburg. Kreis Augsburg. Name des Gestüts: AugSburQ (Kgl. Bayer. Landgestüt). Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: Augsburg ist Kreishauptstadt und liegt zwischen dem Lech und der Wertach und gilt als eine der schönsten Städte Deutsch- lands. Geschichtliches: Das hier aufgestellte Landgestüt enthält 86 Beschäler, wovon 4 dem englischen Vollblut angehören. Mit diesen Hengsten werden die Deckstationen in Schwaben und Neuburg belegt. Reg.-Bez. Mittelminken. Kreis Beilngries. Name des Gestüts: KImgenhof. Besitzer: Herzog Ludwig Eugen von IVürtteniberg, Topographisches: Klingenhof liegt bei Weiltingen, einem Marktflecken an der Wörnitz. (Siehe Hauptgestüt Marbach.) Reg.-Bez. Mittelfranken. Kreis Beilngries. 1 33 Geschichtliches: In obigem Ort hatte der damalige Besitzer als Prinz während der Jahre 1793 — 1795 ein Gestüt eigenartiger Beschaffenheit errichtet. Dasselbe war zusammengesetzt aus podolischen, moldauischen, türkischen und circassischen Stuten und türkischen, arabischen und anderen Hengsten. Den Erfolg dieser Rasse -Mischungen hat man nicht bekannt gegeben, ehebaldigst aber das Gestüt wieder aufgelöst und bessere Pferde daraus dem Gestüt .Marbach" zugetheilt. Reg.-Bez. Mittelfranken. Kreis Ansbach. Name des Gestüts: AnSUclCh (Kgl. Bayer. Landgestüt). Besitzer : Staats -Fiscus, Topographisches: Ansbach ist Kreishauptstadt und Sitz der Regierung von Mittelfranken, an der Gunzenhausen — Würzburger Eisenbahn, 20 Meilen nordwestlich von München gelegen. Der Ursprung der Stadt führt auf ein Benediktiaerkloster (786) zurück. Die Umgegend von Ansbach hat schöne Wiesengründe, ansehnliche Waldungen und vorzügliche Vieh- zucht. Geschichtliches: Das früher so berühmte und bedeutende Gestüt zu Ansbach wurde 1769 gegründet. Gegenwärtig besteht hier nur ein Kgl. Bayer. Landgestüt mit ungefähr 100 Beschälern, darunter einige englische Vo 11 bluth engste. Kreis Oberpfalz und Regensburg. Bezirksamt Regensburg. Name des Gestüts: SchwandOPf. Besitzer: Chr. Streng. Guts- und Braviereibesitzer. Topographisches: Schwandorf, Stadt an der Nah und an der Ostbahn, die sich hier nach Böhmen abzweigt, 2 Meilen nordöstlich von Böhmen; wich- tiger Bahnhof, bedeutende Brauerei, besuchte Pferde- und andere Vieh- märkte. Der Besitzer wohnt auf Schloss Naabeck, 5 km von der Station Schwandorf gelegen. Im Frühjahr 1899 bezogen die Gestütspferde eine neue schöne Stallung mit 5 grossen Laufständen. Im Freien: Unter- standshütte. Geschichtliches: Von 1897 zu 1898 gründete der Besitzer hier ein kleines Gestüt mit 4 sehr gut ausgeglichenen Stuten von kastanienbrauner Farbe; von diesen Stuten sind 3 Oldenburger Abstammung; eine stammt aus den Rotthal. Nach Bossert, „Zeitschr. für Pferdekunde vind Pferde- zucht" Nr. 12, 1899, S. 93, sind in Schwandorf noch vorhanden ein 2 jähriges Hengsfohlen, welches vom bayerischen Landgestütshengst Agitator abstammt. Im Frühjahr 1899 fielen 2 Fohlen nach dem ungarischen Hengst Noniiis, die sehr gut entwickelt sind, Züchtung: Zuchtprinzip: Produktion kräftiger, gängiger und edler Karossiers. 134 Reg.-Bez. Pfalz (Herzogthum). Kreis Zweibrücken (Bezirksamt). Name des Gestüts: ZweibrUckGII (Stamm-Zuchtgestüt). Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: Zweibrücken, Stadt im sogenannten Westrich am Scbwarz- baeh; 15 km von der lothringischen Grenze, mit der Ludwigsbahn ver- bunden; Schloss mit Anlagen. Geschichtliches: Das Gestüt Zweibrücken wurde noch Mitte des 18. Jahr- hunderts gegründet; von Herzog Christian IV. wurde auf Einführung von arabischem Blut hingewirkt, es wurden Beschäler beschafft, die die Landes - Pferdezucht veredeln sollten. Bis 1790 war eine ausgleichende Kasse gebildet worden, die eines Weltrufes sich erfreuen durfte. Es wurde Zuchtmaterial hiervon an verschiedene Länder abgegeben. Unter der Regierung des Herzogs Carl (1775) stand das Gestüt Zweibrücken auf seinem höchsten Glanzpunkte. Schon in den 1780er Jahren befand sich im ganzen Herzogthum ein allgemein veredelter, eigenthümlicher Pferdeschlag, dessen Güte auch von dem Auslande an- erkannt wurde. So kamen in den 1780 er Jahren nach Preussen 150 Zweibrückener Hengste, die Stuten und Reitpferde ungerechnet, dann nach Trakehnen besonders viele Zweibrückener Stuten. Die Zweibrückener Pferde waren grösstentheils Schimmel. Es waren kleinere Pferde, jedoch sehr proportionirt gebaut, besassen grosse Energie und waren von ungemeinem Feuer. 1799 belief sich die Zahl auserlesener Stuten auf 2000 Stück. — Durch die Besitznahme der Anstalt von den Franzosen (1793) kam diese zum Untergang. — Alle Pferde kamen, nebst denen des Marstalles, nach Frankreich und wurden dort versteigert. Nach Bossert, „Zeitschrift für Pferdekunde und Pferdezucht", 1896, S. 83, wurde im Jahre 1798 von Seiten der Administration zu Zwei- brücken ein Entwurf zur Wiederherstellung des Gestüts oder eiastweilen nur zur Erhaltung der Rasse voi'gelegt, und so kamen bereits 1799 . wieder sechs Zweibrückener Hengste vom französischen Gestüte „Rosiferes" nach Zweibrücken. Napoleon I., aufmerksam gemacht durch die Schön- heit und Ausdauer seines Leibreitpferdes „Fayhni", eines Zweibrückener Hengstes, den er in der Schlacht bei Wagram 28 Stunden unaufhörlich ritt, sowie durch die Ausdauer und Leichtigkeit der Bewegungen eines Regimentes, das mit Zweibrückener Pferden beritten war, und angegangen bei einer Unterredung durch König Maximilian L von Bayern, verfügte durch ein Dekret vom 7. März 1806, dass der Stamm des Zweibrückener Gestütes seinem Vaterland zurückgegeben werde. Durch eine eigene Dotation wurde nicht nur der Besitz der früheren Güter des Gestüts bestätigt, sondern auch noch mit dem ehemaligen Parke Tschifflick des polnischen Königs Stanislaus Leszynsky mit allen Gebäulichkeiten des sogenannten kleinen Schlosses in Zweibrücken, dann der Mastau und einer bedeutenden Anzahl von Dominialwiesen vermehrt. Bei dem 1814 erfolgten Rückzuge der Franzosen in das Innere von Frankreich flüchtete Direktor Struberg mit 78 Beschälern, 29 Mutterstuten und 24 Hengstfohlen nach Fontainebleau. Einige Wochen später wurden auf Befehl des Königs von Preussen 2 Beschäler, 103 Mutterstuten, 27 Hengst- und 24 Stutfohlen von dem in Zwei brücken noch vor- Reg.-Bez. Pfalz (Herzogthum). Kreis Zweibrücken (Bezirksamt). 135 handenen Bestände zunächst in das preussische Friedrich Wilhelm-Gestüt an der Dosse abgeführt. Den preussischen Gestütsmännern war die Güte des Zweibrückener Blutes von früher bekannt. Der berühmte österreichische JVomus-^tAvam., welcher hauptsächlich in Mezöhegyes (Ungarn) vertreten ist, wurde nachweislich durch den Zweibrückener Gestütshengst Nonius begründet. Der Hengst Nonius fiel 1815 mit vielen anderen Hengsten in österreichische Hände, als unschätzbare Kriegsbeute. Das Noniusblut findet sich heute noch in ganz Oesterreich mit einer durchschlagenden Vererbung. Nonius wurde 1815 — 1832 in Oesterreich als Hauptbeschäler verwendet und hat in dieser Zeit 79 Söhne und 137 Töchter erzeugt. Der Stammvater Nonius in ßosiferes geboren und ursprünglich dem Zweibrückener Gestüt angehörig, starb in Oesterreich am 28. Februar 1838 an Altersschwäche. Zweibrücken wurde 1814 nach Abfuhr der besten Gestütspferde bald dem Verfalle nahe gebracht. Langsam aber erholte sich das Gestüt wieder von den traurigen Erlebnissen, durch Erwerbung neuen, zweck- entsprechenden Zuchtmaterials. Die Kreisregierung machte nach Schluss des Krieges grosse, aber vergebliche Anstrengungen, das Gestüt wieder in die Höhe zu bringen, bis nach vielfachen Experimenten fast gar nichts mehr geschah und alles verwahrlost wurde. Erst seit der Uebernahme des Gestüts durch die bayerische Staatsverwaltung im Jahre 1890 wurde wieder an der Verbesserung gearbeitet; es wurden damals auch Babolnaer und englische Vollbluthengste angeschafi't. Unter letzteren waren Isolani und Infant. An Stelle der Babolnaer Araber sollen jetzt anscheinend Originalaraber treten. Man kann wohl voraussetzen, dass auch der Stuten- stamm des Gestüts demnächst um eine Anzahl englischer Vollblutstuten vermehrt und so die alte anglo-arabische Zucht von neuem eingeführt wird. Herzogthum Pfalz. Bezirksamt Zweibrücken. Name des Gestüts: ZweibrÜCkeM (Laudgestüt). Besitzer : Staats -Fiscus. Topographisches: Zweibrücken ist eine Stadt am Schwarzbach im Westrich, liegt 15 km von der lothringischen Grenze und ist durch die Ludwigs- bahn verbunden. Geschichtliches: Das Landgestüt Zweibrücken wurde mit den übrigen Landgestüten 1769 gegründet und blieb dasselbe in der Verwaltung mit der des Stamm- bez. Zuchtgestüts, bis es am 1. Juli 1890 der Land- gestüts -Verwaltung unterstellt wurde. Durchschnittlich sind hier ca. 50 Be- schälhengste aufgestellt und decken auf 20 Stationen. Die bayrische Landgestüts -Verwaltung beabsichtigt das Landgestüt Zweibrücken mit neuen Original- Araberhengsten auszustatten. Die Wiedereinführung der Araber in Zweibrücken wird mit Freuden begrüsst. Die Tradition des Zweibrückener Gestüts weist auf die Araber hin. 136 Königreich Württemberg. Der Neckarkreis. Bezirk Esslingen. Name des Gestüts: WOJI (Kgl. Hofgestüt). Besitzer : Staats -FiscMS. Topographisches: Das Gestüt ist in einer Kgl. Domäne untergebracht, wozu noch die Domänen Scharnhausen und Klein-Hohenheim benutzt werden. Dasselbe ist von Esslingen aus bald zu erreichen. Geschichtliches: Unter dem damaligen Kronprinzen, späterem König Wil- helm I. von Wüi'ttemberg, eines hervorragenden Pferdefreundes und feinen Beurtheilers jeglichen Pferdeschlags, wurde aus Anlass der Hebung der Pferdezucht für die Landwirthschaft etc. das Gestüt Weil 1810 gegründet und zunächst in der Domäne Scharnhausen Zuchtpferde aufgestellt. 1817 wurden vom Könige die Domänen Weil, Scharnhausen und Klein- Hohenheim für Gestütszwecke eingerichtet. Weil wurde zum Mutter- stutengestüt, Scharnhausen und Klein-Hohenheim zur Aufzucht der Fohlen bestimmt. 1816 wurde der noch geringe Stutenstamm durch Ankauf von persischen, kaukasischen, ungarischen und Sennerstuten ver- mehrt, 1819 wurden 8 Hengste und weitere 12 Stuten durch Graf Rzewusky im Orient angekauft, somit war eine grössere Anzahl arabischer Stuten im Gestüt vorhanden , denen es an Schönheit und Güte nicht mangelte. Unter 4 später noch eingeführten Hengsten war der berühmte Schimmelhengst Bairactar befindlich, durch den die arabische Zucht in Weil zur Vollblutzucht sich entwickelt hatte (1838). Diese Pferde zeichneten sich besonders durch Adel aus und besassen dabei einen strammen, festen und regelmässigen Körperbau und vorzügliche Gänge. Es wurden hiernach noch Orlow- und -Trakehner- Stuten dem Gestüt zugeführt, um dadurch Halbblutpferde, die gängig und für den Wagen- dienst sich eigneten und hauptsächlich braun von Farbe seien, zu züchten. Später entschloss man sich im Gestüt vor allem Rappen vind Schimmel zu züchten. Um die Schimmelzucht zu erreichen, wurden Yorkshire- und irische Stuten mit dem Araber- Schimmel Sultan Mahmud gepaart, für letzteren wurde der von Graf Pückler in der Wüste angekaufte Zariff eingestellt. Zur Erzielung der Rappen werden englische, hannoversche und Tra- kehner Stuten benutzt. Von letzteren entstammten bis 1840 ca. 10 Rapp- fohlen, die in die Mutterheerde dann eingereiht wurden. Um jene Zeit zählte das Gestüt ca. 80 Köpfe. Die Bedeckung der dunkelfarbigen Stuten erfolgte durch den Rapp- Hengst Mameluck^ die der Trakehner Stuten durch den Trakehner Haupt- beschäler Tigranes von Koylan (Araber) aus der englischen Vollblutstute Der Neckarkreis. Bezirk Esslingen. 137 Guendolen (Friedrich Wilhelm-Gestüt). Durch diese Zucht glaubte man den Wagenschlag zu erzielen, der bei der Rappzucht nicht zu ermög- lichen war. Bei den Schimmeln hatte man den Wagenschlag bereits er- zielt bezw. hervorgebracht. Zu Anfang der 1860 er Jahre zählte das Gestüt über 100 Mutterstuten, die sich ungefähr zur Hälfte in arabische Vollblut- und Halbblutstuten theilten. Der Gesammtbestand war Mitte der 1860er Jahre weit über 300 Pferde. Nach Ableben des Königs Wilhelm (1864) ging das Gestüt an Zahl zurück. Es kam der Bestand von 88 Mutterstuten auf etwa 60 zurück und blieb bis ca. Mitte der 1890er Jahre der Bestand: 60 Stuten, ca. 8 Beschäler und 80 — 90 Fohlen verschiedener Jahrgänge. Die Stuten stehen in Weil, die Fohlen in Scharnhausen und die Hengste, die nur zur Deckzeit nach Weil kommen, stehen im Marstall zu Stuttgart. Von letzteren giebt es 3 Araber (incl. 1 Original-Araber), 1 Trakehner, 3 englische Halbbluthengste, 1 englischen Vollbluthengst (Parsee, 1889 von Clairvaux aus der Malay von Blair Athol). In neuester Zeit herrscht im Gestüt das englische Blut vor, nur ca 15 ara- bische Vollblutstuten befinden sich darunter. Das Gestüt wendet sich seit Mitte der 1890 er Jahre von der ara- bischen Zucht ab und der englischen Vollblutzucht zu. Seit be- zeichneter Zeit besteht die Mutterheerde aus 10 Köpfen, von denen die meisten tragend waren (1895 — 1896). Hengste waren: Pumpernickel, Bryony-'^Q\m: Black Tartar. Parsee war Vorgänger von Pumpernickel, letzterer vererbt sich vorzüglich. Züchtung: Zuchtzweck: Lieferung von Pferden für den Kgl. Marstall (Reit- und Wagenpferde), fo.rner Hengste und Stuten zur Zucht, über- zählige Pferde werden jährlich einmal versteigert. Provinz Scbwarzwaldkreis. Bezirk Urach. Name des Gestüts: GÜterStGin(frtiherLandgestütsdepöt). Besitzer : Staats -Fiscus, Topographisches: Güterstein liegt gegen 4 km von Urach entfernt. Das Areal beträgt gegen 60 ha. Westlich von Urach befindet sich in einem engen Thale Güterstein, ehedem Marienkirche und Karthause, jetzt Land- gestüt, vorher war es Fohlenhof. Wegen der hohen Berge kann die Sonne das Gehöft nur wenig und selten erreichen, daher ist die Luft feucht und für Pferdehaltung wenig geeignet. Geschichtliches: Zur Zeit des Grafen Eberhardt, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wird ein in Güterstein bestehendes Gestüt erwähnt. Bei Gelegenheit der Errichtung des Hofgestüts zu Marbach (1573) wurde Güterstein zur Aufnahme von Fohlen bestimmt. Diesem Zwecke hat es meistens gedient. 1849 erfolgte hier die Einrichtung eines Be- schälerdepöts. Die vorhandenen Stallungen konnten gegen 60 Hengste aufnehmen. 1880 kamen die Beschäler, in Berücksichtigung der Gesund- heit dieser, auf die Vorwerke des Stamm gestüts Marbach. 138 Provinz Donaukreis. Bezirk Kirchheim unter Teck. Name des Gestüts: IVIärDäCll (Kgl. Haupt-, Hof- u. Stammgesttit). Besitzer: Staats- Fiscus. Topographisches: Genanntes Gestüt liegt an der Lauter, zum Dorfe Dapfen gehörig; dasselbe befindet sich 700 m über Meer, ca. 5 km von Münsingen im Donaukreis, auf der rauhen Alb. Hierzu gehören die Vorwerke Offen- hausen, Rauh, St. Johann und Güterstein; es liegt rauh. Das Areal hierzu beträgt über 1000 ha. Marbach ist durch Eisenbahn von Stuttgart, bezw. von Urach aus in ca. lYg — 2 Stunden zu erreichen. Obiges , Haupt- gestüt" wird auch als , Stammgestüt * bezeichnet. Geschichtliches: Die Gründung des Gestüts Marbach erfolgte 1573 auf der Münsinger Alb durch Herzog Ludwig, unter der Bezeichnung „ Hofgestüt " . Mit dieser Gründung wurden 8 Mutterstuten eingeführt, wozu einige Hengste aus Spanien und Italien kamen. Kurz nach der Gründung wurde die Stutenzahl über 30 erhöht und hierzu auch Berberhengste eingeführt. Die erzeugten Fohlen wurden bis zum 4. Jahre in den obenbezeichneten Gestütshöfen geeignet untergebracht. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurden zu den vorhandenen Hengsten englische und friesische Beschäler gebracht, wozu dann Johann Friedrich, Sohn des Herzogs Friedrich L, den vorhandenen Stutenbestand mit arabischen und spanischen Vaterthieren und britischen Zeltern zu veredeln suchte. Die Wirren des 30jährigen Krieges schädigten das Gestüt bis zur Auflösung. Herzog Ludwig errichtete dasselbe von neuem 1674; es wurde .be- stimmt, darin Reit- und Wagenpferde zu züchten. Der Mutterstutenstamm wurde bis auf 60 bestimmt, der in ostfriesischer Rasse bestand und dazu Hengste derselben Rasse gebracht. Unter Herzog Karl wurde von 1772 ab der Stutenbestand erhöht. Herzog Ludwig Eugen (1773 — 1775) verlegte das Gestüt von Marbach nach Klingenhof; dieser liess zuvor die im Gestüt befindlichen grossen und schweren Stuten ausmustern und dafür türkische, podolische, circassische und moldauische Stuten, sowie arabische und türkische Hengste einführen. Die französische Invasion verursachte Störung; das Gestüt flüchtete 1796 nach Anspach und Weil- tingen. Trotz der Verluste hatte das Gestüt von 1812 — 1816 wieder einen Stutenstamm von ca. 80 Köpfen erlangt. Bis um diese Zeit (1817) be- fand sich in Marbach das Hauptgestüt als Hofgestüt mit dem Landgestüt in lokaler Beziehung verbunden; es erfolgte eine Trennung des letzteren in demselben Jahre durch eine Verlegung nach Stuttgart. Bis 1819 waren verschiedene Rassen im Gestüt vertreten. In den 1820 er Jahren wurden ungarische Stuten zur Zucht eingeführt um mit hinzugekommenen orientalischen Hengsten ein bestimmtes Zuchtziel zu erreichen. Hierzu wurde aus dem Friedrich Wilhelm-Gestüt in Neustadt a. 0. Sanspareil er- worben; dieser Hengst war von 1817 — 1829 in Marbach thätig und hatte sich dabei wunderbar vererbt. Die Nachkommen von ihm waren schön, kräftig und ausdauernd. — Der Einfluss, den betreffender Hengst auf das Gestüt ausübte, war so bedeutend, dass es nach diesem eine besondere Rasse gab. 1839 betrug der Mutterstutenstamm 85 Köpfe; nach einer Musterung dieses Stammes wurden die Mutterstuten in 3 Klassen eingetheilt : Provinz Donaukreis. Bezirk Kirchheim unter Teck. 139 1. in einen grossen, schweren Wagenschlag der ungarischen Zucht, 2. in einen mittleren, leichteren und edleren Wagenpferdeschlag der Sans- pareil-ßasse und 3. in einen schweren, englischen, seit 1840 eingeführten edlen Wagenschlag. Für die letzte Klasse wurden einige 20 Yorkshire und Cleveland-Stuten mit dem Hengst Volunteer, des englischen Kutschpferdschlages, benutzt. Die Zucht der letzten Klasse, massige, starke Pferde, wurden bis in die neueste Zeit neben der Züchtung der beiden anderen Klassen in hervor- ragender Weise betrieben. Der Gesammtbestand des Gestüts erstreckt sich bei einigen 50 Mutterstuten, 1 englischen Vollbluthengst und 2 Anglo-Normannen auf gegen 300 Stück. Die Hengstfohlen werden in Rauh und St. Johann, die S tut fohlen in Offenhausen untergebracht und aufgezogen. Züchtung: Zuchtzweck: Schweres und leichteres Halbblut mit englischem Brandzeichen: Ein Brandzeichen kommt nicht Typus. Artilleriepferd. Starker Knochenbau neben Frühreife. Stuten werden 3jährig gedeckt, die Hengste werden in dem- selben Alter eingespannt, ange- ritten und 4jährig zum Decken im Landgestüt verwendet. ,_;j^y^_^,.- mehr in Anwendung. Früher M wurden sämmtlichen Gestüts- pferden ein M mit einem darüber befindlichen halben liegenden Hirschgeweih auf die linke Hinterbacke aufgebrannt. Provinz Donaukreis. Bezirk Kirchheim unter Teck. Name des Gestüts: WlärDäCil (Landgesttit). Besitzer: Staats -Fiscus. Topographisches: Siehe Königliches Hauptgestüt Marbach. Geschichtliches: Bis zum Jahre 1817 war das Landgestüt (Hengstdepot) mit dem Haupt- bezw. Hof- Gestüt vereinigt. Es fand eine Trennung statt und wurde das Landgestüt nach Stuttgart verlegt. Dasselbe wurde mit ca. 150 Hengsten des mittleren und starken Wagenschlages besetzt. In Stuttgart verblieb es bis 1849 und wurde mit dem Hauptgestüt Marbach wieder vereinigt. Damit die Hengste ausserhalb der Deckzeit zu landwirthschaftlichen Arbeiten verwendet werden konnten, wurden diese darauf nach Güterstein bei Urach verlegt; jetzt sind die Hengste aber von Güterstein wieder genommen und auf Marbach und die Vorwerke St. Johann und Offenhausen vertheilt. Züchtung: Die Landbeschäler werden zum grössten Theil im Hauptgestüt gezogen. Der Typus der Anglo-Normannen herrscht bei allen hier gezogenen Thieren vor. Bestand: ca. 120 Hengste, die auf etwa 40 Beschäl- stationen vertheilt werden. Zwei- und dreijährige Remonten werden jährlich für das Landgestüt ca. 50 aufgestellt. Im Frühjahr, wenn die Hengste auf den Stationen sich befinden, werden die kräftigen und älteren Remonten zu landwirthschaftlichen Arbeiten eingespannt. Brandzeichen: Die im Hauptgestüt geborenen und die von Landesbeschälern gefallenen Fohlen erhalten kein Brandzeichen; dahingegen erhalten aber die bei Landesprämiirungen prämiirten Hengste und Stuten als Brand- zeichen an der linken Hinterbacke ein wagrecht liegendes Hirschhorn. 140 Grossherzogthum Baden. Kreis Freiburg. Amtsbezirk Breisach. Name des Gestüts: LiliOnhof (Deutsch. Haupt-Trabergest.). Besitzer: Trabrenn -Gesellschaft Berlin- Westend. Topographisches: Lilienhof liegt unweit Ihringen, am südlichen Fusse des Kaiserstuhls und ist ein dem Grafen A. v. Bismarck gehöriges Gut. Das Areal beträgt 22 ha, Klima mild und schöner Landbau. Der sehr kalkhaltigen Wiesen wegen eignet sich Lilienhof ganz besonders zur Unter- bringung von jungen Pferden für die Aufzucht. Geschichtliches: Von der als Besitzerin bezeichneten Gesellschaft wurde obiges Gestüt im Herbst 1890 eingerichtet, dasselbe setzte sich zu jener Zeit zusammen aus 3 Beschälern, je 1 amerikanischen, 1 russischen und 1 französischen Traber, ferner aus 5 englischen Vollblut-, 7 russischen, 5 amerikanischen Traber- und 1 ostpreussischen Stute, ist gleich 22 Mutterstuten und 13 Jährlingen. Die Jährlinge werden jähr- lich versteigert. 1900 stellte das Haupt- Trabergestüt einen neuen Traberhengst, yi!Ar auf der linken Hinterbacke mit neben- \j stehendem Gestütsbrandzeichen versehen. 206 Galizien. Name des Gestüts: RzepiflCe. Besitzer: Ritter Ladislaus von JVolansky. Topographisches: In Galizisch-Podolien liegt auf grosser Steppenfläclie die Herrschaft Rzepince in fruchtbarer Gegend, woselbst ausser Pferdezucht auch ganz hervorragend Schafzucht betrieben wird. Auf dem Landweg ist das Gestüt von Lemberg aus mit Geschirr, von dem Orte Buzcacz aus in 1 Stunde zu erreichen. Geschichtliches: Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde hier durch die Vorfahren des Besitzers mit der Pferdezucht begonnen. Seit jener Zeit wurde mit Energie die Fortpflanzung des orientalischen Blutes betrieben, welches durch die besten Deckhengste aus den Graf Lewicki'schen , den Gi'af Baworowski'schen Gestüten und dem des Anton von Myslowski zu Koropiec mit gutem Erfolg aufgefrischt wurde. Während der 1840 er Jahre kam unter den Gestütspferden der Rotz zum Auftreten, der das ganze werth- volle Material vernichtete. Die Wiederaufnahme der Pferdezucht erfolgte hierselbst durch obigen Besitzer seit Ende der 1850 er Jahre. Züchtung: Von der erneuten Züchtung an wurde von dem orientalischen J31ute etwas zurückgegangen und dafür englisches Vollblut bevorzugt. Aus dem Anton von Myslowski'schen Gestüt zu Koropiec wurden zuvörderst Darling (engl. Vollbluthengst) und Lancaster (engl. Halbblut- hengst) eingeführt und dazu 5 Mutterstuten, theils Voll-, theils Halbblut erworben, die aus renommirten Familien stammten. — Ob obiges Gestüt zur Zeit noch besteht und in welchem Besitz sich dasselbe befindet, ist trotz Anfragen nicht festzustellen gewesen. Provinz Ostgalizien. Ki-eis Sanok. Name des Gestüts: Wlelka-WleS. Besitzer: Gi^(^f 'von Szadnicki. Topographisches: Das Gestüt befindet sich auf einem Gut und enthält 477 ha Areal. Geschichtliches: Das vom Besitzer hier betriebene Gestüt ist umfänglich, es besitzt gegen 100 Pferde und Fohlen. Jährlich werden gegen 12 Fohlen geboren. Die Mutterstuten sind ursprünglich auf gali- zische Rasse, väterlicherseits auf arabisches Blut zurückzuführen. Anfänglich wurden Lippizaner Hengste des T'öfff^rv- Stammes benutzt, bis 1872 der VoUbluthengst Kniaz von Reginald aus der Couniess in Verwendung kam. Hiernach wurden Halbbluthengste eingestellt, von denen die ärarischen Hengste: Gil Blas, Revolver, Cicero und Haudegen besonders zu ei'wähnen sind. Durch Verwendung bezeichneter Hengste sind die Mutterstuten, die zur eignen Zucht stets ergänzt werden, sehr veredelt worden, sodass die hier gezogenen Pferde sämmtlich sehr edle, wohlgeformte und gängige Thiere sind. Diese Pferde werden daher dreijährig auch sehr gern für die Armee oder für den Staats fohl enhof angekauft. Galizien. 207 Name des Gestüts: GrabOWnlca. Besitzer: Casimir j Ritter von Ostoia-Ostaszewski. Topographisches: Obiges Gestüt liegt 18 km von der Eisenbahnstation Sanok, der Linie Jaslo— Sanok, ca. 10 km vom Gestüt Jurowce. Der Grundbesitz ist sehr umfangreich und wurden auf mehreren Wirthschaftshöfen dieser Herrschaft Gestüte für Zucht des edlen Pferdes betrieben. Grabownica hat 2 Stallgebäude aufzuweisen: eines für die Beschäler und Mutterstuten, das andere für Fohlen als Laufstall. 1800 m lange Trainirbahn. Geschichtliches: Bereits im 18. Jahrhundert bestand obiges Gestüt als eines der besten unter den galizischen Gestüten; dasselbe soll um die Zeit den Vorfahren des gegenwärtigen Besitzers, Sebastian, Ritter von Ostoia- Ostaszewski gehört haben, und sollen von diesem darin polnische Stuten und arabische Hengste gezüchtet worden sein. Wie man auch vermuthet, soll dasselbe früher als „wildes Gestüt" bestanden haben. Mit dem Jahre 1852 wurde aus England der Vollbluthengst Fergus importirt und ist damit der Gestütsbetrieb ein der Zeit entsprechender geworden. Seit 1890 betreibt der Besitzer das Gestüt selbst und wurde 1891 der Voll- bluthengst The Donner hörn aus England angekauft, um von jetzt ab englische Vollblutzucht intensiv zu treiben. The Donnerhorn ist ein grosser Fuchs mit viel Adel, ausdrucksvollem, leichten Kopf, schönem Hals, tadelloser Seitenlinie, tiefem Rumpf etc., dieser Hengst wird als eine sehr werthvolle Acquisition erachtet. Züchtung: Die Mutterherde besteht aus 5 Vollblut- und 14 Halbblutstuten. Von den Vollblutstuten zeichnen sich Lauda, in Russland geboi'en, be- sonders aus. Viele Pferde dieses Gestüts gehen nach Frankreich und Bulgarien. Brandzeichen: ) Unmittelbar nach dem Verkaufsabschluss *C , I J> pflegt man dort im Gestüt die Pferde auf der ken Hinterbacke mit dem nebenstehend ebildeten Gestütsbrandzeichen zu ver- sehen. Vj^ abg Provinz Ostgalizien, Kreis Sambor. Name des Gestüts: KomalOWlCe. Besitzer: Cölesiin von Sozdnski. Topographisches: Das genannte Gestüt liegt ca. 10 km von der Station Dublany der Eisenbahnlinie Przemysl — Dobromil Stryj — Lemberg abseits. Geschichtliches: Hier werden 10 orientalische Stuten leichten Schlages ge- halten, aber auch gegen 14 Arbeitsstuten gedeckt. Hierzu wurde bisher der Staatshengst 3 Dahonian VI (arabischer Hengst) geraiethet. Züchtung: Zuchtziel: Erzeugung von Remonten und Arbeitspferden und Abgabe dieser nach erreichtem 4. Jahre. 208 Galizien. Name des Gestüts: ZUPaWCG. Besitzer: Frans, Ritter von Jedrzejowicz. Topographisches: Die über 700 ha Areal haltende Herrschaft, worauf Pferde- zucht betrieben wird, liegt in der Nähe der russischen Grenze, und zwar 7 km von der nächsten Eisenbahnstation Lubyczakröleweska, der Eisen- bahnlinie Rzeszöw — Jaroslau — Rawaruska — Sokal. Lubycza ist ein Städtchen. Geschichtliches: Genanntes Gestüt wurde 1884 gegründet; der erste Mutter- stutenstamm bestand damals nur aus englischen Vollblutthieren; diesen diente der Hengst Scheck, dann von 1888 ab Cornelius, englisches Halb- blut; von 1893 ab der braune englische Vollbluthengst Dyplom von Volt-mdr aus der Baroness. Alle diese Hengste waren ärarische. Die Zahl der Mutterstuten betrug 12 — 14, theils englisches Voll- theils eng- lisches Halbblut. Anfangs deckte hier der Norfolker 45 Dexter\ diesem folgte jedoch bald der Trakehner Hengst 359 Cornelius und ferner die bezeichneten. Ausser den genannten Stuten werden aber noch ein Theil von den 45 vorhandenen Arbeitsstuten gedeckt. Das Gestüt scheint grosse, breite, gängige, harte und ausdauernde Pferde zu liefern; die Thiere werden 3 jährig aufgestellt. Züchtung: Ausnützung: Erzeugnisse von Kavallerieoffizierpferden und ße- monten für die Ankaufs-Kommission. Provinz Ostgalizien. Ehemaliger Kreis Tarnopol. Name des Gestüts: PrZeclaW (Vollblutgestüt). Besitzer: Graf Mieczyslas PI/rszowec-Rey. Topographisches: Bezeichneter Gestütsort liegt ungefähr 15 km von Tarnopol entfernt; die Herrschaft ist mit dem Namen Mikulince belegt und hält ein Areal von gegen 2400 ha. Davon sind gegen 180 ha Weiden (Steppenland) mit gutem Graswuchs. Geschichtliches: Die Gründung des Gestüts erfolgte 1873 durch Ankauf bester Stuten aus dem Gestüt des Grafen Wladimir Baworowski in Strusow. Die Züchtung wurde regelrecht fortgesetzt. Hierzu wurde der vom Grafen Henckel aus Ungarn erkaufte englische Vollbluthengst Oroszvär als Beschäler benutzt. Der Bestand war 1890: 200 Pferde. 3 Beschäler: 1 englischer Vollbluthengst, 2 arabischen Blutes. 27 Mutterstuten, theil englische Voll- und Halbblutstuten. — ^ Die Halbblutstuten sind von starkem, kräftigen Körperbau und vorzüglich fundamentirt. Braune Füchse. Jährlich kommen durchschnitt- lich 20 — 25 Fohlen zur Welt. Fohlen und Stuten kommen so viel wie möglich zur Weide. Züchtung: Zuchtzweck: Die englischen Vollblutpferde kommen grössten- theils auf die Rennbahn, die übrigen werden ausgebildet als elegante, gängige Reit- bezw. Luxuspferde. Galizien. 209 Name des Gestüts: StrUSÖW. Besitzer: Graf Baworowski. Topographisches: Die Herrschaft Strusöw ist auf einer der weitesten Hoch- ebenen Galizisch-Podoliens gelegen und Eigenthum des Grafen Baworowski. Diese umfasst ein Steppenland von 900 ha humusreichen, schwarzen Bodens mit vorzüglicher Vegetation; wasserreiche Flüsse durchströmen das Gebiet. Die Wintersteppen ^.Pantalicha" genannt, gleichsam im Centrum vieler Meiereien der gesammten Herrschaft, ca. 10 km von dem Städtchen Strusow entfernt, bieten einen überraschenden Anblick; während einerseits ca. 6000 Stück Merinos sowie zahlreiche Rinderheerden in fast unbegrenzter Freiheit weiden, sieht man andererseits Pferdegruppen des Strusower Gestüts. Der Eigenthümer wohnt in Strusow; letzterer Ort ist von Tarnopol 22,5 km entfernt und ist mit der Brody — Czernowitzer Eisenbahn zu erreichen. Geschichtliches: Ursprünglich stammt dieses Gestüt aus den seiner Zeit berühmten Stutereien der Grafen Rzewuski und Lanckoronski, in welchen die sogenannte polnische Rasse auf dem Fundamente des edelsten Blutes gezogen wurde; nur erst seit 1836 wird ausschliesslich durch englische Hengste gedeckt. Durch diese Kreuzungen hatte sich zum grössten Theil der Typus des orientalischen Pferdes in jenen der englischen Formen vollkommen verwandelt und haben sich die Eigenschaften und die son- stigen physischen Fähigkeiten in den Dimensionen der englischen Rasse- pferde vererbt, wobei bemerkt werden muss, dass das Gestüt leistungs- fähige Pferde produzirt. Das Strusower Gestüt erzeugt jährlich 20 bis 24 Stück Pferde. Züchtung: Zuchtzweck: Wagen- und Reitpferde, die vortrefflich eingefahren und schulmässig zugeritten werden. Bestand bis 1866: 3 Vollblut- hengste, 6 Vollblutstuten und 34 Halbblutstuten. — Ob das Gestüt zur Zeit noch besteht, darüber fehlen die Nachrichten. Provinz Ostgalizien. Kreis Zloczow. Name des Gestüts: KlebatlÖWka. Besitzer: Thaddätis Ritter von Fedorowicz. Topographisches: Das Gestüt liegt ca. 5 km von der Eisenbahnstation Bogdadöwna — Kamionka der Lemberg — Tarnopoler Bahn. Die Gegend zeigt sich als eine freundliche, w-ohlhabende. Geschichtliches: In dem Gestüt werden nur Gebrauchs- und Arbeitspferde gezüchtet, welche in der Oekonomie arbeiten. Hier wird mit ca. 30 Stuten, arabischer Abstammung, und einem englischen Halbbluthengst gezüchtet. Die Fohlen verbleiben, so lange es geht, auf der Weide. Mit 4 Jahren werden die jungen Pferde als Reit- und Wagenpferde verwendet und die übrigen der Oekonomiearbeit zugetheilt. Bräu er, Gestüte. 14 210 Galizien. Name des Gestüts: TSlirOW(ArabischesVollblutgestüt). Besitzer: Longin von Lobos. Topographisches: Genanntes Gestüt ist von der Eisenbahnstation Jezierna der Linie Lemberg — Tarnopol — Podwoloczyska nach Zurücklegung von ca. 14 km Landweg zu erreichen. Die Herrschaft enthält ein Areal von über 500 ha. Das Klima ist im Ganzen rauh, da hier auf der podo- lischen Hochebene vor allem Ost- und Westwinde wehen und im Winter andauernder Schneefall erfolgt. Geschichtliches: Von dem früheren Leiter und Besitzer des genannten Ge- stüts Dionysius von Trzeciak, dem Onkel des gegenwärtigen, wurde das- selbe 1852 gegründet. Der Besitzer ging mit der Einstellung von Ge- stütspferden sehr vorsichtig zu Werke. Der erste Stutenstamm wurde hergestellt aus zwei arabischen Stuten aus dem Gestüt von Alexander Potocki zu Brzezany sowie drei dergleichen aus dem Gestüt des Grafen Kajetan Dzieduszycki zu Jarczowice, wozu aus Mekka der dort erkaufte Schimmelhengst Step nebst noch 3 Mutterstuten: Zulema, Kokietka und Nelisonka kamen. Eine weitere Erwerbung von zwei Stuten (Helega und Marucha) erfolgte ferner aus den bereits bezeichneten Gestüten. Neben Step deckte der früher in Tauröw eingestellte Hengst Schagya. Bereits im Jahre 1864 befanden sich im Gestüt 25 Mutterstuten. Ein rachgieriger Mensch, der neuer Pächter von Tauröw werden wollte und abgewiesen wurde, streute auf die Weide der Mutterstuten eines Nachts Arsenik. Nichts Übeles ahnend, wurden diese Thiere am anderen Morgen auf die betreffende Weide getrieben. Kaum hatte das Weiden begonnen, erkrankten 22 dieser Stuten an den Eolgen bezeichneter Ver- giftung und verendeten. Der Verbrecher wurde ermittelt und bestraft. Aus besonderer Vorliebe für edle Pferdezucht liess sich der Besitzer durch das betrübende Vorkommniss nicht abhalten, das Gestüt wieder neu einzurichten. Der Besitzer erwarb wieder einige arabische Voll- blutstuten: zwei Stuten aus dem Gestüt Jarczowice: eine Koheilan •'^iVii^ und eine im Mutterleibe aus Syrien eingeführte Stute, ferner eine in Bäbolna gezogene und eine Stute Bona von Bori Bagdad. Nun wurde neben den drei verschont gebliebenen mit ca. 7 Stuten die Zucht von Neuem begonnen und mit Erfolg begleitet. Von der Gründung des Gestüts (1852) an, waren bis gegen Mitte der 1890 er Jahre mit dem erwähnten Schagya und Step 22 Araber- Hengste, 15 Araber -Vollblutstuten und 25 Halbblutstuten. Sämmtliche Gestütspferde waren und sind heute noch Schimmel. Hier und da tritt ein Brauner oder ein Rappe mit auf. Alle Stuten, die in Tauröw gezogen werden, sind sehr edel. Der inzwischen eingeführte Beschäler Hafiz zeichnete sich durch vorzügliche Nachkommen aus. Im Gestüt wird nur darauf hingearbeitet, die Beibehaltung des echt arabischen Typus stehend zu' erreichen. Züchtung: Zuchtziel: Produktion von Zuchthengsten und Luxuspferden, doch werden auch junge Stuten zur Zucht abgegeben. Hauptäbnehmerin ist die österreichische Gestütsvex'waltung, doch gehen auch viele Hengste nach Rumänien, Polen, in die Ukraine etc. Galizien. 211 Brandzeichen: ä3»— ^»--V^ Nebenstehendes Gestütsbrandzeichen mit Krone wurde früher , dasjenige ohne Krone aber gegenwärtig benutzt. Damit wurden aber nur Stuten ver- sehen; Hengste und Wal- lachen verbleiben ohne ein solches. Provinz Westgalizien. Kreis Rzeszöw. Name des Gestüts: ChOrZelÖW. Besitzer: Graf Johann Tarnowski. Topographisches: Das Gestüt liegt an der Eisenbahnlinie Debica — Rozwadöw, der Eisenbahnstation Chorzelöw; in der Nähe der polnischen Grenze. Geschichtliches: Das Gestüt besteht seit 1851. Als Zuchtmaterial wurde zunächst eine kleine Anzahl polnische und englische Halbblutstuten an- gekauft, die von Hengsten aus Koropiec, Slawuta in Galizien, und letztere Stuten vom Carolus aus dem Friedrich Wilhelm- Gestüt gedeckt wurden. Dem Besitzer lag daran: Renn-, Luxus- und Arbeitspferde zu erzielen. 1861 wurde Vollblutzucht im genannten Gestüt eingeführt. In diesem Gestüt wurde 1874 der berühmte englische Vollbluthengst Przedswit geboren. 1876 wurde dieser Hengst von der österreichischen Regierung für das Staatsgestüt Piber angekauft; vom Jahre 1877 — 1889 deckte dieser in Piber und in den Vollblutstationen Hohenau, Stadl und Nemo- schitz nur 361 Voll- und Halbblutstuten, was daher gekommen sein soll, weil man diesen grossartigen Hengst nicht genügend gepflegt habe. Die Nachkommen sollen sich bewährt haben. Das genannte Gestüt hält zur Zeit 8 englische Vollblutstuten, 5 Halb- blutstuten und gegen 30 Stuten des Arbeitsschlages. Original-Norfolker. Provinz Westgalizien. Kreis Rzeszöw. Name des Gestüts: NOSÖWka. Besitzer: Alexander, Ritter von Dambski. Topographisches: Das genannte Gestüt ist durch die Eisenbahnlinie Tarnöw — Gryböw — Jaslo — Rzeszöw, von der Bahnstation Rzeszöw, nach Zurück- legung von ca. 10 km Landweg zu erreichen. Geschichtliches: Die Gründung obigen Gestüts erfolgte während der 1880er Jahre mit 8 Mutterstuten. Der Bestand war 4 englische (darunter 3 Ir- länder), 2 Anglo-Araber und 2 englische Ka,ltblüter. Hengst war Ar päd IL (englisches Vollblut) von Doncaster, gezogen (1888) a. d. Agnes Ethel 14* 212 Galizien. Name des Gestüts: ZaleSJe. Besitzer: Ignaz, Ritter von Guminski. Topographisches: Die Besitzung wird gebildet durch ein grösseres Gut mit einigen Vorwerken; Areal 340 ha. Die Zuchtanstalt ist zu erreichen von der Eisenbahnstation Rzeszow, der Eisenbahnlinie Tarnöw — Gryböw — Jasio — Rzeszöw, nach Zurücklegung einer Wegstrecke von 4 km. Geschichtliches: Wann genanntes Gestüt gegründet, ist nicht zu ermitteln, wohl aber ist bekannt, dass der Besitzer seit 1874 Remonten und Arbeits- pferde züchtete, letztere für den landwirthschaftlichen Betrieb. Anfangs waren nur arabische Stuten und der Araberhengst Wawrzyn ein- gestellt. Dieser Rasse folgte ein Norfolker, dann der Normänner Staats- hengst 371 Kordyan und nun in letzter Zeit der englische Halbbluthengst 121 Ma?ifred in Miethe genommen. Von den 20 Mutterstuten, von welchen die meisten von Csatär (Vollblut-Fuchs) von Da?iiel O'Rourke aus der Fern von Fernhill und dem englischen Vollbluthengst Kofi/öderat abstammen, werden 8 zur Zucht verwendet, die übrigen zu Oekonomie- arbeiten. Züchtung: Ausnützung: Verkauf im Stall; für eigenen Bedarf; Pferdemarkt. Provinz Westgalizien. Kreis Rzeszöw. Name des Gestüts: SZCZUCln. Besitzer: Fürst Andreas Lubomirski. Topographisches: An der Eisenbahnlinie Krakau — Tarnöw— Rzeszöw ist von Tarnöw aus genannte Herrschaft nach Zurücklegung einer grossen Land- wegsstrecke zu erreichen. Vom Gestüt Lubacz, an derselben Eisenbahn- linie, soll die Entfernung nur 3 km betragen. Geschichtliches: Die Herrschaft Szczucin ging aus dem Besitze der Gräfin Helene Hussarezewka in den des oben genannten Herrn über. Zu Anfang der 1870er Jahre unternahm ein daselbst fungirender Gestüts verwaltei-, Namens Lewantowski, die schwierige Aufgabe, aus dem einheimischen kleinen, aber edlen Pferde — dem Koniki — ein nicht minder edles, aber grösseres und stärkeres Pferd heran zu züchten. Anfangs paarte derselbe die Koniki - Stuten mit nicht zu grossen Arabern und als die Produkte derselben allmählich zu mehr Grösse gelangten, wurde bei reichlicher Fütterung auch mit dem Vollbluthengst Koral (1875) von Zlotolity a. d. Perla von Weatherbit operirt. Dadurch wurde das Ziel erreicht, und so steht zur Zeit der ca. 120 Stück zählende Pferde- bestand der Herrschaft (158 — 162 cm, vereinzelt 165 cm) mit grösseren Pferden da, die ausgeprägte, edle Formen zeigen mit guten Gängen. Alljährlich werden 40 Arbeitsstuten von den in Szczucin aufgestellten staatlichen Beschälhengsten gedeckt. — Die Koniki-Zucht ist unter konse- quenten Ausführungen höchst interessant. Galizien. 213 Name des Gestüts: DzikÖW. Besitzer: Graf Zdistaw Tarnowski. Topographisches: Dziköw als Herrschaft, liegt unmittelbar an der Weichsel und nimmt einen Umfang an Areal von 6000 ha ein. Das Gestüt ist von der Eisenbahnstation Tarnobrzeg aus nach Zurücklegung von 2 km Weges zu erreichen. Die Wegstrecke von Baranöw-Dziköw soll interessant sein, weil man von da aus ein Blick auf Russland werfen kann. Geschichtliches: Genanntes Gestüt besteht, nach den Quellen, sehr lange und wurden bis 1850 orientalische Blutpferde darin gezüchtet, wie dies in Galizien früher stets der Fall war. Hiernach entschloss man sich jedoch, wie in anderen dortigen Gestüten, auch zur Zucht englischer Pferde überzugehen, jedoch nur in kleinem Massstabe. Der Bestand ist zur Zeit 10 Vollblutstuten und ca. 20 Arbeitsstuten. Stuten werden mit 4 — 5 Jahren gedeckt. Die Hengstfohlen werden im Alter von 1 Jahr castrirt; sämmtliche Fohlen werden Sjährig zum Reiten vorbereitet; hier- nach gehen diese an neue Besitzer durch Kauf über. Provinz Westgalizien. Kreis Rzeszöw. Name des Gestüts: DylegOWka. Besitzer: Mary an Ritter von Jedrzejowicz. Topographisches: Dieses Gestüt ist durch die Eisenbahnlinie Tarnöw — Gryböw — Jaslo — Rzeszöw von der Station Rzeszöw aus nach Zurück- legung eines Landwegs von ca. 20 km zu erreichen. Geschichtliches: Dylegöwka war 1845 bei der Gründung ein Halbblutgestüt mit galizischem Typus. Den Stamm bildeten zwei Vollblut-Araberstuten (Schimmel). Diese reine arabische Zucht erhielt sich bis 1883, von diesem Zeitpunkte an wurden englische Hengste eingeführt. Von 1846—1879 waren hier 7 arabische Vollbluthengste, von 1880—1893 6 englische Vollbluthengste in Thätigkeit. Züchtung: Das Zuchtziel besteht in Erzeugung von Luxus - Reitpferden durch 26 Mutterstuten. Unter diesem Stutenmaterial befiuden sich seit 1876 3 Vollblutstuten, die übrigen sind theils arabisches, theils anglo- arabisches Vollblut und nur einige Halbblutstuten. Brandzeichen: Wird an der linken Sattelseite angebracht. 214 Galizien. Name des Gestüts: JaSlOtlka. Besitzer: Stanislaits Ritter von Jedrzejowicz. Topographisches: Durch die Eisenbalinlinie Krakau — Tarnow — Rzeszöw ge- langt man von letzterer Station nach Zurücklegung von ca. 10 km Land- vs^eg zu dem vorstehenden Gestüt. Geschichtliches: Wann das Gestüt wirklich gegründet wurde, ist nicht fest- zustellen. Der Besitzer hatte sich seit dem Jahre 1878 die Aufgabe ge- stellt, edle Reitpferde und nebenbei Remonten zu züchten. Es \vurden hierzu je 4 aus Jarczowce und Radautz stammende arabische Stuten an- gekauft. Dadurch wurde nach und nach auch eigne Nachzucht (Halbblut) erreicht, welche später 34 Stuten ergab. Zuerst wurden als Vaterthiere die englischen Vollbluthengste Sianczyk und Rosmarifi verwendet und dann die Halbbluthengste Reiver-Step und Sclodo -Krach. Die Erfolge waren vorzüglich. In gleichem Maasse soll die Zucht heute noch fort- geführt werden. Provinz Westgalizien. Kreis Rzeszöw. Name des Gestüts: TyCZyn BJala. Besitzer: Maryan Ritter von Jedrzejowicz, bezw. Graf Ludwig Wodzicki. Topographisches: Das hier auf einem Gute obigen Besitzers unterhaltene Gestüt hat gegen 200 ha Areal in Acker und Wald. Das Gestüt ist ca. 15 km von Rzeszöw, Stadt am Wysloka, entfernt; letztere Stadt, Station der Carl - Ludwigbahn , liegt westlich und gegen 100 km von Lemberg entfernt. Geschichtliches: 1848 wurde das Gestüt gegründet; es wurde dasselbe mit Vollblutstuten arabischer Rasse von dem Grafen Dzieduszycki zu Jarczowice besetzt und mit ebensolchen Hengsten gepaart (Ben-Bagdad und Junak). Später kamen an Stelle der Araber, englische Vollbluthengste (Lycophron, Lohengrin, Herold und Berück); in letzterer Zeit der Hengst Voli-mdr von Osireger a. d. Cuckoo von Buccaneer in dem gegen 60 Köpfe zählenden Gestüt. Die Mutterstuten, 16 — 18 Köpfe, sind theils arabische Voll-, theils englische Halbblüter. Nachzucht jährlich ca. 14 Fohlen. Züchtung: Die hier gezüchteten Pferde sind theils leichte Reitpferde, theils spanische Jucker. Zuchtziel: Deckung des eigenen Bedarfs und Ver- kauf vierjähriger Pferde. Galizien. 215 Name des Gestüts: Gumiliska. Besitzer: Fürst Etistach Sanguszko. Topographisches: Gumniska liegt in der Nähe von Grabowka, mit einem Lustscliloss des Fürsten Sanguszko und schönem Garten. Dasselbe ist 2 km von der Eisenbahnstation Tarnöw der Linie Krakau — Tarnow — Rzeszöw entfernt. Das Areal beträgt 1200 ha, darunter zur Hälfte Wald, der übrige Theil dient der Land- und Milchwirthschaft , auch befindet sich dort bedeutende Teichwirthschaft mit einem Areal von 110 ha. Geschichtliches: Die Gründung des betreffenden Gestüts reicht bis in das 17. Jahrhundert und kann besonders hervorgehoben werden, dass in diesem bis in die jüngste Zeit das arabische Blut hoch gepflegt worden ist. Die Zuchtstuten stammten entweder direkt oder indirekt, nach Gassebner III, aus dem Orient, dagegen wurden aber die edelsten Hengste nur direkt aus der Wüste entnommen. Der Fürst Ladislaus Sanguszko leitete im Jahre 1836 einen geregelten Zuchtbetrieb im Gestüt ein und legte Gestütsbücber an. Gassebner III betont, dass durch die Gestüts- register die Namen der vorzüglichsten arabischen Vaterpferde bekannt worden seien und die Nachkommenschaft sich dadurch als eine ganz glänzende auszeichne. Im Jahre 1886 wurde in Gumniska plötzlich das englische Vollblut eingeführt, hierdurch hatte die orientalische Rein- zucht im Gestüt ihren grossartigen Ruf verloren. Vom Fürst von Pless in Louisenhof (Ober-Schlesien) wurde der englische Halbbluthengst Peter- hof angekauft und mit diesem gezüchtet, der infolge seiner bedeutenden Grösse (177 cm) und auch wegen seines geringen Blutes zu den ara- bischen Gestütspferden (155 — 160 cm) nicht passte. Provinz Westgalizien. Kreis Tarnöw. Bezirk Mielec. Name des Gestüts: PodleSZany. Besitzer: Graf Heinrich Breza. Topographisches: Genanntes Gestüt gehört einer grösseren Herrschaft und besitzt ein Areal von 408 ha. Podleszany liegt 3 km von der Stadt Mielec entfernt. Neuerbaute Gestütsgebäude. Geschichtliches: Das Gestüt wurde 1885 gegründet. Gesammtbestand 1890: 100 Pferde, davon werden jährlich %^%^ri 25 Stuten zur Zucht verwendet. Dieselben sind mit Ausnahme von 3 englischen Vollblutstuten meist arabischen Halbblutes und nach arabischen Voll- und Halbblut- hengsten aus galizischen Landstuten gezogen. Züchtung: Zur Bedeckung der Stuten wird seit mehreren Jahren ein eng- lischer Vollbluthengst, Blankensee von Peru a. ^. Surprise von Glückzu (1890), benutzt. Jährlich werden ca. 12-15 Pferde als Reitpferde von edlem Blut (leichtbeweglichen) gezogen, theils zum eigenen Gebrauch, theils als Remonten auf den Markt zu Rzeszöw. 216 Galizien. Name des Gestüts: SlemichOW. Besitzer: Ignaz, Felix und Thomas von Nalepa. Topographisches: Genanntes Gestüt befindet sich von der Bahnstation Tarnöw ca. 10—15 km entfernt; es ist die Herrschaft Siemichow, deren Pächter die genannten Herren, Gebrüder von Nalepa, sind. Geschichtliches: In Siemichow bestand seit längerer Zeit ein Gestüt, welches sich zuletzt unter der Leitung eines Herrn von Skrzynski eines guten Rufes erfreute. Nach dessen Tod (1851) gingen infolge Erbtheilung elf Stuten von hoher arabischer Abstammung in das Eigenthum der Gebr. Nalepa über. Es waren die Stuten: Blondyna, Gidranka, Antarka, Chansowna, Wegerka, Telegrafka, Dotnbrowska, Ropczycka^ Konopczanka, Zwienczyka und Rzczowka. Die Hengste und die übrigen Stuten, deren zuletzt gegen 50 im Gestüt sich befanden, wurden veräussert. Im Jahre 1853 nahmen die beiden erstgenannten Brüder den weiter genannten Bruder, einen Ritt- meister, mit in den Pacht. Zu den genannten Stuten wurden noch 9 ältere Stuten, die gross und gut geformt waren, nebst einem Hengst, California — nach Schamyl und der Kantarka — , gezogen bei Fürst Sanguszko, gekauft. Dieser hochedle Araber-Fuchshengst diente im Ge- stüt bis 1861 mit sehr gutem Erfolge, vererbte sich aber sehr gut. Der Besitzer verkaufte jedoch diesen Hengst, weil dessen Töchter zu Mutter- stuten herangewachsen waren und dieser deshalb Inzucht nicht treiben wollte; dieser ging in das Eigenthum eines Grafen Morsztyn in Polen über. Dafür wurde 1862 für das Gestüt aus dem Besitze des Fürsten Schwarzenberg der 1846 in England geborene Vollbluthengst Canadian gekauft, der durch seinen geraden, trockenen Kopf mit weiten Nüstern» feuriges Auge, kleine Ohren, schönen Ansatz des Kopfes am langen Halse, hohen Widerrist, schöne Schultern, Brustpartie, guten Rücken, verborgene Hüften, muskulöses Hintertheil und tüchtiges Fundament ausgezeichnet war. Die Vererbung des letzteren war aber nicht so korrekt wie bei California. Interessant ist ein Fall von ungewöhnlicher Lebens- dauer und Fruchtbarkeit zu erwähnen: es ist die im Jahre 1864 im Gestüte eingegangene arabische Fuchsstute Blondyna, welche 26 Jahre alt wurde und 19 Fohlen, nämlich 16 Stuten und 3 Hengste, zur Welt ge- bracht hatte. Bei der in Tarnöw 1862 stattgefundenen landwirthschaftlichen Ausstellung repräsentirte Blondyna^ trächtig, mit 2 trächtigen Töchtern, 2 ebenfalls trächtigen Enkelinnen und 2 zweijährigen Urenkeln das Gestüt Siemichow. — Ueber längeres Fortbestehen des Gestütes von 1862 ab ist bis zur Zeit nichts bekannt. Züchtung: Der Bestand bis 1862 war: 1 Vollbluthengst (Canadian); 15 Voll- blutstuten, ausser den oben bezeichneten 3 zugekauften (Gosbosia, Schimmel, Bulanka, Falb, Polka, braun); 9 einjährige Fohlen, darunter das letzte Fohlen: Szatyn (braun) aus der alten Blondyna von Canadian; 8 zwei- jährige Fohlen; 13 dreijährige Fohlen (wo die Töchter des Califortiia als Mutterstuten erschienen und auswärts gedeckt wurden); 8 vierjährige Pferde. Die Produkte nach California waren meistens egale Wagenpferde, die nach Canadian versprachen tüchtige Reitpferde zu werden. Galizien. 217 Name des Gestüts: BaratlÖW. Besitzer: Stanislaus Ritter von Doldnski. Topographisches: Die Herrschaft umfasst ein Areal von 4000 ha und liegt, mit schönem Schloss, an der Weichsel. Schwerer, fruchtbarer Boden, üppige Wiesen und Weiden, sowie kolossale Waldungen. Von der Station der Carl Ludwig-Bahn zu erreichen. Schloss, früherer Sitz der Könige von Polen, mit historischen Erinnerungen. Geschichtliches: Seit 1878 wird hier die Pferdezucht mit einem Stamm von 20 Stuten dortigen Landschlages, die mit Hengsten des Halbblutes von ßadautz, Przybzszövka u. A. belegt wurden, betrieben, um Remontepferde und eigene Wirthschaftspferde zu erzielen. Ausser diesen werden jährlich einige Stuten von den englischen Vollbluthengsten Corsar, Lohengrin und Albio7i gedeckt. Gegenwärtig sind nur 2 Vollblutbeschäler llmur, vom Staat gemiethet und The Farmer, Eigenthumshengst, aufgestellt, die 16 Gestüts- und einige 50 Arbeits- stuten zu decken haben. Die abgesetzten Fohlen, nach Jahrgängen und nach Geschlecht ge- trennt, kommen von Baranöw nach dem 2 km von da abliegenden Meier- hof Draytrow, woselbst diese sich im Hof frei bewegen können. Hiernach kommen sie auf eine grosse Weide an der Weichsel. Die Fohlen sollen sich hier sehr schnell und kräftig entwickeln. Züchtung: Zuchtziel: Erzeugung von Remontepferden. Provinz Westgalizien. Kreis Tärnöw. Name des Gestüts: GrOmnlk. Besitzer: Frau von Dzwönkowska. Topographisches: Die Herrschaft Gromnik, Station an der Eisenbahnlinie Tarnöw — Grybow — JasJo — Rzeszöw, liegt in einem Thale an den Ufern des Gebirgsflusses Beata. Bodenbeschaffenheit gut; Wiesen und Gestüts- weiden vorzüglich. Geschichtliches: Das Gestüt soll eines der ältesten Galiziens und die Grün- dung desselben 1805 erfolgt sein. Der Gatte obiger Besitzerin, Eduard von Dzwönkowski, hatte das Gestüt von seinem Vater in sehr gutem Zustande übernommen; bei der Uebernahme befanden sich um jene Zeit Mutterstuten arabischer Abkunft. Seit dem Jahre 1808 — 1860 sind im Gestüt ganz zuverlässige Gestütsregister geführt worden. Aus diesen hat man entnommen bezw. festgestellt, dass die ersten Mutterstuten aas den ältesten polnischen Gestüten stammten und zwar vorherrschend aus dem Gestüte des Fürsten Sanguszko und den damals berühmten Gestüten der Grafen Dzieduszycki, Lewicki, Morski, Fürst Lubomirski, Graf Kicki etc., auch sollen die meisten Deckhengste daher gekommen sein. Im Jahre 218 Galizien. 1818 wurde dem Gestüt Gromnik der englische Vollbluthengst Brillant zugebracht, der sich vorzüglich vererbt hat. Zu jener Zeit besass das Gestüt gegen 80 Mutterstuten, sowie den Vollbluthengst Brillant und den Original -Araber Ali, welchen letzteren Baron Fechtig dem Gestüte Gromnik zubrachte und diesen ca. 6 Jahre darin decken liess; ferner brachte dieser dem Gestüte während der folgenden 5 Jahre den braunen englischen Vollbluthengst Samhan, dann den arabischen Vollbluthengst Telegraf, dann O Bajan und Gambach, englischer Abstammung, zu. Ferner deckten dort gegen Ende der 1840 er Jahre der englische Vollbluthengst Sir David, der im Gestüt 13 Jahre thätig war, aber auch 1848 auf der Rennbahn in Wien mit Erfolg gelaufen ist. Die Pi'odukte des Gestüts Gromnik wurden hart erzogen; die Lage des Gestüts war dazu beschaffen. Die Fohlen wurden nach Schluss des zweiten Jahres zu verhältnissmässiger Thätigkeit und suecessiver Arbeit angehalten, damit sie vierjährig mannrittig, fromm und andauernd leistungs- fähig wurden. Jährlich kamen durchschnittlich gegen 20 Fohlen zur Aufstellung. Bis gegen 1885 hatte das Gestüt die Blüthe erreicht. Während bis zu dieser Zeit die Grotnniker Pferde durch Grösse, Stärke und eigenartigen für sie günstigen Typus sich auszeichneten, gingen diese guten Eigenschaften zurück, weshalb die Besitzerin sich veranlasst fühlte, gegen Ende 1894 das Gestüt aufzulösen. Provinz Westgalizien. Kreis Tarnöw. Name des Gestüts: LubäSZ. Besitzer: Riffer von Bogusz. Topographisches: Die Herrschaft Lubasz umfasst ein Areal von ca. 1000 ha. Das Gestüt ist von der Eisenbahnstation Tarnow aus, der Eisenbahnlinie Krakau — Tarnöw — Rzeszöw, nach Zurücklegung einer Wegstrecke von über 30 km zu erreichen. Die Vegetation ist sehr gut; die Länder- strecken befinden sich an der Weichsel ausgebreitet. Weiden sehr üppig. Geschichtliches: Alexander Ritter von Bogusz, der Vater des gegenwärtigen Besitzers, gründete Mitte der 1860 er Jahre das Gestüt mit einigen gali- zischen Stuten, die dieser von einigen guten Vaterpferden, Jametro (Araber- hengst) von Mohort (vom Original- Araber abstammend) und Selim (Araber- Schimmelhengst), decken liess. Die Erfolge waren sehr gut. Von ersterem Hengst stammen hauptsächlich die gegenwärtigen Stuten; davon bilden 4 Stuten den heutigen Gestütsstamm. 1886 kam der englische Vollblut- hengst Bar hinzu, wodurch das Vollblut im Gestüt eintrat. Hiernach kam der orientalische Halbbluthengst 419 Mac Mahon, 1893 Flintsione (englisches Vollblut) und 1895 der englische Vollblut-Staatshengst Stro?ig wegen der Rennzwecke hinzu. Ausser einigen 20 Arbeitsstuten werden nur 8 — 10 Zuchtstuten gehalten, Züchtung: Zuchtziel: Erzeugung von Remonten, bezw. Renn- und Privat- Reitpferden. Galizien. 219 Name des Gestüts: BällCG. Besitzer: Bronislaiis Ritter von Skibniewski. Topographisches: Das Gestüt liegt an der Eisenbahnlinie Jaroslau— Pi-zemysl— Leinberg, ca. 10 km von der Eisenbahnstation Medyka entfernt. Geschichtliches: Die Zeit der Begründung ist unklar; es werden daselbst einige 20 Stuten orientalischer Rasse zur Zucht gehalten, wozu ein Mieth- hengst dient; in letzter Zeit: 22 El Bedavy XXVII, ein arabischer Hengst. Züchtung: Zuchtzweck: Leichte Reit- und Wagenpferde und die Zucht von Arbeitspferden für den eigenen Bedarf. Provinz Westgalizien. Kreis Krakau. Name des Gestüts: WrÖblOWice. Besitzer: Ritter von Tabaczynski. Topographisches: Wi-6blowice liegt im Dunajec-Thale zwei Stunden von der Bahnstation Bogumitowice und 2 Y2 Stunden von Tarnöw entfernt. Eine grosse im Thal gelegene Wiese, die eingezäunt und in 4 Abtheilungen durch Barrieren getheilt ist, wurde seit Ende der 1850 er Jahre wegen Unzulänglichkeit der Gebirgsweide als solche benutzt. Geschichtliches: Obiger Besitzer wohnte ehedem im Jasloer Kreis und be- trieb dort mit kleinen polnischen Stuten und orientalischen Hengsten Zucht für den eigenen Bedarf. Er siedelte infolge Kaufs Wröblowices 1857 nach letzterem Ort über, um daselbst grössere Pferde, als von ihm bisher in JasJo, zu züchten, von 1860 ab zu den von Ibrahim und Nazyr stammenden, grösseren Arbeitsstuten, 12 an der Zahl, noch 12 grosse dergleichen anzukaufen und diese zur Zucht nur zu verwenden. Es wurden daher um jene Zeit 6 Stuten in Radautz und weitere 6 der- gleichen in umliegenden Gestüten angekauft, die den Grund zum Gestüte bilden sollten. Während der Jahre 1860 und 1861 wurden für diese 12 grossen Stuten der arabische Vollbluthengst Cah/orfüa aus dem Nachbargestüt Siemichow und für den kleineren Schlag der ärarische Beschälhengst Gambach, geboren im Gestüt Gromnik, verwendet. Die Produkte dieser beiden Hengste waren sehr gut ausgefallen. Die nach California gefallenen := 1,68 m hoch, mittelgross, waren von schönem Exterieur und stattliche Wagenpferde; die nach Gambach zeigten viel Temperament und gefällige Formen, schöne Gänger, gedrungener Bau und niedrige starke Beine und eigneten sich zu Reitpferden. Gambach selbst soll ein leichtes Pferd gewesen sein. Im Jahre 1862 deckten: der englische Original -Hengst Canadian, sowie der gemiethete, ärarische Araber Saj'dan, 1863 Canadian und der eigene Vollblut- Araber Dzelabi^ 1864 Huluk und Aristokrat. 220 Galizien, Um jene Zeit war der Stand: 1 Beschälheugst: Solferino (braun), geb. 1864, nach Canadian und der El Bedavy; 25 Mutters tuten ; 40 Fohlen verschiedener Jahrgänge (ein- und vierjährig). Provinz Westgalizien. Kreis Krakau. Bezirkshauptmannschaft Dabrowa narodowa. Name des Gestüts: StUpleC. Besitzer: Ritter Severin von Kisielewski. Topographisches: Betreffendes Gut, auf welchem bezeichnetes Gestüt ein- gerichtet, liegt ca. 20 km von der Eisenbahnstation Mielec der Carl Ludwig-Bahn; Areal über 300 ha. Geschichtliches: Genanntes Gestüt wurde 1859 angelegt; es besteht dasselbe heute noch. Der grösste Theil der hier gezüchteten Pferde ist arabischer Abkunft Anfang der 1890 er Jahre hatte das Gestüt einen Bestand von 80 Pferden, davon unterhält dasselbe ca. 20 Mutterstuten, die zum. grössten Theil von dem arabischen Vollbluthengst Panicz stammen. Daneben besteht noch eine Anzahl Stuten mit englischem Typus, die von dem englischen Vollbluthengst Stanczyk von Bois Roussel er- zeugt wurden. Die Zuchtverhältnisse zwischen Halbblut und Vollblut sind sehr günstige. Füchse bezw. Rothschimmel. Fohlen werden jährlich etwa 10 — 12 geboren. Die hier gezogenen Pferde sind ausdauernd, haben schönen Halsaufsatz, sind kräftig, breite kurzgefesselt. Züchtung: Ausnutzung: Deckung des eigenen Bedarfs (Arbeits- und Luxus- pferde), Abgabe, bezw. Verkauf von Remonten. Provinz Westgalizien. Kreis Krakau. Name des Gestüts: DabrOWa. Besitzer: Romuald Ritter von J/Vojciechowski. Topographisches: Genanntes Gestüt ist von der Eisenbahnstation Trzciana aus, der Eisenbahnlinie Krakau — Tai'nöw — Rzeszöw, nach Zurücklegung^ eines Weges von ca. 3 — 4 km zu erreichen. Geschichtliches: Dasselbe ist nach Gassebner HI im Jahre 1856 von bezeich- netem Besitzer gegründet worden. Bei dieser Gründung wurden arabische Hengste zum Belegen verwendet; später kamen jedoch englische Staats- Hengste für einige 20 Anglo-Araberstuten in Verwendung. 171 Kupon^ Indulo, gezogen 1880 von The Palmer aus der Theresa von King Tom\ 1895: 317 Sygnet, Halbblut. Züchtung: Zweck der Züchtung ist Luxuspferde und Remonten zu erzielen und 3jährig abzugeben. Galizien. 221 Name des Gestüts: GÜny WJelky. Besitzer: Josef Ritter von Kierwinski. Topographisches: Das Gestüt liegt von der Eisenbahnstation Mielec der Debica-Rozwadövver Eisenbahnlinie ca. 13 km entfernt. Geschichtliches: Das Gestüt ist seit dem Jahre 1874 in Betrieb; es wurde von jeher mit Pferden des stärkeren Reit- und Wagenschlages besetzt. Zuerst waren orientalische Stuten eingeführt und wurden diese durch englische Vollbluthengste belegt. Von der Gründung bis heute (1899) wurden in Gliny wielky nachstehende Beschäler verwendet: Y. Daniel, O'Rourke, Jastrzembiec, Kniaz, Herold, Giles the Third. Es werden ge- wöhnlich gegen 12 Stuten zu Gestütszwecken gehalten, die allerdings mit angespannt werden, ausser den anderen Pferden, für die Oekonomie — Nach dem Absetzen werden die Fohlen auf Meierhof Gliny maly gebracht und dort während des 1. Lebensjahres nur mit Hafer gefüttert; dann auf Weiden gebracht und später mit Rauhfutter und Möhren genährt. Vierjährig werden die Stuten gedeckt. Die Zuchtthiere sollen bedeutende Brusttiefe zeigen, soliden Bau und gute Gänge haben. Züchtung: Zuchtzweck ist: ein gutes, kräftiges Kutschpferd zu ziehen und ein edles Kavalleriepferd abzugeben. Provinz Westgalizien. Kreis Jaslo. Name des Gestüts: GÖPki. Besitzer: Ladislaus Ritter von Rydel. Topographisches: Bezeichnetes Gestüt liegt von der Eisenbahnstation Mielec, der Debica — Rozwadöwer Eisenbahnlinie, 16 km entfernt; Von dem Gestüt Gliny wielky jedoch nur 3 km südlich. Geschichtliches: Das Gestüt (Halbblutgestüt) wurde gegen das Jahr 1832 gegründet. Von dieser Zeit ab wurden orientalische Stuten von ara- bischen Hengsten gedeckt; später bediente man sich jedoch des englischen Vollblutes und benutzte dazu die Hengste des Nachbargestütes: Y. Daniel, O'Rourke, Jastrzembiec und Kniaz. Durchschnittlich werden zu dieser Zucht 20 — 30 Stuten von den genannten Hengsten gedeckt; von diesen hat sich Kniaz sehr gut vererbt und werden von diesem stammende Hengste zur Zucht auswärts vei'wendet. Fohlen werden im ersten Lebens- jahr nach dem Absetzen nur mit Hafer gefüttert, dann, ausser der Weide, mit Rauhfutter und Möhren ernährt. Es werden von hier Fohlen für das Remonte-Depöt abgegeben und 4jährig entweder als Luxuspferde oder als Remonten verkauft. Züchtung: Zuchtziel: Zucht von Luxuspferden und Remonten. 222 Galizien. Name des Gestüts: CzndGC. Besitzer: Josef, Ritter von Wictov. Topographisches: Bezeichnetes Gestüt, sowie der Marktflecken Czndec sind Eisenbahnstationen der Eisenbahnlinie Tarnöw — Gryböw — Jaslo — Ezeszöw. Der Ort ist mit schönem herrschaftlichen Schloss und ebensolchen Garten- anlagen geziert. Geschichtliches: Das zu Czndec bestehende Gestüt ist nur mit 5 Mutterstuten, arabischer und englischer Rasse, bestellt; darin werden aber auch gegen 50 Arbeitsstuten gehalten, die je ein Jahr um das andere gedeckt werden. Für erstere Stuten, die hochgezogene Ai-aberinnen sind, wurden anfangs von Araber und Lippizaner Hengsten gedeckt, wie Schagya, Maestoso, Dahoman und Napoliiatw-Superbo-, von 1890 an der Norfolker 48 Dexier; 1893 Staatshengst 159 Gidrati. Züchtung: Zuchtziel besteht in Produktion von Kavalleriepferden, die 3 jährig für Depots und 4 jährig zum Reitdienst vorbereitet werden. Provinz Westgalizien. Kreis Jaslo. Name des Gestüts: ModGrÖWka. Besitzer: August Korczak Ritter von Gorayski. Topographisches: Das Gestüt liegt etwas abseits von den Hauptverkehrs- wegen, ist jedoch aber am leichtesten durch die Eisenbahn von Tarnöw — Gryböw — JasJo — Rzeszöw von der Eisenbahnstation Moderöwka aus zu erreichen. Geschichtliches: Das hier betriebene Gestüt wurde von dem Vorgänger des gegenwärtigen Besitzers 1840 begi'ündet mit dem Prinzip, beziehentlich der damaligen Sitte des Landes, arabische Zucht zu treiben. 1869 ging die Zucht hier jedoch zum englischen Blute über. „Kasbek", Hailafi, Bagdad und Ibrahim (1840 — 1868), arabische Beschäler; Oakball, Standard, „Reginald", Alfort und Benhur (1869 — 1895), englische Voll- blutbeschäler. Kasbek und Reginald, ersterer als Stammvater, hatten sich am besten bewährt und dadurch den Zweck des Rennpferdes erreicht. Das Gestüt enthielt 1896 ca. 25 Mutterstuten. Die Pferde sind sehr berühmt; auf Ausstellungen wurden einzelne hoch ausgezeichnet. Züchtung: Rennpferde (Hengste) werden der Regierung zur Zucht angeboten, die übrigen Pferde an Kavallerieoffiziere und an die Remonten - Assent- kommission verkauft. Galizien. 223 Name des Gestüts: Nlzlny, Besitzer: Roman Ritter von Rydel. Topographisches: Das Gestüt ist unter Benutzung der Eisenbahn Dembica — Rozwadöw von der Eisenbahnstation Jaslany aus nach Zurücklegung eines Weges von 6 km leicht zu erreichen. Geschichtliches: Genanntes Gestüt wurde 1832 mit dem Gestüt Görki (siehe dieses) von einem Herx'n Bonaventura von ßydel gegründet. Beide Ge- stüte hatten damals gleiches Zuchtmaterial von gleicher Herkunft und daher gleiches Zuchtziel, und zwar von der Gründung an arabisches Vollblut, welches Ende der 1860er Jahre durch englisches dergleichen verdrängt wurde. Aufgestellt sind 12 Mutterstuten, ausserdem werden 18 — 20 Arbeitsstuten mit gedeckt. Hauptbeschäler ist der Staatshengst Haudegen 247 in Radautz. Niziny hat sich in züchterischer Beziehung einen Vorzug Görki gegenüber erworben; es soll dies der Fall deshalb sein, weil wegen der guten Weiden die Pferde sich besser entwickelten. Züchtung: Zuchtziel: Luxuspferde und Remonten. Provinz Westgalizien. Kreis Brzesko. Name des Gestüts: DobnO. Besitzer: Edmund, Ritter von Jastrzebski. Topographisches: Bezeichnetes Gestüt ist nach Zurücklegung von ca. .5 km Landwegs von der Eisenbahnstation Biadoliny, der Eisenbahnlinie Krakau — Tarnöw — Rzeszow zu erreichen. Das Gestüt liegt zumeist auf einer Hoch- ebene. Es sind wenig Weiden vorhanden. Geschichtliches: Das Gestüt wurde 1851 begründet und darin mit veredelten Landstuten gezüchtet, dabei aber mittelst Einführung arabischer Stuten dasselbe verbessert. Bis 1864 hob sich obiges Gestüt mehr und mehr; bis dahin waren 16 Vollbluthengste und einige 40 Vollblutstuten eingeführt, sowie ein Fohlenbestand von ca. 40 Stück vorhanden. Das Hengstmaterial bestand zuerst in Abdel Kader und dessen Nachkommen, Frince-Regent, Calerera, Abuleli in Arabien gezogen; bei den Stuten sind die Nachkommen von Eclips, Znicz, Nigl, Nezdy und Hailan zu erwähnen. Das Gestüt hält stets auf wirklich echtes Blut. Ausser dem Voll- blut deckten noch eine grosse Anzahl im Gestüt regelrecht gezogener Halbbluthengste. Züchtung: Zuchtziel ist: Produktion von Landbeschälern, Luxuspferden und Remonten, sowie Abgabe 3 jähriger Fohlen an die Remonten-Depöts; hierzu befinden sich in letzter Zeit zwei vom Staate gemiethete Hengste und gegen 100 .Mutterstuten im Gestüt. 224 Galizien. Name des Gestüts: MarkUSZOWa. Besitzer: Stanislatis, Ritter von Wasilewski. Topographisches: Genanntes Gestüt ist von der Eisenbahnstation Wiszniowa am Wislok, der Eisenbahnlinie Tarnöw — Gryböw — Jaslo — Rzeszow, nach Zurücklegung von ca. 4 km Weges zu erreichen. Weiden fehlen; Aus- läufe der Stuten an den Ufern des Wislok; ausschliesslich Stallfütterung. Nach Absetzung der Fohlen (nach 6 Monaten) werden diese, in dem zur Herrschaft gehörigen Gestütshof Pstragowa gebracht, daselbst befindet sich ein Laufstall. Geschichtliches: Vom Jahre 1859 ab Hess der Vater des vorstehenden Be- sitzei's jährlich einige Stuten von Landesbeschälern decken; bis zum Jahre 1883 wurde daselbst die Pfei'dezucht in dieser einfachen Weise betrieben. Von 1884 ab wurde die Gestütsführung geregelt und zunächst hoch im Blute stehende, arabische Stuten aus Jarczowice, welche anfangs durch den Halbbluthengst Gidran, 242 El Bedavy X077 und 247 Haudegen belegt wurden. 1891 folgte der Vollbluthengst Ernani\ 1895 der Staats- hengst Alces, englisches Vollblut. Züchtung: Zweck: Luxuspferde und Remonten zu erzeugen. Jährige Hengst- fohlen werden kastrirt. Provinz Westgalizien. Bezirk Tarnobrzeg. Name des Gestüts: GrObÖW. Besitzer: Heinrich Ritter von Dotänski. Topographisches: Der Ort Greböw, worin bezeichnetes Gestüt angelegt, ist ein grösseres Dorf. Das Areal der Herrschaft beziffert sich auf 3500 ha, wovon über 1000 ha Wiesen, 200 ha Weiden und das übrige haupt- sächlich Waldungen ausmachen. Das Gestüt liegt 16 km von der Eisen- bahnstation Tarnobrzeg entfernt. Der Gestütshof zeigt 3 Stallungen, die Mutterstuten müssen alle arbeiten. Der Boden besteht aus Sand und zum Theil aus Moor. Die Weiden sind gut und reichlich und vom Sommer bis zum Herbst besetzt. Die Fohlen verbleiben bis zum Spät- herbst dort. Geschichtliches: Obiges Gestüt wurde von dem Besitzer, nach Gassebner HI, im Jahre 1881 angelegt und mit 9 in Radautz angekauften Araber- und Lippizaner Stuten, denen 1883 noch 10 dergleichen Stuten folgten, be- setzt. Hengste wurden hauptsächlich aus Radautz übernommen. Der Besitzer war Freund des arabischen Bluts, musste aber wegen Mangel an solchem zu englischen Hengsten übergehen. Radaützer Hengste waren: 91 Hadudi II, 73 Y. Meteor^ 50 Nonius XX., 148 Antonius, 212 Labancz. Letzterer Hengst ist gegen- wärtig noch im Gestüt thätig. Die Zuchtstuten gehören dem leichten Schlag an und sind sehr edel; davon werden jährlich 40 — 45 gedeckt. Ausser letzteren werden 4 — 5jährige Pferde an Kavallerie -Offiziere und die Remonte -Kommission abgegeben oder auf den Märkten verkauft. Galizien, 225 Name des Gestüts: SufCZyn. Besitzer: von Wykowskt. Topographisches: Genannter Gestütsort liegt ca. 10 km von der Bahnstation Slotwina entfernt. Nach Benützung eines guten dahinführenden Weges erreicht man denselben nach einer Stunde. Die Herrschaft zeigt hügeliges Terrain, Lehmboden; in den Niederungen humusreichen Boden. Wiesen gering; viel Kleebau mit Gras. Geschichtliches: Das hier betriebene Gestüt besteht seit 1820; dasselbe besass stets einen Stand von Mutterstuten veredelter inländischer Abkunft, auf welche nur Orientalhengste erster Klasse zur Reproduktion verwendet worden sind. 1859 deckten bei dem Stande von 30 Mutterstuten 3 Hengste im Gestüt: 1. der englische Vollbluthengst Firmament wurde durch Fürst Sapieha 1858 gekauft und war ein Renner ersten Ranges auf der Lemberger Bahn; 2. der Araberhengst Szaik, welcher vom Orient eingeführt wurde; 3. der englische Halbbluthengst Kahrera, Sohn des Vollblut- hengstes Kabrera und einer vortrefflichen Orientalstute Koza. Die früheren Reproduzeuten waren meistens Hengste aus dem Ge- stüt des Fürsten Sanguszko; der berühmteste davon war Janezar. Das Gestüt des Grafen Julius Dzieduszycki lieferte die Deckhengste Kapital, Szampion, und den Vollbluthengst Kabrera erkaufte für das Gestüt Fürst Franz zu Lichtenstein; dieser Hengst leistete darin 22 Jahre die erspriess- lichsten Dienste. Die vorherrschende Farbe war seiner Zeit Braune und Schimmel, wovon die meisten zu Reitpferden sich eigneten. Züchtung: Die Pferde zeichneten sich besonders durch festen Knochenbau, sowie durch eine sehr gefällige Figur und leichtes Gehwerk sowie durch viel Temperament bei Frömmigkeit aus. 1861 bis einschliesslich 1864 war der Bestand des Gestüts: 4 Hengste, 25 meist Halbblutstuten und ausserdem 86 junge Pferde eigener Zucht. — Ob das Gestüt gegen- wärtig noch besteht, konnte nicht ermittelt werden. Provinz Westgalizien. Kreis Wadowice. Name des Gestüts: Barwald. Besitzer: Ladislaus von Siemonski, Topographisches: Der Ort Barwald, welcher an der Wien — Lemberger Strasse liegt, ist von Krakau, wenn inzwischen dorthin eine Eisenbahn noch nicht erbaut worden ist, in 3 — 4 Stunden zu erreichen. Das Terrain ist hügelig und die Vegetation für die Ernährung von Pferden günstig. Es bestehen Sommerweiden und wird Klee als Winterfutter verabreicht. Geschichtliches: Genanntes Gestüt wurde vom bezeichneten Besitzer Mitte der 1850 er Jahre gegründet; es wurden von Beginn an dort tüchtige ausdauernde Gebraiichspferde unter besonderen Konsequenzen mit Erfolg Bräuer, Gestüte. 15 226 Galizien. gezogen. Die Mutterstuten werden fortwährend zu leichten Wirthschafts- arbeiten verwendet und nur erst ca. 4 Wochen vor dem Abfohlen in die bereits zu diesem Zwecke vorhandenen Ställe gebracht. Nach Ablauf dieser Frist kehren die Mutterstuten wieder zur Arbeit zurück. Im Alter von 5 — 6 Monaten nach der Geburt werden die Fohlen den Müttern entzogen. Nach dem 1. Lebensjahre erhalten diese reichlich Hafer und Heu, auch etwas Bohnen und werden mit auf die Weide ge- bracht. Während des Winters bleiben die jungen Thiere, auch bei Schnee und Regen, während des ganzen Tages im Freien und werden nur Mittags zur Fütterung nach dem Stalle getrieben. Im 2. Jahre^ vom Herbste ab, erhalten die Pferde Roggen- oder Weizenkleien und Häckerling, nach dem 3. Jahre Heu und Stroh nach Belieben. 4jährig werden die Pferde aufgestellt und den Winter über angeritten. Diese Pferde eignen sich meistens zum Reitdienst, sie sind durch starken Gliederbau, schönen Gang und konstanten Typus ausgezeichnet und sind sehr fromm. Stammvater: Hengst Pelignon nach Champagjie des Grafen Henckel von Donnersmark aus der Alexandra des Grafen Branicki; 20 — 24 Mutterstuten der Landrasse Trakehner Halbblut und anderen Halbblutes. Herzogthum Bukowina. Provinz Czernowitz. Kreis Suczawa. Name des Gestüts: KaÜneStie, Besitzer: Gustav Marin. Topographisches: Genanntes Gestüt liegt ca. 10 km von der Eisenbahn- station Hatna, der Lemberg — Czernowitz — Jassyer Bahn. Geschichtliches: Das Gestüt besteht seit 1860; es wurde um diese Zeit mit 12 in Radautz angekauften arabischen Halbblutstuten besetzt und dafür die Landbeschäler benutzt. Bis 1866 hielt das Gestüt ein Bestand von 20 Mutterstuten und 42 Fohlen. Durch ein fremdes Pferd wurde 1866 die Rotzkrankheit unter die Gestütspferde übertragen; es fielen dadurch 60 Pferde und Fohlen; 2 Pferde blieben gesund. Nach Verlauf von zwei Jahren wurde die Zucht wieder aufgenommen; 1869 wurden dafür in Radautz wieder arabische Mutterstuten als Stamm der dort gegenwärtig noch bestehenden Zucht angekauft. Als männliche Thiere wirkten anfangs arabische Hengste, dann Normänner und jetzt englische Vaterpferde. Bukowina. 227 Nach Gassebner finden sich in den Gestütsregistern die Namen: El Bedavy, Siglavy, Turchmeft, Favory, Gidran, Dahoman, Franc-Tireur, Nonius, Przedswit und Furioso. Im Jahre 1892 betrug der Mutterstutenstand 26 Stück, der wegen mangelnden Absatzes im selben Jahre auf 9 vermindert wurde. Züchtung: Die in Kalinestie gezogenen Pferde sind schön gestaltete, feste, widerstandsfähige Thiere, die als Reit- und Wagenpferde in sehr gutem Ruf stehen. Provinz Czernowitz. Kreis Zastawna. Name des Gestüts: Ober-ScherOUtZ. Besitzer: Adelbert Ritter von Zadurowicz, Topographisches: Das Dorf mit dem Gestüt befindet sich im nördlichsten Theil der Bukowina zwischen Kotzmann und der galizischen Grenze. — Das Gestüt ist per Eisenbahn von Czernowitz in 10 km, von anderer Station aus auch in kürzerer Zeit zu erreichen. Geschichtliches: Die Gründung des Gestüts erfolgte im Jahre 1868 und stellte der Besitzer sich die Aufgabe, ein orientalisches Gestüt zu schaffen, worin grosse, mächtige Araber gezüchtet werden sollten, wie ehedem solche in Radautz gezüchtet wurden. Die dazu erworbenen Stuten stammten aus Radautz, welche von arabischen Hengsten {Samhan und El Bedavy als vorzügliche zu nennen) belegt wurden. In neuester Zeit wurden 8 Mutterstuten mittelschweren Reitschlages in Ober-Scheroutz aufgestellt (6 von El Bedavy, 1 von Samhan I und 1 von Conservano 11)^ die vorwiegend von brauner Farbe sind. Diese werden von Araber- hengsten gedeckt, die auf der Beschälstation Rohozna aufgestellt sind. Das Gestüt wird sehr rationell betrieben; die örtlichen Verhältnisse sind für die Zucht günstig. — Die Pferde kommen 3 Y2 jährig zur Aufstellung für den Verkauf; die Abnahme soll aber schwierig sein. Provinz Czernowitz. Kreis Czernowitz. Name des Gestüts: RcLClautZ (k. k. Staats-Gestüt). Besitzer: Staats -FiscMS. Topographisches: Radautz in der Bukowina hat 12 895 Einwohner und liegt ca. 60 km südlich von Czernowitz, Eisenbahnstation Hadikfalva- Radautz, der Lemberg — Czernowitz — Jassyer Eisenbahn. Seit 1889 ist das Gestüt mit der Stadt Radautz durch eine Lokalbahn verbunden. Das Klima ist rauh, jedoch gesund. Der Boden ist grösstentheils fruchtbar, Areal im Ganzen 9810 ha, theils gebirgig. Luczyna liegt bis 1590 m über dem Meeresspiegel, theils eben und. niedriger bis zu 316 m. Den grössten Theil des Areals durchläuft ein Fluss, Namens Suczawa. Radautz grenzt an Siebenbürgen, Ungai-n, Galizien, Moldau und Wallachei.' 15* 228 Bukowina. Genanntes Gestüt ist in 5 Wivthschaftsbezirke eingetheilt und zwar: Kadautz mit über 1390 ha, Mittoka „ „ 1039 „ Fratantz „ „ 868 „ Prädit „ „ 1175 „ Frassin „ „ 5285 „ wovon letztgenannter Bezirk im Karpathengebirge sich befindet, daher in dem Areal auch die Wald- und Weidekomplexe inbegriffen sind. Die Gestütshöfe heissen und sind von Radau tz nach km entlegen: Wadu-Vladika, 1,9 km von Radautz, 3. Muttergestüt; „ 5 Muttergestüt; „ Stutenjahrgang; „ 6. Muttergestüt; „ 2. Muttergestüt; „ 1. Muttergestüt; „ Hengstenjahrgang; „ 4. Muttergestüt; „ Hengstenjahrgang; „ Stutenjahrgang; „ Hengstendepötposten für die Bukowina (74 Hengste); „ Hengstenjahrgang; „ Stutenjahrgang; „ Etappenstation; „ Stutenjahrgang; [weide. „ Huzulengestüt,Hochgebirgs- Die mit * bezeichneten Gestütshöfe sind Sommerweidestationen im Gebirge. Geschichtliches: Die Gründung erfolgte 1792. Das Areal war nach Mayr und Gassebner I vorher Eigenthum des griechisch- orientalischen Religions- fonds, sammt 4 Klöstern: Putna, Suczawitza, Solka und St. lUie, mit griechischen Mönchen, die der nicht unirten Kirche angehörten. Im Jahre 1785 wurden diese Klöster von der Regierung säkularisirt und von letzterer administi-irt. Später gingen diese Besitzungen an den Bukowinaer Religionsfond über. Züchtung: Der Urstamm dieses Gestüts wurde hauptsächlich aus Pfei'den aus Persien, Cirkassien, der Moldau, Ukraine, aus Astrachan und dem Kaukasus gebildet, seiner Zeit auch m'it halbwilden Pferden, die später mit sieben- bürgischer, türkischer und Lippizaner Rasse vermischt wurden. Das erste bedeutende Vaterpferd war der Berberhengst Barberino, der 1802 aus dem Gestüt des Grafen Johann Bethlen in Siebenbürgen angekauft wurde, später wurden meistens Hengste orientalischer Abkunft zur Zucht verwendet. Original- und Vollblutaraber wurden aus Bäbolna und Piber und nur Maestoso aus Lippiza dem Gestüt Radautz überwiesen. Ferner erhielt es von Mezöhegyes die Normännerrasse Nonius; dann mehrere Original- Araber mit berühmten Namen: Schagya, Gidran, Feridjan, Fedchan, El Bedavy, Tscheleby; während der 1850er Jahre begann man jedoch Vaterpferden englischer Abstammung sich zuzuwenden. 1856 wurde durch Errichtung des Huzulengestüts in der Lucyna die Landespferdezucht, die hier zurückgegangen war, neu gehoben. Milleschoutz, 7,6 „ Burla, y,o „ Mittoka, 9,5 „ Horaitza, 13,5 „ Ogordomnesk, 15,2 „ Voitinell, 13,3 „ Alt-Prädit, 13,3 „ Neu- Prädit, 11,4 „ Hardeggthal, 13,3 „ Ober-Wikow, 24,0 „ « Frasin, 44,0 „ Tabora, * 48,0 „ Seletyn, * 65,5 „ Iswor, * 83,5 „ Luczyna* 101,5 „ Bukowina. 229 Von 1862 — 1892 wurden in Radautz Hengste folgender Schläge benutzt: 33 arabischen Halbblutes, 11 arabischen Vollblutes, 14 englischen Vollblutes, 14 englischen Halbblutes, 14 Anglonormannen, 7 Nonius, 14 Norfolker, 7 Lippizaner und 3 Huzulen. Bis 1892 deckten: 4 eng- lische Vollblüter, 4 englische Halbblüter, 2 Norraänner, 2 orientalisches Vollblut, 5 orientalisches Halbblut, 3 Lippizaner, 1 Huzule. Das Stutenmaterial wird in 6 Mutter- und 1 Huzulen -Gestüt, nebst den Jahrgängen in 12 Vorwerken untergebracht. Von 340 Mutter- stuten sind 184 Normänner- und Norfolker-Halbblutes, 4 arabischen Voll- blutes, 104 arabischen Halbblutes, 31 Lippizaner und 17 Huzulen, in der Hauptsache aber mittelschwere und leichte Reit- und Wagenpferde. In Summa waren bis Anfang 1890 über 1400 Pferde vorhanden. Zweck des Gestüts ist: Heranbildung guten Zuchtmaterials; fehler- freie Hengste werden als Landesbeschäler an die Hengstendepöts abgegeben. Zuchtplan. Nach Gassebner I, S. 260 betreibt Radautz gegenwärtig die Zucht des englischen Blutes mit Ausnahme des Vollblutes, der ara- bischen Rasse in Voll- und Halbblut, der Lippizaner und Huzulenrasse, daher ist das Gestüt in 4 Zuchtgruppen getheilt, welche unter einheitlicher Leitung stehen und sich in 4 Mutter- und 1 Huzulengestüt untergliedern. Zuchtziel: Dasselbe von Radautz besteht in der Produktion eines edlen mittelschweren und eines edlen leichten Reit- und Wagenschlages. (Gassebner I, 260). Anfangs 1900 zählte Radautz einen Gesammtbestand von 1155 Pferden; derselbe setzt sich zusammen aus 14 Hauptbeschälern, 5 Probierhengsten, 361 Mutterstuten und 773 jungen Pferden. Von den Hauptbeschälern sind: 4 englische Vollblüter, 4 englische Halbblüter, 1 orientalischer Voll-, 8 ebensolche Halbblüter, 1 Lippizaner und 1 Huzule. Die Mutterheerde wird gebildet aus 138 englischen und 118 orientalischen Halbblütern, 1 Norfolker, 57 Normännern, 12 orientalischen Vollblütern, 16 Lippizanern und 19 Huzulen. Von dem jungen Nachwuchs, der ein- bis dreijährig ist, sind 472 Hengste und 303 Stuten. In die Muttergestüte übersiedeln jährlich die Beschäler während der Deckzeit, über 6V2 Monate. Die Fohlenjahrgänge sind nach neueren Bestimmungen, ähnlich wie früher nach Geschlecht und Jahrgängen stationirt. Tabora, Jswor und Luczyna dienen als Sommerstationen. Brandzeichen: Nach Gassebner I, S. 285 werden alle im Staatsgestüte Ra- , dautz geborenen Pferde mittelst sogenannter Gestütsbrände ^iX^ gezeichnet. Alle Fohlen erhalten zunächst nach der Ab- !▼! späung auf der linken Sattelseite den Vaterbrand, darunter den Rassenbrand der Mutter; an der rechten Sattelseite die Fohlennummer. Nach vollendetem 1. Lebensjahre wei'den die Fohlen mit dem eigentlichen Gestütsbrande an der linken Hinterbacke gezeichnet; es ist dies der Anfangsbuchstabe des Gestüts mit einer darüber befindlichen Krone. Wird eine Stute als „ Mutterstute " bestimmt, so erhält sie ausserdem noch auf der rechten Sattelseite die „Mutterstutennummer". Die im Gestüte geborenen Huzulen erhalten den Vaterbrand auf der linken, die Fohlennummer auf der rechten Sattelstelle, aber einen Gestütsbrand nicht. (Vergl. Abb. S. 231.) ^ 230 Bukowina. Brände für Fohlen früherer Jahrgänge: ^ Namen der Beschäler (Vater). An der linken Sattelstelle werden gebrannt. | Namen der Beschäler (Vater). An der linken Sattelstelle werden gebrannt. Abugress lo Abiad .... Aghil Aga . Amati . Bosak .... Breteville Ben Azet Cavalier . Cenerie Cicero .... Crown Prince . Conversafio . Canonball Dahoman III . Dexter . . . Delpesent . . El Bedavy 2J . A a 10 B C c u CP c 3 Hafiz Haudegen . Justice .... Kapirat. Koreischan . Machbub Mercury Messrour . . . Neapohtano Nonius 20 . . . Obojan .... Organ .... Perkun .... Przedswit Revolver Saglavy Samhan . k K M J( N^o 0 0 P ß Bukowina. 231 232 Bukowina. Brand, Brand, welcher ebenfalls welcher ebenfalls Rassen brand der Mutter. an der linken Sattel- stelle unter dem Vaterbuchstaben- Rassenbrand der Mutter. an der linken Sattel- stelle unter dem Vaterbuchstaben- brand brand gebrannt wird. gebrannt wird. Abugress Aga Asslan Canonball Conversano Dahaby Dahoman El Bedavy . Favory Furioso V c 0 § n 4^ Gidran Koreischan . Messrour Neapolitano Nonius Samhan . Schagya . Schamar Siglavy Turchmen Y O Bukowina. 233 Name des Gestüts: CzerepkOUtZ. Besitzer: Frau Valerie von Gorzecka» Topographisches: Die Herrschaft umfasst ein Areal von über 1300 ha, Czerepkoutz ist Eisenbahnstation. Geschichtliches: Dieses Gestüt wurde 1865 von Siegmund von Gorzecki gegründet. Das Stammmaterial war arabischer Abkunft und gehörte den Familien Siglavy, Samhan etc. (Radautz) an, theils bestand es aber auch noch aus Landstuten. Es wurden stets gegen 12 Mutterstuten, vor- herrschend arabischer Rasse, gehalten. Züchtung: Zuchtziel: Leichte Reit- und Wagenpferde. Kreis Sadagora. Name des Gestüts: r SLüKä. Besitzer: Isidor Ritter von Janosz, Topographisches: Panka liegt auf einem Hochplateau der Bukowina am Serethflusse. Das erpachtete Areal beträgt 1250 ha und enthält schweren Lehmboden, Sand und Sumpf. Das Klima ist rauh. Die Weiden sind sehr gut, daher wenig Stall fütterung. Hinreichende gute Stallungen sind in der Nähe der Wohnung vorhanden. Das Gestüt ist von der Eisen- bahnstation Hliboka von Süden aus in l^/g Stunde zu erreichen und fährt man von da auf der Bukowiner Lokalbahn in südwestlicher Richtung nach Mezöbrody. Geschichtliches: Das Gestüt ist seit 1882 gegründet. Es mussten hier erst alle Einrichtungen für ein Gestüt getroffen werden. Die Zucht wurde mit 10 Stuten begonnen, jedoch hatten diese auch die Feldarbeiten zu besorgen. Diese Stuten gehörten dem Landschlage an, die kleinen Stuten aber der Huzulenrasse. Dazu wurde ein Hengst aus dortiger Gegend angekauft, der einem galizisch- orientalischem Gestüte entstammte, es war dies ein ganz geeigneter Beschäler, der im Gestüt Kalinestie (Bukowina) gefunden wurde. Dieser Hengst lieferte sehr gute Nachzucht. Hiernach trat ein rein orientalischer Hengst aus einem Gestüt in Rumänien ein, dessen Nachkommen wieder gut waren. Von Radautz wurde ferner eine tragende Lippizaner Stute erworben: Nr. 37 Neapolitano real von Neapolitano Valdamore aus der Nr. 25 Maestoso Erga. Das Fohlen dieser Stute war ein Hengstfohlen, welches von dem Radautzer Pepinifere- hengst Pluto stammte und später als Hengst (1891) Verwendung fand. Von diesem Hengst stammende Stuten wurden später nach Radautz ge- bracht, um sie von dem dortigen Hengst Gidran XST/F belegen zu lassen. Davon fielen 2 Hengstfohlen, die für das Gestüt Panka aufgezogen wurden. Die Stutenheerde umfasst 7 arabische Halbblutstuten und 1 Lippizaner Stute. Züchtung: Zuchtzweck: Leichter, stramm fundamentirter Reitschlag. In neuester Zeit hat man auch die Aufzucht von Hengstfohlen zu betreiben in Aussicht crenommen. 234 Bukowina. Name des Gestüts: NegOStlna. Besitzer: Baron Andreas Kapri. Topographisches: Das Gestüt ist von der an der Eisenbahnlinie Lemberg — Czernowitz — Jassy gelegenen Station Hadikfalva nach Zurücklegung von ca. 10 km Weges zu erreichen. In Negostina sind Gebrauchspferde des Besitzers und die Pferde, die zum Verkauf stehen, aufgestellt. Die Mutterstuten und Fohlen verschiedener Jahrgänge sind in dem Y2 Stunde von Negostina entfernt liegenden Gestütshof Gropana mit gut einge- richteten Ställen und Ausläufen untergebracht. Das Areal beträgt 300 ha, davon sind 50 ha Waldweiden. Geschichthches: Genanntes Gestüt wurde während der 1850er Jahre ge- gründet. Die Familie Kapri war im Besitz von noch 4 Gestüten, die gleichfalls wie das genannte in gutem Rufe standen. Diese Gestüte hatten zusammen einen Bestand von gegen 80 Mutterstuten, die sämmt- lich in den Besitz obigen Besitzers nach Negostina übergingen. Vorerst waren Araber vorhanden, es folgten dann Anglo - Normänner und dann englische Hengste, sodass Dahoman-, Franc -Trieur- und Furioso-'^\\A den Stamm bildeten. Eigene Beschäler werden nicht gehalten, dagegen werden englische Vollbluthengste, früher ein Araber, in Radautz benutzt. Züchtung: Zu cht ziel ist die Produktion von Luxus-, Reit- und Wagen- pferden, auch werden abgesetzte Fohlen nach Radautz abgegeben. Zur Zucht werden 17 Mutterstuten edler Abkunft benutzt. 235 Königreich Ungarn. Distrikt diesseits dei* Donau. Comitat Komorn. Name des Gestüts: KlSDBr (ungarisches Staatsgestüt). Besitzer: Staats -Fiscus, Topographisches: Kisber liegt in der Nähe der gleichnamigen Eisenbahn- station der Südbahn der Wien — Stuhl weissenburger Eisenbahn am Fusse des Bakony -Waldes. Die Gegend ist leicht hügelig, doch im Allgemeinen eben. Bäbolna ist von da 2 Meilen entfernt. Das Areal der gesammten Domäne beträgt 6330 ha. Der landwirthschaftliche Betrieb ist von der Gestütsverwaltung getrennt. Das Ganze wird in 4 Bezirke eingetheilt und befinden sich darin 13 Meierhöfe. Die Gestütseinrichtungen sind sehr praktisch, die Stallungen etc. den Forderungen entsprechend. Geschichtliches: Nachdem die gleichnamige Domäne, eine gräflich Batthy- änysche Herrschaft dem Staate zugefallen war, wurde hier 1853 das heutige kgl. ungarische Staatsgestüt unter staatlicher Verwaltung er- richtet bezw. begründet. Die ersten Pferde hierzu wurden den übrigen Gestüten entnommen, später jedoch Vollbluthengste und Vollblutstuten aus England eingeführt. Bei der Zweitheilung der Monarchie (1869) ging Kisber in das Eigenthum der ungarischen Krone über. Es wurde Bestimmung getroffen dahingehend, dass in Kisber nicht immer Halb- blut, sondern auch Vollblut gezüchtet werde. Daraufhin erhielt das Gestüt 1860 einen eigenen Trainirstall, der jedoch 1865 wieder auf- gelöst wurde. Der Vollblutstamm in Kisber hatte den Zweck, der privaten Vollblutzucht gutes Material zuzuführen und sollten ferner die Beschälhengste mit den edlen Halbblutstuten im Blute hoch- stehende Halbblutstuten für die Landespferdezucht produziren. Der ^'ollblutstamm bestand um jene Zeit (1866 — 1876) aus 10 Hengsten und 28 Stuten. Der erste Zuchtstamm bestand daher aus Vollblütern, Percherons, Norfolktrabern , Arabern, Mecklenburgern etc. nebst gleichrassigen Stuten. In Pula, einem dem Gestüt zugetheilten und von da aus mit verwalteten Meierhof, wird ein sogenanntes Wirth- schaftsgestüt für den eigenen Bedarf unterhalten. Zu diesem Zwecke wurden 1883 3 Ardenner Hengste und 3 dergleichen Stuten angekauft und diese mit den vorhandenen Pferden gekreuzt. Mit solchen Kreu- zungsprodukten wurde dann weiter gekreuzt. Bestand. 1887 besass das Gestüt einen Bestand von 545 Pferden, darunter 10 Vollblutbeschäler sowie 26 Vollblut- und 130 Halbblut- stuten, unter ersteren Buccaneer und Cambuscan (rein englisches Vollblut). Mit der abnehmenden Zahl der Vollblutstuten stieg ihre Qualität. 1887 ging der alte Bucca?ieer ein, nachdem er rund 300 000 Mark an Deck- geld eingebracht hatte. 1897 verfügte das Gestüt über 14 Vollblut- hengste (Nachprodukte Kisber und Ktncseni). Dadurch errang die unga- rische Pferdezucht den Vorrang vor allen Gestüten. 236 Ungarn. Der Halbblutstamm besitzt hohen Blutgrad und zählt ca. 140 bis 165 Mutterstuten (englisches Halbblut). 1900 erwarb sich Kisber einen neuen Beschäler, den Adieu von St. Simon- Farewell. Dieser ausgezeichnete Hengst ist bereits von England aus in Kisber eingetroffen. Brandzeichen: )^ Es ist dies das nebenstehende, dasselbe wird bei dem Vollblut an der linken, bei dem Halb- blut an der rechten Sattelstelle, daneben aber ausserdem noch der betreffende Vaterbrand und die Fohlennummer dem Vollblut rechts, dem Halbblut links aufgedrückt. Siehe unten einige Vaterbrände von Kisberer Hengsten. Name des Hengstes. Brandzeichen (Vaterbrand). Name des Hengstes. Brandzeichen (Vaterbrand). AUbrook Bois Roussel Buccäneer Cambusier Crais Miliar Doncaster a ( CM D Gunnersburp Kalandor Kisber Öcscse Ruperra Taurus Verneuil . a Zivatar .... (Nach Dr. Nörner, Gestütsbrandzeicben, S. 13 und 14. Leipzig 1885.) z y Ungarn. 237 Name des Gestüts: bSICSO. Besitzer: Graf Johann IValdstein-lVartenberg. Topographisches: Nach dem Jahre 1854 wurde das Areal, zur Herrschaft Csicso gehörend, welches das ganze Terrain der Insel Schutt ausmachte, ca. 10 [_] Meilen, kanalisirt. Durch die Ueberschwemmungen der Donau war die ganze Gegend als Sumpf bekannt geworden. Das Gestüt befindet sich in dem zur Herrschaft Csicso gehörigen Marktflecken Kagy Megyer (2Y2 Tausend Einwohner) woselbst auch ärarische Beschälhengste sich befinden. Geschichtliches: Der Besitzer bemühte sich, nachdem die Herrschaft kanalisirt war, die Kultur der Felder und Wiesen einzuleiten; gleichzeitig dachte dieser aber auch daran, zunächst mit der Thierzucht zu beginnen. Es wurden englische Vollblut- und Halbblutpferde direkt eingeführt und mit der Zucht begonnen. Dadurch kam das Gestüt, wegen des guten Erfolges, in grosses Ansehen. Züchtung: Englisches Voll- und Halbblut; erstere sollten der Rennbahn dienen, wurden aber noch amnestirt; letztere wurden grösstentheils für Wirth- schaftszwecke verwendet. Die hier im Gestüt erzeugten Produkte zeich- neten sich durch besondere Gelehrigkeit und Gutmüthigkeit aus. Bestand: 9 Vollblutstuten und 12 Halbblutstuten. Comitat Komorn. Stuhlrichterbezirk Koks. Name des Gestüts: BäbOlVISl (Kgl. ungar. Staatsgestüt). Besitzer: Staats -FiscMS. Topographisches: Babolna liegt an der Eisenbahn Wien — Ofen, nördlich von der Bahnstation Acs, 15 km von Komorn. Das Klima ist mild und gesund. Lage 160 m über dem Meer. Der Boden ist humusreich und fruchtbar. Areal ca. 3000 ha. Gebäude sind in sehr gutem Zustande. In Totis, einem Marktflecken, ca. 12 km von Komorn, an einem See liegend, mit gräflich Esterhazy'schem Sommerschloss, ist Trainiranstalt errichtet. Geschichtliches: Die Herrschaft Babolna wurde im Jahre 1789 auf An- ordnung des Kaisers Franz Joseph IL käuflich erworben und als Pussta Babolna den damaligen Militär-Gestüt Mezöhegyes als Filiale unterstellt und wurden dort zunächst Remonten und Schlachtvieh für das Militär untergebracht. 1806 wurde Babolna zur selbständigen Gestütsanstalt erhoben. Längere Zeit blieben die Nachrichten über spezielle Zucht unklar, wegen Verlustes der schriftlichen Nachweise durch Kriegsverhältnisse; es wird aber vermuthet, dass die Pferdezucht in Babolna von Mezöhegyes aus geschah. Von 1816 ab scheint die Pflege des orientalischen Blutes in ßäbolna sichtlich hervorzutreten ; es soll bestimmt worden sein, im Gestüt mit der Zucht von Voll- und Halbblut zu besinnen. Zunächst wurden die 238 Ungarn. erbeuteten Originalhengste, daruntei- der berühnite Siglavy Gidran, der Ahne des Gidranstammes in Mezöhegyes, dort in Thätigkeit gebracht. Es folgten dann fast jährlich englische Vollbluthengste hinzu, auch wurde ein nicht geringer Theil der Gestütsstuten von spanischen Hengsten aas dem Hotgestüt Koptschan gedeckt. 1836 wurde dann Zuchtmaterial aus Syrien, darunter Schagya, 1843 aus Aegypten und 1852 und 1856 wieder aus Syrien herbeigeschafft. Während der Jahre 1857 — 1864 ei-folgten andei'weite Ankäufe von Araber-Zuchtpferden beiderlei Geschlechts für Bäbolna. Vom Jahre 1875 — 1883 wurde Bäbolna Filiale von Kisber; nach erlangter Selbständigkeit (1883) wurde angeordnet, dass in Bäbolna das arabische Pferd nach zwei Richtungen hin gezüchtet wird und zwar: 1. als arabischer Vollblutstamm, der durch ca. 32 der vor- züglichsten Mutterstuten arabischen Ursprungs nur mit arabischem Vollblut gezüchtet wird, um dadurch die orientalische Rasse (2 Hengsten) 1 Original- und 1 Vollblut -Araberhengst, Grösse ca. 160 cm, rein zu erhalten; 2. als arabischer Halbblutstamm, der mit arabischem Voll- und Halbblut, ca. 5 Beschälern und 114 Stuten, gezüchtet wird, um dadurch leichte Wagen- und besonders Reitpferde hauptsächlich für den Militärdienst zu erzielen. Die Zahl der Pferde in Bäbolna überhaupt, incl, der Fohlen, beläuft sich auf über 600. Von den durch diese orientalische Expedition erworbenen Original- Araber haben sich nur wenige, einige jedoch aber vorzüglich bewährt, so z. B. der von der letzten orientalischen Expedition (1881) erworbene Rapphengst O Bajan^ welcher noch jetzt in Bäbolna deckt und die Haupt- zierde des Gestüts ist. O Bajan ist nur 154 cm hoch, besitzt viel Adel und vorzüglichen arabischen Typus und vererbt, nach Versicherung, seine guten Eigenschaften vorzüglich; auch sollen die Nachkommen grösser werden als er. Ein Sohn O Bajan ist ein sehr schöner Fuchs: Dschin- giskhan. — Von Hengsten, deren Blut noch jetzt in Bäbolna vertreten, ist zu nennen: Schagya, Siglavy, Jiissuf, Zarif, Mahmud, Mirza, Abdul Aziz und Gazlan als: Gazlan /., Siglavy IL, Gazlan Schagya, Schagya X. und El Kabra; diese letzteren sind jedoch keine Original- Araber. Brandzeichen: Die Fohlen erhalten bei der Abspäung den Anfangsbuchstaben des Vaters mit der etwaigen Nummer desselben und zwar Vollblut auf yr der rechten Sattelstelle, daneben den allenfallsigen Rassen- ^jL^ brand und unter diese die Nummer der Anzahl Fohlen von 11 II demselben Vater; während das Halbblut dieselben Brand- CSmSI zeichen auf der linken Sattelseite aufgebrannt erhalten, so Bz. B. bedeutet nach Hartmann >io. /i/ = Anaze aus dem Stamm Abu Argub (Tiffle), das zehnte geworfene, von Anaze erzeugte Fohlen. Der Vereinfachung wegen wird jederzeit der 1. Mai als der Geburtstag der Fohlen angenommen und es erhalten dann die Vollblutfohlen auf der linken Sattelstelle den Gestütsbrand, B mit Krone, und die Halbblutfohlen denselben auf der rechten Sattelstelle aufgebi'annt. Die von Privaten als 1 jährig angekauften Hengstfohlen erhalten den Gestütsbrand, wie nebenstehend, am rechten Hinterschenkel. Ungarn. 239 Diese Art des Brennens wurde 1879 eingeführt, während früher die im Gestüt geborenen Pferde, und zwar Vollblut wie bisher an der rechten Sattelstelle B ohne Krone, Halbblut an der linken Hinter- backe den Gestütsbrand erhielten. Brände einiger im Gestüt befindlichen IVlutterstuten. Name der Stute. Brandzeichen. Name der Stute. I Brandzeichen. Abdul Aziz Amurath Bairacte. Bagdady El Delemi Hamdanie Semri . Jussuf \ ^ t^ J^ Mahmoud Mirza Mehemed Ali Padischah . Polkan Radban Zarif P Z 240 Ungarn. Vaterbrände. Name des Hengstes. Brandzeichen. Name des Hengstes. Brandzeichen. Anaze £1 Hedad .... Ferriz Beg .... Gazlan Jussuf < 8t Padischa .... Polkan Sanihan Schagya VIII. . . Siglavy Zarif P Shs z Rassenbrände = z Stammzeichen. 1 Rasse. Brandzeichen. ; R a S S e. Brandzeichen. Abugress Abu Argub (Tiffle) . Aga V Hadban Koheilan .... Koreischan .... 1 Y Rasse. Ungarn. 241 Brandzeichen. Rasse. Brandzeichen. Asslan O Bajan Dahaby Dahoman Djilfe El Bedavy Gidran Kubeschan Machladie . Meneghie Messrour Samhan . Schagya . Siglavy ü ® O Tscheleby \U/ Bräuor, Gostüto. 16 242 Ungarn. Name des Gestüts: Derekegyhäza. Besitzer: Graf Käroly. Topographisches: Das Gestüt befand sich auf der Puszta Derekegyhäza im Comitat Csongräd an der Theiss, 2 Stunden vom Orte Szentes und 4 — 5 Stunden von Mezöhegyes entfernt. Die Puszta besitzt fruchtbare Wiesen, Weiden und Felder. Die Gestüts - Stallungen nebst Reitbahn liegen in der Nähe des Schlossparkes. Von der Theiss - Eisenbahnstätion Kistelek ist das Gestüt zu erreichen. Geschichtliches: Im Gestüt hatte man sich die Aufgabe gestellt, mit Ma- terial von englischem Blut zu züchten, um dadurch in den Stand zu kommen. Renn-, Jagd-, Wagen- und Reitpferde für den eigenen Bedarf zu ziehen. Zu diesem Behufe wurden 60 — 80 Mutterstuten zunächst ungarischer Rasse eingestellt und dann mit siebenbürger, andalusischen, türkischen und englischen Hengsten gepaart. Nach dem Tode des Besitzers wurde das Gestüt von 1826 — 1865 aufgelöst, von letzterem Jahre (1865) an aber von einem Sohne Käroly's englische Pferdezucht betrieben bezw. das Gestüt von Föth bei Pest nach Derekegyhäza zurückverlegt. Die Begründung des betreffenden Ge- stüts selbst soll im vorigen Jahrhundert (1791) erfolgt und die Produkte des früheren Besitzers sehr berühmt gewesen sein. Züchtung: Das Zuchtsystem bestand darin, nur Reinzucht zu treiben unter Vermeidung der Blutsverwandtschaft. Briefliche Anfrage über den der- zeitigen Stand des Gestüts wurde ausweichend beantwortet und Frage- bogen unerledigt zm'ückgesendet. Comitat Neutra. Name des Gestüts: AlSÖ-JattÖ. Besitzer: Michael, Graf Ester hdzy de Galdntha. Topographisches: Das Gestüt liegt in der Nähe der Staats-Eisenbahnstation 'J'ornöcz, in ebener, freundlicher Gegend auf der Puszta Alsö-Jattö, auf welcher nach dortigen Verhältnissen Pferde-, bez. Viehzucht getrieben wird. Geschichtliches: Das Gestüt wurde 1825 gegründet und durch einen Oekonomie-Direktor geleitet. Es wurden zuerst 12 braune Zuchtstuten, von der Gräfin Wittwe Kasimir Esterhäzy von der Pussta Mähäs-Näza im Veszprimer Comitat angekauft und in erster Zeit diese durch Hengste des Wagenschlages des Grafen Hunyady gedeckt und später dazu Hengste eigener Zucht verwendet. Im Jahre 1843 wurde für das Gestüt ein brauner Halbbluthengst Quint-Essenz angekauft und dieser mehrere Jahre mit gutem Erfolg verwendet. Bestand war 1 Voll- und 2 Halbblut- hengste, 8 Voll- und 20 — 30 Halbblutstuten und durchschnittlich ca. 50 Stück jüngste, bis 3jährig Fohlen. Züchtung: Diese Voll- und Halbblutzucht lieferte gute Wagenpferde. Das Gestüt ist eingegangen. Ungarn. 243 Name des Gestüts: KoptSChatl. Besitzer: Staats- Fiscus, Topographisches: Koptschan auch Kopesan genannt, ist ein Dorf mit starkem Tabakbau und früherem kaiserl. Gestüte, welches im Range eines k. k. Hofgestüts stand, womit der Marktflecken Holics mit k. k. Lustschloss, einer Schweizerei, Schäferei, Porzellanfabrik sowie mit dem Marktflecken Göding in Mähren (dicht an der ungarischen Grenze) in Verbindung standen, Koptschan liegt an der March, 4 — 5 km von Holics und 8 km von Göding. Das Areal beträgt 233 ha. Geschichtliches: Anfang des 18. Jahrhunderts soll die Herrschaft Holics und das Gestüt Koptschan, nach dem Tode des Grafen Czobör, durch Ver- mächtniss oder Kauf während der Regierung des Kaisers Franz I. (1745 — 1765) an das Kaiserhaus gekommen sein. Es soll hiernach der Grossherzog Leopold von Lothringen das bei Saralb o angelegte Gestüt, welches damals Material aus dem Cavrianischen Gestüt der Lombardei enthielt, nach Koptschan überführt haben. Hiernach zerstörte ein Schaden- feuer infolge Blitzes Koptschan. Deshalb wurden die meisten Gestüts- pferde in Holics aufgestellt unter der Benennung des Gestüts als ,.der Herrschaft zu der Koptschan". 1770 wurde der neu erbaute Gestüts- hof Koptschan wieder bezogen, dieser war für 800 Pferde eingerichtet und wurde zum Hauptgestüt erhoben. Göding wurde „Nebenhof", von wo aus die Weiden der March benutzt wurden. Koptschan wurde 1770 das durch Kriegswirren heruntergekommene Gestüt Enyed auf der Insel Schutt mit einverleibt. Dadurch wurden die Hengste: Bello (Original-Neapolitaner), Gratiosa und Passadoro (Italiener), Danese (Däne), Misto (Rappe), aus dem fürstl. Liechtenstein'schen Gestüt sowie Sultan und Principe mit eingeführt. Stuten wurden von Wien aus eingeführt. Dann erhielt Koptschan das aus Schimmeln, Rappen und Falben bestehende ursprüngliche Züchtungs- Material italienischer Rasse Kladrubs. 1799 wurden gegen 60 Stuten italienischer Rasse und die Hengste; Principe Gratiosa, Sultan^ Imperator e und Pepoli sowie General^ in Koptschan gezogen, nach Kladrub überführt. Letzterer war der erste General Kladrubs, dessen Grossvater war daher der Begründer der heu- tigen Kladruber Zucht. Durch diese Ueberführung genannter Pferde wurde in Koptschan Platz geschaflen, um mit der vom Kaiser Franz II. beabsichtigten eng- lischen Pferdezucht zu beginnen und Jagdpferde zu züchten. 1815 kam. diese Zucht zum Aufblühen. Es wurden gegen 70 englische Mutter- stuten (Wettläufer -Vollblutstuten) sowie Halb- und Dreiviertelblut- Jagd- pferde direkt eingeführt und dazu der englische erste Hauptbeschäler Wettläufer Grimalkin von Chause, geboren 1808, angekauft. 1823 ent- hielt das Gestüt 273 Pferde. Durch vorstehende Zucht wurde der Grund für die Kladruber Rasse gelegt. Bis 1825 florirte Koptschan, von da ab wurden Bestimmungen ge- troffen, die Weiden zur Benutzung der inmittelst in Holics eingerichteten Stammschäferei abzutreten. Für die Pferdezucht traten hinsichtlich des 16* 244 Ungarn. Betriebes wesentliche Mängel hervor, welche die Veranlassung waren, die englische Zucht ganz nach Kladrub zu verlegen und das hier bestandene Gestüt 1826 aufzulösen. Brandzeichen: H Ein H ; dasselbe bezog sich auf Schloss Holics. Seit Becrinn des 19. Jahrhunderts ausser Gebrauch. Comitat Neutra Name des Gestüts: UriTieny (Hunyady- Gestüt). Besitzer: Graf Hftnyady von Kethely. Topographisches: Das Gestüt liegt unweit der Stadt Neutra im nordwest- lichen Ungarn. Dasselbe ist von Wien aus nach kui'zer Eisenbahnfabrt von der Station Tornöcz und Zurücklegung einer Stunde Landwegs leicht zu erreichen. Das Areal der Herrschaft beträgt über 3500 ha. Urmeny ist Marktflecken mit schönem Schloss und berühmtem Gestüt. Geschichtliches: Urmeny ist als Gestüt seit der Gründung zu Anfang des 19. Jahrhunderts dui'ch den Grafen Joseph Hunyady zu Kessi berühmt, welcher hierbei wesentlich durch die k. k. Hofgestütsinspektoren Justinus und Oppel unterstützt wurde. Den ersten Mutterstutenstamm bildeten in Siebenbürgen angekaufte Pferde bester und edelster Rassen sowie von grösster Formenschönheit und ferner Stuten aus den Hofgestüten Lipizza und Koptschan sowie noch aus anderen Gestüten. Das Gestüt vergrösserte sich in Qualität und Quantität. Es wurden den damaligen Verhältnissen angemessen nur orientalische Pferde gezüchtet und zu diesem Zwecke folgende Hengste angekauft: Tereffi, Original-Araber (Schimmel), vom Konsul zu Aleppo dem Kaiser Franz von Oesterreich zum Geschenk gemacht, wurde in Koptschan verwendet und 1811 für Urmeny angekauft. Monaki, wahrscheinlich Perser (kastanienbraun) vom Grafen Wenzel Bzewuski erkauft. Dieser Graf lebte mehrere Jahre in der Wüste und brachte von dort das edelste Material an zahl- reichen Hengsten und Stuten mit. Saffir (goldbraun) nebst Stuten vom Baron Fechtig 1812 aus Kairo für den Grafen Hunyady bis nach Triest gebracht und Tajar (Fliegenschimmel mit Blässe, beide Hinterfüsse weiss ge- fesselt), Stammvater der in Ungarn gezüchteten orienta- lischen Pferde. Selten hat sich ein Beschäler bei der Zucht so ausgezeichnet bewährt als wie Tajar. 1818 besass das Gestüt die genannten 4 Hengste sowie einen Probir- hengst und 80 Mutterstuten, wovon 2 Original-Araberinnen waren. Durch- schnittlicher Bestand umfasst jährlich gegen 200 Stück incl. der Fohlen. Ungarn. 245 Züchtung: Zuchtziel: Erzeugung eines edlen Reitpferdes aus orientaliscliem Blute für damalige Verhältnisse. Ende der 1830 er Jahre fand im Gestüt das englische Blut umfänglichere Aufnahme und wandte man sich des- halb der englischen Vollblutzucht zu. Das Material hierzu gestaltete sich in der Weise, als sich der Bestand auf 2 arabische Hengste, 3 eng- lische Vollblutbeschäler, 13 englische Vollblutstuten, 57 Halbblutstuten mit hohem Blut, 19 jährige Hengstfohlen, 4 jährige Vollbluthengste, 45 zweijährige Halbblutstuten und 3 zweijährige Halbblutstuten belief. Das Gestüt steht heute noch in demselben Umfange und derselben Grösse da und huldigt denselben Prinzipien wie seither. Trainiranstalt ist eingerichtet. ^.^/^^^ Nebenstehendes Zeichen ist bis zur Einfüh- Brandzeichen: \ J ^'^^g des englischen Blutes ins Gestüt in An- wendung gebracht worden, dasselbe wurde ehe- dem den Hengsten r echte rseits, den Stuten linkerseits in der Schultergegend aufgedrückt. Distrikt jenseits der Donau. Comitat Somogy. Name des Gestüts: FechtJg-GeStÜt. Besitzer: Baron von Fechiig. Topographisches: Seit länger als 1821 bestand in der Nähe der steierischen Grenze ein vom bezeichneten Besitzer gegründetes, zu Kirchschlag (Ungarn) errichtetes Gestüt, welchem nur äusserst werthvoUe orientalische Pferde zugetheilt waren, Orientalisches Gestüt genannt. Das Areal der Puszta Lengyeltöty für den Zuchtbetrieb beläuft sich auf 6900 ha. Von Wien aus konnte man das Gestüt bequem erreichen. Geschichtliches: Bei Gelegenheit der Begründung wurden 15 Original- und 6 selbstgezogene Araberstuten, mit noch 40 — 50 von nachstehend ver- zeichneten Original -Araberhengsten El Bedavy, Hadban, Cohesnan und Saklavy abstammenden Fohlen in das Gestüt eingeführt. Ende 1825 wurde dieses orientalische Gestütsetablissement, der günstigen Witterungs- verhältnisse halber, nach der Gegend des Plattensees, auf die Herrschaft zu Lengyeltöty, wo es reichliche, gute Weiden und hinlängliches Wasser gab, überführt. Orientalische Zucht wurde streng fortbetrieben; nur später kam man zu der Bestimmung, ausser Pferden rein orientalischer Rasse auch solche für Reit- und Wagenschlag zu paaren, und man nahm dazu inländische veredelte Stuten mit Hengsten orientalischer Abkunft. Hiernach wurde das ganze Gestüt eingetheilt: 1. in das Hauptgestüt in St. Gyorgy mit 15 Original- Araberstuten, 2. in das Reitgestüt auf der Puszta Bechin mit 16 anglo-arabischen Stuten des Grafen Viczay zu Ireg, 3. in das Wagengestüt, welches mit gegen 30 Pferden aus dem Gestüt des Grafen Hunyady zu Kessi, sowie dem national- ungarischen Gestüt des Anton von Inkey zu Iharos - Bereny begrändet wurde. Das Gestüt lieferte bei dieser Zusammensetzung vorzügliche Pferde; dasselbe wurde aber, unbekannter Umstände halber, gegen 1850 aufgehoben. 246 Ungarn. Name des Gestüts: Adänd. Besitzer: Paul von Czapodi. Topographisches: Adänd liegt zwischen der Drau und dem Plattensee; wird von letzterem aus leicht überschwemmt. Die Oekonomie wird musterhaft bestellt; Kleebau wird im Grossen ausgeführt. Alle Felder sind in Parzellen von je 60 Joch getheilt, zwischen denen Alleen von Pappel-, Akazien- und Maulbeerbäumen verlaufen. Ausser den Pferden befanden sich hier gegen 14000 Schafe, gegen 200 Büffel, sowie Esel und Schweine. Bedeutende Geflügelzucht. Geschichtliches: 1834 wurde das Gestüt begründet; dasselbe erhielt sich stets vorwärtsschreitend fort, so dass es nach Jahren als ein hervorragendes englisches Vollblutgestüt anerkannt wurde, welches nur edle ßeit- und Rennpferde erzielte. Mit gegen 30 vorzüglichen englischen Vollblut- Mutterstuten und 2 — 5 ebenso edlen Vollblut-Hengsten wurden vorzügliche Produkte erzielt. Möglichste Vorkehrungen wurden mit Verständniss ge- troffen. Alle Vollblut-Fohlen, die auf die Training kommen, werden nie zur Weide gebracht. Distrikt jenseits der Donau. Comitat Somogy, Name des Gestüts: Iharos Bereny. Besitzer: Inkey de Pallin. Topographisches: Das Gestüt ist von der Eisenbahnstation Gross - Kanizsa nach kurzem Landweg zu erreichen. Geschichtliches: Dieses Gestüt ist eins der ältesten in Ungarn, seine Grün- dung ist unbekannt. Es wurde hier die rein ungarische Rasse gezüchtet und das ganze Gestüt nach der Begründung „wild" gehalten: man liess die Hengste im Frühjahre in die Stutenheerde. Später kam man aber von diesem System ab. Hiernach wurde die Rasse durch den Ankauf siebenbürgischer Stuten geändert, auch anderweit Stutenmaterial ange- schafft und dieses durch Original-Araber belegt. Hierdurch bildete sich der eigentliche Stamm des Gestütes. Später wurden zur Veredelung des Blutes die englischen Vollbluthengste: Guildroy, Conscript, Da Capo und BoU Peel angekauft. Auch wurden Halbbluthengste: Cordenio, Violet, Favorit etc. mit eingeführt bez. ins Gestüt gebracht. Im Jahre 1855 wurde das Gestüt für zwei Brüder Inkey getheilt und der Mutterstutenbestand auf je 12 nebst Nachwuchs festgesetzt. Ob das Gestüt zur Zeit noch besteht, konnte trotz mehrfach gestellter An- fragen nicht festgestellt werden. Brandzeichen: ö.^ Wurde an der linken Ganasche angebracht. Ungarn. 247 Name des Gestüts: BabÖCSa. Besitzer: Adolf Graf Somssich de Säard, Topographisches: Am Draufluss, nahe der Grenze Kroatiens, ca. 50 km von der Eisenbahnstation Gross-Kanizsa entfernt, liegt die Herrschaft Baböcsa, deren Umgebung die Natur mit all' den Reizen und Segnungen aus- gestattet hat, welche dem Somogyer Comitat so reichlich zu Theil wurde. Von Kanizsa bis Iharos-Bereny führt eine Chaussee, von dort bis Ber- zencze (Bressnitz) ein gewöhnlicher Landweg bis zum Gestütsorte. Das herrschaftliche Schloss ist von Wirthschaftsgebäuden und Stallungen sowie Gartenanlagen umgeben und nur durch Strasse von dem umfangreichen Parke getrennt. Das Gestüt ist je nach der Jahreszeit und dem Alter der Pferde theils in Babocsa, theils in Patosfa (von Baböcsa ca. 20 km entfernt) untergebracht. Während des Sommers weidet dasselbe im Walde oder auf dem für den gesammten Viehbestand bemessenen Wiesengrunde von ungefähr 2000 Joch Ausdehnung. Nächst des Waldes giebt der Drau- fluss den Pferden die Tränke und Schwemme, während auf der Weide die beiden, Rinya genannten Bäche, welche sie durchschneiden, für die- selben Bedürfnisse der Thiere sorgen. Im Walde sowohl, wie auf der Weide sind Akols (gedeckte, doch sonst ofiene Stallungen) zum Schutze der Pferde vor den Sonnenstrahlen oder Regengüssen aufgestellt. Die Weide auf dem sehr guten Boden ist eine üppige und äusserst nahr- hafte, der Weidegang ist der Hufentwicklung sehr zuträglich. In diesen Akols befinden sich Krippen, in welchen den Pferden ca. aller 14 Tage Salz zur Lecke nach Belieben gereicht wird. Den Winter verbringen die Fohlen im Baböcsaer Fohlengarten, welcher einen Umfang von 15 — 16 Joch hat. Dieser in der Nähe des Schlosses befindliche Fohlen- garten enthält auch Stallungen zur Unterbringung der jungen Pferde. Die Mütter und älteren Pferde überwintern in Patosfa in Akols. Geschichtliches: Vor ungefähr 130 Jahren gründete ein Herr von Vegh das Gestüt Baböcsa mit Abkömmlingen orientalischen Blutes. Bisher wurde die Zucht stets mit den eigenen Produkten und Inzucht betrieben. Zum Decken wurde vor ca. 90 Jahren ein fremder Hengst aus dem Gestüt Marczali, einem Grafen Szechenyi gehörig, verwendet. Es dürfte dies die einzige gegen die Inzucht gemachte Ausnahme sein. Von den verwendeten Hengsten steht einer Namens Magister durch die Vorzüg- lichkeit seiner Produkte noch jetzt in gutem Rufe. Englisches Blut wurde nie in das Gestüt verpflanzt. Der Bestand an Hengsten betrug 2, Mutterstuten 50 und Fohlen aller Jahrgänge ca. 60 Stück. Züchtung: Seit Bestehen des Gestüts wird reinste Inzucht orientalischer Pferde betrieben, welche gute Wagenpferde liefert. Brandzeichen: 248 Ungarn. Name des Gestüts: BorOnka. Besitzer: Jenö von Kund. Topographisches: Das Gestüt befindet sich auf einer Puszta, Namens Gajes, in einer Entfernung von 5 Minuten vom Dorfe Boronka und 15 km von der Plattensee -Bahnstation Keszthely, von wo aus man auf Chaussee in nicht zu langer Zeit dahin gelangt. Die Weide des Gestüts besteht in einer trockenen Wiese mit üppigem Graswuchs. Brunnen zum Tränken sind in der Nähe. Der Gestütsstall ist einfach und aus Ziegeln erbaut, doch dem Zwecke entsprechend. Geschichtliches: Bezeichnetes Gestüt wurde im Jahre 1847 von Gustav von Kund mit 3 Stuten gegründet, die als Jucker verwendet worden waren und sich als solche durchaus bewährt hatten, nämlich : 1 Schimmel- Stute Mocskos aus dem Stamme des Czindery'schen Gestüts und Erczel, 1 Braun -Stute Marquise (engl. Halbblut) aus dem gräfl. Nikol. Festetics'- schem Gestüt und 1 Schimmel-Stute Szikra aus einem gräfl. Hunyady'schen Hengst nach Tajar (Sohn) gezogen. Die Zahl der Mutterstuten wurde aber noch um 8 vermehrt, auch wurde vom Jahre 1848 — 1857 aus- schliesslich der Vollbluthengst The Hero zum Decken verwendet, dessen Nachzucht als Mutterstuten jetzt noch vorhanden ist und sich als Ge- brauchspferde so gut bewährte, dass eins dieser Pferde (Schimmel- Stute Mocskos II, ungarisch- englisches Halbblut) ohne Fütterung eine Tour von 14 deutschen Meilen zurücklegte. Nach The Hero deckte im Gestüt bis 1860 der braune Hengst Radler (Kladruber) des Grafen Gyula Szechenyi, Schimmelhengst Slglavy (Mezöhegyes) und der Schimmel- hengst Cherif (Bäbolnaer), dann 2 Jankovic'sche Hengste Kegyes und Barna. Im Jahre 1860 wurde der Original - Lippizaner Hengst Favory angekauft und ausschliesslich als Vaterpferd verwendet. Diesem folgten später ähnliche Bluthengste. Bis 1865 befanden sich 25 Pferde im Ge- stüt; seit dem Gebrauch des Schimmelhengstes Favory waren sämmtliche Pferde Schimmel. Ausserdem wurden noch Reit- und Wagenpferde ge- züchtet. Comitat Somogy. Distrikt jenseits der Uonau. Bezirk Baböcsa. Name des Gestüts: Csokonya-Kälmäncsa. Besitzer: Grafen Emerich und Denes Szechenyi. Topographisches: Csokonya, Marktflecken, in dessen Nähe ein gleichnamiges Gestüt besteht, welches letztere, von der Eisenbahnstation Babocsa der Eisenbahnlinie Fünfkirchen — Kanizsa, nach Zurücklegung einer Stunde Landwegs zu erreichen ist, liegt in der Herrschaft Csokonya-Kälmäncsa deren Areal gegen 10 000 ha ausmacht. Die Gegend ist schön, der Boden vorherrschend sandig und fruchtbar; gute Weiden; hügelig, auch eben, etwas sumpfig. Ausser Pferdezucht wird in grossem Umfange Land- wirthschaft, sowie Rinder-, Schaf- und Schweinezucht betrieben. Ungarn. 249 Geschichtliches: Die Vorfahren der genannten Besitzer waren bereits während der Jahre 1815 — 1830 als intelligente Pferdezüchter Ungarns bekannt, wie dies die von diesen betriebenen Gestüte zu Zinken- dorf (Comitat Oedenburg) und Marczaly (Comitat Somogy) bewiesen; ebenso zeigte sich dieselbe Energie in dem Betrieb des Gestüts: Csokonya, dessen Leiter Graf Jonas Szechenyi im Jahre 1856 verstarb. Aus dem Erbe übernahmen die obenbezeichneten Besitzer das Gestüt und leiteten dasselbe unter festbegründeten Züchtungsgrundsätzen fort. Züchtung: Das Gestüt Csokonya hatte während der 1860er Jahre noch einen durchschnittlichen Pferdebestand von 150 Stück, wovon gegen 40 Mutterstuten zur Verwendung kamen. Das Gestüt wurde zur Züchtung von Pferden nach zweierlei Richtung eingerichtet: 1. zur Erzielung von Luxus- bez. Gebrauchspferden und 2. zur Erzielung von Arbeits- bez. Wirthschaftspferden. ad 1. wurden ca. 20 Mutterstuten gehalten, die von Beschälern aus dem Staats- Gestüt, Furioso-Qtamm., gedeckt wurden, ad 2. wurden ca. 20 Mutterstuten verwendet, die mit Hengsten der Kreuzung von Kärnthner- und noch schwereren Pferden der Mur-Insel gedeckt wurden. Daneben besassen alle diese Pferde einen Theil Percheronblut, weil zuerst „Percheroner" aus Frankreich direkt eingeführt waren. Früher wurde hier englisches Blut benutzt; da aber letzteres mit ungarischem sich nicht zufriedenstellend zeigte, wurde wieder zum arabischen bezw. zum anglo-arabischen Blut übergegangen. Zuchtziel des Gestüts war ein für alle Verhältnisse passendes Gebrauchspferd zu schaffen. Neueste Nachrichten über das Gestüt fehlen. Comitat Somogy. Name des Gestüts: rcLISZ. Besitzer: Vincenz von Kund. Topographisches: Das Gestüt liegt in der Nähe des Plattensees und kann man dasselbe durch die Eisenbahn Stuhlweissenburg — Kanizsa von den Stationen Keszthely oder Boglar aus erreichen. Das Land ist theils hügelig, theils sumpfig, eignet sich jedoch für den Betrieb der Pferde- zucht recht gut. Geschichtliches: Zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Gestüt Faisz gegründet und zwar von den Vorfahren des gegenwärtigen Besitzers ; es wurde daselbst das edle ungarische Pferd gezüchtet, welches be- deutende Ausdauer bekundete. Es wirkten auf die Zuchtstuten hier die Hengste der zu jener Zeit berühmten Battyäny'schen Gestüte ein, auch wurden 1830 einige edle Stuten aus dem gräfl. Hunyady'schen Gestüte, sowie 1840 einige englische Halbblutstuten neu eingeführt. Die Nach- zucht dieser Stuten bildete einen Bestand von ca. 20 Mutterstuten. Später kam aus dem Baron Fechtig'schen Gestüt der Vollblut-Araber Abeye mit zur Verwendung sowie später auch noch die englischen Vollblut -Hengste Murphi und The Hero. 250 Ungarn. Züchtung: In neuerer Zeit wurde ein Hengst der F/uio-^asse: Percival, der im k. k. Hofgestüt Lippiza gezogen worden ist, eingeführt und mehrere Jahre für 14 Stuten verwendet, wodurch jedoch meistens Schimmel in die Aufzucht kamen. Neuestes über obisres Gestüt ist bis zur Zeit nicht bekannt geworden. Distrikt jenseits der Donau. Comitat Somogy. Name des Gestüts: Läbod. Besitzer: Graf Paul Ss^chenyi, Topographisches: Genanntes Gestüt ist von der Eisenbahnstation Gross- Kanizsa mittelst Geschirr auf guter Strasse in ca. 2 Stunden zu erreichen. Die Gegend ist eben, bewaldet, sandig; tiefgelegene Wiesen sind sumpfig. Läbod umfasst ein Areal von 4600 ha. Die Gestütsweiden befinden sich auf trockenen Wiesen bez. auf leichten Waldflecken und auf Aeckern. Der Gebäudekomplex genügt zur Unterbringung von ca. 50 Pferden. Geschichtliches: Der Vater des obigen Besitzers brachte durch Kauf die Gestüte Ivan und Tarnöcza, sowie um das Jahr 1820 anderweit noch das Gestüt Marzäli in Siebenbürgen mit einem Bestand von gegen 60 Mutterstuten in seinen Besitz. Gegen Mitte der 1850er Jahre hatte sich der Bestand auf ca. 200 Pferde erhoben. Nach dem Tode des alten Grafen erfolgte die Theilung der bezeichneten Gestüte bezw. die des Bestandes unter 7 Söhne. Sämmtliche neue Besitzer züchteten in ähnlicher Weise, wie bisher, fort. Am 1. Oktober 1896 jedoch übernahm das k. k. Keichs-Kriegsministerium, behufs Errichtung eines Fohlenhofes, das ganze Gut Läbod von dem Grafen Szechenyi für 25 Jahre gegen eine Jahrespacht von 50 000 fl. in die eigene Verwaltung. Züchtung: Seiner Abstammung nach bestand bisher das Gestüt zu Läbod aus hochedlen Halbblutpferden. Es wurden 2 Deckhengste gehalten; für die stärkeren Stuten ein Vollbluthengst Mural nach Slam aus dem Hester (vordem Eigenthum des Grafen Emanuel Zichy) und ein Halbblut h engst Rattler aus dem k. k. Hofgestüt Kladrub für etwas schwächere Stuten, deren es allerdings nur wenige gab. Die Züchtung des Gestüts Marczäli bestand in Unterhaltung des edlen siebenbürger und englischen Pferdes, während in den übrigen Gestüten die Züchtung des edlen ungarischen Pferdes mit eng- lischem Blute vorherrschte. Ungarn. 251 Name des Gestüts: Debreczln & Puszta Hortobägy. Besitzer: Stadtgemeinde Debreczin (Kgl. Freistadt). Topographisches: Debreczin liegt in einer Ebene mit gleichnamiger Eisen- bahnstation der Budapest — Kaschauer Bahn und befindet sich das Gestüt auf der 15 — 20 km von da entfernt liegenden Puszta Hortobägy. Auf ge- nannte Puszta sind die Pferde nur im Freien; das Klima ist mild; Brunnen und Weiden von guter Beschaffenheit. Areal 28000 ha. 1860 betrug der Bestand über 2000 Pferde, 7—10000 Rinder und 20 — 25000 Schafe als Eigenthum der Stadt; 23000 ha Weideland. Von beträchtlichen Wirthschaftshöfen aus wird Ackerbestellung vermittelt. Wegen Misswachses wurde 1863 der Bestand verringert. Geschichtliches: Die Stadt Debreczin besass bereits schon im vorigen Jahr- hundert ein Gestüt; dieses wurde 1821 veräussert und 1828 neu begründet. Es wurden zu diesem Behufe gräflich Philipp Beleznay'sche Zuchtpferde, spanischer Abstammung aus dem Puszta Ohäter Gestüt, ferner gräflich Gyulay'sche siebenbürgische, ausgesuchte Bukowinaer, dann zur Veredelung Franz von Pechy'sche englische, gräflich Almäsy'sche siebenbürgische und Mezöhegyeser Gestütshengste verwendet. Mit diesem Material und dadurch erzieltem eigenen Produkten wurde bis ca. 1866 gezüchtet und um diese Zeit wurden einige fremde Hengste angekauft. Ein geordneter Gestüts- betrieb besteht allerdings erst seit 1885; es wurden von da ab aus- schliesslich „iVö«/«.y"- Hengste verwendet. Der Nonius-Stamm geht auf den 1814 als französisches Beutepferd nach Mezöhegyes importirten Nor- männer Hengst „Nonius"'' zurück, dessen Mutter englischen Blutes war. Das städtische Gestüt enthält gegenwärtig 50 Mutterstuten, dasselbe liefert namentlich die Hengste für die Privatgestüte der Stadt Debreczin, deren Pferdebestand sich auf 5 — 6000 Stück beläuft. Züchtung: Das Zuchtziel des Hortobägyer Gestüts ist auf Produktion von Gemeinde-Hengsten gerichtet. Es sind kräftige Pferde, besonders mit guter Brust und sehr guter Schulterlage, aber mit Verhältnis smässig weniff Adel. D.Y. Brandzeichen: n ll städtischer Gestütsbrand. Distrikt jenseits der üonau Comitat Raab. Name des Gestüts: IkPeny. Besitzer: Graf von Lamberg. Topographisches: Diese Besitzung liegt auf der kleinen Schutt (Insel) und umfasst ein Areal von gegen 1400 ha, der Boden ist fruchtbar und der Pferde- und übrigen Viehzucht günstig, sie ist aber zeitweise Ueber- schwemmungen ausgesetzt. Geschichtliches: Die Gmndung betreffenden Gestüts ist um das Jahr 1790 erfolgt. Während der ersten 30 — 40 Jahre wurden ungarische und 252 Ungarn. spanische Stuten mit Erfolg zur Zucht verwendet, zur Weiterzucht wurden hiernach mecklenburgische Hengste sowie zu Anfang der 1850 er Jahre englische Halbbluthengste eingeführt. Während der 1880 er Jahre wurden dann aber englische Vollblut- und einige Jahre später sogar Norfolker- Hengste zur Zucht benutzt. Der Bestand beläuft sich stets auf 120 — 130 Pferde incl. der Fohlen und kommen* ausser dieser Zahl jährlich noch 30 — 40 Mutter- stuten hinzu, daneben aber auch noch Pferde für den Landwii'thschaftsbetrieb. Züchtung: Zuchtziel: Erzeugung starker Reit- und Wagenpferde. Brandzeichen: « Dasselbe wird auf der rechten Seite des Rückens angebracht, linkerseits am Rücken gleich- zeitig die Fohlennummer. Comitat Raab. Name des Gestüts: Duna Szent Päl. Besitzer: Johann von Sina zu Hodas und Kizdia. Topographisches: Duna Szent Pal liegt auf der kleinen Schüttinsel (Szigetköz). Die Insel ist eine Alluvialbildung der Donau und enthält sandigen Lehm und Sand. Die Weiden sind von mittlerem Bestand. Das Gestüt (Hengste und Mutterstuten) liegt am Ort, der Fohlenhof Szunyohäz eine kleine Stunde davon entfernt, an der nach der grossen Schüttinsel führenden Strasse. Die Gebäude in beiden Höfen sind solid und geeignet herge- stellt. Es sind Koppelweiden und bequeme Brunnen vorhanden. Geschichtliches: Bezeichnetes Gestüt wurde 1847 — 1848 von obigem Be- sitzer auf dessem Gut gegründet unter der Bestimmung, Pferde für eigenen Bedarf zu züchten und zwar Reit- und Wagenpferde. Die Mutterstuten werden gewöhnlich bei den Wirthschaftsfuhren mit verwendet. Die Farbe ist verschieden, jedoch Braun vorherrschend, nur seitdem Samhan und Schagya im Gestüt gewii'kt hatten, kamen Schimmel überwiegend vor. Vom Jahre 1867 an ist bezüglich der Thätigkeit des Gestüts nichts weiter vernommen worden. Züchtung: Das Zuchtmaterial besteht aus englischem und arabischem Blute und einigen Halbblutstuten. Bei Gründung des Gestüts wurden die An- käufe aus den berühmten ungarischen Gestüten zu Ozora und Urmeny besorgt, wozu noch im Jahre 1857 vier Stück 2jährige Stutenfohlen aus Bäbolna kamen. Die Produkte dieser Periode blieben sehr edel, um jedoch die kräftigere Fundamentirung nicht zu verlieren, wurden während der Jahre 1860 — 1865 ärarische Hengste arabischen Blutes gemiethet. Es deckten daselbst nach und nach: Siglavy, Schagya, Satnhan, Gidran und Flatcatcher^ letzterer war englisches Vollblut. Bestand: 22 englische und englisch -arabische Vollblutstuten bez. Zuchtstuten sowie 48 Fohlen verschiedener Jahrgänge. Ungarn. 253 Name des Gestüts: IrGQ. Besitzer: Graf Viczay. Topographisches: Das hier bestehende Gestüt liegt in der Nähe von Felsö- Ireg, in der Nähe des Marktfleckens Ozara. Geschichtliches: Das Gestüt wurde gegen 1790 gegi-ündet und als sehr be- rühmt gleichmässig unterhalten. Von Anbeginn wurden gute ungarische und später orientalische und englische Stuten zur Zucht verwendet, bis letstere zur Anzahl von 120 — 125 angewachsen waren. Als Hengste wurden anfangs der orientalische Beschäler Marbeck benutzt, später aber englische des- gleichen verwendet. (Grosvenor, Griffin.) Nach dem Ableben des Besitzers (1860) wurde das Gestüt, welches sehr gut fundirt war, verkauft und aufgelöst. Distrikt jenseits der Donau. Comitat Zala. Name des Gestüts: KapOmak. Besitzer: Gesellschaft Jesu des heiligsten Erlösers von Kapornak (Abbatia Sanctissimi Salvatoris de Kapornak). Topographisches: Dieses Gestüt wird auf der Herrschaft Nagy - Kapornak unterhalten; diese Herrschaft hat ein Areal von 1362 ha. Der Boden ist sehr hügelig; grösstentheils Wald. Die Leitung des Gestüts ist einem landwirthschaftlichen Administrator übergeben. Geschichtliches: Gegen Mitte der 1860er Jahre wurde das Bedürfniss rege, zunächst für den landwirthschaftlichen Betrieb, geeignete Wirthschafts- pferde zu züchten und so hat es sich eingerichtet. Das Gestüt unterhält ca 60 Pferde, von denen, je nach Erforderniss, jährlich 10 — 20 Stuten zur Zucht verwendet werden; zum Decken werden ein bis zwei Hengste, die edler Abkunft sind, gehalten. Hierbei wird festgehalten, dass Voll- blutbeschäler aus Kisber aus einer ungarischen Stute fallen. Die Stuten gehören leichten und schweren Schlages an; erstere englischen oder arabischen Blutes; letztere steierischen Schlages oder sie sind mit Pferden der Murin sei verwandt. Die Pferde zeichnen sich durch Zähigkeit und Ausdauer aus und haben sehr gesunde Hufe. Züchtung: Zweck: Aufzucht von Gebrauchspferden, beliebt als Reit- und Kutschpferde für Grossgrundbesitzer dortiger Gegend, sowie und haupt- sächlich zum Landwirthschaftsbetrieb. Brandzeichen: Xj: KU. 254 Ungarn. Name des Gestüts: MeZÖhegye8(kgl.ungar. Staatsgestüt). Besitzer: Staats-Fiscus, Topographisches: Die Staats-Domäne Mezöhegyes liegt im Comitat Csanäd und befindet sich auf einer grossen Puszta, 2 Meilen nordwestlich von Batonya, an der Arad — Szegediner Eisenbahn und ist Station. Das Areal beträgt 17 325 ha und ist wegen der grossen Ausbreitung in die 4 Bezirke: Mezöhegyes, Fecskes, Kamaräs und Pereg getheilt. Das ganze Gestüt befindet sich in bester Kultur und besitzt fruchtbaren Boden sowie an- genehmes Klima, ausserdem wird grosser Oekonomiebetrieb unterhalten mit bedeutender Rinder-, Schweine- und Schafzucht etc. Geschichtliches: Kaiser Franz Joseph IL gründete 1785 das Gestüt. Der Zweck war Anfangs der, die kleine unansehnlich gewordene Pferde- Landrasse zu verbessern und theils ein ansehnliches Militärpferd, theils aber auch ein gutes Arbeitspferd zu erzeugen. Es wurden zu diesem Behufe Anfangs gegen 1000 Stuten mit der entsprechenden Zahl Hengste aufgestellt. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts belief sich die Zahl sämmt- licher Pferde auf ca. 3000 Stück mit ungefähr 50 eigenen Beschälern und ca. 40 Landbeschälern, ferner mit gegen 600 zahmen und ungefähr 300 wilden Mutterstuten. Nach den Feldzügen (1809 und 1810) wurden dem Gestüt aus reduzirten Kavallerie -Regimentern Stuten zugewiesen, bei denen in grosser Zahl verheerende Krankheiten auftraten, so dass während der Jahre 1809 — 1816 ^,%^qvl 20 000 Pferde der Rotzkrankheit verfielen und an dieser zu Grunde gingen. Trotz aller erdenklichen Vorkehrungen wurde ausser anderen Krankheiten der nachträglich immer wieder auftauchende Rotz erst im Jahre 1853 vollständig beseitigt. Von der Begründung (1785) an bis in die 1850 er Jahre wurden dem Gestüt Hengste und Stuten verschiedener Rassen zugeführt, als: englische, arabische, aus der Bukowina, aus der Moldau, aus Oesterreich, Bayern, Mecklenburg, Polen. Siebenbürgen, Ungarn etc. Daraus konnte selbstverständlich eine geordnete Zucht nicht hervorgehen, es waren zu viel Zuchtstuten und zu viel Rassen vorhanden. Daher wurde durch Abgabe von englischen Vollblutstuten nach Kisber, arabischen Stuten nach Bäbolna und Lippizanei-n nach dem 1874 neu begründeten Fogaras der Zuchtbetrieb vereinfacht. Infolge besondei'er Vererbungsfähigkeit einzelner Hengste wurde es möglich von 1877 an in Mezöhegyes mit 5 Stämmen zu züchten: 1. Das Gidran-Stammgestüt. Die schönsten Pferde Mezö- hegyes sind die Gidrans, es sind sämmtlich Füchse. Der Stammvater, Gidran sen, war reiner Araber und 1817 ge- boren, dessen Vater war der Original -Araber Gydran und dessen Mutter eine Koptschaner Stute. 1895 waren als Be- schäler vorhanden: Bibor, Kengyel, Amaty^ Gidran XXXIII, Gidran XXXVI und Exact, ferner 117 Mutterstuten, mit den Jahrgängen 1895: 250 Stück. Ungarn. 255 2. Grosses Nonius-Stammgestüt. Dieser Stamm unterscheidet sich von dem kleinen Nonius-Stamm nur durch die Grösse seiner Produkte. Der Gesammtbestand belief sich 1895 auf 220 Stück, davon waren 100 Mutterstuten, ausserdem verschiedene Jahrgänge. 1895 waren folgende Hengste vor- handen: Routier, Uermeny, Nonius XVI, Nonius XXII und Nonius XXIX. 3. Kleines Nonius-Stammgestüt. Von der Noniusrasse sind die kleineren die beliebteren. Der Gesammtbestand war 1895: 224 Stück, aus Mutterstuten verschiedener Jahrgänge nebst Hengsten bestehend. Hengste waren 1895 vorhanden: Szdlänez, Vthar, Nonius XII, Nonius XXX und Nonius XXXI. Ueber die Entstehung der iVi?«/«^- Rasse ist Folgendes bekannt: Nonius sen. wurde 1815 von den Oesterreichern in Frankreich erbeutet. Dieser ist in der Normandie ge- boren und der Sohn des Beschälers Orion sowie einer Enkelin eines englischen Hengstes. Orion selbst ist ein Sohn des Marmentin von englischer ßasse. Als Nonius in das Depot zu Bec gegeben wurde, sandte man ihn mit anderen Füllen gleichen Alters in das Gestüt Zweibrücken; man wollte in Erfahrung bringen, welchen Einfluss der Wechsel der Gegend, das Klima und die Nahrung auf diese jungen Pferde ausüben würde. Die Vereinigung des Gestüts von Zweibrücken mit jenem von Rosiöres war ohne Erfolg ge- blieben, da alsbald die österreichischen Kürassiere von hier eine Anzahl Hengste in die Hände ihrer Regierung über- lieferten, worunter sich Nonius mit befand, letzterer kam nach Mezöhegyes. 4. Das englische Halbblut-Stammgestüt. Der Bestand war 1895 91 Mutterstuten ausser den Jahrgängen, mit letzteren 210 Stück. Hengste waren vorbanden: Kiidö, Routier, Deutscher Michel I. North-Star IV, Furioso XII und Furioso XIX. Stammhengste sind die Vollblüter Furioso aus dem Gestüt des Grafen Georg Karolyi, 1836 nach Mezöhegyes gebracht, nebst dem in England gezogenen Rapphengst North-Star. 5. Das Norfolker Stammgestüt. Gegenwärtiger Stand (1895) 4 Mutterstuten und 7 verschiedenaltrige Fohlen. Folgende Hengste deckten um jene Zeit: Nonius XVI, Nonius XVIII und Nonius XXIX. Wegen Misserfolgen soll dieser Stamm Bedenken erregt haben. Wie neuerdings darüber verfügt worden, ist nicht bekannt. Züchtung: Der Zuchtzweck des Gestüts besteht darin, gute Landbeschäler zu züchten, die vierjährig an Staats -Hengstendepots abgegeben werden. Das Gestüt ist nicht im stände den Bedarf an Hengstmaterial zu decken, es werden daher jährlich noch gegen 200 Stück jüngere oder ältere Hengstfohlen in Ungarn angekauft und Mezöhegyes zugetheilt. Fehler- hafte Hengste werden castrirt, dergleichen Stuten ausrangirt. Mezöhegyes unterhält im Ganzen 2000 — 2500 Pferde sowie nebenbei ca. 4000 Rinder und gegen 6000 Schweine. 256 Ungfarn. Brandzeichen: Die in Mezöhegyes gezogenen Pferde führen den Namen des Vaters, daher erhalten die Fohlen einen Vaterbrand, welcher aus den Anfangsbuchstaben des Vaternamens in lateinischer Schrift besteht, z. B.: Bibor = B., Vihar = V.,. Nonius =■ N. auf der linken Seite des Rückens, darunter den Mutterbrand. Auf der rechten Rücken Seite wird die Nummer des Fohlens eingebrannt, auf der linken Hinterbacke der Kaiserbrand, welcher aus einer Krone mit einem darunter befindlichen M besteht. Sind die Thiere jedoch rein gezüchtet, so erhalten sie den Rassebrand, wie nachstehend. Rassenbrände. Rasse. Brandzeichen. R a S S e. Brandzeichen. Furioso Gidran ^Hi aj Nonius J^^ 1 North -Star . . . 1 Name des Hengstes. Brandzeichen. iName des Hengstes. Brandzeichen. Bibor Gidran . ^^ Mont Gibello . Of^ Deutscher Michel. . /? Nonius XII . . . Furioso XII . . . T:^Z Nonius XVI . . . J^e 1 Ungarn. 257 Name des Hengstes. Brandzeichen. j Name des Hengstes. Brandzeichen. Furtoso XIX . . . r,s Nonius XXVIII: . 1 .X^/ Gidran XXXIII . . North -Star . . . \' Gidrafi XXXVI . 1 Ostreger I. . .yW^ Gidran Amati . 3i Nonius 11 . jroz Gidran Exact . ffi Routier No?iius . ■ MT Kengyel Gidran . 3f Szalancz Nonius . m Miklos ac Vihar V Miklos Nonius . . MT Vihar Nonius ET Bräuer, Gestüte. 17 258 Ungarn. Name des Gestüts: LällQ. Besitzer: Graf Johann Zichys Erben. Topographisches: In reizender, fruchtbarer Gegend, IY2 Stunde von der historischen Königsstadt Stuhlweissenburg entfernt, liegt das herr- schaftliche Schloss Läng. Das Schloss, pi'achtvoll gebaut und erhalten, liegt in der Nähe des Gestüts. Von der Eisenbahnstation Stuhlweissenburg aus ist das Gestüt leicht zu erreichen. Geschichtliches: Die Geschichte des Gestüts datirt schon aus früheren Jahr- hunderten und zeichnete sich dasselbe stets durch die Zucht grosser, hübscher und edler Wagenpferde aus. Bei Lebzeiten des Vaters der nachherigen Besitzer wurden gi'äflich Illeshäzy'sche und fürstlich Ester- häzy'sche Halbblutbeschäler verwendet; später wurden aus dem zu jener Zeit aufgelösten gräflichen Diczay'schen Gestüt zu Ireg, die Beschäler Othello, Oronko, Omar, G7'ifftn und Mistry, sowie Gri?nalkm aus dem Ge- stüt Koptschan gemiethet, bez. erkauft. Im Jahre 1828 übernahm Graf Camillo Zichy das Gestüt käuflich; es wurden importirt die Vollbluthengste Mulatto und Doncaster, sowie dann weitere Vollbluthengste Carthago, Walldear, Frawil, Ufiion. Mit Mulatto und Doncaster wurde seit 1854 besonders Vollblutzucht in Läng betrieben, wozu aus dem Visza'schen Gestüt einige Vollblutstuten verwendet wurden. Seit 1852 führte Graf Alfred Zichy die Leitung des Gestüts. Die Leitung desselben soll dadurch eine vorzügliche gewesen sein. Der Bestand des Gestüts war bis Mitte der 1860er Jahre in Läng ca. 350 Halbblutpferde, davon ca. 80 Mutterstuten; Vollblutpferde: 3 — 5 Hengste und 11 Stuten. Bei dem 1881 erfolgten Ableben des Grafen Camillo Zichy ging das Gestüt ein. Die Güter wurden unter die Söhne vertheilt, so dass Läng in das Eigenthum des heutigen Besitzers überging. Etwa die Hälfte der sämmtlichen Gestütspferde erhielt Graf Neänder Zichy, welcher dieselben nach Duna Abony im Stuhlweissenburger Comitat überführte und hier mit dem ursprünglichen Länger Material ein neues Gestüt anlegte. Züchtung: Zweck des Gestüts war, gute Reit- und Wagenpferde zu ziehen. Diese Pferde trugen alle den Charakter des edlen englischen Halbblutes und unter den in Verwendung gekommenen Hengsten befanden sich häufig solche englischen Vollblutes, so dass das Gestüt in fortschreitender Veredelung seiner Zucht begriffen war. Brandzeichen: Bestehend aus einem Z mit darüber be- findlichen Grafenkrone, wurde am linken Hinterschenkel aufgedrückt (s. Nagy-Läng). Ungarn. 259 Name des Gestüts: Nagy-Läng. Besitzer: Graf Zichys Erbest. Topographisches: Ca. lO km von Stuhlweissenburg wurde ehedem auf einer reizenden, fruchtbaren Puszta, wo bereits ein gräfliches Schloss mit grossen Gärten sich befand, obiges Gestüt errichtet. Die Ahnen betr. Familie waren bereits eifrige Pfleger und Förderer der Pferdezucht. Zu dem bez. Gestüt konnte man s. Zt., infolge günstiger Eisenbahnverbindungen, von der Bahnstation Stuhlweissenburg aus gelangen. Geschichtliches: Nachgewiesenermassen wurde in Läng bereits seit 1758 Pferdezucht in intensiver Weise betrieben; die Grossmutter obiger Erben ging mit ihren Berathern von dem Grundsatz aus, Pferde zur Zucht zu aequiriren, die guten, tüchtigen Wagenschlag erzeugten. Daraufhin wurden geeignete Pferde aus den Gestüten Elöszällas und Esterhäzy, die damals bereits bestanden, erkauft. Gegen das Jahre 1848 war die Zahl der Pferde in dem Gestüt auf 600 angewachsen. Der Stall für die Gebrauchspferde, sowie der Zukaufspferde ist für ca. 50 Pferde eingerichtet und sehr geräumig; dessen Decke wird von Marmorsäulen getragen; auch sind Krippen aus Marmor angebracht; der Fussboden ist aus festgestampftem Letten hergestellt. Die Pferde zeigen viel Adel, aber nicht so wie im Gestüt Ozora, dahingegen aber besser wie im Gestüt Adänd. Im Allgemeinen wurden in Läng etwas mehr als Halbblutthiere gezogen. 1848 bestand das Gestüt aus 8 Voll- und Halbbluthengsten: Claudius /, Claudius IL, Jupiter^ Mulatto^ Union, Walldear, Chäteau Margaux und Freiwill; 4 englischen Original- Vollblutstuten: Claudine, Swiss, Laura und Velboun; diese Stuten waren von hohem Adel mit schönen Körperformen und stark fundamentirt. Infolge Todesfall des Grafen Camillo Zichy ging 1881 das Gestüt ein. In die Güter theilten sich die Söhne; ein Theil, der des Grafen Neander Zichy, siedelte nach Duna Abony über; in Läng wurde das Gestüt neu begründet. Bis dahin trugen alle Pferde den Charakter des englischen Halbblutes mit überschreitender Veredelungf. Brandzeichen: Nebenstehendes Brandzeichen wurde am Rücken links eingebrannt. 17* 260 Ungarn. Name des Gestüts: LZ6CZG. Besitzer: Einmrich von Ssluha, Topographisches: Czecze liegt nördlich, von der Bahnstation Stuhlweissenburg ca. 50 km, von der DampfschifFstation Duna-Földvär einige 20 km ent- fernt. Von Stuhlweissenburg aus sollen guterhaltene Strassen das Fort- kommen nach dem Gestüt erleichtern. Das Klima ist mild und gesund; das Areal zur Weide flach und eben. Die Gebäude zur Unterbringung des Gestüts befinden sich in Czecze und Hard, wo auch die Weide vor- handen ist. Im Härder Wald entspi'ingt eine Quelle gleichen Namens, die das Gebiet der Herrschaft bewässert und in den Sär-Viz-Canal mündet. Die im Herbst entwöhnten Fohlen werden nach Czecze überführt, der ältere Nachswuchs verbleibt in Hard (1 Stunde von Czecze, gegen Duna- Földvär, entfernt). Geschichtliches: Das Gestüt wurde 1780 gegründet. Das Zuchtmaterial be- stand s. Z. aus edlen siebenbürger Pferden, beiderlei Geschlechts; durch Mistry 1836 — 1844; durch Halbbluthengst Darde von 1844—1848; durch Vollbluthengst Glaucus von 1848 — 1853; ferner von 1853 — -1861 der lichtbraune Hengst Unioti, dann von 1861 — 1864 der Bäbolnaer Vollbluthengst (Fuchs) Dahomati I V \m^ 1865 der Halbbluthengst 7vr«/«7/ 17. Es wurden indessen fortwährend die edelsten Hengste aus dem fürstlichen Esterhäzy'schen (Ozora - Gestüt), dem gräflich Zichy'schen (Läng -Gestüt) etc. etc. bis in die neueste Zeit mit benutzt. Züchtung: Unter diesen Verhältnissen wurde bisher dem Czecze'sche Gestüt ein edler Charakter zugetheilt, der auch fortbesteht. Mutterstuten mit englischer und arabischer Blutmischung werden durchschnittlich 30 — 40 srehalten. Brandzeichen: Nebenstehendes Brandzeichen wurde auf der linken Hinterbacke angebracht. Oomitat Wieselburg. Name des Gestüts: FraUCndorf. Besitzer: Graf Batthyäny. Topographisches: Frauendorf ist ein grösseres Gut mit einem Areal von ca. 1000 ha und liegt ca. IY2 Stunden von der Eisenbahnstation Wie- selburg, der Wien — Raaber Eisenbahn entfernt. Von Wien aus ist Frauendorf in 3 Stunden zu erreichen. Von Pressburg liegt das Ge- stüt 2 Stunden entfernt. Frauendorf hat 4 Gestütshöfe: Ungarn. 261 1. Hof: Mutterstutea, Hengste und zum Verkauf gestellte Pferde; 2. Hof: 1-, 2- und 3jährige Nachzucht der engl. Vollblut-Rasse; 3. Hof: 1-, 2- und 3jährige Fohlen Araber- u. Siebenbürger Rasse; 4. Hof: Halbblutgestüt und die abzusetzenden Fohlen. Geschichtliches: Das Bestehen dieses Gestüts ist aus dem gräfl. Josef Batthyäny'schen Gestüts-Archiv zu Elesd (einem Marktflecken im Comitat Bihär) bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts nachzuweisen. Es wurden damals von den berühmtesten Gestüten in Siebenbürgen Zuchtpferde an- gekauft. Die Siebenbürger Rasse wurde hier konstant gezogen und stets veredelt durch Original -Hengste dieser Rasse bis zum Jahre 1853, wo dieses Gestüt, welches damals aus 300 Pferden bestand, auf 60 Mutter- stuten herabgemindert wurde. Um jene Zeit fasste der Besitzer den Entschluss, die englische Vollblut- und Halbblutzucht und die Araber- Rasse in seinem Gestüt einzuführen. Zu diesem Zwecke wurde im Laufe der nächsten Jahre die englischen Vollbluthengste: Ficoreur, gezogen von M. R. Milner in England, dann Young Voltaire, gezogen von Lord Exeter in England, die auf der Rennbahn rühmlichst bekannten: Dainoicr, Alexander und Rienzi aus dem Gestüt des Grafen Hahn -Basedow, die englischen Vollblutstuten Morning • Star, Tephana und Martmgale, ge- zogen von M. R. Osbaldeston in England, Mora, gezogen von Lord George Bentinck in England, Fernhill, gezogen vom k. k. Militär-Gestüt Kisber etc., dann die Mutterstuten Young Miss Artjiitage und Carolina, gezogen vom Fürsten Esterhazy. Ein Theil der erwähnten Vaterpferde wurde zur Kreuzung mit siebenbürger Stuten verwendet. Damals wurden auch folgende Araber - Pferde eingestellt: Fachabi Nr. 4, Asslan und Meops aus dem k. ung. Staatsgestüt Bäbolna, Längs Lady, Siglavy Nr. 2, Siglavy Nr. 3, Fersana und Mesrur aus dem Gestüt von Jurenak in Ungarn. Zur Errichtung des englischen Halbblut- Gestüts wurden in Mecklenburg-Schwerin fast um dieselbe Zeit damals gekauft: Hengst Courier von Young Frotector aus einer T^^^r^? - Stute, Alexandra von Frotector nach der Bomba Falma (aus dem Michael'schen Gestüt Ihienfeld), Grisette von Y. Royal und der Grisette, Fides von Boradel nach der Zia. Aus dem Gestüt des Fürsten Esterhazy wurden gekauft die Halb- blutstuten : ■ V071 Gambia nach einer Champio?t-^iVi.iQ, „ King Charles nach einer Robert -'j^ixx.i^, ,, Cotswold nach der Brünette -'^ivAe, „ Sir Fatton nach der Champiofi -Stute. Aus dem k k. Gestüte Kisber wurde gekauft: Oakball Nr. 1 nach Oakball aus der Fachabi Stute Nr. 7. Aus dem Gestüt Hunyady abstammend wurde gekauft: Galante und Csillag von Saut er la Coupe aus der Csillag Frod- wall, Sultania von Sauter la Coupe und der Sultane, Fri- vateer, John Bull etc. 262 Ungarn. Name des Gestüts: GÖrCSÖll. Besitzer: Baron Nicolais Wesselenyi. Topographisches: Das Gestüt war 1860 zu dem östlichen Theile des sieben- bürgischen Kreises Szilägy - Somolyo gehörig, im siebenbürgischen Erz- gebirge, in der Nähe der königl. Freistadt Zilah. Letztere hat eine schöne Lage am Fusse des Bei-ges Meszes und ist nordöstlich ca. 60 km von Grosswardein gelegen. Im Dorfe Zsibö unweit Zilah befindet sich das Schloss genannten Besitzers. Der gegenwärtige Besitzer von Görcsön ist auch Besitzer von Obrazsa in Siebenbürgen, Comitat Weissenburg; das dort früher bestandene Gestüt ist nach hier genommen und dort aufgehoben worden. Geschichtliches: Die Hei-rschaft Görcsön gehörte früher der Graf Andrässy'- schen Familie und wurde Mitte der 1870er Jahre von Wesselenyi käuflich erworben. Um diese Zeit wurde gleichzeitig mit einem Landschloss ein Gestüt errichtet, wodurch das seit dem 18. Jahrhundert berühmt ge- wordene Halbblutgestüt zu Szibö sowie die Gestüte Hadad und Välaszut ■durch familienverwandtschaftliche Verhältnisse in engeren Verkehr kamen. Um das Jahr 1740 erfolgte durch den Vater obigen Besitzers die Grün- dung obigen Gestüts mit der der übrigen Wesselenyi'schen Gestüte zu Hadad, Välaszut und Szibö (Zsibö). Ursprünglich wurde orientalisches Zuchtmaterial (20 arabische Stuten und der Hengst Gallant) eingeführt, später folgte spanisches und englisches Material. Züchtung: In Görcsön blieb der Pferdebestand zwischen 80 — 90 Stück, dieser enthielt edles englisches Halbblut. Von den zur Zucht verwendeten Voll- bluthengsten ist zunächst Count Zdenko {Buccatieer aus der Ci25/'(?r-Stute) zu nennen, ferner aber auch der andere Sanson von Zethland als Halb- bluthengst zu erwähnen. Gewöhnlich wurden über 20 aus der eigenen Zucht stammende Mutterstuten englischen Halbblutes zur Zucht ver- wendet. Zuchtziel: Erzeugung starker Reit- und Jagdpferde. Fohlen und Mutterstuten werden möglichst Tag und Nacht in geeigneter Weise im Freien gelassen. Brandzeichen: Distrikt diesseits der Theiss. Comitat Gomör. Name des Gestüts: HOSSZUret. Besitzer: Graf Andrdssy. Topographisches: Die Besitzung mit vormaligem Gestüt liegt in der Nähe von Rosenau, einer freundlichen Stadt am Sajo. Ungarn. 263 Geschichtliches: Das Gestüt wurde im Jahre 1822 von Freiherr von Brüdern angelegt und mit 20 Stuten aus dem G-estüt des Grafen Nikolaus Bethlen zuerst besetzt; diese Mutterthiere gehörten der siebenbürger Rasse an. Das Gestüt sollte jedoch, wie anderweit bestimmt wurde, der orientalischen Zucht dienen; es wurden daher die Siebenbürger, welche auch ein Theil des gemischten Blutes enthielten, veräussert, und aus dem Baron Fechtig- schen Gestüt Kirchschlag von 1823 ab, der Hengst Hamdan, nebst den Stuten Hadba und Bedue (arabische Rasse) neu eingestellt; hiermit wurde von jetzt ab orientalische, siebenbürger und englische Zucht getrieben. Anderweit wurden noch ein englischer Vollbluthengst, ferner 4 englische Halbblutstuten, dann eine mecklenburger Stute aus dem Ivenaker Gestüt und je eine Stute aus den Lippizaner- und dem Hunyady-Gestüt ein- gestellt; dann folgten noch 5 Stuten aus dem Jos. von Brudern'schen Gestüt nach Hosszuret. Alle diese Pferde zeichneten sich durch besondere Schönheit aus. Der Bestand verblieb durchschnittlich auf 30 Stuten. Während der 1830 er Jahre ging der Besitz des Gestüts an den Grafen Andrässy über; kurz darauf wurde dasselbe aufgelöst und 1870 wieder neubegründet; kurze Zeit darnach aber wieder aufgehoben. Distrikt jenseits der Donau. Comitat Eisenburg. Name des Gestüts: GeCSeny. Besitzer: Graf Franz Erdödy. Topographisches: Von der Eisenbahnstation Steinamanger, der Wien — Kanizsaer Eisenbahn, 3 Stunden entfernt ist Gecseny, eine Puszta von bedeutender Ausdehnung und das Gestüt darauf in gewölbten Ställen mit geeigneten Einrichtungen untergebracht. In der heissen Jahreszeit wird dasselbe nach Jänoshäza verlegt, wo es in den Marzal- Wiesen nahrhafte und üppige Weide findet. Geschichtliches: Als im Jahre 1849 das Graf Batthyany'sche Gestüt zu St. Groth aufgelöst wurde, brachte Graf Cajetan Erdödy, Vater obigen Be- sitzers, den grössten Theil desselben an sich, darunter die Hengste Victor und Hajhäsz. Später wurden vom Graf Paul Szechenyi in Marczali die Vollbluthengste Orpheus und Mizar angekauft, welche hier im Gestüte sehr gute Fohlen erzeugten. Hengste: Faugh-a-Ballagh, Vollblut, gezogen von Mr. Bate- man in England 1852; Trajan (Rappe) nach Orpheus aus der Lady Harry. Stuten: Zelma, My Pet, Matilde, Lady Harry mxdi Miss Gragh: Vollblut; ferner noch 12 edle Halbblutstuten. Fohlen: 3 jährig waren im Gestüt 42 Stück, jährlich kamen noch verschiedene Jahrgänge bis Anfang der 1860er Jahre hinzu; bis dahin blieben alle Nachrichten aus. Die Fohlen wurden bis dahin im 4. bezw. 5. Jahre erst aufgestellt und eingefahren oder geritten; diese eigneten sich zu jeder Verwendung durch ihre edle Form und kräftige Ausbildung. 264 Ungarn. Name des Gestüts: HÖgyeSZ. Besitzer: G't'^^f Karl von Apponyi. Topographisches: Högyesz ist ein Marktflecken mit Schloss des Gestüts- besitzers. Das Areal dieser Herrschaft beläuft sich auf über 4000 ha; dasselbe ist hügelig und etwas moorig. Durch Eisenbahn leicht zu erreichen. Geschichtliches: Vor 1775 war das genannte Gestüt bereits gegründet und mit ungarischem Stammmaterial besetzt. Behufs Verbesserung des Gestüts, bezw. an Grösse die Thiere gedeihen zu lassen, wurden s. Z. Pferde aus dem gräflich lUeshäzy'schen Gestüt zu Särvär sowohl, als aus dem gräflich Batthyäny'schem solche Hengste überführt, welche die Zucht veredeln sollten. Von letzterem Gestüt kam Sille zur Verwendung; danach und bis zu gegenwärtiger Zeit wurde aus dem Gestüt Elöszällas zur Verwendung ge- bracht; durch Ankauf: Hamdani, Emir, Splitt und Elegant. In allerletzter Zeit wurde aber auch noch ein ungarischer Hengst des iV^t?« von Mezöhegyes nach Särvär. Von jetzt ab kamen überhaupt mehr englische Hengste, Voll- und Halbblut, hier zur Verwendung und stehen die Sävärer Mutter- staten sehr hoch im Vollblut. 1883 wurden englische Vollblutstuten angekauft, deren 1885 und 1887 neue dergleichen Erwerbungen folgten. Helena und Bojar haben 33 bez. 30 direkte Nachkommen, die übrigen führen ihre Abstammung in weiblicher Linie auf die zur Zucht verwendeten fremden Stuten Dertsi und Durtsi zurück, wovon erstere 5, letztere noch 1 Nachkommen hat. Bestand sind in Summa 69 Stuten im Gestüt als Mutterstuten und ist die Mehrzahl (54) von Vollbluthengsten gezogen. 1896 wurden 8 Vollblut- und 53 Halbblutstuten belegt. Im allgemeinen werden die Stuten mit 4 Jahren belegt. Züchtung: Zweck des Gestüts ist die Züchtung edelsten HalbbluteS; um damit für den Marstall des Besitzers die nöthigen Pferde zu liefern, um vorzügliche Hengste als ßeproduktoren für die Landespferdezucht zu ver- kaufen, den Stutenstamm durch Nachersatz mehren und verbessern zu können und um Oekonomiegespanne zu erhalten. Die im Gestüte Särvär ge- Brandzeichen: ^.^.r-i-N^ '^s^^W^^^^^^^.^ zogenen Pferde erbalten auf der ^^ ^ ^^ -^ linken Sattelseite den Gestüts- yP" " "^^ brand, ein S mit darüber be- '^ findlicher Krone, rechts an der gleichen Stelle den Anfangs- buchstaben des Namens des Vaters. Als solche finden sicli im jetzigen Stamme zumeist vorkommend: S M R für Remeny, Ch für Chislehurst, UN für Ürmeny Nonius, N für Nonius, L, für Legyott, L für Lama. 294 Ungarn. Name des Gestüts: rcllTd. Besitzer: Graf Geza von Apponyi in Högyesz. Topographisches: Dieses Gestüt ist auf einer Herrschaft gen. Besitzers einge- richtet. Herrschaftliches Areal über 1000 ha. Von der Eisenbahnstation Simontornya ist das Gestüt nach einer halben Stunde Weges zu erreichen. Geschichtliches: 1860 wurde genanntes Gestüt vom früheren Besitzer, Graf Josef von Apponyi, gegründet und zu einer Reinzucht arabischen Bluts bestimmt. 1866 wurde zu diesem Zwecke der Beschäler Emir, ein sehr edler Hengst, benutzt. Hiernach aber fand eine Mischzucht statt, indem der englische Halbbluthengst Hamdany eingeführt wurde, dem auch noch andere dergleichen folgten. Seit dem Jahre 1876 werden aber nur Staatsbeschäler benutzt, es deckte später (1882 — 1887) Deutscher Michel und seit 1888 wurde Furioso beansprucht. Letzterer ist englischen Halb- bluts, während Deutscher Michel, von Italian oder Musician a. d. Flying Polka, ein englischer Vollbluthengst ist. 1890 war die Gesammtzahl der in Pälfa befindlichen Pferde gegen 120 Köpfe, davon 30 Stück Mutterstuten. Diese Stuten sind sämmtlich noch Nachkommen der hier früher bestan- denen arabischen Reinzucht und durch oben erwähnte Kreuzung ent- standen. Jährlich werden ca. 25 Fohlen erzielt. Distrikt jenseits der Donau. Comitat Somogy. Name des Gestüts: TamÖCZa. Besitzer: Graf Franz Szechenyi. Topographisches: Die Herrschaft Tarnöcza liegt am südlichen Ende des Somogyer Comitats, an Slavonien grenzend, zum Theil am Draufluss an- liegend. Von der Haupt-Eisenbahnstation Bares an der Drau erreicht man das Gestüt nach halbstündiger Wegestour. Tarnöcza besitzt gegen- wärtig auch Eisenbahnstation: Eisenbahn nach Pakräcz — Lipik bezw. Agram — Zakany — Fünfkirchen. Herrschaft über 4000 ha Areal; sandiger Lehm- und Moorboden; grosse Weideflächen. Geschichtliches: Nach angestellten direkten Erkundigungen besteht das Ge- stüt seit 1680 und wurde dieses während der lange dazwischen liegen- den Zeit nur in derselben Familie vererbt. Vom Jahre 1850 ab hatte das Gestüt in Tarnöcza einen Bestand von ca. 200 Pferden, wovon 40 dergleichen Mutterstuten, siebenbürgischen und ungarischen Schlages, die aber von dieser Zeit ab schon mit englischen Voll- und Halbblut-Hengsten gedeckt wurden. Bis vor 1860 deckte hier der Vollbluthengst Adonis von Taurus a. d. Spottless. Vom Vater wurde 1860 das Gestüt an 7 Söhne ver- theilt. Der vorstehende Besitzer als Sohn erhielt 3 Mutterstuten und 7 Fohlen; diese Zahl wurde durch Ankäufe erhöht und so nun 6 — 8 Stuten zur Zucht in derselben Besitzung verwendet. Ausser Adonis deckten ferner noch Codrington und Master Grean, sowie die Halbbluthengste Polmodi und Furioso. 1892 erhielt das Gestüt 18 — 20 Mutterstuten, die sämmtlich dem Halbblut angehörten, sowie ca. 40 Pinzgauer Pferde für den Zugdienst. Die hier gezüchteten Pferde sind stark gebaut und ausdauernd; gute Wagenpferde abgebend. Der durchschnittliche jährliche Fohlenbestand 12 — 16 Stück. Ungarn. 295 Name des Gestüts: TOtlS. Besitzer: G^<^f Moritz Ester hdzy. Topographisches: Totis ist eine Stadt von über 10 000 Einwohnern und liegt südöstlich von Komorn, inmitten mit gräflich Esterhäzy'schem Sommer- schloss und anliegendem, schönen englischen Garten, gegen 15 km von der Eisenbahnstation Neuszöny und 6 km von der Donauschifffahrtsstation Almas entfernt. Der Gestütsbof liegt in nächster Nähe des Schlosses. Die Gegend ist berühmt durch ihre warmen Quellen; der Boden sehr fruchtbar; in der Nähe des Totis-Sees sind sehr gute Weidewiesen. Geschichtliches: Der (1897) anderweit verstorbene Besitzer, Gi'af Nicolaus Esterhäzy von Galantha, übernahm im Jahre 1885 von seinem Vater die Fideikommiss- Herrschaften Totis und Tavaros. Das Zuchtmaterial wurde aus dem bis 1852 zu Mätyushäza (Comitat Veszprim) bestandenen Gestüt zusammengestellt. Letztgenanntes Gestüt (Mätyushäza) bestand seit dem 7. Jahrhundert und war wegen seines vorzüglichen Wagen- schlages (ungarische Stuten mit englischen Hengsten gekreuzt) im ganzen Lande bekannt. Der Grund zur Auflösung konnte nicht erfahren werden. Züchtung: Das Gestüt zu Totis verfolgt ausschliesslich den Zweck, nur Pferde für den eigenen Bedarf zu züchten. Hierzu wurden von jeher 10 bis 15 Mutterstuten incl. 3 Vollblutstuten gehalten. Die Nähe von den Ge- stüten Kisber, Gyarmat, Läng etc. bot Gelegenheit zu vorzüglicher Kreuzung durch ausgewählte Hengsten, da der Ankauf eines Hengstes bis zum Jahre 1856 unterblieb. — Direkte Anfrage durch Einsendung von Fragebogen hatte keinen Erfolg; daher zur Zeit nicht möglich, über gegenwärtigen Stand des Gestüts zu sprechen. Distrikt jenseits der Donau. Comitat Raab. Name des Gestüts: RäbapatOna. Besitzer: Györer Domkapitel. Topographisches: Räbapatona liegt unweit Enese und bildet die Hauptpuszta neben den anderen Puszten Köny, J. Kreny und Markota, die insgesammt zur Herrschaft des Györer Domkapitels gehören. Areal insgesammt 8178 ha. Boden und Weiden sehr gut. Geschichtliches: Das seit vielen Jahren hier bestehende Gestüt enthält ausser den Arbeitspferden ca. 100 Köpfe, wovon gegen 30 Mutterstuten, wozu ein englischer Halbbluthengst gehalten wird. Die Pferde haben eine Grösse bis 170 cm und sind meist von dunkler Haarfarbe ohne Abzeichen. Die hier gezüchtete Rasse gehört dem Nonius- und Furioso-^id,ra.-mQ an und eignen sich diese besonders gut zu Wagenpferden, verrichten aber auch schwere Arbeit. Die Pferde zeigen viel Geschick und Ausdauer. — Weiteres ist nicht bekannt geworden. Brandzeichen: ^"^ "J J^ Das Brandzeichen besteht in einem G K (=:= Györ Kaptalan - Raaber Dom- kapitel). GK 296 Ungarn. Name des Gestüts: Feiiek-KeSZtely (Festetics- Gestüt). Besitzer: Gi'<^f Tassilo Festetics. Topographisches: Kesztely, Marktflecken am westlichen Ufer des Platten- sees mit Schloss des Grafen Festetics; dazu gehört die Puszta Fenek mit dem Gestüt und Schweizei-ei und ist von Kesztely Y2 Stunde entfernt; Kesztely ist Eisenbahnstation. Das Gestüt Fenek besteht aus dem Gestüts- hof und den Gulya-Hof (Hornviehhof). Sämmtliche Gebäude sind solid, zierlich und zweckentsprechend eingerichtet und liegen nahe am Plattensee. Areal gegen 14000 ha; kalkhaltiger Boden (Thon). 7 — 800 Rinder, darunter eine Schweizerheerde von 80 Kühen. Früher bestand hier eine Büffelmeierei. Geschichtliches: Das Gestüt besteht seit Anfang des 19. Jahrhunderts; dasselbe hatte von Beginn der Zucht an (1815 bis gegen 1818) nur aus- gewählte ungarische und siebenbürger Mutterstuten und von 1817 an spanische und auch schon arabische Hengste (Samhan und Massand) eingeführt. Mit dem Besitzwechsel (1847) wurde mit englischem Vollblut gezüchtet und theilweise nur mit arabischem Blut gekreuzt. Von besonderem geschichtlichen Interesse ist, dass, als Baron Erich von Schönberg zu Herzogs walde in Sachsen nach mehrjährigem Aufent- halt in Asien und Afrika 1850 nach Sachsen zurückkehrte und bei dieser Gelegenheit 3 Original-Araber-Hengste mitbrachte, der Graf Festetics seinen Gestütsleiter, Namens Gargen, veranlasste, sich nach Herzogswalde zu begeben und einen solchen Hengst zu erwerben. Gargen kaufte einen solchen Hengst Namens Hadischi- Derwisch Beduin 1863 im Gestüt, dessen Stammbaum nebenstehend man ins Deutsche übersetzt hat. 1853 folgte ein weiterer arabischer Original-Hengst Merjan Komse, aus Brussa in Kleinasien, welchen Baron Schönber-g anderweit mit- gebracht. 1860 wurde dem Gestüt der englische Vollbluthengst Aleppo zugetheilt. 1862 ein IY2 jähriges Hengstfohlen aus Bäbolna Namens Achil Agya VII nach der Vollblutmutter Koreischan (Araber) gezogen, angekauft. 1865 abermals ein englischer Vollbluthengst Lord Chesterfield nach VoUigeur und Touchstone gezogen. Es wurde nun von Vollbluthengsten Englands immer mehr Gebrauch gemacht, indem das Gestüt den Wettrennen sich zuneigte; infolgedessen wurde das Gestüt in eins für Oekonomiezwecke und ein solches für die Rennbahn eingerichtet. Für letzteres Gestüt sind 1 bis 2 Vollbluthengste und ca. 20 Vollblutstuten, besten Blutes, eingestellt. In Kesztely besteht eine eigene Trainieranstalt. Die Gesammtzahl an Pferden beläuft sich für beide Gestüte auf 2 — 300 Pferde. Nach dem Stande von 1882 befanden sich in vorstehendem Gestüt: 1 Araber: Kohely nach Hadischi- Derwisch Beduiji; 1 Araber: Achil Agya vom Königl. ungarischen Staats- gestüt Bäbolna; 1 englischer Vollbluthengst, gezogen von Graf Hahn nach Peldrohis a. d. Delphin (Mecklenburg); 1 Lippizaner, Siglavia; 45 Mutter- stuten, durchgehend hochedle Produkte. Züchtung: Zweck: Feine elegante Jucker und mitunter figurante Reitpferde, die Brandzeichen: Im Frühjahre, ehe die Fohlen auf die ^""^ Weide kommen, erhielten diese an der ^r ^ rechten Ganasche den nebenstehenden f^? Gestütsbi'and hinter der Jochleiste. mjf Dieses Brandzeichen wird jetzt nur (•^r^ gefühi't bei den Fohlen des Gestüts, die für Oekonomiezwecke bestimmt sind. sehr beliebt waren, in neuester Zeit Renn- und Jagdpferde, sowie der grössere Theil zur Beschaffung von Oe- konomiepferden. Ungarn. 297 Abschrift. Gestüts -Zeugniss über einen Original-Araberhengst, der im Jahre 1850 vom Baron v. Schönberg auf Herzogswalde, welcher nach mehrjährigem Aufenthalt in Asien und Afrika nach Sachsen zurückkam, mit noch zwei dergleichen Original-Araberhengsten eingeführt wurde und welchen ersteren Graf Tassilo Festetics für sein in Fenek-Kesztely, Comitat Zala in Ungarn (am Plattensee), seit Anfang des 19. Jahrhunderts bestehendes Gestüt erwarb. Hadischi - Derwisch Bediiin, Araber, dunkelbraun, 11 Jahre alt, 14^/4 Faust hoch, korrekt ge- baut, von viel Knochen, tiefem Leibe, hochedlen Konturen, von sehr flüchtigem Ausdrucke und mit auffallendem Wüstenblicke, war der Hengst, der den Fachmann fesselte und den er kaufte. Sein Stammbaum, aus dem Arabischen ins Deutsche über- setzt, lautet: „Im Namen Gottes des Allbarmherzigen, Dank sei dem Herrn, Herrn des Weltalls. Gebet und Friede dem höchsten Mohamed und seiner Familie und seinen Gläubigen. Nach Allem diesen, dies ist das Pferd von Farbe des Eisen- steins dunkler Rotlibraun von der Rasse aus Nedjit Kohelye Manekt, seine Mutter ist aus der Stute Fendi Baschi Mustaffa Agga Maneki^ sein Vater ist von den Pferden von Farbe des Rotheisen von Achmed Agga Manekt Kohelye, Sohn von Kohelye, und er hat gesaugt die reine Milch seiner Mutter und wird so gleichen denen, von denen er abstammt, den Pferden des leichten und flüchtigen Laufs. Er gleicht den Pferden der Rasse, von denen der Prophet sagt: Der Segen des Herrn sei mit ihnen, Friede sei mit seiner (Prophet) Familie, seinen Nachkommen und den Gläubigen." Unterschriften : Schech Muhamed Agga, Hussan Agga Veledi Simsur, Achmed Agga Veledi Simsur. Zeugen: Fendi Baschi, Mtistaffa Agga, Haiirith Agga Maneki. 298 Ungarn. Name des Gestüts: Zaia-Szent-Gröth. Besitzer: Karl Harkanyi. Topographisches: Szent-Gröth ist ein Marktflecken mit Scbloss, nicht weit entfernt vom Plattensee. Dasselbe ist von Wien aus leicht zu erreichen. Geschichtliches: Ehedem unterhielt obiger Besitzer im Comitat Zemplin, in Kengyel, ein Gestüt, dessen Pferde den Charakter des englischen Halb- blutes trugen. Es wurde dieser aber genöthigt hier von weiterer Zucht, wegen öfter auftretender Erkrankung der Pferde an Milzbrand, abzusehen, dieses Gestüt aufzugeben und dasselbe nach Szent-Gröth, Zalaer Comitat, zu verlegen. Bis 1888 bestand die Zuchtheerde hier aus 14 Mutterstuten, und zwar aus: 1 englischen Vollblutstute, 1 russischen, 1 amerikanischen, 11 englische Halbbluter; die zum grössten Theil aus Mezöhegyes und Kisber stammten und nach da vorhandenen Vollbluthengsten gefallen waren. Zum Decken wurden hier benutzt Orion von Ostreger a.. d. Fraistar, Atlas, später: Bejigali von Kisber a. d. Getroffefi. Nach diesen wurde Lörincz von Cambuscan a. d Sophia Lawrence als Vaterpferd eingestellt. Züchtung: Ausnützung bestand darin, leichte Kutsch- und mittelschwere Reitpferde zu züchten, lieber das Bestehen betr. Gestüts ist trotz öfteren Anfi'agens keine Auskunft eingegangen. Distrikt jenseits der Donau. Comitat Wieselburg. Name des Gestüts: HalbttlUrm. Besitzer: Erzherzog Albrecht von Oesterreich. Topographisches: Halbthurm, schönes Schloss, Eigenthum des Erzherzogs, zur Herrschaft Üngarisch-Altenburg gehörig. Halbthurm ist ausserdem ein Dorf mit über 1300 Einwohnern. Zum Schloss gehört grosse Fasanerie. Geschichtliches: Kaiser Carl VI. hatte bereits gegen Mitte des 18. Jahr- hunderts Anordnung zu Pferdezucht in Halbthurm getroffen; das um jene Zeit deshalb eingerichtete Gestüt enthielt im Anfang viele Beschäler aus Italien und Spanien; um jene Zeit begründete man die spanische Rasse im österreichischen Kaiserstaat. Das bisherige Gestüt hatte sich bis Ende der 1880er Jahre forterhalten; gegenwärtig gilt es mehr für einen Fohlenhof. Der Gesammtpferdebestand der gesammten erzherzog- lichen Herrschaft zählt gegen 400 Stück und werden die von diesen Pferden (Stuten) geborenen Fohlen in Halbthurm untergebracht und aufgezogen, später je nach den verschiedenen Schlägen auf die ver- schiedenen Wirthschaften vertheilt. Die für den Marstall bestimmten Pferde werden leichtere Stuten mit edlen Staatshengsten (Engländer, Araber) ge- deckt. Sämmtliche Pferde des Gestüts finden auf der Herrschaft und im Marstall Verwendung; ein Verkauf von Pferden findet hier nicht statt. 299 Grossfürstenthum Siebenbürgen . Comitat Gross-Kokelburg. Name des Gestüts: MlkeSZäSZa. Besitzer: Baron Adam Radäk. Topographisches: Die bezeichnete Herrschaft hat einen Arealumfang von über 800 ha und liegt diese an der Königl. ungarischen Ostbahn. Gleich- zeitig besteht aber hier nebenan noch ein Gestüt, welches der Frau Olga, geb. Gräfin Lazar gehört, in einem Gute von angekauften und zusammen- gelegten Bauernländereien. Geschichtliches: Das Gestüt wurde von der Tochter des verstorbenen Grafen Moritz Läzär, der das Gestüt Megyesfalva auflöste, 1865 gegründet; von da wui'den 12 Stuten mit übernommen, welche den Zuchtstamm bildeten und wurde dabei von dem Schwiegervater der Besitzerin stammende altsiebenbürger ßasseheerde vergrössert und über einige 20 Stück ver- mehrt, wozu aber auch noch 8 Arbeitsstuten herangezogen wurden. Voll- blutbeschäler waren s. Z. (1887) Wotan und Lehetetlen\ darnach trat an dessen Stelle der Halbbluthengst Cambuscan. Infolge der Entnahme des ersten Stutenstammes aus Megyesfalva, dem ehemaligen Radäk'schen Gestüt, sind die Mikeszäszaer Pferde aus der altsiebenbürgischen Rasse hervorgegangen. Diese sind äusserst hart, ausdauernd und sanftmüthig. Die Unterbringung des Gestüts geschieht theils in Mikeszäsza, theils aber auch auf der, dem Baron Radäk gleich- falls gehörigen Herrschaft Ozt im Albaneser Comitat, hier sind haupt- sächlich die Mutterstuten, dort die Vaterpferde; die Fohlen in Mikeszäsza. Jährlich werden von der Zucht 2 — 4 der besten Stuten eingestellt, sowie im Durchschnitt jährlich gegen 20 Stück Fohlen an den, in ßilak vom Staat unterhaltenen Fohlenbof, 2^2" ^'^'^ Sjährig, abgegeben. Brandzeichen: Aq*???^« *\lsüÄ^^k^ Nebenstehende Brand- zeichen werden gegenwärtig nicht mehr in Anwendung gebracht; wenn gewünscht, dann das zweite Zeichen mit R 300 Siebenbürgen. Name des Gestüts: Gerend. Besitzer: Graf Vihnos Klebeisberg. Topographisches: Das Gestüt liegt am Maros; ca. 500 ha Areal mit Weiden am Aronyosflusse. Geschichtliches: Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hier von dem damaligen Besitzer Graf Kemeny ein Gestüt mit 20 Mutterstuten gehalten. Dasselbe ging später infolge eigenartiger Umstände ganz ein. 1880 kam Gerend durch Erbgang in den Besitz des Grafen Klebeisberg, der sein 1878 gegründetes Gestüt hierher verlegte. Der nur 5 Stuten zählende Mutterstamm ist aus siebenbürgischen, mit etwas arabischem, sowie eng- lischem Halb-, besonders aber mit solchem Vollblut untermischten Pferden entstanden. Die Pferde Gerend's zeigen den Typus des stärkeren Jagdpferdes. Comitat Torda. Name des Gestüts: Abafaja. Besitzer: Baron Andreas Bornemisza. Topographisches: Abafaja ist ein Gut mit bedeutendem Areal bezw. viel Wiesen; dasselbe liegt unweit Szäsz-Kegen und ist das Gestüt selbst ganz ansehnlich. Die Weiden liegen am Fluss Maros. Die Gestütsgebäude sind praktisch hergestellt und die Stallungen zweckmässig eingerichtet. Von Torda aus ist das Gestüt leicht und bequem zu erreichen. Geschichtliches: Die Gründung des Gestüts erfolgte während der Jahre 1800 — 1806 durch die Grafen Elek und Franz Teleki mit Pferden aus dem Gestüt N. v. Wesselenyi, sowie weiter als erste Zuchtpferde aus den Daniel'schen und den Mikos'schen Gestüten. Es waren 6 Hengste und 76 Mutterstuten orientalischer Abkunft in verschiedenen Farben, worin etwas spanisches Blut mit floss. Durch diese Mischung erhielten die Nachkommen jedoch zu feine Schenkel; es wurde daher besonders darauf geachtet, kräftigere Körperformen zu schaffen. Als Beschäler wurden in Abafaja fast immer orientalische oder englische Vollbluthengste benutzt; von ersteren zeichnete sich besonders Armidor aus. Durch stets umsichtige Züchtung hatte man bezüglich der Qualität das Gestüt vor- züglich ausgestattet. Züchtung: Zur Zucht werden 20 — 25 Stuten anglo - arabischer Abstammung und von gleichrassiger Abkunft Hengste benutzt. Die hier gezogenen Pferde sind gelehrig, aufmerksam und gängig. Brandzeichen: Siebenbürgen. 301 Name des Gestüts Szepsi-Szent-Györgl (Kgl. ungarisches Staatshengsten-Depöt). Besitzer: Staats- Fiscus. Topographisches: Genannter Ort ist ein Marktflecken an der Aluta, 4 Meilen nordwestlich von Kronstadt. Geschichtliches: Zu diesem Depot gehören die beiden Unterdepöts zu Homoröd und Dees. Der Wirkungskreis des ganzen Depots erstreckt sich über das Grossfürstenthum Siebenbürgen Die Zahl der Beschäler beträgt 313 Stück; davon sind gewöhnlich 12 — 14 englische Vollbluter, 8—10 arabische Vollbluter und 80 — 90 Lippizaner. Comitat Kokelburg. Name des Gestüts: SzÖkefalva. Besitzer: John Paget Esqu. Topographisches: Genannter Gestütsort ist von Klausenburg ca. 50 km entfernt und führt die Maros-Väsärhelyer Chaussee bis ly. Stunden von SzÖke- falva, wohin der Weg bei Radnöth abbiegt. Ob gegenwärtig Eisenbahn den Weg dahin verkürzt, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Geschichtliches: In Szökefalva begann obiger Besitzer die Pferdezucht mit Vollblutstuten. Columbia nach Robin Hood aus der Biücker-Qtnte : Nininka nach Lapdog aus der Nina; dann aus der Burra Mula nach Samarcand, welche er selbst aus England nebst 12 erprobten Jagdstuten mitbrachte; endlich aus der Madame Lafarge nach Paulus. Diese Stuten wurden gedeckt durch To%s-Up nach Velocipede aus der Delphine, Ruby nach Reveller aus der Turquoise, welche beide Hengste durch eine Gesellschaft Pferdezüchter, auf deren Constituirung Mr. Paget gleichfalls nicht ohne Einfluss blieb, für Siebenbürgen angekauft wurden; dann The Duke of Wellington. Das früher in Szökefalva bestandene Gestüt eines Freiherrn von St. Keresky ist in anderen Besitz übergegangen und verlegt worden. Während der Jahre 1848/49 wurde, infolge revolutionärer Ereignisse, das Gestüt beraubt; es büsste dadurch 80 Stück theils Vollblut-, theils Halbblutpferde und dann noch 12 Mutterstuten des alten sieben- bürgischen Schlages ein. Eine der Jagdstuten, dann einige sieben- bürger Stuten, welche wieder in das Gestüt zurückgelangten, wurden durch Phaenomenofi, dann durch die Halbbluthengste Grt'W(5/^r und Toss-Up gedeckt, nach welchem im Gestüte der Hengst Cai'tor nach Cato in Zsibö gezogen, vervrendet wurde. Bestand ca. 30 Pferde, hauptsächlich Reit- und Jagdpferde. Brandzeichen: 302 Siebenbürgen. Name des Gestüts: Bethlen Szent Miklös und M. Nagy-Ikland. Besitzer: Graf Josef und Graf Ladislaus von Bethlen. Topographisches: üas bezeichnete Gestüt ist während des Sommers in St. Miklös und während des Winters in Nagy - Ikland untergebracht. Die Abwechselung kommt daher, weil in ersterem Orte die Weide für die Fohlen eine günstigere ist, sowie, dass während des Winters die Besitzer sich das Gestüt in der Nähe ihres Wohnortes wünschen. St. Miklös ist ungefähr über 100 km von Klausenburg entfernt; es hat sehr gute Weiden. Nagy-Ikland dagegen liegt nur über 80 km von genannter Stadt. Es liegt am Rande der sogenannten Mezöseg — eine Spezialität des Landes Siebenbürgen — Hügelland mit vielen Abwechselungen; Mangel an fliessendem Wasser, in einer Thalmulde mit charakteristischen Eeizen. Geschichtliches: Das Gestüt ist bereits sehr alt; dasselbe stammt von dem Gross- bezw. Urgrossvater des gegenwärtigen Besitzers, Graf Ladislaus von Bethlen zu Radnöth, welcher anfangs vorigen Jahrhunderts die Pferde- züchtung nach dortiger Art auf die höchste Stufe brachte. Es wurden von diesem nur reine Siebenbürger gezüchtet und hatte dieser hierzu weit über 100 Mutterstuten in Benutzung. Es wurde in diesem Gestüt für stete Veredelung des Blutes gesorgt. Hierzu wurde von dem der- zeitigen Besitzer aus Zsibö der Vollbluthengst Alexander gekauft, dessen Produkte jedoch die der Stammzucht nicht erreichten. Nach dem Tode des Grafen Ladislaus wurde der grösste Theil des Gestüts vei'kauft; der Graf Josef von Bethlen behielt 16 Mutter- stuten für sich zurück. Zu diesem Stamme kamen 1817 bei der Ver- mählung des Grafen Josef mit Comtesse Esther von Thoroezkay aus dem einst berühmten, 1848 aber durch Plünderung gänzlich zerstöi'ten gräflich Paul Thoroczkay'schen Gestüte zu Gyeres Szent Kiräly 1 Hengst und 6 Stuten. Mit diesem Material wurde die Zucht ohne fremde Beimischung und bei strenger Reinhaltung des Siebenbürger Stammes bis 1842 fort- gesetzt. In demselben Jahre wurde auch der Vollbluthengst Malek, welcher sich sehr vortheilhaft vererbte, angekauft. Der folgende Leiter des Gestüts, Ladislaus von Bethlen, Sohn des Grafen Josef, kaufte vom Grafen Franz von Teleki zu Saromberke den Vollblut- Araberhengst Emir, dann aus dem Gestüte des Freiherrn Nicolaus von Wesselenyi zu Zsibö den Hengst Cicero, weicher von Cato a. d. Alborac stammte. Cicero ging 1865 ein Züchtung: Die Pferde dieses Gestütes sind ausdauernd, zeichnen sich durch hübsche Formen und starke Knochen aus und besitzen sehr viel Feuer. Mit 16 — 17 Jahren sind diese Pferde , auch wenn sie gebraucht wurden, noch immer sehr schneidig und erhalten sich in der Regel fehlerfrei. Im Sommer gehen die Pferde auf die Weiden, übernachten dabei in halb- gedeckten Schuppen und überwintern dann in den Stallungen zu Nagy-Ikland. Brandzeichen: ^ZX ,^^^ ^^^ Stuten wurden rechts, die Hengste links mit nebenstehendem Brandzeichen auf der Hinterbacke ge- zeichnet. Siebenbürgen. 303 Name des Gestüts: SarOtTlberke. Besitzer: G'f'f^f Franz Teleki. Topographisches: Das Gestüt liegt von Klausenburg ca. 100, von Hermann- stadt gegen 130 km entfernt, an der, das Gi-ossfürstenthum Siebenbürgen beinahe durchschneidenden Poststrasse, in der Nähe der Poststation Ernye, in demselben Marosthale, in dem auch das Gestüt Gernyeszeg (s dasselbe) liegt. Das Gestüt selbst befindet sich in eleganter Parkanlage, in der auch das herrschaftliche Schloss liegt. Dem Schloss gegenüber, und von demselben durch einen breit-en Hof, in dem eine offene Reitschule sich befindet, getrennt, stehen die Stallgebäude, in welchen über 200 Pferde reichliches Unterkommen finden; ausserdem befindet sich in Saromberke noch eine überdeckte Reitschule von vorzüglicher Konstruktion. Weiden liefern reichlich, gesundes Futter. Die Fohlen, für die zu ihrem Schutze gegen die Witterung nur aus Zweigen geflochtene Stallungen bestimmt sind, haben sich stets im Freien zu bewegen; nebenbei wird Hafer gefüttert; die Entwickelung der Thiere ist eine vorzügliche. Die Weiden reichten vom Gestüte bis zur Maros. Geschichtliches: Vom gegenwärtigen Besitzer wurde genanntes Gestüt von dessen Vater, einem passionirten Pferdeliebhaber (Siebenbürger Hofkanzler G. Samuel Teleki) 1811 übernommen. Der Bestand war damals 80 rein Siebenbürger Mutterstuten, nebst mehreren, theils im Gestüt erzeugten, theils mit den besten fremden siebenbürgischen Hengsten gekreuzten Be- schälern. Um von neuem einen sehr guten Reitschlag zu züchten, begann der Besitzer damit, von den 80 Stuten die Hälfte zu verkaufen und be- hielt von den edlen Hengsten zwei der besten: Andaluso und Spaniol. Beide Hengste waren Abkömmlinge von edlen Hengsten, deren Ahnen im Erbfolgekrieg nach Siebenbürgen kamen und in der Zeit mit der Original -Siebenbürger -Rasse, die so lange Jahre bewährten sogenannten Siebenbürger erzeugten. Der inmittelst wieder auf 40 Stuten an- gewachsene Bestand wurde dem Besitzer zu gross und es wurde das Gestüt zum zweiten Male gemustert und nur der reine Reitschlag von 24 Stuten behalten. Im Jahre 1825 kaufte der Besitzer 2 Hengste: Bikk Nr. 1 und Bikk Nr. 2, von Baron Brüdern in Gyöngyes (Heveser Comitat, Distrikt diesseits der Theiss), welche Abkömmlinge von dem alten Original -Araber- hengst Bikk waren, als auch eine von den in den Jahren 1828 — 1831 jährlich nach Mezöhegyes zu den Original -Arabern Messrour und Siglavy geschickten Stuten, eine schöne und in diesen Jahren im Lande berühmte Rasse, arabischer Abkunft. Um bezeichnete Zeit war, nach Berichten Erdelyi's, das Graf Samuel von Teleki'sche Gestüt mit vorzüglich aus- gewählten Vaterpferden, orientalischer und auch spanischer Abkunft, ver- sehen, die den Reit- und leichten Wagenschlag repräsentirten. Im Jahre 1834 kaufte der Besitzer des Gestüts bei der Veräusserung des Brudern- schen Gestüts in Gyöngyes zwei Original-Araberstuten, Samhan und Zarif, und den Hunyadyschen Vollblut-Araberhengst Sade. Eine hippologische Merkwürdigkeit ist, dass im Jahre 1834 die im fünften Jahi'e in Gyöngyes erkaufte Araber - Vollblutstute Zarif 12 Jahre hindurch, ohne auszusetzen, 12 Fohlen, und zwar sämmt- 304 Siebenbürgen. lieh Vollblut, im Gestüt geworfen hat. — Als das Gestüt in schönster Blüthe stand, hatte es das Unglück, dass durch Ansteckung in demselben die Rotzkrankheit ausbrach und in dem Jahre 1857 der gesammte Pferde- bestand bis auf 4 Halbblut- und 1 Vollblutstute vertilgt werden musste. Aus diesen .5 Stuten und 7 Mutterfohlen entstand das Gestüt wieder und es wurde aus dem Kaiserlich spanischen Stalle in Wien ein Lippizaner Hengst, Murillo, gekauft, der bis hoch in die 1860 er Jahre nebst einem Halbbluthengst Sade in Saromberke belegte. Züchtung: Als das Gestüt von Samuel Teleki auf Franz Teleki 1869 überging, zählte dasselbe ca 130 Pferde; diese waren meist spanischer Abstammung und gehörten dem Reit- und leichten Wagenschlag an. In neuerer Zeit zählte das Gestüt 22 Mutterstuten. Alle Pferde sind jetzt englischen oder arabischen Halbblutes. Brandzeichen: Wie nebenstehende Brandzeichen zeigen, wurden die im Ge- stüte erzeugten Pferde unter dem Besitz des Samuel Teleki mit dem erst gezeich- neten und später mit dem andern ange- führten Brandzeichen bis gegen Ende der 1850er Jahre an der linken Hinterbacke gezeichnet. Comitat Torda. Name des Gestüts: oBrpcltSlk. Besitzer: G^^f Karl Teleki. Topographisches: Gegenüber dem Schlosse Gernyeszeg liegt Särpatak am rechten Ufer der Maros, ziemlich inmitten der Strasse von Klausenburg- Hermannstadt. Das Schloss Särpatak liegt dem von Saromberke gegen- über; zu ersterem gehört noch eine Besitzung, Namens Banyabük. Geschichtliches: Das genannte Gestüt wurde während der 1770er Jahre gegründet und errang sich in seiner Umfänglichkeit und Qualität be- deutenden Ruf. Die Zahl der Pferde stieg auf gegen 140; diese waren früher spanischer, türkischer und englischer Abstammung, die dem leichten Reitschlag angehörten. Gegen 1823 — 1826 waren ungefähr zwischen 40 — 50 Mutterstuten vorhanden, wozu Hengste spanischer Rasse Ver- wendung fanden und zwar Daru, Brillatit, Superbo etc. Die Nachzucht zeigte verschiedene Fehler in der Bauart: lange Fessel etc. In ähnlicher Weise wurde allerdings auch mit Vortheil gezüchtet bis in die 1880 er Jahre, zu welcher Zeit dem Gestüt 8 Pferde englischen Vollblutes und eine Anzahl ebensolcher Halbblutthiere bezw. Stuten zugebracht wurden. Zum Decken der Mutterstuten werden zur Zeit noch englische Vollblut- hengste verwendet, nach Umständen zuweilen aber auch englisches Halb- blut. Dasselbe Gestüt wurde nach letzterer Zuchtrichtung mit englischem Blut den dortigen Verhältnissen angemessen und bis zur Zeit fortbetrieben. p . • . ^^^^^^ ^^^ nebenstehende Brandzeichen wurde '^^^^ bis zum Ableben des Grafen Michael Teleki zu Anfang des 19. Jahrhunderts bis später den jährigen Fohlen auf die rechte Seite der Hinterbacke aufgebrannt. Siebenbürgen. 305 Name des Gestüts: Nagy-ErtSG. Besitzer: Gr. or. Erzpriester Traian Mefcaren. Topographisches: Genannter Ort liegt an der kleinen Maros unweit von Szasz-Regen. Geschichtliches: Graf Michael Toldallagyi errichtete am bezeichneten Orte gegen die 1830 er Jahre ein Gestüt, welches gegen 24 Mutterstuten zählte und einen Bestand überhaupt von gegen 40 Pferden hatte. Diese ge- hörten verschiedenen Rassen an und bestand die Absicht, hauptsächlich Remonten für das Militär zu erzeugen. Der genannte Besitzer starb Ende der 1860 er Jahre und wurde damit eine Auflösung des Gestüts herbeigeführt. Es ging hiernach die Besitzung in die Hände von Juden über, bis es von diesen, nach Berichten , Grassmanns", auf oben bezeich- neten Besitzer überging, der beabsichtigte, daselbst Pferdezucht weiter zu betreiben. Comitat Torda. Name des Gestüts: MeZÖ-MeheS. Besitzer: Graf Akos Beldi. Topographisches: Die Besitzung hält ein Areal von gegen 700 ha an bergigen Hängen mit vielen Weiden. Das Gestüt ist von Torda aus (Thornburg), Marktflecken am Aranyos, über den eine hölzerne bedeckte Brücke führt, auch südöstlich von Klausenburg aus, nach Zurücklegung von einigen 20 km Landwegs zu erreichen. Geschichtliches: Während der 1840 — 1850 er Jahre wurde genanntes Gestüt von dem Vater des gegenwärtigen Besitzers (Graf Franz Beldi) gegründet. Es wurden hierzu englische Halbblut- und siebenbürgische Stuten ver- wendet und dazu Staatshengste benutzt: Gidran, Nonius, Gladiateur, Obero?i, Zdlan etc. Es werden in der Hauptsache ca. 15 Mutterstuten gehalten, die der Abstammung nach dem englischen Halbblut- bezw. der siebenbürgischen Rasse angehören; insgesammt bilden das Gestüt ca. 50 Pferde. Es sind dies starke, gängige Thiere. Züchtung: Zuchtziel besteht in Erzeugung von Wagenpferden und grossen Reitpferden. Jährlich werden ca. 8 — 9 Fohlen geboren; die besten davon werden zur Zucht eingestellt, die übrigen freihändig verkauft. Die Jähr- lingsfohlen erzielen durchschnittlich den Preis von 600 Mark. Briiuor, Gestüte. 20 306 Siebenbürgen. Name des Gestüts: Kokelburg. Besitzer: IVitiwe des Grafen Josef Bethlen. Topographisches: Dieses Gestüt liegt an der Kokel, einsm kleinen Flüsschen; dasselbe steht bezw. stand mit dem Landwirthschaftsbetrieb in Verbindung. Der Weidegang ist sehr gut. Geschichtliches: C4enanntes Gestüt wurde ungefähr mit Beginn des vorigen Jahrhunderts gegründet; anfangs wurde fehlerhaft gezüchtet, gegen 1811 bis 1812 wurden schönste und edelste Mutterstuten und mehrere Hengste echt spanischer Abkunft in das Gestüt gebracht, wodurch dasselbe nach und nach in grosses Ansehen kam. Die Zahl der Pferde belief sich nach und nach auf 120 — 130 Stück. Die Nachkommen mehrerer Generationen lieferten den Beweis von der Zweckmässigkeit der eingeschlagenen Zucht- richtung. — Ob zur Zeit das Gestüt noch besteht, konnte nicht fest- gestellt werden. Brandzeichen: 3 Comitat Küküli (Kokelberg). Name des Gestüts: KerBSd. Besitzer: Gabriel Bethlen, früher: Paul Bethlen. Topographisches: Keresd liegt im Gebirge zwischen Birthelm und Schäss- burg, von 2 Bächen umflossen, die die Kokel aufnimmt; Areal 1393 ha. Geschichtliches: Das Gestüt wurde um das Jahr 1770 von dem Urgross- vater des gegenwärtigen Besitzers gegründet und mit arabischen und spanischen Abkömmlingen besetzt Das Gestüt kam damals in sehr guten Ruf wegen des darin gezogenen grossen Wagenpferdeschlages mit edlem Blut. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts war die Zahl des ge- sammten Pferde bestandes über 150 mit einer Stutenzahl von einigen vierzig. Später ging das Gestüt zurück, weil der ürstamm an arabischen und spanischen Stuten verlor und man sich andei-en Verhältnissen an- bequemte. In neuester Zeit ist die Zahl auf 40 zurückgegangen und befinden sich darunter nur wenige Zuchtstuten, da die Zahl der jährlich geborenen Fohlen sich nur auf 5 6 belief. Man sucht hier in den Zuchtpferden die alte siebenbürger Rasse möglichst zu erhalten, indem man reinblütige Beschäler zum Bedecken benutzt. Brandzeichen: \^ Siebenbürgen. 307 Name des Gestüts: KenCÜ-Lona. Besitzer: Erben des Grafen Maximilian Teleki. Topographisches: Das Gestüt wird auf einem zur Herrschaft gehörigen Gute mit über 500 ha Areal im Szäthmarer Comitat liegend, betrieben. Kendi- Löna liegt einige 30 km von der Eisenbahnstation Bonszida und 5 km von Välaczüt entfernt. Geschichtliches: Die Gründung des genannten Gestüts erfolgte 1880. Es wurden aus hervorragenden, benachbarten Gestüten eine Anzahl englische Halbblutstuten angekauft und ausserdem noch einige Stuten der alten siebenbürgischen Rasse zur Zucht aufgestellt. Von Beschälern wurde um die Zeit der Gründung der englische Vollbluthengst Prince Paris, des Baron Bela Wesselenyi zu Zsibo, besonders erwähnt. Das Gestüt ist ca. 100 Köpfe stark; davon sind 25 — 30 Mutter- stuten für die Zucht bestimmt, zu deren Bedeckung meist Staatshengste genommen werden (z. Zt. Vollbluthengst Ostreger, der englische Halbblut- hengst Nonius XXIII). Die Pferde sind kräftige, breite, tiefgebaute Tbiere mit kurzer Halsung, etwas schwerem Kopf 'und kurzen, stämmigen Extremitäten. Jährlich werden durchschnittlich 20 — 25 Fohlen aufgezogen. Die Fohlen werden in Kendi-Löna untergebracht und gepflegt, die Mutter- stuten mit den jüngsten Fohlen in Hoszszfalva. Züchtung: Zuchtzweck und -Ziel: Erzielung eines starken, grossen, leicht- beweglichen, feurigen Pferdes für Reit- und Wagendienst, welches für die siebenbürgischen Verhältnisse sich eignet, hauptsächlich zur Abgabe guter Beschäler. Stuten werden, wenn sie zur Zucht geeignet erscheinen, dazu verwendet, ferner wird Wirtlischaftsbedarf gedeckt, der Rest wird verkauft. Brandzeichen: Besonderes Gestütsbrandzeichen wird nicht geführt, dahin- gegen aber nur die Jahreszahl, das Geburtsjahr des Fohlens, rechter- seits und die Ordnungszahl linkerseits aufgebrannt, welche anzeigt, das wievielte der im laufenden Jahre geborenen Fohlen es ist Comitate Torda und Mittel- Szolnok. Name des Gestüts: HcldcLU. Besitzer: Jos. von IVesselenyi. Topographisches: Das Gestüt der Herrschaft Hadad ist von Debreczin aus nach Zurücklegung eines längeren Landweges, der anmuthig durch uralte Eichenwaldungeu führt und auf der Puszta Apäcza liegt, von da aus in einer halben Stunde zu erreichen. Die Lage des Ortes ist eine ausnehmend schöne, sämmtliche Gebäude des Gestüts nebst den Stallungen sind schön in Stein ausgeführt. Geschichtliches: Sämmtliche von Wesselenyi'schen Gestüte hatten bis 1734 bezüglich ihrer Entstehung und hinsichtlich des Betriebes eine gemein- same Geschichte Später traten infolge Familienverhältnisse verschiedene Aenderungen ein. Ein Beweis für die Thatsache, dass die Familie Wesselenyi die Pferdezucht seit .Jahrhunderten betrieb, liegt in der Ver- 20* 308 Siebenbürgen. fügung des Franz von Wesselenyi, welcher dem König Stephan Bathory als Oberhofmarschall nach Polen folgte und seine Besitzungen in Ungarn und Siebenbürgen seinen beiden Söhnen hinterliess. In einer diesfallsigen, 1573 ausgefertigten Urkunde erwähnte der aus der Heimath Scheidende ausdrücklich seine Pferdeheerde und empfahl seiner Zeit dieselbe als im Kriege sehr tauglich und hob ferner hervor, wie sehr dieselbe ihm in zahlreichen Feldzügen gegen die Türken und Tartaren gedient, wie oft sie ihm das Leben gerettet und ihn zu Sieg und Ruhm getragen etc. Die ursprüngliche Abstammung der von Wesselenyi'schen Pferde ist nicht mehr zu ergründen; die Theilung der Gestüte erfolgte um jene Zeit (1734). Jos. von Wesselenyi errichtete sein Gestüt in Hadad. Zur Zucht wurden die besten Stuten des Gestütes gewählt (Siebenbürger), die von den besten Voll- bluthengsten Cato aus Szibo, Asslan, ebendaher, ferner von Phaenomenoji und Ruhy gedeckt wurden. 1856 wurde der Vollbluthengst He7-r Dimst getauft. Züchtung: Bestand des Gestüts waren um die damalige Zeit die Hengste: Roi (Rappe), Mylord (Fuchs) und Sarkctny (braun, arab. Abkunft), nebst 45 Mutterstuten. Gesammtbestand 1793 gegen 250 Pferde mit über 150 Stuten. Das Gestüt wurde hart erzogen, die Pferde blieben stets unter freiem Himmel, "um abzuhärten, wobei dadurch auch Nachtheile zu ver- zeichnen gewesen sein sollen. 1858 wurde im Gestüt der Vollbluthengst Y. Conyngham a. d. Rebecca nach Conynghajn eingestellt und 1859 aus dem Hofgestüt Kladrub der Hengst Y. Serivent angekauft. Infolge Erbschaft ging 1875 das Gestüt in den Besitz von Nikol. Wesselenyi in Görczön über, der dasselbe hier auflöste und es nach letz- terem Gestütsort übersiedelte Comitat Torda. Kreis Torda. Name des Gestüts: Gyeres-Szent-Klräly. Besitzer: Baron Andor Jozsika. Topographisches: Die Besitzung liegt am Aranyos-Fluss, über den eine be- deckte hölzerne Brücke führt, die man zu passiren hat, um zu obigem Gestüte zu gelangen, und ca. 30 — 40 km südöstlich von Klausenburg entfernt. Die Gegend soll zur Unterhaltung der Pferdezucht eine der schönsten und geeignetsten Siebenbüi'gens sein. Geschichtliches: Ueber dieses Gestüt ist nur so viel bekannt, dass selbiges vor dem gegenwärtigen Besitzer einem Baron Paul Thoroezkay über 50 Jahre gehörte und von letzterem längere Zeit mit Erfolg betrieben wurde. Züchtung: Es wurde von Anfang an in obigem Gestüte das edle „ Sieben- bürgische" Pferd gezüchtet. Ueber Ahstammung ist, nach Erdelyi, orien- talisches, spanisches, theils auch holsteinisches Blut eingeführt. Brandzeichen: f Siebenbürgen. 309 Name des Gestüts: DräQ. Besitzer: Baron Franz IVesselenyi. Topographisches: Die Gegend um Drag, welches im Thale liegt, ist gebirgig, die Weiden befinden sich auf den umgebenden Anhöhen, die von einem Bach bewässert werden. Um nach dem Gestüt zu gelangen, dürfte es am ge- rathensten sein, dasselbe von Klausenburg aus zu besuchen (einige 20 km Entfernung). Das Gestüt befindet sich im Sommer auf der Weide, im Winter in den Stallungen. Geschichtliches: Grosse Verdienste um die Pferdezucht hat sich hauptsäch- lich Nikolaus Wesselenyi in Zsibö in Siebenbürgen gegeben, wie solches die Grafen Stefan Szechenyi und Josef Hunyady um Ungarn es gethan. Nikolaus Wesselenyi starb 1850; es war derselbe ein grosser Reiter und Fahrer. Während der Jahre 1820 — 1830 bestand das damalige Stefan Wesselenyi'sche Gestüt zu Drag aus Abkömmlingen türkischen und spa- nischen Stammes, gezogen aus alten siebenbürger Mutterstuten. Nach 1830 wurde die Veredelung durch Vollblut aus Zsibö erzielt. Im Brandzeichen n Jahre 1833 wurden für obiges Gestüt aus Zsibö mehrere Vollblutstuten über- nommen: Claudia, Eut erpe eic. Zweck: Renn- und Jagdpferde. Bestand jeweilig 1 Vollbluthengst, 4 Vollblutstuten, 23 Halbblutfohlen. Sachsenstuhl im sogenannten Weinland. Distrikt Schässburg. Name des Gestüts: GrOSS-Bunil. Besitzer: Graf Gregor Bethlen. Topographisches: Gross-Bunn liegt in der Nähe von Schässburg (Saxoburgum, magyar. : Szegesvar) an der grossen Kokel, ca. 60 km nordöstlich von Hermannstadt. Geschichtliches: Obiger Besitzer unterhielt hier ein Gestüt, welches dem Gestüt des Nikolaus von Wesselenyi in Zsibö entstammte und die sämmt- lichen Zuchtthiere Nachkommen dessen C(a;'5-örr- Rasse waren. Im Jahre 1775 übernahm der Grossvater des Baron Miklös Wesselenyi zu Zsibö den spanischen Hengst Cicero mit ausgezeichneten Eigenschaften, die des letztern Sohn Cäsar insbesondere auf die Nachkommen fortpflanzte. Bis gegen 1812 sollen noch mehrere Abkömmlinge des letzteren Hengstes vor- handen gewesen sein. Später sind die Nachkommen zu klein geblieben und hatten sich fehlerhaft gezeigt. Es hätte dennoch, eine Verbesserung der Zucht stattfinden müssen. Der Be- Brandzeichen sitzer starb 1876 und wurde das Gestüt aufgelöst. Der Gesammtbestand soll auf über 100 Pferde sich belaufen haben, wovon ca. 30 Stuten und 2 — 4 Hengste in Abrechnung zu bringen sind. 310 Siebenbürgen. Name des Gestüts: FogaraS (Kgl Ungar. Staatsgestüt). Besitzer: Sfaafs-Fisciis. Topographisches: Genanntes Gestüt befindet sich in einer Staats-Domäne und liegt dieselbe zwischen Hermannstadt und Kronstadt. In der Nähe von Fogaras befindet sich ein kleines Dörfchen mit Namen Szombatsalva, welches von Rumänen bewohnt und dasselbe als Sub Station dem Gestüt Fogaras zugetheilt ist. Das Areal des Gestüts beläuft sich auf ca. 3600 ha. Ausser dieser genannten Substation stehen darunter noch 3 Orte behufs Unterbringung der Gestütsprodukte. Für ca. 300 Pferde auf 400 ha genügende Weide. Geschichtliches: Infolge der Landestheilmig 1868 fiel Fogaras Ungarn zu; das vorgefundene Pferdematerial wurde nach Rasse genauer Prüfung unterworfen, es wurden fei'ner die Boden- und klimatischen Verhältnisse den Rassen und Schlägen angepasst und deshalb die bisher in Mezöhegyes gezüchteten Lippizaner nach Fogaras überführt; auch wurde Aveiteres Zuchtmaterial aus Lippiza bezogen. 1895 sollte das Gestüt aufgelöst werden, aber es blieb infolge gemachter Vorschläge erhalten. Nach den neueren Bestimmungen besteht die Aufgabe darin, ein gutes brauchbares Militärpferd zu züchten, welches hier bisher nicht erzeugt wurde, und andererseits die Landespferdezucht mit zu heben. Als Beschäler fand um jene Zeit Verwendung: Favory, a. d. Original- Lippizaner-Stute Neapolitano Valdamore, der bis 1882 deckte. Die aus Lippiza übei'nommenen Zuchtthiere: Neapolitano, Pluto und Conve?-sano sind die Gründer besonderer Stämme in Fogaras, deren noch Cotiversano, Neapolitano, Favory, Maestoso und Schagya zuzuzählen sind. Dieses Zucht- material der Lippizaner Rasse, aus den 4 alten, bewährten Familien zu- sammengesetzt, dienen vorzüglich für „siebenbürger Vollblutzucht" (s. unten Angaben: Nörners). Züchtung: Zuchtzweck: Jährlich werden gegen 30 vierjährige Hengste an die Staatshengstendepöts abgegeben. Brandzeichen : Nach Mittheilungen Dr. Nörner's erhalten bei der Abspänung die Fohlen links hinter dem Schulterblattknorpel an der Sattelseite den Vaterbrand und daneben die Nummer des Vaters. Unterhalb dieses Brandes kommt der Rassenbrand der Mutter. Auf der rechten Sattelseite wird die Nummer des Fohlens, d. h. das wievielste Fohlen es in dem betreffenden Jahrgang nach ein und dem- selben Vater ist, angebracht, darüber kommt der Gestütsbi-and : F mit Krone und Kreuz (Reichs- apfel mit schiefliegendem Kreuz). Siebenbürgen. Vaterbrände. 311 Name des Hengstes. Brandzeichen. Name des Hengstes, i Brandzeichen. Conversano Favory Jncitato Maestoso c Neapolitano Pluto Pluto Palermo Rassenbrände. N P Rasse. Conversano- . . .-| Favory ''i Maestoso- . Brandzeichen. G) 4 Rasse. Neapolitano- . .^ Brandzeichen. X Pluto- 7 S fc Schagya- O 312 Siebenbürgen. Name des Gestüts: Czäky-GarbÖ. Besitzer: Ludwig Jösika von Branyicska. Topographisches: Genanntes Gestüt befindet sich in 2 Orten, nämlich in Czäky-GarbÖ und in Szamosfalva. Bis dato ist unbekannt geblieben, wie eine eventuelle Reise dorthin ausgeführt werden kann, weil neuere Nach- richten hierüber nicht eingingen. Fest steht jedoch, dass man die Eisen- bahn bis Grosswardein benützt und von da aus die Reise nach den be- zeichneten Gestüten antritt. Die Strassen sind in Siebenbürgen, wie ver- sichert wird, gut, die Gegend soll romantisch sein. In Garbo befanden sich stets die Hengste und Mutterstuten; letztere wurden später von Szamosfalva entfernt, weil die Weiden auf dem dortigen mit Salzbestand- theilen übersättigten Boden deren Fruchtbarkeit beeinträchtigten. Der junge Nachwuchs gedeiht in Szamosfalva gut und verbleibt dieser daher auch dort. Geschichtliches: Das vorstehend bezeichnete Gestüt ist aus einem der gräflich Vass'schen Gestüte Siebenbürgens, welches letztere den ältesten Zeiten an- gehörte, entstanden. Das Material hierzu wurde auf das peinlichste ge- wählt und nur gesucht, das Gestüt auf die höchste Blüthe zu bringen, daher war dasselbe quantitativ zurückgegangen, ist aber qualitativ durch die folgenden Besitzer verbessert worden. Züchtung: Das alte siebenbürgische Blut mit Lippizaner- und englischem Vollblut zu veredeln. Comitat Kokelburg. Name des Gestüts: BUZäS-BeSenyÖ. Besitzer: Paul von Thtiröczy. Topographisches: Von Klausenburg liegt das bezeichnete kleine Gestüt gegen 60 km entfernt. Die Gegend ist etwas hügelig, mitunter auch etwas gebirgig, und sie bietet reichliche Weiden, wobei sich die Pferde gut entwickeln. Geschichtliches: In Buzäs-Besenyö bestand früher kein Gestüt, doch wurden, wie allenthalben in Siebenbürgen, aus einigen Stuten stets gute Pferde gezogen. Der gegenwärtige Besitzer übernahm von seinem Vater einige Stuten, sowie einige durch Ankauf. Das Stutenmaterial ist durchaus alt- siebenbürger Abstammung, welches überhaupt tüchtig ist. Der Typus der hier gezüchteten Pferde ist ein ausgesprochen orientalischer von dunkler Farbe. Züchtung: Der Bestand war bis 1860 1 Vollbluthengst: Siglavy (Rappe) aus dem Stamme Siglavy, 12 siebenbürger Rasse-Stuten, 18 siebenbürger Fohlen verschiedener Jahrgänge. Gegenwärtiges Bestehen des Gestüts ist bis zur Zeit nicht bekannt geworden, doch lässt sich solches annehmen. Si eb enbürgen . 313 Name des Gestüts: Folyfalva. Besitzer: Reginald von Tolnay de Sellye. Topographisches: Folyfalva liegt in der Nähe von Akosfalva, meist im Nyara- thal mit einem Fluss. Der Boden ist humusreich, auch lehmiger Sand- boden und etwas sumpfig. Weiden in der Thalniederung. Areal gegen 250 ha. Geschichtliches: Die Gründung des Gestüts erfolgte 1878 und wurde das- selbe zusammengesetzt aus Stuten des Baron von Wesselenyi in Hadad, des Baron Banffy in Välaszüt, sowie zum Theil aus solchen des von Tolnay'schen Gestüts in Gälfalva. Als Beschäler wurden verwendet: Furioso V (Mezöhegyer Zucht), Zsibö von Zetland und Prince Paris von The Duke a. d. Abbes von Robert. Von 1884 an deckte der Vollblut- hengst Miklös von Buccaneer a d. Voltella von Voltigeno, von der (1884) 30 Stuten im Gestüt standen. Züchtung: Die Zuchtrichtung geht darauf hinaus, ein starkes Jagdpferd, Halbblut mit leichten Gängen, zu erlangen. Sämmtliche Pferde des Gestüts tragen den Charakter von Jagdpferden und grösseren Juckern an sich. Bestand an Pferden gegen 100. Die Fohlen werden mit 5 Monaten abgesetzt. Die besten Stuten werden ins Gestüt eingestellt, zwei- und dreijährig werden Hengste und Stuten hinsichtlich der Tauglichkeit aus- probirt, später geritten und gefahren, und eventuell verkauft. Land der Sz ekler. Stuhl Marcs. Name des Gestüts: FJatfaiva bei Schässburg. Besitzer: G^^^f Stephan Mikö. Topographisches: Das Gestüt lag zwischen Udvarhely und Segesvär unweit Szekely-Keresztur und hatte sehr gute Weiden. Geschichtliches: Die Pferde dieses Gestüts waren meist orientalischer Abkunft und stammten theils aus dem Gestüte Zsibö, theils aus dem Gestüte Datos (Comitat Torda). Das Gestüt zählte stets 100 — 120 Pferde, wor- unter sich 30 — 35 Mutterstuten befanden. Nach dem Ableben obigen Besitzers während der Mitte der 1850er Jahre ging das Gestüt Fiatfalva vollständig ein. Brandzeichen: 314 Siebenbürofen. Name des Gestüts: GemyeSZeg. Besitzer: Graf Donwkiis Teleki. Topographisches: Genanntes Gestüt lag in der Nähe des Marosflusses, das Schloss Gernyeszeg liegt inmitten des Ortes gleichen Namens und ist dasselbe in grossem, eleganten Styl erbaut. Reizend anmuthige Anlagen bieten von einzelnen höheren Punkten überraschende Fernsichten. Gernyeszeg ist von Klausenburg ca. 100 km, von Szäsz-Regen ca. 10 km und von Hermannstadt ca. über 100 km gelegen und ist auf der Strasse, die in die Bukowina führt, leicht zu erreichen. Ob gegenwärtig Eisenbahnver- bindung dahin besteht, wurde nicht bekannt. Das Marosthal wird hier enger, doch finden sich an beiden Ufern dieses Flusses noch ausreichende Flächen zur Weide. Auf diesen Abhängen weideten einst zahlreiche Gestüte bei reichlicher Nahrung, gesunder Luft und stärkender Bewegung. Am Schloss, das auf einer Anhöhe liegt, war eine sorgfältig gepflegte Maulbeerpflanzung angebracht. Geschichtliches: Die Pferdezucht wurde in Siebenbürgen seit ältesten Zeiten betrieben, und zwar fi'üher als ein Gegenstand der Liebhaberei und aristokratischen Selbstgefühls erachtet. Sie war aber auch durch Landes- verhältnisse ein Bedürfniss. Verkehrswege fehlten. Jeder war gezwungen für sein Fortkommen selbst zu sorgen. So sah man nicht selten Familien aus höheren Gesellschaftskreisen mit 4 — 6 Wagen und desgleichen 4 — 6 Pferden bespannte Wagen die schlechten Wege des Landes durchziehen, um sich in die Winterquartiere nach den Städten zu begeben oder Besuche theils bei Bekannten, theils auf ihren eigenen Gütern zu machen. Dieser Karawane folgten gewöhnlich noch einige Reitpferde für Herrschaft und Diener, und dies Alles zusammen bildeten kein kleines Kontingent an Pferden. Gestüte mit 40 — 50 Mutterstuten waren daher keine Selten- heit und so zum Bedürfniss geworden, dass auch Wittwen es für ihi-e Pflicht hielten, die durch ihre Gatten gegründeten Gestüte aufrecht zu erhalten. Das Gestüt Gernyeszeg wurde im Jahre 1760 angelegt und durch angekaufte Pferde spanischer Abkunft aus den Daniel'schen und Mitessi'schen Gestüten gegründet. Im Jahre 1799 wurde für das Gestüt der Original - Spanierhengst Brillant vom Grafen Beldi erkauft. Ihm folgten 2 Söhne. Hiernach kam Spagfiiol, spanischer Abkunft, vom Grafen Josef Banffy. Anfangs vorigen Jahrhunderts (1801) wurden ältere Stuten durch jüngere aus Särpatak ersetzt. Zu jener Zeit bestanden um Gernyeszeg mehrere grosse Gestüte, nämlich 3 Teleki'sche, Gernyeszeg, Säpartak und Saromberke, und das Baron Jos. Bornemisza'sche zu Abafäja. Gegen 1830 betrug der Bestand des Gestüts ca. .50 — 60 Pferde, darunter 2 Beschäler: Cäsar (Wesselenyi'- sches Gestüt) und ca. 24 — 26 Mutterstuten, rein spanischer Rasse: feurig, schön, lebhaft. Züchtung: Mit 1835 begann die Führung des Gestüts-Stammregisters und wies damals folgenden Pferdebestand nach: 2 Beschälhengste, 16 Mutterstuten, 14 Stück 5-, 3-, 2- und 1-jährige Wallachen und 8 Saughengst- fohlen; ferner 4 Stück 4-, 3- und 2-jährige Stutfohlen, dann 3 Saugstut- fohlen. Vom Jahre 1835 — 1862 waren für Mutterstuten thätig: 17 eng- lische Vollbluthengste, 8 englische Halbbluthengste, 2 Hengste der alten Siebenbürgen. 315 siebenbürgischen Rasse, 3 Halbblut- Araberhengste, 2 Vollblut- Ai'aberhengste (Tajar, Siglavy) und 1 Hengst polniscber Abstammung (Fattju, Scheck). Die Nachweisungen, die durch gewissenhafte Führung eines Gestüts- registers bei dem Gestüt Gernyeszeg herbeigeführt wurden, ergaben Genauig- keit und Sorgfalt bezüglich der Auffrischung und Veredlung des Blutes, Branrizpirhpn- . ' um dadurch mit ängstlicher Schau der Inzucht zu begegnen. — Wegen Todes des letzten Besitzers (1882) entschloss sich, laut speziellen Nachrichten, die hinterbliebene Wittwe das Gestüt durch I Verkauf aufzulösen. Comitat Doboka. Name des Gestüts: bOrSä. Besitzer: Daniel Baron Bdnffy. Topographisches: Am Eingange von Välaszüt biegt der Weg nach Borsa links ab. Vielleicht besteht gegenwärtig ein Schienenweg von Klausen- burg aus. Borsa liegt an den Abhängen des Szamothales an einem Bach, der sich in den Szamofluss ergiesst. Das herrschaftliche Wohnhaus befindet sich im Orte und ist dasselbe mit schönen Gartenanlagen um- geben; die Gestütsstallungen und Weiden etc. befinden sich in der Nähe. Geschichtliches: Das Gestüt Borsa ist vor 1811 von Johann Bänfiy begründet worden; unter dem erfolgten Besitz desselben wurde aus dem Erbe durch Franz (Ferenx) BänfFy der Bestand auf 35 Mutterstuten erhöht und in einen zweckmässigeren Zustand gebi-acht, gegen Ende der 1820er Jahre war hier ein Gesammtbestand von 100 — 110 Pferden aufzuweisen. Zur damaligen Zeit wurden hier Pferde orientalischer und spanischer Abkunft gezüchtet, die zu Remonten verwendet wurden. Nachdem dieses Gestüt mit genanntem Bestand seit vielen Jahren eingegangen war, gründete obengenannter Besitzer 1840 ein solches von Neuem. Zuerst wurden zur Zucht gewählte siebenbürger Stuten verwendet, die von dem Halbbluthengst Danddr nach Caio gedeckt wurden; dann folgte der Danddr, Sohn, a. d. Faficy, dann trat Gambler, ein englisches Jagdpferd, ein. 1864 deckte El Bedavy 6 aus dem Militär- Hengstendepötposten Dees; hiernach befand sich der 5jährige Halbbluthengst Gidran nach Phacnomenon im Gestüt. Der Stutenbestand betrug stets 20 — 22 Stück, der Hengst- bestand 2 Stück, Bestand der Fohlen verschiedener Jahrgänge 47 Stück = Gesammtzahl der Pferde gegen 70 Stück. Züchtung: Die Pferde in Borsa wurden hart erzogen; nur über zwei Winter kamen diese in Stallungen, sonst weiter nicht mehr. Als Wagenpferde erfreuten sie sich des besten Rufes und eigneten sich nach Grösse, Form und Ausdauer noch vollkommen hierzu. Diese Pferde zeigten einen konstanten Typus. Ob das Gestüt gegenwärtig noch besteht, ist trotz gestellter Anfragen nicht anzugeben. y -^ä^Mj^ Grafenkrone, Brandzeichen: /^s% F. B. ^^^^y darunter: = Franz Bänfiy. |^ 1 B und Halbmond ■-= Daniel Bänfiy. B> 316 Siebenbürgen. Name des Gestüts: BfithlGII bei Kiausenburg. Besitzer: Alexandey Graf Bethlen. Topographisches: Der Ort und das Schloss Bethlen liegen an der Strasse von Bistritz und Czernowitz und einige 60 km von Klausenburg. Der Eigenthümer, als eifriger Pierdezüchter rühmlichst bekannt, hat das Gestüt, welches seit uralten Zeiten bestand, von der Herrschaft Apa-Nagyfalu zum Theil mit nach Bethlen gezogen, um seine Liebhaberei stets überwachen zu können. Die Weiden sind gebirgig und eben und liefern ausreichend gutes Futter. Geschichtliches: Aeltere Werke über die Gestüte im österreichischen Kaiser- staate wiesen zu Anfang dieses Jahrhunderts in Siebenbürgen 15 gräflich Bethlen'sche Gestüte nach, und in den 1828 durch den Grafen Alexander von Bethlen anonym herausgegebenen „Ansichten von Siebenbürgen" werden noch 12 Bethlen'sche Gestüte, worunter jene der Grafen Carl und Franz von Bethlen als vorzüglich aufgeführt, ein Beweis sowohl für das Alter dieser Gestüte als die ununterbrochene Neigung für die Pferdezucht, welche die Mitglieder dieser ritterlichen Familien von jeher beseelte. Züchtung: Nach einer beiläufigen Berechnung war der Pferdebestand in diesen Gestüten ungefähr 1750 Stück und stammten dieselben grösstentheils von spanischer und orientalischer Rasse, welche je nach ihrer Abstammung als Wagen- und Reitpferde stets gesucht waren. Eines besonderen Rufes erfreute sich das gräflich Paul Bethlen'sche Gestüt, in welches 1778 der durch den Oberstallmeister Fürsten von Dietrichstein erkaufte original- spanische Hengst Brilla?it gebracht und durch den die ehemals berühmte durch Geist, regelmässigen Gang, Aus- dauer und Brauchbarkeit selbst in hohem Alter ausgezeichneten «Brillant- Rasse" gegründet wurde. Aus diesem Gestüt soll auch der Barberino- Stamm nach Radautz verpflanzt worden sein, und das Gestüt steht auch aus diesem Grunde in guter Erinnerung. Im Jahre 1848 wurde das alte gräflich Bethlen'sche Gestüt getheilt. Von dessen 40 damals beinahe schon halbwild gezogenen Stuten, welche wohl gefüttert, aber nie eingestellt worden waren, erhielt Graf Alexander 10 Stück, von welchen er jedoch nur 3 zur Zucht behielt. Mit diesen und angekauften selbsterprobten Reitstuten gründete der Graf das Gestüt, indem er zur Zucht die Hengste Malek-Adel, Flamifigo, Boy-Monms, Ruhy, Carthago, Gray-Pyrrhus und Nyil, also durchaus Vollblut verwendete. Der Erfolg lohnte die Bemühungen des nicht allein um die Pferde, sondern auch um die Zucht aller Nutzthiere hochverdienten Züchters. Vollblut- zucht: Rennpferde. Bestand 1865 — 1870: 2 Vollbluthengste Bakaüir, Raber, 7 Vollblutstuten, 2 Vollblut-Stut-Fohlen, 9 siebenbürgische Halb bluter, 2 englische Halbbluter, 22 Halbblutfohlen (3 Jahrgänge). Brandzeichen: Siebenbürgen. 317 Name des Gestüts: BereSZtelke. Besitzer: foliann Bm'on Bau ff y und Stefan Keine ny. Topographisches: Nach Beresztelke führt der kürzere Weg von Klausen- burg ab über die Mezöseg; jedoch ist dieses Gestüt erst nach Zurück- legung von einigen 40 km erreichbar — , vielleicht giebt es neuerdings dort Eisenbahnen. Dasselbe liegt in ebener Gegend mit ausreichender Weide und den erforderlichen Stallungen und sonstigen Gebäuden. Geschichtliches: Das vorstehend bezeichnete Gestüt stammt aus den ältesten Zeiten und soll dasselbe durch Zukaufe von Areal aus den Wesselenyi'- schen und den Daniel von Bänffy'schen Gestüten vergrössert bezw. auf- gefrischt worden sein. Nach dem vor langer Zeit erfolgten Tode des Grafen Lajos Teleki kauften Johann Baron Bänify und Stefan Kemeny dessen Gestüte und daher stammen die noch in Beresztelke befindlichen Abkömmlinge der Familie Bik, die in Siebenbürgen sich einst eines hohen Rufes erfreuten. In den Jahren 1848 und 1849 wurde das Gestüt zwei- mal geplündert. Einmal von den Walachen, welchen jedoch die meisten Pferde wieder abgenommen, die in das Gestüt zurückgebracht wurden, und das zweite Mal von den Russen, die alles, was sie fanden, mit sich fortnahmen, so dass ausser einigen untransportablen Fohlen und 6 Pferden, welche der Besitzer in Maros-Väsärhely bei sich hatte, nichts im Gestüte blieb. Mit diesen sehwachen Resten wurde die Zucht wieder begonnen und der Hengst Prifice, welcher aus England eingebracht wurde, als Vater- thier verwendet. Dieser hoch im Blute stehende Hengst deckte mehrere Jahre hindurch mit sehr gutem Erfolg im Gestüte, zeugte sehr kräftige Pferde und wurde später, um Inzucht fernzuhalten, verkauft. Später wurden 3 — 4 Jahre hindurch Landesbeschäler zum Decken verwendet, wodurch verschiedenartige Produkte entstanden. Ferner deckten Cyriis aus Geruyeszeg, Ossian ans Hadad, dann Gray-Pyrrhus, Castor und endlich Brandzeichen: Verschiedene im Gestüte s. Zt. im Gebrauch gewesene Brandzeichen. Bolero. Bolero, geb. 1852, nach Elis oder Pastoral a. d. Saliarella, 1858 an Graf G. Szapary verkauft. Ende der 1850er Jahre enthielt das Gestüt 14 echte siebenbürger Mutterstuten, ferner aus den Jahrgängen von 1862 bis mit 1865 27 Fohlen = 42 Pferde incL des Hengstes. Comitat Doboka: Bontzhida. Comitat Torda: Koppand. riame des Gestüts: Bontzhlda und Koppänd. Besitzer: Graf Nikolaus Bänffy. Topographisches: Bontzhida liegt ca. 20 km von Klausenburg und wurde daselbst hauptsächlich das Gestüt als solches betrieben. Koppänd ist mehr als Filiale zu betrachten, daselbst befand sich seiner Zeit der Voll- bluthengst Gambia nebst 12 Mutterstuten. Das Schloss Bontzhida soll grossartiger Herrensitz, die Umgebung idyllisch und die Weideverhält- nisse sehr ffute sein. 318 Siebenbürgen. Geschichtliches: In Siebenbürgen soll es zur Thatsache geworden sein, dass jeder kleine Gutsbesitzer seit Jahrhunderten die Pferdezucht in grösserem Maassstabe betrieb, und so hat auch der gegenwärtige Besitzer das Gestüt von seinem Vater, Grossvater, ürgrossvater etc. ererbt. Die Gestüts- bücher sollten über 150 Jahre hinausreichen, wurden aber in den Jahren 1848/49 vernichtet und mit ihnen die Möglichkeit, dokumentarisch nach- zuweisen, dass die Ahnen des gegenwärtigen Besitzers die Pferdezucht stets mit besonderer Vorliebe und vorzüglichem Erfolge pflegten, und dadurch die Bänfiy'schen Gestüte in den besten Ruf brachten. Von diesen Gestüten bestehen gegenwärtig nur noch zwei, welche sich aus den älteren Zeiten ableiten, nämlich die beiden Gestüte Bontzhida und Välaszüt (s. Välaszüt). Züchtung: Wie fast jedes Gestüt Siebenbürgens, so hatte Bontzhida in früherer Zeit orientalisches Blut in seinen Pferden. Den letzten orientalischen Hengst kaufte der Grossvater des gegenwärtigen Besitzers, Baron Michael Banify, zwischen 1745 — 1750 in Marokko; dieser Hengst, dann noch ein zweiter, Tartsi, und ein dritter, Mcrges, sollen in den nun verbrannten Protokollen als vorzügliche Vaterthiere verzeichnet gewesen sein. Es ist interessant, hier mit verzeichnen zu können, dass von frühester Zeit an bis ca. 1832 behufs fortwährender Auffrischung des Blutes in den Gestütsfamilien Siebenbürgens die Gewohnheit bestand, die Hengste stets unentgeltlich decken zu lassen. Die Pfei'de- bezw. Gestütsbesitzer waren unter sich grösstentheils verwandt oder innig befreundet und Hessen daher die Stuten durch ihre Hengste gegenseitig belegen, wodurch der Typus der siebenbürger Pferde aufrecht erhalten und ihre Eigenschaften fortwährend vererbt wurden. Mit der Einführung der englischen Vater- pferde in Siebenbürgen während der Jahre 1823 — 1826 verschwand nach und nach diese Sitte und mit derselben zu einem sehr grossen Theile der Typus, welcher ihr seinen Bestand dankte. In dem Gestüte Bontzhida wuide dann vom Jahre 1828 ab mit der Kreuzung englischen Vollblutes begonnen, jedoch aber mit einem Theil des Gestüts stets der rein siebenbürgische Stamm zu erhalten getrachtet. Im Jahre 1851 deckte ferner ein Orlofi"scher Araber (Rapp- hengst), jedoch mit wenig Erfolg im Gestüt. Gleichzeitig wurde aber auch darin ein englischer Vollbluthengst, Frivatee?-, und später noch einige dergleichen gehalten. Durch die Kreuzung mit englischem und arabischem Blute verschwand bis in die siebziger Jahre der siebenbürgische Rasse- typus immer mehr und das Gestüt wurde kleiner; wie es mit demselben gegenwärtig steht, sind hierüber zur Zeit noch keine Nachrichten ein- gegangen. Brandzeichen: ^eftimmungen. 1899. 9)Jit 143 ^iDl§fd]nitten. ^■>ü bfd} gebunben. ^rei§ mi 2,-. Unter Den fur^gefofeten Setiröitjfjcvn über .tjuföefdjinn ha§ weitnnö öeftc! Wa ndtafeln zur Beurtheilung der natürlichen Pferde = Stellungen. Von A. Lungwitz. 26 lithographirte Tafeln im Formate von 75 : 50 cm, in Mappe. Preis Mk, 30,—. Wa ndtafeln zur Beurtheilung der Füsse und Hufe des Pferdes mit Rücksicht auf Fussaxe und Hufform. Von A. Lungwitz. 10 lithogr. Tafeln im For- mate von 75 : 50 cm, auf Holzleiste geschraubt. Preis Mk. 12, — . Zeichenvorlagen für Hufbeschlag=Fachschulen. 30 lithogr. Tafeln, entworfen u. herausgegeben von A. Lungwitz, K. S. Kommissionsrath, Lehrer des theoretischen und praktischen Hufbeschlags und Vorstand der Lehr- schmiede an der Kgl. thierärztl. Hochschule zu Dresden, und P. Schmidtchen, Rossarzt u. Assistent bei der Lehrschmiede an der Kgl. thierärztl. Hochschule zu Dresden, in Mappe. Preis Mk. 7,50. Vorstehend^a^gekündi^gteJV^ sich aj^^ausgezeichnete Lehr- und Anschauungsmittel beim theoretischen Unter- richt^ im Hufbeschlag glänzend bewährt. Probetafeln und Inhaltsverzeichnisse stehen^ufJWunsch kostenfrei zu Diensten. ^elcl)ntug über ^xtfbefd^Iag für A^uffc^micbe. Sm ?iuftrage be§ Sönigl. ©. 9)finifterium§ be§ Innern bearbeitet. 1898. einäelpreiS Wd. —,25. Sn Partien bebcutenb bidiger. Ucber ^llfBefd)tag. eine 33ele^rung für «ßfcrtteöcfilüer. Sm 9hiftrage be§ Si'Ql. ©. 5}iinifteviumö be§ S^nei"" IjerouSgegeben üon ber 5li3nigl. ^Tcmmiffion f. b. Söeterinönuefen gu ®rc§ben. 1901. 5Dtit 12 ?(bbilbnngen. (£inäel|3rei?^ Tit. —,40. S" Partien bebeutenb billiger. S)ettffd)rtft unb 35orfd)Iage gur SScrbeffentitg beö C^ufbcfd^Iagcg unb ber i^ufpflege im Seutfd)cn 9ieid)c Hon .^^nbcrt tion ®d[)ü<ä. 1898. gr. 8o. gef;. $reis ä)if. —,40. Ji" ^^-Hivtien bebeutenb billiger. Verlag von G. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung in Dresden. 3eitfcfirift für ba^ gefammte |)ufbej'^Iag§föej'en. Diebigirt unter SOtitlüirfung ^evborragenber ^ad)genoffen üon 2t. SuticjttJilj, ^. §. ^omtniffloitsratQ, votm. ^ordanb ber cii'örr4inicbe an J»or H%t. föieraijtf. /»odjftfjufc ju Prcsbcn. Wt Slööilöuiigcn. 9)lonnt(. eine flut auößeftattete Plummer öüit minöcfteitS 16 (Seiten. $ßrei§ für beit ganjen ^a^^'S^t^S ^^^- 3,—. ©rrdjetnt int 1883. ^rDbe=9^mnmern ne6ft öoUft. Sn^nlt^öeräeicfimB ber legten ^f^^'S- "^if SSunfd) foftenfrei. PetennärtDiff enfd^af tltd^es : Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen. Herausgegeben von der Königl. Commission für das Veterinärwesen. L— XIV. Jahrg. (1856-1869) ä Mk. 1,50. XV.— XLV. Jahrg. (1870-1900) ä Mk. 3,50. Itcber ^Ictf(i^bef(j^aii mit Befonberer 35ei*ütfftc^tigmtg ber ^reiBanffragc in i^rer iSebeutung für ben Sanbwivt:^. SSon Dr. ©Oclmnnn, ®ir. b. ftäbt. 5-teifd)= ■ - befcftau gu ®re§ben. 1895. ^rei§ Ml —,40. Handbuch der Veterinär = Polizei. Zum Gebrauche für Behörden, Ver- waltungs- und Veterinär -Beamte, Aerzte und Thierärzte, und zur Belehrung für Landwirthe und Viehbesitzer. Von Dr. Q. C. Haubner, K. S. Medicinal- rath, Prof. an der K. S. Thierarzneischule in Dresden und Landesthierarzt. 1869. gr. 80. eleg. geheftet. Preis Mk. 7,—. Der Jahresbei'icht der gesammten Medicin, 1868, herausgegeben von Virchow und Hirsch, sagt Bd. 1 S. 491: „Das von Haubner verfasste Handbuch der Veterinärpolizei ist die bei weitem gründlichste und vollständigste Arbeit, die über Veterinärpolizei überhaupt je erschienen ist." S)tc ©efuttbi^cttg^fiegc ber IattbäJirt^f(^oftIt(^en ^ait^fawgeti^tere mit k= fonberer 58erücffic^tigung i^rer (£rnä:^vung nnb S'cutsleiftungen. SSon Dr. (Ö. 6. ^aubnev, Si. ©. ®e^. 9Jieb. = 3aatf), ^^rof. an ber f. ©. Sr}ieraräneifdiule iinb 2onbe§t^ierarät a. ®. Sieite nen öearöcitete Sluftiiße. 1881. gr. 8«. 43 SSogen. 5ßrei§ ge^. Wd. 10—. eleg. geb. Wd. 12 —. Heber bie§ anerfannt befte 33ud') fetner 2lrt fagt %l). SlDßm in ber „Soc^enfc^rift für 3:f)ter:^eilfnnbe unb i8ief},^ucbt" n. 51. : ,,28enngleict) bte ^efunb'^eitS^ Pikant ber |)au'3fäugetf)iere Dor Slüem bem Sanbtuirtf) unb Sfjiergüditer obliegt, fo fann fid) bod) aud) ber Xljicrarjt ber Dbforge für bte ®efunbl)eit§ert)altu ng biefer Sfjiere nid)t entgiefien, rtenn anber§ er feinen S3eruf gan^ erfüllen unb er ouf bie 33e5eid)nung eine§ loif fenf d)af tlic^ gebilbeten $8eterinär§ Stnj|5rud) madjen'iuin, um fo mel)r, al§ bemfelben ja aud) gutu l^iüecfe ber Teilung bon Brautzeiten eine genaue BenutniB ber äuträglidjen, foroie ber fd)äbltd)en ©inroirf ung en, n)eld]en bie ^augt^iere unter ben ber = fd)iebenen 33erl)ältn{ffen auggefe^t finb, ßcraDe^n unentöe^rliri) ift. Verlag von 6. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung in Dresden. Ueber die Ursachen der Mauke oder Schlämpemauke des Rindes (Träberausschlag, Fussgrind, Fussräude, Fussmauke). Von Dr. Albert Johne, Trofessor an der Königl. thierärztlichen Hochschule zu Dresden. 1878. gr. B^. 41/0 Bogen. Preis Mk. 1,60. Slßcrlci Übn ^afimm. SSon 5ßrof. Dr. So^nc. 1894. $vei§ SDze. — ,40. ®ag ^. <^. ©efe^, 5)lc »ilDung tJoii 3u(^töcnoffcnf(t|Qftcn unb bie Eormirt Don 3"d)tt>UÜcii tictveffenb, üom 19. aifärj 1886. SSortrag, gehalten in bcr £)efoiioinifd)en ®efeIIfct)oft im Sfönigreid) ©ad)fcn, am 10. 3)c3ember 1886, nebft fecf}§ Einlagen: I. Ueber[id)t ber im 3"tit 1880 bov'^anbeiien ®enoffenf^aft§= wnb ?ntgemeinbelntrren; II. 58eräeid)nife ber 1880/86 gebitbeten 93uI(en:^aItung§=®enDffen= fcfiaften; III. 2)a§ ©efet^ bom 19. TOni 1886; IV. 9?DrmaI--©tatut für 3ucf)tgenoiien= fd)nflen; V. gntlDUvf gu einem ^rotofofl für bie fonftituirenbe ^Serfammhtng ber 3ud)tgenoffenfd)aften; VI. G-ntmuvf gu einem SSertvng ämifd)en einer guäftgenoffen^ jd)aft nub einem Snüen^Iter. SSon $rof. Ä. tJon ßnitö^Dorff, S?. 6. ®e^. Defonomterati;, ®eneralfeh-etär 2c. 1887. gr. 8». mt. 1,—. Die Königliche Thierarzneischule zu Dresden in dem ersten Jahrhundert ihres Bestehens. == Festschrift zur Säkular-Feler am 7. October 1880. =^=:^ Herausgegeben von der Direction der Königlichen Thierarzneischule. Verfasst von Dr. A. Q. T. Leisering, K. 8. Medicinalrath und Professor an der Thierarzneischule. 1880. Lex. 8. 13 ^/^ Bogen mit 2 lithogr. Flänen. Preis Mk. 4— . Lehrbuch der Pharmakologie für Thierärzte. Auf Grundlage des Arzneibuches für das Deutsche Reich und der Pharniacopoea Austriaca, sowie mit Berücksichtigang der Pharmakognosie, pharmaceutischen Chemie und Toxikologie bearbeitet von Dr. Georg Müller, Professor an der thierärzt- lichen Hochschule zu Dresden. Mit 71 künstlerisch ausgeführten Original- Holzschnitten. 1894. gr.80. geh.Preis Mk. 12,— , eleg. gebunden Preis Mk. 14,— . Dieses von der Kritik auf das Günstigste aufgenommene Werk vereinigt — zum ersten Mal in der deutschen Litteratur — alle Disziplinen der Pharmako- logie in sich, nämlich die Materia medica, die Pharmakognosie, pharmaceutische Chemie und Toxikologie und ist daher in den betrelFenden Kreisen, sowohl im Deutschen Reiche, wie in Oesterreich-Ungarn, als ein thatsächliches Bedürfniss hoch willkommen geheissen worden. ®et fraitfe »^mtb. Einleitung 5itr (Srlennung , 33e:^anbhtng unb öfilw^f! '^f"^ C^unbe^ haiiftjeiteu uiitcv Eingabe ber lielDQ£)i1ei'ten Heilmittel. 9iQd) ber (frfaljrung lie= arbeitet Don Oberförftcr i*. GiicnfcU. 1888. S». 5t>vei§ Wt. 1,—. ®te 9rßltic:^r ber ^iinber^Jeft »on bcn ©renjen ®eulid)[anbf^ SSon ®e^. 9?cgievung§= rott) Dr. airuiiino. 1871. !I. 80. Ml —40. ®tC .^imbcfragc üom etanb^nnfte ber ^>arteien unb ber ^oliäei in ®eutfdifanb§ gviifeeren ©taoten. ©in 9iefonuiHn-fd)Ing. 'ßon @€i). 9iegie= rungSvat^ 5lrt()iir SB. Äöitios^cim. 1880. 8». Wd. 1,—.* Verlag von G. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung in Dresden. ®ie SBirfung be§ ^iiBcvfitltnS uitb fein Söcrt:^ aU (SrfemtimgSmittel bei- Suberfulofe unferer §au§tf)iere. 58Dn ^rof. Dr. 91üöcr. 1901. 8". 5Jif. —,60. Ueber die Structur und das Wachsthum der Hornscheiden der Wiederkäuer und der Krallen der Fleischfresser. Von Otto Siedamgrotzky, Prof. an der Königl. Thierarznei schule in Dresden. 1871. Mit 4 lithogr. Tafeln, gr. S». eleg. geh. Preis Mk. 2,50. für baS Slöniöveii^ Sai^jen. §um ©cbrauriic für^cnttflltungsbcnmte^aBcmftnöcüorlläniij'^^ljierärjtc uniignniiitttrtljc äujammengeftellt üon Dr. C f^ichamcitotiftf, ^jcf). ^acbtcinnfrafe, ^rof. n. b. ^öniflt, WitäiiU. /socöfcftttfc ju prcsben unb il. #. c£anbcstOicrarjt. 3. umncnröcltcte ^uflflöc. 1896. 2:afd)enformat; )3ra!tifd) gebunben ^rciö 9)U. 3— . S n ^ a 1 1 : I. ®efe^e unb SSerorbnuttgen, tüeldie bie 91inDcrt)eft betreffen. II. ©efefe :inb SSerorbnungen, nield)e bie übrißcn S3icf)fcii(f)CU betreffen. III. Ü5efe|e unb ^ßerorbnungen, toeldie bie ©iitfctinDloung für Xljierc betreffen. IV. ®efet^e unb $8erorbnungen, tueldie bie ^eSltlfeftion Der ©ifcnbnftmtiflfleu betreffen. V. ©efeie unb SSerorbnungen, meldje bie Si6tt)cf)r Don S3ict)fcud)rn Uom StuölttnDc betr. Stn[}anq: ©emeinfa^ttdje a3ele^ruug über bie (ad|tt)Cincfcud)C, ®(f)«)cinci)cit unb beu 9lütl)lauf Der ®ct)tt)cinc. ©auimluiiß ber ©efelje unb aSevorbmuiöeu, bie fid) auf bie 5Ui§übung ber 2^iert)eil!unbe begießen. I. Sie Drganifation ber SSeterinär^^oIiset. — II. S(u§übung ber 2;[}ier^ei(Iunbe. 2;i)ier= örgte. — III. Slräueitcaarentianbel unb Slpot^efentnefen. — IV. Stjierj^udit. — V. SranSport unb Haltung t}on Spieren. — VI. gleifc^befdiau. — VII. ?lbbederei. Sufammengefteat üon Dr. a^. ^ittfamgvof^hy,, ^ce. Ittebicinarratft, frof . a. b. ^antflf. tOierärj«. Ssoäifäjute ju prcsbcu M«b |i. $. ^aitbcstfjüraväf. 1893. 13 ^Bogen gr. 8». gebunben ^xc\§ SJlf. 6—. Sm ©egenfa|e ju ber obenfte^enb angeüinbtgten ©animtung ber S3eterinäri)Dli,^ei= ©efe^e, bie ftd) ouSfc^üeftlid) mit ber @eud)engefe^gebuiig befd]äftigt, umfaßt biefe§ SSerf nüe gegenwärtig in i?raft befinbücf)en gefe|lid)en SBeftimmungen, bie nn engeren unb »eiteren ©inne' auf bie Stiiäiitmiig öcr X^ier^cilfiuiDe a3e5ug biben. SlKeS, tt)a§ im ®efe^= unb S?erorbnung§blatte in lofen Snftrultionen, 9J?anbaten, Siunbicbreiben, 58Drfd]riften unb SSerorbnungen ber Seprben im ^ebarf§faüe bi^fier müf)= fam äufammengefud]t »erben mufete, tüirb ^ier — t)Dn beruf enfter öani^ gufammen= geftellt unb mit einem fe^r forgfältig bearbeiteten al^l)abetifd)en ®ad)regifter öerfe^eu — in \ad-)üä) georbneter Dteit)eufDlge geboten. Verlag von G. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung in Dresden. Anleitung zur mikroskopischen und chemischen Diagnostik der Krankheiten der Hausthiere für Thierärzte und Landwirthe. Bearbeitet von Dr. O. Siedamgrotzky und Dr. V. Hofmeister, Professoren an der Königl. Thierarzneischule zu Dresden. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. Mit 56 Original -Holzschnitten. 1884. 8«. IX. und 228 S. eleg. geh. Preis Mk. 4,50. Inhalt: Einleitung. — I. Allgemeines über die Anwendung des Mikro- skopes. — II. Die häufigsten Verunreinigungen mikroskopischer Präparate. — III. Allgemeines zur chemischen Analyse. — IV. Blut. — V. Milch. — VI. Schleim. — VII. Harn. — VIH. Koth. — IX. Haut. — X. Eiter (Wund- secrete). — XL Neubildungen. — Anhang: Futter. — Wasser. — Fleisch. — Milch. Dieses vortreffliche Buch gehört im wahren Sinne des Wortes zum Hand- werkszeug des Tbierarztes und ist deshalb von eminent praktischem Werthe. Die neue Auflage hat wesentliche Umgestaltungen und Erweiterungen, namentlich hin- sichtlich der Mikroben- (Bacillen etc.) Lehre, erfahren und entspricht nunmehr nach jeder Richtung hin dem heutigen Standpunkte der Wissenschaft. ®ie gefe^nd)Ctt ©runblagen für bie ^(eifd^Befc^au unb ftaattic^c ^ä)lati)U öie^t)eri"id)erutui im ilönigreid) 6ac^jeit. 3uin ©ebraudie für 58erit)altungöbeanite, (yemeinbeborftnnbe, Jicrävjte, Snnbiuirte unb Jie'fdjbefdjauev. SSon Dr. phil. 9}i. XcmlJcI, Stöbt. Düertierarjt u. ®ir. ber ftäbt. 5-Ieifd)befd)au in e^emnil,?. 1900. fL 80, in bießfamem Seinenbonb ^rei§ Wd. 2.—. Grundzüge der Naturgeschichte der Hausthiere. Von Dr. Martin Wilckens, Prof. an der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien. 1880. gr. 80. 21 Bog. Preis gebunden Mk. 6, — . Dieses ausgezeichnete Buch ist vorzugsweise für Landwirthe geschrieben und thatsächlich berufen, eine Lücke in unserer Literatur auszufüllen, denn bis jetzt existirte kein Werk, welches die Naturgeschichte aller Hausthiere, d. h. ihre zoologischen und Rassen-Merkmale, ihre Abstammung, Verbreitung, Zähmung etc. in einem Bande behandelte. Post 1880, Nr. 313: „ . ■ . . Der Verf. beansprucht für das Ganze zu be- scheiden nur den Titel „Grundzüge" der Naturgeschichte. Besonders die Definitionen der verschiedenen Rassen der Hausthiere sind äusserst lehrreich und durch die klare Ausdrucksweise auch dem Laien verständlich, und in der That muss das Buch jedem Landmanne, in dessen Reich ja die Hausthiere vom Pferd an bis hinab zur fleissigen Biene eine so bedeutende Rolle spielen, viel Interessantes und Belehrendes bieten." Canbrt)irtl]fd^aft: 33en(^te axtö beut ^^i)ftoIogif(^en gaöovatorium imb bcr 9Serfxt(3^§ttnftaIt bc§ Ianbnnrtf)fd)aftüd)eu 3n)'titut§ ber Uniüevfität ^^aU.?. §erauögegebeu öon ^rofeffor Dr. 3ut tü^n: 83i§ jetit er[d)ienen 15 ipefte. 3Iu§iüC)rIid)e S"f)oIt^öer3eid)nii'fe mit Preisangabe auf S^erlangen foftenfrei. 2tnleitmtg giir fachgemäßen ^anb^abimg ber ^inbüie^jXK^i sSon ^rofeffor Dr. @. ^ufd). 3. 5htfl. mit 3 ?tbbitb. 1891. ^m§ mt —,50. 3ctts uttb «Streitfragen auf bem ©eBiete ber ^cnrtfieilung be§ 9f{inbe§, inäbefonbere über bie 3^afie=, 2(bftammung§= unb 5''-''i"inentierl}äIlniffe in iljien Se= jielungen ^u ben ^elftungen ber Spiere. 3Son ^mf. Dr. (S. '^n\ä) , £anbe§tt)ier= guc^tbireftor. 1900. ^rei§ 'm.. —.60. Verlag vou G. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung in Dresden. dninljrung öfsi^intmidjes wiffen|(fjaftH(^cu mib ^jroftifdjen @cft(fjt§)}unfte. (Sine non ber Scf)Iefi[cE)en ©efellfrfiaft für t)aterlänbtfcf)e Kultur gehrüute $)retBfdjtift non Dr. gultuö ^nljn, ®e^. D6er=9ie(5icTiing?=Diat(j, erb. öffcnt(. ^Jivofeffrv unb Sircttor bc§ tQnbiuirtr)fcf)aft[irfieit :3nftitut§ ber nniüerfitiit §alle, frü.ercui prn!tifc()en SanblDtrttie. 'gHoito: „Sa§ Süige bc5 §ertit mäftet feilt SBie^." 11. fcl^r bcvmel)vtc «nb ticröcffcttc Sluflrtflc. Wlit 64 in ben Xej;! eingebrncften £>Dläfd)nttten öon ^xo\. §. SBürfner. 1897. gr. 8«. 432 ©eiten. Sn gefc^macföDlIent (äinbonbe «ßrciS SDlf. 7— . 2)a§ t>orftef)enb angefünbigte 33ud) ää{)It gu ben berü^niteften 3Ser!en ber lanbiu. Sitteratur: e§ bebarf feiner (Smpfe^hing meliv, benn bie ^Jcottiwenbigfeit einer 11. Stuftagc fpricf)t berebter al§ bie uiortreic[)fte 9lnpreifung. 3)er S^erfaffer wax auf ba§ ®ett)iffen= f)Qftefte bemüfit, and} für biefe 11. 5tuflage bie iärgebniffe ber neueren unb neueften Unter; furfntngen über tl)ierifcl)e (Srnäbrung ,^u üeritiertiien unb burd) bte 93erüdfid)tigung ber' mannigfadien llmgeftaltungen, bie bie g-ütterungSIefire Umbrenb ber legten ^abre erfabrcn bat,, ift ha§, 33ud) nunmebr in Sabi'beit uneber auf bie .'pööc bct 3cit gebvad)t iDorber. 9iu§ biefem ©runbe werben firf) felbft bie SSefi^er ältefer 9(uf!agen — »Denn anberg fie mit ber 2Siffenfd)aft ©d)ritt 'i)alkn röoHen — "ber ?tnfd)affung audj ber neuen Stu§gabe nid)t entf)alten Üjnnen. gwetf unb 3TufgaBe ber Sattbirirt^fi^aftSsSSiffenfc^aft an ber Unit)erfttät. Deffentlicfje Stntrtttg^SSorlefung, gebalten in ber Stula ber Unitierfttät Sei^^gig am 30. Slpril 1890 öon Dr. SBit()clm tird)ucr, orb. «ßrofeffor unb "Sireftor be§ lanbroirtbftf). SnftitutS ber llnioerfttät Seipsig. 1890. gr.8« eleg. ge^. ^rei§ 3)?f. —,60. S)te gtüetf madige (grttd^nmg be§ 50?il(^t)te^e§ üom tüirt^fi^, (^tanb^imfte. 9Son ®e^. |)ofratb ^ßrof. Dr. SSil^cUn Siritincr. 1901. ^rei§ Wt. —,60. 3eits xmb Streitfragen an§ bem ©eBtete ber ®üngerle^re, «Bon Dr. 2öilf)clm Äirdjncr, orb. ^rofeffor unb ©ireftor be§ lanbm. 3tt[titut§ ber Uniüorfhät Seipäig. 1894. ^5rei§ Wt -,50. Ueüer bett relatiöeu ®üttgett)ert^ ber ^f)o§p^at^ mit befonberer 3tücffid]t= nabme auf S^omaSfdilade, linDd)enmebI, ^eruguano unb i^JobroIit^enmebl. Sine öon ber Siebig=Stiftung bei ber Ifgl. 53ot)erifcben Slfabemie ber 2giffenfd)aften in ^Kind)en gefrönte $rei§fd)rift üon ißrof. Dr. (S. mavd, Dirigent be§ Ianbtinrt^fcbaftlic^= pbt)1toIogifd)en SaboratoriumS unb Ianbiuirtbfd)aftIid)=bDtanifd)en G?arten§ an ber^gt. Unitjerfttät ^u S?önig§berg. 1889. (Sin ftarfer 33anb in SeiiEon 8». m\t 2 Iitt}o= gra^^irten Slbbilbungen unb 23 farbigen Slurüentafeln. ^rei§ eleg. ge^. Wd. 12,~. $rof. Dr. (£. SB o Unb in 93?üud)en fagt über ha^^ 33ud) in einer fe^r au§fübv= Iid)en S8efpred)ung: „Sie D^efultate, bie ber 58erfaffer burd) feine mit ftaunen^siuertfiem g-Iei^e unb großer llmfidit ausgeführten ej:afteu 3Serfud)e erf)ielt, finb für bie ^raji§ öon fo einfdineibenber 3Sid]tigteit, ha^ e§ geboten erfdjeint, bie Slufnicrffamfeit ber |3ra!tifd)en 2anbniirt(]e auf bie in 9febe ftebeube Sd)rift unb if)re S3ebeutung für bie S^üngerle^re an biefer Stelle biuäulenfen." I. S3anb. 3. ?ruf(oge. |»ü^ncr, %xütt)ül)nev, ^crU)uf)ncr, Pfauen, gnfnncn jc. 1896. 2)Jit 102 $oI,^[dniitten. Verlag von G. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung in Dresden. Süiiftrirteg ^axMuä) ber ^eberöie^guci^t 58ün Dr. «l. 6. @d. ©nlönmiiö. ©QUälici) unifleftaltet unb umfleartieitet Hon Dtto öirün^albt. IL SBanb. 2. ^ruflage. f tc Stauben iinii öas PnjTergf flügcl : Xnuöcn, ©ntcii, (Sänfc, Sdironne. 1897. SOJit 133 .'poläfdiiutten. ¥n-ei§ gel). 2KE. 12,-, eleg.'gbb. Wd. 14,—. | ^rei§ ge^. 2Jtf. 12,-, eleg. gbb. Wt. 14,—. i^" Scbcr «ani> tft ein,^cln frttif(tc^. "^Q ®ie[e§ 2BerE l^at t>on je^er ben er[ten ^Ia|( in ber beutfd)en ©efüigelütteratur ein= genommen; bie je|3t öovüegenbe 9tenbearbeitnng mirb mefentUd) ba,^n beitragen, i^m biefe benorängte ©tefle bauernb ju fiebern. 3lu§f üfirlidjen ^rofpeft mit ,^n()IreidKn ^Iluftrationiäproben üerfenben mir auf SSertangen überallbin gratis. ®ic ^nbwftneüc ®cftügclgu(^t im ©ro^* unb ^IctitBctricB. 3? du Otto @riint)nlDt ©ine S^arfteHung i^ter Sntiüiifetung bi§ jur ©egenmart unb ein |3raftifd)er {^ütjrer unb 9fatt)geber für ergiebige ©ierprobuftion, 33rut, ^infjud)!, SOtnftung nnb ^Bermertbung alter ?(rten unfere§ 9htl^geflügel§. SDcit 31 ?(bbtlbungen. gugleid) üierte, gänälid) umgearbeitete unb er^eblid) erweiterte 5hiflage ber „fünft- Iid)en ® ef (ügel^ud)!" Don Dtto ©rün^albt. 1896. 12 Seiten 8". gJreiö ijübid) gebunben 5Dtf. 2,50. Sn^aIt§ = 2Ser5eid)ni^. SSortuort. — ^ie Sitteratur über fünftlid)e ®ef(ügel5Ud)t — (frfter 3lbfd)nitt. ©ntttiidelung§gcfd)id)te ber fünftlidjen 33rüterei. — (I"in= leitung — S)ie fünftticbe ^rut in iSgypten unb ©bina. — ®ie tünftlid^e 33rut in ©uropa unb 5(merifo. A. Suftbrüter mit Safferbeiäung. B. Safferbiüter. Tie e(e!trifd)e SBörmereguIirung. C. Suftbrüter ebne SBafferbeijung. — S'^'^i^er 3lbfd)nitt. 5ht§fübrung ber !ünftlid)en ^örnt unb Sluf,^ucbt. — "Sie 3tu§ioabi ber S3ruteier. — Sluefübrung ber fünftlid)en 33iut. — Sie fünftlicbe Sinfjudit. — ©Uten, ^erlbübner, Srutbübner, g-afanen. — Sri tter Slbfd)nitt. ®ie inbuftrielle ©eflügelsud)t. — ©eflügeläud)t auf ©iergeminnung. — SJiäftung be§ ©eflügelö. — ©diiacbten, 9{u)5fen, 5)reffiren unb S*ierpaden. — '^k ßudit auf 3-Ieifd)er5eugung. — ®ie $8ernicrtbung ber ßrjeugniffe. — SSeranfd)lagung ber ©inridjtungöfoften. — Diücfblide unb 3latf)fcbläge. — 9Jacbtrag. ^ic |5?ifC^U)äffcr im ilÖnigrcic^C ^ai^fcn. Sarfteünng ber gefammten fäc^fifdjen 3-ifc£)ereitierl)äItniffe. 9(uf ©runb eigener (Srmiltelungen beiauSgegebeu Dom Säd)f. g-ijd)evei=3>erein. iöcaibeitet üon Dr. iBruiiO